Albert von Thurn und Taxis (1867–1952)


aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wechseln zu: Navigation, Suche

Albert Maria Joseph Maximilian Lamoral von Thurn und Taxis (* 8. Mai 1867 in Regensburg; † 22. Januar 1952 ebenda) war von 1888 bis 1918 der achte Fürst von Thurn und Taxis.

Leben

Datei:Wappen von Thurn und Taxis.jpg
Wappen des Fürstenhauses von Thurn und Taxis

Als jüngstes von vier Kindern des Erbprinzen Maximilian Anton von Thurn und Taxis (1831–1867) und der Herzogin Helene in Bayern (1834–1890) wurde er am 8. Mai 1867 in Regensburg geboren. Wenige Wochen nach seiner Geburt starb sein Vater, so dass beim Tod des Großvaters Fürst Maximilian Karl (1802–1871) sein Bruder Maximilian Maria (1862–1885) unter Vormundschaft seiner Mutter neuer Fürst von Thurn und Taxis wurde.

Die Kindheit verbrachte Prinz Albert mit seiner Mutter und den drei Geschwistern im Erbprinzenpalais am Regensburger Bismarckplatz. Wie bei vielen Aristokraten damals üblich, absolvierte er eine Art Studium Universale, er besuchte in Würzburg, Freiburg und Leipzig Vorlesungen in Jura, Nationalökonomie und Kunstgeschichte. Als sein Bruder Fürst Maximilian Maria bereits im Alter von 23 Jahren starb, trat Prinz Albert 18-jährig, ebenfalls unter mütterlicher Vormundschaft, die Nachfolge seines Bruders an. Sein vollständiger Titel lautete damals: Fürst von Thurn und Taxis, Fürst zu Buchau und Fürst von Krotoszyn, gefürsteter Graf zu Friedberg-Scheer, Graf zu Valle-Sassina, auch zu Marchtal, Neresheim etc., Erbgeneralpostmeister. Im Jahre 1899 kam noch der königlich-bayrische Titel eines Herzogs zu Wörth und Donaustauf dazu. Mit der Großjährigkeitserklärung am 8. Mai 1888 war er dann uneingeschränkt Chef des Fürstlichen Hauses von Thurn und Taxis.

Neben einer Vielzahl von Orden und Ehrenzeichen, die er zeit seines Lebens erhalten sollte, war die Aufnahme in den Orden vom Goldenen Vlies wohl die höchste Auszeichnung, die ihm zuteilwurde. Sie erfolgte am Andreastag, dem 30. November des Jahres 1889 gemeinsam mit zehn anderen Vertretern des europäischen Hochadels, darunter dem späteren Schwiegervater seiner einzigen Tochter, König Friedrich August III. von Sachsen. Fürst Albert war damit das neunte Mitglied des Hauses Thurn und Taxis, das dem höchsten Orden der katholischen Christenheit angehörte.

Beim Regierungsantritt 1888 war Fürst Albert noch unverheiratet. Am 15. Juli 1890 heiratete er in der Siegmundkapelle der Königlichen Burg von Ofen (in Budapest) Erzherzogin Margarethe Klementine von Österreich (1870–1955). Der Erzbischof von Gran und Primas Hungariae, Kardinal János Simor nahm die Trauung vor. Die aus der ungarischen Linie des österreichischen Kaiserhauses stammende Erzherzogin Margarethe lebte über 60 Jahre mit ihm zusammen. Aus der Ehe gingen sieben Söhne und eine Tochter hervor.

Das Jahrbuch der Millionäre in Württemberg mit Hohenzollern führt ihn, der der 1. Württembergischen Kammer angehörte, im Jahr 1914 als reichsten Mann Württembergs, mit einem Vermögen von 270 Millionen Mark. Zum Vergleich: das Vermögen des württembergischen Königs Wilhelm II. wurde im selben Jahr nur auf 36 Mio. Mark beziffert.<ref>Rudolf Martin: Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre in Württemberg mit Hohenzollern. Berlin 1914, S. 2–3.</ref>

Um die Stadt Regensburg machte sich Albert als Wohltäter, Bauherr und Kunstmäzen verdient. So gründete er 1919 die fürstliche Notstandsküche, um die Not der Bevölkerung in den Wintermonaten nach dem Ersten Weltkrieg zu lindern. Ab 1923 wurde sie dann als ständige Einrichtung weitergeführt und blieb so bis zum heutigen Tage erhalten. Im Jahre 1957 kamen erstmals auch 70 Studenten in den Genuss der fürstlichen Küche. Bis zu 400 Essen werden heute täglich von Montag bis Freitag an Bedürftige ausgegeben. Nach dem Zweiten Weltkrieg öffnete er sämtliche fürstliche Schlösser in und um Regensburg für die zahlreichen Flüchtlinge. In das ehemalige Benediktinerkloster Schloss Prüfening zog für kurze Zeit die Philosophisch-theologische Hochschule ein. Der 14 m hohe Hochaltar der Stadtpfarrkirche St. Josef in Reinhausen wurde von ihm gestiftet, sein Wappenbild ziert das Kunstwerk auf Höhe der zentralen Josefsfigur.

Albert war aber auch ein Förderer der Künste und unterstützte die verschiedensten kulturellen Aktivitäten in Regensburg. Er spielte Klavier und Orgel und übte sich in privatem Kreise auch als Bariton. Als 1913 aus Anlass des 100. Geburtstages von Richard Wagner in der Walhalla eine Büste des Komponisten aufgestellt werden sollte, bat Fürst Albert den Prinzregenten Luitpold persönlich darum, die Kosten für die Büste und deren Aufstellung übernehmen zu dürfen.

Datei:Albert.gif
Totenzettel von 1952

Im Jahre 1812 hatten die Fürsten von Thurn und Taxis als Teilentschädigung für den Verlust des Postmonopols im Königreich Bayern die Klostergebäude des säkularisierten Reichsstiftes St. Emmeram erhalten. Ab 1816 wurden diese zur Residenz umgebaut. Der Architekt Max Schultze errichtete für Fürst Maximilian Maria den 150 Meter langen Südflügel des Schlosses (1883–1885). Unter der Regentschaft von Fürst Albert wurde dieser dann ab 1888 im Stil des Neo-Rokoko eingerichtet. In den Jahren 1904 bis 1908 ließ Fürst Albert auch einen neuen, modernen Marstall mit Stallungen und dreigeschossigem Wagenhaus im nördlichen Trakt des neuen Hofmarschallamtes an der Waffnergasse vom fürstlichen Baurat Max Schultze errichten. Nach der Einstellung des Fahrbetriebes und der Auflösung des fürstlichen Marstallamtes (1931) blieben das Wagenhaus und die Geschirrkammern mit ihren Beständen als Marstallmuseum der Fürsten von Thurn und Taxis erhalten.

Kunstsinn und Wohltätigkeit waren auch zwei Haupteigenschaften der Fürstin Margarethe. Sie hat sich nicht nur als Malerin und Bildhauerin in Künstlerkreisen einen Namen gemacht, bis ins hohe Alter assistierte sie auch als OP-Schwester in Regensburger Krankenhäusern. Dem Chefarzt Dr. Leo Ritter bei den Barmherzigen Brüdern stand sie oft bei Operationen zur Seite.

Albert erhielt 1913 als erster Rezipient die Goldene Bürgermedaille der Stadt Regensburg.<ref>Goldene Bürgermedaille, Stadt Regensburg.</ref> Er wurde 1923 zum Ehrendoktor der Innsbrucker Leopold-Franzens-Universität ernannt. Seit dem Jahre 1922 gab es Bestrebungen der Tiroler, sich vom „roten Wien“ zu lösen und unter einem katholischen Monarchen selbständig zu machen. Da Albert mit einer Habsburgerin verheiratet war und den Tiroler Vorstellungen eines katholischen Regenten entsprach, wollte man dies mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde unterstreichen.

Albert war in seinem katholisch und aristokratisch geprägten Selbstverständnis ein Gegner des Nationalsozialismus.<ref>Dallmeier, Schad, a. a. O., S. 139.</ref> Er leistete zwar keinen aktiven Widerstand, musste aber miterleben, dass sein Sohn Karl August im August 1944 verhaftet und in das Landshuter Gestapo-Gefängnis verschleppt wurde, wo er bis 1945 inhaftiert blieb. 1949 erhielt er die Albertus-Magnus-Medaille der Stadt Regensburg.

Am 15. Juli 1950 feierten Albert und Margarethe von Thurn und Taxis unter großer Beteiligung des europäischen Hochadels und der Regensburger Bevölkerung ihre Diamantene Hochzeit. Am selben Tag, in derselben Heiligen Messe, heiratete ihre Enkelin Maria Fernanda Franz Josef Prinz von Hohenzollern. Die Stadt Regensburg ehrte das Jubelpaar mit der Ehrenbürgerwürde der Stadt.<ref> Ehrenbürger der Stadt Regensburg</ref>

Am 22. Januar 1952 starb Albert Fürst von Thurn und Taxis im Alter von 84 Jahren im Regensburger Schloss St. Emmeram. Seine Frau Margarethe starb drei Jahre später am 2. Mai 1955. Beide wurden in der Fürstlichen Gruft des Schlosses beigesetzt. Heute tragen zwei Straßen in Regensburg die Namen des Paares.

Albert war unter anderem Ehrenmitglied der katholischen Studentenverbindungen KDStV Vindelicia München und der KDStV Rupertia Regensburg im CV.

Titel bis 1919

Bis zur Aufhebung der Standesvorrechte in der Weimarer Republik 1919 trug er nach dem Genealogischen Handbuch des Adels folgende Titel: Fürst zu Buchau und Fürst von Krotoszyn, (seit 1899:) 1. Herzog zu Wörth und Donaustauf, gefürsteter Graf zu Friedberg-Scheer, Graf zu Valle-Sássina, auch zu Marchtal, Neresheim usw., Erbgeneralpostmeister<ref>Genealogisches Handbuch des Adels, Fürstliche Häuser Band XV, Limburg/Lahn 1997, S. 474</ref>

Nachkommen

Vorfahren

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Maximilian Karl von Thurn und Taxis (1802–1871)
Fürst
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Maximilian Anton von Thurn und Taxis (1831–1867)
Erbprinz
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Konrad Heinrich Ernst Friedrich von Dörnberg
Freiherr von Dörnberg
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Wilhelmine von Dörnberg (1803–1835)
Reichsfreiin von Dörnberg
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Wilhelmine Sophie von Glauburg
Freiin
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Albert von Thurn und Taxis (1867–1952)
Fürst
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Helene in Bayern (1834–1890)
Herzogin
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 


Literatur

  •  Wolfgang Behringer: Thurn und Taxis, Die Geschichte ihrer Post und ihrer Unternehmen. München, Zürich 1990, ISBN 3-492-03336-9.
  •  Martin Dallmeier, Martha Schad: Das Fürstliche Haus Thurn und Taxis, 300 Jahre Geschichte in Bildern. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 1996, ISBN 3-7917-1492-9.

Weblinks

Einzelnachweise

<references />

VorgängerAmtNachfolger
Maximilian MariaFürst von Thurn und Taxis
1885–1918
---
VorgängerAmtNachfolger
Maximilian MariaChef des Hauses Thurn und Taxis
1885–1952
Franz Joseph