Allgemeines Anpassungssyndrom


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Phasen des Allgemeinen Anpassungssyndroms

Allgemeines Anpassungssyndrom (AAS, synonym Adaptationssyndrom, Selye-Syndrom, engl. general adaption syndrome) bezeichnet ein allgemeines Reaktionsmuster des Körpers auf länger anhaltende Stressreize. Entwickelt wurde das Modell von Hans Selye (1956, 1974, 1978).

Beschreibung

Ist ein Organismus längere Zeit Stressoren (Leistungsdruck, Lärm, Hitze, Hunger, psychische Belastungen...) ausgesetzt, zeigt er eine Antwort, die eine kurzzeitige Erhöhung der Widerstandskraft bewirkt, langfristig aber zu körperlichen Schäden bis hin zum Tod führen kann.<ref> Irmtraud Beyer, Horst Bickel, u.a.: Natura - Biologie für Gymnasien - Oberstufe. Ernst Klett Verlag, 2005</ref><ref>Horst Bayruber (Hrsg.), Ulrich Kull (Hrsg.): Linder Biologie. Gesamtband, 21. Auflage, Schroedel Verlag GmbH, Hannover, 1998</ref>

Man unterscheidet drei Stadien:<ref>Pschyrembel, Eintrag Anpassungssyndrom, allgemeines</ref>

Alarmreaktion

Hauptartikel: Stressreaktion#Physiologie

Die akute körperliche Anpassungsreaktion wird vor allem durch Stresshormone ausgelöst, die der raschen Bereitstellung von Energiereserven dienen. Die Katecholamine bewirken eine Erhöhung von Blutdruck und Puls, während die Hypophyse vermehrt ACTH (adrenocorticotropes Hormon) ausschüttet, das auf die Nebennierenrinde einwirkt. Diese erhöht ihre Aktivität und gibt vermehrt Glukokortikoide, wie z. B. Cortisol, ab. Cortisol bewirkt eine Hemmung der Proteinbiosynthese und fördert den Proteinabbau in Knochen, Muskeln und lymphatischen Gewebe. Diese Prozesse haben eine erhöhte Aminosäureabgabe ins Blut zur Folge. Diese freien Aminosäuren werden in der Leber zur Glucoseneubildung eingesetzt, der Blutzuckerspiegel steigt. Außerdem wird, durch die Hemmung der Proteinbiosynthese in den lymphatischen Organen, die Tätigkeit des Immunsystems unterdrückt (Entzündungshemmung). Der Körper gerät so in einen Zustand erhöhter Aktivität und höherer Leistungsbereitschaft.

Widerstandsstadium

Nach einer kurzfristigen Alarmreaktion des Körpers gerät er in die sogenannte Widerstandsphase, in der er bestrebt ist, das aktuelle Stressniveau durch Beseitigung der stressauslösenden Reize wieder zu reduzieren, die in der Alarmreaktion ausgeschütteten Stresshormone abzubauen und so den Normalzustand wiederherzustellen. Diese Widerstandphase kann allerdings nur für einen begrenzten Zeitraum aufrechterhalten werden.<ref>F.W. Nerdinger, G. Blickle, N. Schaper: Arbeits- und Organisationspsychologie, S. 523.</ref>

Es kommt zur Ausschüttung von Somatotropin (STH) und Mineralocorticoiden sowie zur Zunahme entzündlicher Reaktionen wie Magengeschwüren.

Erschöpfungsstadium

Ist ein Mensch ständig Phasen erhöhter Aktiviertheit ausgesetzt, kann es zu ernsthaften Langzeitschädigungen kommen. Auf körperlicher Ebene kann es zur Schrumpfung der Thymusdrüse und der Lymphdrüsen kommen. Es können zudem Magengeschwüre entstehen. Mittelfristig kann es zu Störungen auf der kognitiven, der emotionalen, der vegetativ-hormonellen und der muskulären Ebene kommen.<ref>F.W. Nerdinger, G. Blickle, N. Schaper: Arbeits- und Organisationspsychologie, S. 524.</ref>

Beispiele für Störungen aufgrund von andauerndem Stress sind verzerrte Wahrnehmungen und Denkweisen (kognitive Ebene), Befindlichkeitsstörungen wie Gereiztheit, Ängstlichkeit, Unsicherheit oder Aggressivität (emotionale Ebene). Weitere Folgen können verminderte Leistungsfähigkeit, ineffiziente Handlungsweisen sowie allgemeine Überforderung und Erschöpfung sein. Die Erschöpfung zeigt sich unter anderem darin, dass der Körper schneller in den genannten Aktivierungszustand (siehe "Alarmreaktion") gerät, wobei die Aktivierung intensiver ist und der Körper sich nur langsam wieder erholt (vegetativ-hormonelle Ebene).<ref>F.W. Nerdinger, G. Blickle, N. Schaper: Arbeits- und Organisationspsychologie, S. 524.</ref>

Langfristige Auswirkungen von Stress können die langfristige Beeinträchtigung des Wohlbefindens, psychosomatische und psychische Störungen sowie diverse Krankheiten (z.B. Magen-Darm-Krankheiten, Hautkrankheiten, Schlafstörungen, Depression, Burnout-Syndrom) sein. Außerdem ist das Risiko für Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Krankheiten erhöht (vgl. Faltermaier, 2005).<ref>F.W. Nerdinger, G. Blickle, N. Schaper: Arbeits- und Organisationspsychologie, S. 524.</ref>

Einzelnachweise

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