August Sartori (Pädagoge)


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August (Heinrich Andreas) Sartori (* 9. August 1827 in Lübeck-Schlutup; † 20. Mai 1908 in Lübeck) war ein deutscher Pädagoge und in vielfältiger Weise in seiner Heimatstadt Lübeck bürgerschaftlich engagiert.

Leben und Werk

August Sartori war der Sohn von Gottfried Andreas Sartori (1797–1873), dem Pastor der Schlutuper St. Andreas-Kirche. Er wuchs in Nusse, der damaligen Lübeckischen Exklave auf, wohin sein Vater 1828 als Pastor berufen worden war. Theodor Sartori war sein jüngerer Bruder, der Reeder August Sartori (Reeder) war sein Cousin. Nach dem Besuch des Katharineums bis Michaelis 1847<ref>Hermann Genzken: Die Abiturienten des Katharineums zu Lübeck (Gymnasium und Realgymnasium) von Ostern 1807 bis 1907. Borchers, Lübeck 1907. (Beilage zum Schulprogramm 1907): Digitalisat, Nr. 455</ref> studierte er Evangelische Theologie in Jena und Halle, wo er Mitglied der Corps Thuringia Jena und Guestphalia Halle wurde.<ref>Kösener Korpslisten 1910 129, 284; 98, 348.</ref> Er wurde Kandidat des Predigtamtes, trat aber 1853 in den Lübecker Schuldienst und erhielt 1856 eine feste Anstellung als Oberlehrer am Katharineum. Er blieb daneben noch lange Kandidat der Theologie, um seinem Vater Vertretung und Unterstützung im Amt gewähren zu können. 1880 erwählte ihn der Senat zum Professor am Katharineum und berief ihn damit nach der zu diesem Zeitpunkt noch geltenden Bestimmung in eine der vier höchsten Lehrerstellen des Gymnasiums, während später die Bezeichnung Professor lediglich eine dienstälteren Oberlehrern zuteilwerdende Auszeichnung wurde.

Neben seinem Lehramt, in dem er Generationen von Schülern prägte, war Sartori in unterschiedlichen Funktionen gesellschaftlich engagiert. Die Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit hat kein eifrigeres Mitglied gehabt als ihn.<ref name="Nachruf">Nachruf (Lit.)</ref> Er hielt zahlreiche Vorträge, war Mitbegründer der Geographischen Gesellschaft und seit 1882 Vorsteher des Schullehrerseminars, das er von 1885 bis 1894 als Direktor leitete. In der Gemeinnützigen war er von 1877 bis 1880 Direktor und zwei sechsjährige Amtsperioden lang Mitglied ihrer Vorsteherschaft. Durch die Verleihung ihrer Denkmünze in Gold an ihrem hundertjährigen Stiftungsfest, zusammen mit Wilhelm Brehmer und Adolph Hach, hat die Gesellschaft ihm ihren Dank für seine gemeinnützige Tätigkeit ausgesprochen.

Schon früh war Sartori Mitglied im Redaktionsausschuss der Neuen Lübeckischen Blätter geworden. Nach einer Krise 1859, die kurzfristig zur Einstellung des Blattes führten, gründete Sartori zusammen mit dem Verleger Rahtgens schon nach wenigen Wochen die Lübeckischen Blätter und war dreißig Jahre lang gemeinsam mit Rahtgens ihr Herausgeber bis zu ihrer Übernahme durch die Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit. Unter seiner Leitung wurde die Zeitschrift zum führenden Diskussionsforum des Lübecker Bildungsbürgertums.

Dreißig Jahre lang, von 1865 bis 1895, gehörte er der Lübecker Bürgerschaft an. Viele Jahre hindurch war er Mitglied des Kirchenvorstands der Marienkirche. Als 1895 die lange auch von ihm erstrebte Synodalverfassung für die Evangelisch-Lutherische Kirche in Lübeck eingeführt wurde, war er einer der ersten Synodalen.

Seit 1850 Mitglied der Freimaurer-Loge Zur Weltkugel, war er 1879–1898 ihr Meister vom Stuhl.<ref>Eintrag Sartori, August Heinrich Andreas. In: Allgemeines Handbuch der Freimaurerei Zweiter Band: M–Z, Leipzig: Max Hesse 1901, S. 307</ref>

Sartoris Hauptschaffenszeit lag in den 1870er und 1880er Jahren; in dieser Zeit sei, so sein Nachruf, überhaupt kaum ein gemeinnütziges und patriotisches Unternehmen in Lübeck gegründet worden, das nicht Wert darauf gelegt hätte, ihn zu seiner Gründung mit heranzuziehen, wenn er nicht etwa selbst zu dieser die Anregung gegeben hatte.<ref name="Nachruf" /> 1898 ließ er sich pensionieren und zog sich aus dem öffentlichen Leben zurück. Er verabschiedete sich aus dem Schuldienst mit einer bemerkenswerten Schulprogramm-Abhandlung Die Psychologie als Unterrichtsgegenstand in der Prima, einer der ersten Untersuchungen zu diesem Gebiet.

Sein Sohn Paul Sartori wurde ein bekannter Volkskundler.

Schriften

  • Ueber den Laodicenserbrief: eine exegetisch-kritische Abhandlung. Lübeck: Dittmer 1853
  • Zur Erinnerung an die fünfunzwanzigjährige Jubelfeier des theologischen Vereins in Lübeck. Lübeck: Rathgens 1854
  • Die christlichen und mit der christlichen Kirche zusammenhängenden Secten. Lübeck: Boldemann 1855
  • Bürgermeister Bernhard Heinrich Frister, Dr. jur. utr. Lübeck: Rahtgens 1861
  • Die Stellung Jesu zu den Parteien seiner Zeit. Lübeck 1868
  • Einige Bemerkungen über den Gebrauch des Relativpronomens im Deutschen. Schulprogramm des Katharineums 1882 (Digitalisat)
  • Das Lübeckische Schullehrerseminar: 1807–1889 Lübeck 1889
  • Die Psychologie als Unterrichtsgegenstand in der Prima. Schulprogramm des Katharineums 1898 (Digitalisat)

Literatur

  • Professor August Sartori. In: Lübeckische Blätter 50 (1908), S. 354–356 (Nachruf)

Einzelnachweise

<references />