Wüstenrot Bausparkasse
Wüstenrot Bausparkasse AG | |
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Logo | |
Staat | Deutschland |
Sitz | Ludwigsburg |
Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Bankleitzahl | 600 330 00<ref name="Daten050492">Stammdaten des Kreditinstitutes bei der Deutschen Bundesbank</ref> |
BIC | BSWL DE61 XXX<ref name="Daten050492"></ref> |
Gründung | 1921 |
Website | www.wuestenrot.de |
Geschäftsdaten 2014<ref name="GDaten">Geschäftsbericht 2014</ref> | |
Bilanzsumme | 23.068,3 Mio. Euro |
Einlagen | 17.595,3 Mio. Euro |
Kundenkredite | 14.210,0 Mio. Euro |
Mitarbeiter | 1.764 |
Leitung | |
Vorstand | Bernd Hertweck (Vorsitzender) Michael Gutjahr Jürgen Steffan |
Aufsichtsrat | Alexander Erdland (Vors.) |
Die Wüstenrot Bausparkasse AG ist eine private Bausparkasse mit Sitz in Ludwigsburg. Ihre Anfänge gehen auf das Jahr 1921 zurück, in dem der methodistische Laienprediger Georg Kropp in einem kleinen Ort namens Wüstenrot eine Vorläufereinrichtung gründete. Als Erfinder des Bausparens hat Wüstenrot im Eigenheimbau der Idee Hilfe zur Selbsthilfe zum Durchbruch verholfen. Nach der Höhe des Bausparneugeschäfts belegt Wüstenrot den zweiten Platz unter den privaten Bausparkassen (Stand: 2013).<ref>https://www.ww-ag.com/de/ww_gruppe/dieunternehmenderwwgruppe/ww_ag/wstenrotwrttembergischeag_1.html</ref>
Inhaltsverzeichnis
Unternehmensgeschichte
Der gelernte Drogist, Naturliebhaber, zeitweilige Guttempler und Kriegsberichterstatter im Ersten Weltkrieg Georg Kropp gründete 1921 die Bausparkasse der Gemeinschaft der Freunde Wüstenrot (GdF) in der württembergischen Ortschaft Wüstenrot bei Heilbronn. Im Gründungsprotokoll vom 22. Juli 1921 wird das Projekt so beschrieben:
- Auf Grundlage praktischen Tat-Christentums und praktischer Bodenreform aufgebaute Gemeinnützige Arbeits- und Lebensgemeinschaft zur Schaffung erleichterter Daseins- und Wohn-Möglichkeiten.<ref>Karl Heinz Voigt: Freikirchen in Deutschland (19. und 20. Jahrhundert). Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2004, ISBN 3-374-02230-8, S. 160.</ref>
Kropp war ab 1924 Geschäftsführer der GdF, gab 1925 die Geschäftsführung ab und übernahm den Vorsitz des Aufsichtsrats. 1926 hatte sich die Belegschaft, die ursprünglich aus sechs Mitarbeitern bestand, auf etwa 300 Mitarbeiter verfünfzigfacht. 1930 wurde der Sitz des Unternehmens gegen den Willen Kropps von Wüstenrot nach Ludwigsburg verlegt. Daraufhin trat Georg Kropp von allen Ämtern zurück. Ab da signierte die „Gemeinschaft der Freunde Wüstenrot" als „gemeinnützige G. m. b. H., Ludwigsburg/Württ.“ und warb im Sommer 1930:
- ... alle 161 Minut. ein Eigenheim – finanzierte im Jahre 1929 die G. d. F. – In 5½ Jahren 141,8 Millionen RM für 9412 Eigenheime bereitgestellt. Als Bausparer der G. d. F. kann jeder ein unkündbares Darlehen zum Bau, Kauf od. Hypothekenablösung zu 4% Zins – mit Lebensversicherungsschutz – erhalten.<ref>Kosmos, Heft 8, August 1930, S. IX</ref>
Dazu das Foto eines Backsteinhauses in Würfelbauform, dahinter Wald.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1949 die Hausbau Wüstenrot gegründet, 1968 die Wüstenrot Bank. 1969 entstand unter dem Namen Wüstenrot Lebensversicherung eine Tochtergesellschaft für Lebensversicherungen. Diese Tochtergesellschaft wurde 2000 in die Württembergische Lebensversicherung integriert. Die 1994 gegründete Wüstenrot Hypothekenbank AG ging 2005 in der Wüstenrot Bank AG Pfandbriefbank auf.
Im Jahr 1999 fusionierten Wüstenrot und die Württembergische Versicherung AG zum neuen Unternehmen Wüstenrot & Württembergische. Im September 2001 wurde die Leonberger Bausparkasse AG übernommen.
Anfang 2006 wechselte Alexander Erdland<ref>Schwäbisch-Hall-Chef Erdland geht zu Finanzkonzern W&W Handelsblatt vom 5. Februar 2013</ref> und Mitte 2006 Bernd Hertweck vom Konkurrenten Schwäbisch Hall zu Wüstenrot & Württembergische. Alexander Erdland übernahm die Spitze des Konzerns, Bernd Hertweck wurde Vertriebsvorstand der Wüstenrot-Bausparkasse.<ref>Wüstenrot-Chef wirbt seinen früheren Vertriebsmann Bernd Hertweck von der Postbank ab Financial Times Deutschland vom 5. April 2006</ref> In der Folge beschleunigte sich die Expansion der Wüstenrot Bausparkasse deutlich.
Am 29. September 2009 wurde die Vereinsbank Victoria Bauspar (VVB) auf die Wüstenrot Bausparkasse AG verschmolzen.<ref>Bausparkasse VVB auf Wüstenrot Bausparkasse verschmolzen. Pressemitteilung der Wüstenrot & Württembergische AG, 30. September 2009</ref> Die neue Wüstenrot Bausparkasse war in der Folge um rund ein Drittel größer. Mit rund drei Millionen Kunden, 3,5 Millionen Bausparverträgen mit 77 Milliarden Euro Bausparsumme und über 3.200 Innendienst-Mitarbeitern in Ludwigsburg und in den Filialen sowie rund 3.200 selbstständigen Außendienstpartnern gehörte das Unternehmen zu den vier größten Bausparkassen in Deutschland.
Am 8. Juli 2010 übernahm die Wüstenrot Bausparkasse AG die Allianz Dresdner Bauspar AG (ADB) rückwirkend zum 1. Januar 2010.<ref>http://www.ww-ag.com/rmedia/media/konzern/dokumente_2/pflichtverffentlwbp/offenlegungsberichtbsw31122010.pdf</ref>
Seit Mitte 2013 vermittelt Wüstenrot die Finanzierungen seiner Kunden auch über den zur ING Gruppe gehörenden Kreditvermittler Interhyp und konzentriert sich selbst auf Bausparen und handliche Finanzierungsbausteine.<ref>Die Rheinpfalz vom 25. März 2013: Finanzkonzern W&W baut weiter ab</ref>
Kritik
Im Jahre 2011 nahmen 51 Personen an einer 200.000 Euro teuren Belohnungsreise für die umsatzstärksten Vertriebsmitarbeiter, Bereichsleiter und Direktoren an die Copacabana teil, welche in der Öffentlichkeit auf überregionale Beachtung stieß.<ref>Financial Times Deutschland: Wüstenrot-Vertreter auf Lustreise (Memento vom 9. Januar 2012 im Internet Archive) vom 12. Dezember 2011, eingesehen am 13. September 2012</ref>
Das Unternehmen geriet Ende 2012 in die Kritik, weil es Kunden mit einem alten, hochverzinsten Bausparvertrag empfahl, diesen in einen neuen Tarif mit niedrigeren Zinsen umzuwandeln. Der Konzern konnte im derzeitigen Umfeld niedriger Zinsen die früher zugesicherten Guthabenzinsen von über 3,5 % nicht mehr erwirtschaften. 728.000 der rund 1,8 Mio. Altverträge (etwa 43 %) wurden bis dahin aufgelöst. Laut Stellungnahme von Wüstenrot, sei es das Ziel gewesen „Kunden zu beraten, die das Sparziel ihres Bausparvertrages nicht mehr erreichen könnten“ bzw. ihnen zu einem niedrigeren Darlehenszins zu verhelfen.<ref>Handelsblatt: Bausparen bei Wüstenrot – das ist Kundenverrat</ref>
Im September 2013 kündigte das Unternehmen in einem weiteren Schritt über 15.000 Kunden (etwa 0,5 % des gesamten Vertragsbestands) einseitig den Bausparvertrag. Als Begründung wurde angegeben, dass die Verträge überspart seien, d. h. das eingezahlte Geld samt Zinsen überschreite die Bausparsumme und deshalb könne ein Darlehen auch nicht mehr vergeben werden. Dieses Verhalten sei „legitim und […] branchenüblich“ und wegen des Niedrigzinsumfelds auch „geschäftlich notwendig“. Laut Verbraucherschützern ist dies lediglich eine – dennoch legitime – Taktik, um sich von hochverzinsten Altverträgen zu befreien.<ref>Stuttgarter Nachrichten: Bausparkassen drängen Kunden aus Verträgen</ref><ref>Handelsblatt: Wüstenrot schmeißt 15.000 Kunden raus</ref><ref>http://www.ww-ag.com/de/presse/unternehmen/presse_informationen/13_09_13_statement_wuestenrot_zur_kuendigung_uebersparter_bausparvertraege_.html</ref>
Im Oktober 2013 unterstützte die Interessengemeinschaft der Selbstständigen Kaufleute der Wüstenrot-Gruppe (ISKW) – ein Zusammenschluss von mehr als 1.000 Handelsvertretern der Wüstenrot Bausparkasse – die Kritik am Sparkurs der Bausparkasse und zeigte öffentlich vielfältige interne Missstände auf.<ref>Stuttgarter Nachrichten vom 2. Oktober 2013: Weit hinter Konkurrenz: Wüstenrot-Mitarbeiter im Dauerfrust</ref>
Weblinks
- Wüstenrot Bausparkasse AG
- Wüstenrot Bausparkasse in der Unternehmensdatenbank der BaFin
Einzelnachweise
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