Bell Tower (London)
Der Bell Tower ist ein Turm in der Festungsanlage des Tower of London.
Inhaltsverzeichnis
Lage und Funktion
Der in den 1190ern unter Richard Löwenherz gebaute Turm befindet sich direkt am Eingang des Towers. Ursprünglich als Befestigung an der Südwestkante des Towers errichtet, schützt er seit dessen Erweiterung im 13. Jahrhundert den Bereich direkt hinter dem Tor im Byward Tower. Nach dem White Tower ist er der älteste noch erhaltene Turm auf dem Festungsgelände.
Seinen Namen (deutsch: Glockenturm) verdankt er der Glocke, die dort einst hing. An der Brüstung des Turm befindet sich noch ein Gerüst für eine Glocke. Diese wurde täglich beim Öffnen und Schließen der Tore geläutet, ebenso wie sie in Notfällen zum Einsatz kam.
Im Turm waren sowohl Kardinal John Fisher und Thomas Morus<ref>Tom Masters, Steve Fallon, Vesna Maric: London City Guide (Lonely Planet Guides). 7. Auflage. Lonely Planet, Footscray, Vic. 2010, ISBN 978-1-74179-226-3, S. 119.</ref> als auch Elisabeth I. eingesperrt, als sie im Tower gefangen gehalten wurden.<ref>William John Loftie: The Tower of London. A Guide. Outlook Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-86403-020-8, S. 4 (englisch).</ref> Die Räume im Bell Tower waren nur über die Aufenthaltsräume der Wachen zugänglich.
Elisabeth war im oberen Stockwerk des Bell Towers eingesperrt. Sie hatte während ihrer Gefangenschaft mehrere Bedienstete bei sich und für diese insgesamt vier Zimmer zur Verfügung. Ihre Dienerschaft versorgte sie mit Essen und Innenausstattung. In der letzten Zeit ihrer Gefangenschaft konnte Elisabeth den Bell Tower verlassen und im inneren Ring der Festung spazieren gehen.
Während Elisabeths Haftaufenthalt mit Verlegung, Freilassung und der englischen Königskrone endete, gelangte Thomas Morus nur noch zum Tower Hill, wo seine Hinrichtung stattfand. Vom Bell Tower aus lässt sich der Tower Hill einsehen, auf dem traditionell die Hinrichtungen der im Tower Inhaftierten durchgeführt wurden. Im 16. Jahrhundert war im Bell Tower der Dichter Thomas Wyatt eingesperrt, der vom Turm aus der Hinrichtung seiner angeblichen Geliebten Anne Boleyn zuschauen musste.<ref>Peter C. Herman: A Short History of Early Modern England. British Literature in Context. Wiley-Blackwell, Oxford 2011, ISBN 978-1-4051-9560-7.</ref> Er fasste die Erfahrung in Worte:
"The Bell Tower showed me such a sight/
that in my head sticks day and night."
Konstruktion
Der untere Teil des Bell Tower ist achteckig, der obere rund. Vermutlich rührt dies aus zwei Bauphasen her, die aber zeitlich nahe beieinander lagen. Zwei mittlerweile verschlossene Fenster im oberen Stockwerk legen auch für dieses eine Bauzeit um 1200 nahe. Die heutigen Fenster des Turms stammen aus dem 18. Jahrhundert.
Der Turm erhob sich bei seinem Bau 25 Meter über die Themse, die damals noch direkt an den Turmfuß reichte. Um dem Fluss zu widerstehen, ist der untere Teil des Turms aus Marmor gebaut. Ein abgezäunter Brunnen an der Südwestseite des Turms zeigt noch Bauten, die sich unter dem heutigen Bodenniveau (Niveau des 12. Jahrhunderts) befinden.
Das Untergeschoss des Turms ist komplett mit Stein gefüllt. Die oberen beiden – betretbaren – Stockwerke sind jeweils separat durch das Queen's House erreichbar. Im ersten Stock findet sich ein kleiner Garderoben-Vorraum, dann eine Kammer mit unregelmäßigem Tonnengewölbe. Die ungewöhnlich schmuckvoll gestaltete obere Kammer ist ungefähr kreisförmig und mit einer kuppelförmigen Decke versehen. In ihr verläuft ein kontinuierlich gestalteter horizontaler Vorsprung, der zwei bogenförmige Öffnungen verbindet. Die Treppe samt Treppenhaus zwischen den beiden Stockwerken fiel vermutlich im 14. Jahrhundert außer Gebrauch, Reste von ihr wurden erst 1970 wiedergefunden.
Einzelnachweise
<references />
Literatur
- Nikolaus Pevsner (Begr.), Simon Bradley (Bearb.): The buildings of London, Band 1: The city of London. Penguin, London 1997, ISBN 0-14-071092-2, S. 361.
Weblinks
Koordinaten: 51° 30′ 28″ N, 0° 4′ 39″ W{{#coordinates:51,507805555556|-0,077611111111111|primary
|dim= |globe= |name= |region=GB-TWH |type=landmark }}