Byssinose
Klassifikation nach ICD-10 | ||
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J66.0 | Byssinose Krankheit der Atemwege durch Baumwollstaub | |
J66.1 | Flachsarbeiter-Krankheit | |
J66.2 | Cannabiose | |
ICD-10 online (WHO-Version 2013) |
Bei der Byssinose (auch Baumwollfieber, Montagsfieber, Weberhusten oder engl. farmer's lung) handelt es sich um eine Erkrankung der Lunge infolge langjährigen Einatmens von Baumwoll-, Hanf- oder Flachsstäuben.<ref name="Konietzko">N. Konietzko, H. Wendel, B. Wiesner: Erkrankungen der Lungen. Walter de Gruyter 1994, ISBN 3-11-012130-1, S. 220f.</ref><ref>A. G. Hollander: Byssinosis. In: Dis Chest. (1953), Band 24(6), S. 674–678. PMID 13107566.</ref> Sie gehört zu den so genannten Pneumokoniosen (Staublungen). Die Erkrankung ist in Deutschland als Berufskrankheit (BK4202) anerkannt.
Inhaltsverzeichnis
Eigenschaften
Besonders gefährdet sind bei chronischer Exposition Arbeiter, die in der Produktion von Bastfasern und Textilien aus Rohbaumwolle, Rohflachs oder Rohhanf arbeiten (z. B. Hecheln der Rohfasern).
Naturfasern auf Zellulosebasis und deren Stäube können aufgrund der glykosidischen Bindung der Art β1→4 nicht von Säugetieren abgebaut werden, da ihnen die dafür notwendigen Cellulasen fehlen.<ref>Jeremy M. Berg, John L. Tymoczko, Lubert Stryer: Stryer Biochemie. 7. Auflage. Springer-Verlag, Berlin/ Heidelberg 2013, ISBN 978-3-8274-2988-9, S. 331.</ref> Stäube unter zehn Mikrometer Durchmesser sind alveolengängig. Je nach Reinigungsprozess kommen zudem unterschiedliche Mengen an verbliebenen pflanzlichen und bakteriellen Antigenen aus dem Ausgangsmaterial vor, die eine Immunreaktion erzeugen können.<ref>V. Castranova, D. G. Frazer, L. K. Manley, R. D. Dey: Pulmonary alterations associated with inhalation of occupational and environmental irritants. In: Int Immunopharmacol. (2002), Band 2(2–3), S. 163–172. PMID 11811921.</ref> Häufiges Einatmen der Stäube von zellulosebasierten Naturfasern kann zu einer Bioakkumulation in der Lunge führen.<ref>E. Tátrai, M. Brozik, Z. Adamis, K. Merétey, G. Ungváry: In vivo pulmonary toxicity of cellulose in rats. In: J Appl Toxicol. (1996), Band 16(2), S. 129–135. PMID 8935786.</ref><ref>L. Rushton: Occupational causes of chronic obstructive pulmonary disease. In: Rev Environ Health. (2007), Band 22(3), S. 195–212. PMID 18078004.</ref><ref>D. C. Christiani, X. R. Wang: Respiratory effects of long-term exposure to cotton dust. In: Curr Opin Pulm Med. (2003), Band 9(2), S. 151–155. PMID 12574696.</ref> Die Anteile beider Ursachen an der Entstehung der Byssinose sind noch nicht vollständig geklärt.
Symptome einer Byssinose sind Atemnot, Husten und gelegentlich auch Auswurf und unspezifische Allgemeinsymptome, typischerweise im Rahmen einer Montagssymptomatik.<ref name="Konietzko" /> Die Krankheit wird in drei Stadien eingeteilt, wobei es im Stadium III zu teilweise irreversiblen sekundären Veränderungen an Lunge (zentrilobuläres Emphysem) und Herz kommt.<ref name="Konietzko" />
Literarische Rezeption des Begriffs
Im Roman North and South von Elizabeth Gaskell aus dem Jahr 1854 stirbt die Figur Bessy Higgins an einer Byssinose.
Siehe auch
Weblinks
- Merkblatt zur BK4202. Abgerufen am 25. März 2012.
- MEDLINE Datenbank, Stichwort Byssinosis. Abgerufen am 5. April 2013.
Einzelnachweise
<references />
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