Caracalla-Thermen


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25px Dieser Artikel beschäftigt sich mit einer Badanlage in Rom. Für die Caracalla-Therme in Baden-Baden siehe Caracalla Therme.
Datei:Rom Caracalla-Thermen von Süden.JPG
Blick auf die Ruinen der Thermen von Südwesten

Die Caracalla-Thermen (lat. Thermae Antoninianae) sind antike Badeanlagen in Rom. Sie zählen neben den Diokletiansthermen und den Trajansthermen zu den größten Thermenanlagen der Stadt Rom.

Geschichte der Thermen

Datei:Caracalla innen.png
Innenraum der Thermen, Zeichnung aus dem Jahre 1899

Der Bau der Caracalla-Thermen wurde wahrscheinlich im Jahre 206 unter Septimius Severus begonnen und 216 unter Kaiser Caracalla fertiggestellt.<ref>Marina Piranomonte: Die Caracalla-Thermen (Führer). Rom 2008, ISBN 978-88-370-6303-0, S. 7</ref><ref name="Roman Guide">Stadtführer Rom (engl.)</ref> Zur Versorgung der Thermen wurde Wasser durch einen Seitenarm der Aqua Marcia geleitet, die sogenannte Aqua Marcia Antoniniana. Sie lagen in der XII. regio Piscina Publica, einem Stadtteil von Rom, der in dieser Zeit besonders mit prächtigen öffentlichen Bauten geschmückt wurde. Weitere Anbauten, wie Bogengänge und Dekorationen, sind unter den Kaisern Elagabal und Alexander Severus ausgeführt worden, so dass die Anlage erst 235 n. Chr. wirklich vollendet war. Da die Anlage am Stadtrand Roms in der eher ärmlichen Gegend gelegen war, kann angenommen werden, dass sie erbaut wurde, um die Popularität der Kaiser bei der Plebs zu steigern. Zusammen mit den Diokletiansthermen gehörte sie zu den öffentlichen und eintrittsfreien Badepalästen.

Unter Kaiser Aurelian kam es zu einem Brand. Anschließend wurden die Thermen renoviert. Diokletian ließ den Aquädukt, der den Namen Forma Iova trug und die Anlage mit Wasser speiste, ausbauen. Schließlich ließ Kaiser Konstantin eine Apsis in das Caldarium einbauen, was durch eine Inschrift bezeugt ist. Aus literarischen Quellen ist bekannt, dass die Thermen noch im 5. Jahrhundert in Betrieb waren. Theoderich der Große, der von 474 bis 526 als ostgotischer Könige über Rom herrschte, ließ sie erneut restaurieren, was die letzte heute bekannte Baumaßnahme an den Caracalla-Thermen war.<ref>Erika Brödner: Die römischen Thermen und das antike Badewesen. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1983, S. 222.</ref> Polemius Silvius zählte sie zu den sieben Wundern von Rom.<ref>Marina Piranomonte: Die Caracalla-Thermen (Führer). Rom 2008, ISBN 978-88-370-6303-0, S. 8.</ref>

537 zerstörten die Goten die Wasserleitung, was den Badebetrieb beendete. Im Jahre 847 gab es einige Zerstörungen aufgrund eines Erdbebens, danach griffen Regen, Hitze und Frost die Mauern und Inneneinrichtungen an. Mindestens seit dem 12. Jahrhundert dienten die Thermen als Steinbruch. Dennoch galten sie bis in die Renaissance als besterhaltenste Thermenanlage und wurden unter anderem von Andrea Palladio und Anonymus Destailleur mit detaillierten Bauplänen bedacht.

Im 16. Jahrhundert ließ die Familie Farnese, insbesondere der Papst Paul III. Farnese, einen Großteil der Marmorausstattung und Skulpturen entfernen, um damit den Palazzo Farnese und St. Peter auszuschmücken. Im Jahr 1824 begannen systematische Grabungen unter Graf Girolamo Egidio di Velo, der vor allem den zentralen Baukörper untersuchte und das Mosaik mit den Athleten fand.

Heutzutage veranstaltet die Oper Rom hier Freiluft-Opernaufführungen.

Anlage

Datei:RomaTermeDiCaracallaPanoramica.01.jpg
Ansicht der Ruinen der Thermen aus dem vorgelagerten Park (2005)

Die Thermen maßen etwa 337 × 328 Meter. Das ursprüngliche Gelände, auf dem die Thermen stehen, war sehr uneben. Für den Bau der Thermen musste deshalb eine riesige Plattform geschaffen werden, um die Höhenunterschiede zwischen dem Aventin-Hügel auf der einen Seite und dem Camemae-Tal auf der anderen Seite zu überbrücken. Dafür wurden drei Terrassen angelegt. Zum Tal hin gibt es deshalb massive Ziegelbögen, zum Aventin hin dagegen Mauern, die die Plattform gegen den Aventin abstützen. Unter den Ziegelbögen sind Nebenräume angelegt worden. Die Wasserversorgung wurde durch die Aqua Nova Antoniniana, einen Abzweig von der Aqua Marcia, gesichert.

Das Hauptgebäude im Zentrum des Komplexes ist 214 × 110 m groß. An der südlichen Längsseite ragt das runde Caldarium und an den Kurzseiten jeweils kleinere Exedren hervor.

Die Haupteingänge zu den eigentlichen Thermen liegen im Norden und führen zur Natatio, einem großen Schwimmbecken. Der Raum ist 50 × 22 m groß und war einst über 20 m hoch. Die nördliche Fassade war durch monumentale Granitsäulen in drei Teile gegliedert. In jedem dieser drei Segmente befanden sich sechs Nischen, drei im unteren Teil der Wand, drei im oberen. Hier standen einst sicherlich Statuen. In den unteren Nischen sind noch heute Wasserrohre zu sehen, die das Becken mit Wasser speisten.

Links und rechts davon befinden sich die Umkleideräume (Apodyterium). Sie sind mit einfachen geometrischen schwarz-weißen Mosaiken dekoriert. Jeweils eine Palästra befindet sich an der Kurzseite der Thermen, die man direkt von den Umkleideräumen erreichen kann. Sie sind noch heute mit einfachen, jedoch mehrfarbigen geometrischen Mosaiken dekoriert. Rot, grün und zwei helle Töne wechseln sich hier ab. Die verwendeten Steine sind Serpentin und Giallo antico. In seiner Art ist dieses Mosaik bisher einzigartig. An den Seiten der Palästra findet sich jeweils eine Exedra. Diese waren jeweils mit einem polychromen Athletenmosaiken dekoriert. In einem Obergeschoss der Palästren haben sich einst figürliche schwarz-weiße Mosaiken befunden. Das einst etwa 300 m lange Mosaik zeigt Nereiden, Tritonen, Delphine und andere Meereslebewesen. Das Mosaik ist von einem Muster gerahmt, das jeweils Paare von Delphinen zeigt.

Im Zentrum der Anlage liegt das Frigidarium (Kaltbad). Es handelt sich um einen 58 × 24 m großen Saal, der einst von drei Kreuzgewölben überspannt wurde. Die Gewölbe ruhten wiederum auf acht Säulen aus grauem, ägyptischem Granit, die an den Wänden standen. Der Fußboden war mit Marmorplatten in Opus sectile ausgelegt. Auch die Wände hatten einen Marmorsockel, von dem jedoch nur noch wenige Reste erhalten sind. Auch hier gab es Wandnischen für Statuen, die vielleicht mit Mosaiken dekoriert waren. Um das Frigidarium befinden sich vier Räume, bei denen es sich wahrscheinlich um Saunen (Sudatorium) handelte.

Das Caldarium war von einer 35,08 m weiten Kuppel aus leichten Tonhohlkörpern gekrönt,<ref name="Erwin Heinle, Jörg Schlaich 27">Erwin Heinle, Jörg Schlaich: Kuppeln aller Zeiten, aller Kulturen, Stuttgart 1996, ISBN 3-421-03062-6, S. 27</ref> die größte Kuppel ihrer Art in der damaligen Welt. Bisher ist noch keine größere Kuppel dieser Art erbaut worden. Sie ruhte auf acht aufgemauerten Pilastern. Der Fußboden des Caldariums war einst mit Marmor ausgelegt und in den Wänden zwischen den Pfeilern befanden sich verglaste Fenster.

Neben einigen Schwimmbecken und Gärten beherbergten die Thermen Gymnastik- und Versammlungsräume, Bibliotheken und diverse Dienstleistungsbetriebe wie Friseurgeschäfte. Die Thermen konnten bis zu 2000<ref name="Roman Guide"/> Badegäste aufnehmen. Die Wasserversorgung und Entwässerung galten als technisch perfekt gelöst. Auch das Heizsystem der Anlage (lat. Hypocaustum) war perfekt ausgeklügelt: Über Tonrohre wurde Heißluft in sämtliche Räume geleitet und diente außerdem als Fußbodenheizung der Becken. Diese Luft entstand unter der Anlage: Dort arbeiteten mehr als hundert Sklaven an riesigen mit Holz befeuerten Öfen.

Datei:PanoramaCaracallaThermen2014.JPG
Panorama der Caracalla-Thermen 2014

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Ausstattung

Schon antike Autoren beschrieben die Anlage als eximias et magnificentissimas. Der Autor der Vita des Caracalla in der Historia Augusta (Aelius Spartianus)<ref>Caracalla, 9.4</ref> erwähnt vor allem den Warmbadraum (im Text als cella solaris bezeichnet, gemeint ist das Caldarium), dessen Kuppel die Bewunderung zeitgenössischer Architekten erlangte.

Das Bad war reich mit Marmor, Mosaiken und Statuen ausgestattet. Die Anlage hatte mindestens 252 Säulen. Sechzehn von ihnen waren höher als zwölf Meter.<ref>Marina Piranomonte: Die Caracalla-Thermen (Führer). Rom 2008, ISBN 978-88-370-6303-0, S. 19.</ref> Es ist errechnet worden, dass in den Thermen mindestens 120 Statuen standen. Diese waren in den Nischen aufgestellt, die es in den Wänden fast aller Räume gab. Ebenso reich muss der Bauschmuck gewesen sein, der sich jedoch auch meist nur noch in Fragmenten fand. Dazu gehören figürliche Kapitelle und dekorierte Friese. Es sind verschiedene Marmorsorten benutzt worden, wie solcher von der griechischen Insel Marmara, aber auch parischer, thasicher und lunesicher Marmor. Daneben kamen aber auch andere Steinsorten wie Granit, Porphyr oder Serpentin zum Einsatz.<ref>Marina Piranomonte: Die Caracalla-Thermen (Führer). Rom 2008, ISBN 978-88-370-6303-0, S. 51.</ref> Aus den Caracalla-Thermen sind die meisten Skulpturen aller Thermen überhaupt erhalten, obwohl sicherlich ein Großteil der einstigen Ausstattung in Kalköfen landete. Wahrscheinlich aus der östlichen Palästra stammt der Farnesische Stier. Die Statuengruppe aus einem einzigen Block wurde um 1546/47 bei Grabungen von Papst Paul III. entdeckt. Sie zeigt die Bestrafung der Dirke. Eine weitere wichtige Statue, die aus dem Frigidarium stammt, zeigt den ruhenden Herkules.

Trivia

Die Motorradverfolgungsjagd in dem Film Dealer Connection – Die Straße des Heroins des Regisseurs Enzo G. Castellari wurde 1977 in den Thermen gedreht.

Literatur

  • Janet DeLaine: The baths of Caracalla. A study in the design, construction and economics of large-scale building projects in Imperial Rome. JRA, Portsmouth 1997, ISBN 1-887829-25-3 (Journal of Roman archaeology. Supplementary series, 25).
  • Heinz-Joachim Fischer: Rom. Zweieinhalb Jahrtausende Geschichte, Kunst und Kultur der Ewigen Stadt. DuMont, Köln 2001, ISBN 3-7701-5607-2, S. 318–320.
  • Anton Henze: Kunstführer Rom. Reclam, Stuttgart 1994, ISBN 3-15-010402-5, S. 131–133.
  • Marina Piranomonte: Die Caracalla-Thermen (Führer). Rom 2008, ISBN 978-88-370-6303-0.

Siehe auch

Weblinks

Commons Commons: Caracalla-Thermen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

15px Antoninianae thermae in Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft.

Einzelnachweise

<references />

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