Carl Perkins


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25px Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Carl Perkins (Begriffsklärung) aufgeführt.

Carl Lee Perkins (* 9. April 1932 in Tiptonville, Tennessee, USA; † 19. Januar 1998 in Jackson, Tennessee) war ein amerikanischer Musiker und gilt als Pionier des Rockabilly.

Leben und Karriere

Jugend

Carl Perkins’ Eltern waren Fonie und Louise Brantley Perkins, seine Brüder hießen Jay und Clayton. Sein Vater arbeitete auf einer gepachteten Baumwollfarm, die die Familie mehr schlecht als recht ernährte. Perkins wuchs in der Kleinstadt Tiptonville im Nordwesten Tennessees auf. Zu seinen frühesten musikalischen Einflüssen gehörte Gospel-Musik, die von schwarzen Arbeitern auf den Baumwollfeldern gesungen wurde. Seine erste Gitarre bekam Carl Perkins, als er sieben Jahre alt war. Das Instrument hatte sein Vater aus einer Zigarrenschachtel, einem Besenstiel und Draht gebaut.

Anfänge

1950 zog die Familie nach Jackson in Tennessee. Dort gründete Carl Perkins mit seinen Brüdern eine Gruppe, die sich The Perkins Brothers Band nannte. Carl spielte E-Gitarre und übernahm den Großteil des Gesangs, Jay spielte akustische Rhythmusgitarre, und Clayton übernahm den Bass. Um seinen Lebensunterhalt zu sichern, arbeitete Perkins außerdem tagsüber als Bäcker. Am 24. Januar 1953 heiratete Perkins seine Freundin Valda Crider, mit der er drei Söhne und eine Tochter bekam.

Die Perkins Brothers Band hatte in Jackson hinsichtlich der Auftrittsmöglichkeiten wenig Auswahl. Meistens traten sie in rauen Honky Tonks auf, denn die Atmosphäre war für Perkins’ musikalische Experimente perfekt. Fehler, die die Band machte, wurden in der großen Geräuschkulisse oft überhört, und viele Menschen wollten Musik, zu der man tanzen konnte. Obwohl das Repertoire der Brüder viele Country-Klassiker wie Jealous Heart, Honky Tonk Blues oder Lovesick Blues enthielt, war ihre Musik eine Mischung aus gängiger Country-Musik und schwarzem Rhythm and Blues: „I just speeded up some of the slow blues licks. I put a little speed and rhythm to what Uncle John had slowed down. That’s all“, beschrieb Perkins seine Anfänge später selbst.<ref>Escott/Hawkins, S. 128.</ref> Um einen stärkeren Rhythmus zu erzeugen, holte Perkins 1953 den Schlagzeuger Tony Austin in die Band, der nach ein paar Auftritten aber durch W.S. „Fluke“ Holland ersetzt wurde. Schlagzeuger waren in der Country-Musik zu diesem Zeitpunkt noch weitgehend verpönt, aber Perkins rechtfertigte seinen Einsatz damit, dass die Musik tanzbar bleiben müsse.<ref>Escott/Hawkins, S. 128.</ref>

Aufstieg (1950er) und Alkoholsucht (1960er)

Am 25. Januar 1955 unterschrieb Carl Perkins einen Plattenvertrag bei Flip Records, einem Label von Sun Records in Memphis. Seine erste Veröffentlichung war Movie Magg, ein Stück, das er bereits im Alter von 14 Jahren komponiert hatte. Die Platte verkaufte sich mäßig, eröffnete ihm aber die Möglichkeit, bei Konzerten von Elvis Presley im Vorprogramm aufzutreten.

Der Inhaber von Sun Records, Sam Phillips glaubte, er könne mit dem richtigen Song aus Perkins einen Rockabilly-Star machen. Dieser Song war Blue Suede Shoes. Das Lied basiert auf einer Geschichte von Johnny Cash.<ref>Franz Dobler: The Beast in me. Johnny Cash. Kunstmann, München 2002, ISBN 3-88897-302-3, S.70</ref>

Blue Suede Shoes wurde im Dezember 1955 aufgenommen und erschien am 1. Januar 1956 auf dem Sun-Label. Es dauerte etwas, aber nach einigen Promotion-Auftritten verkaufte sich die Platte millionenfach. Dann hatte Perkins einen schweren Autounfall, bei dem er einen Schädel- und einen Armbruch erlitt. Statt die Gunst der Stunde für Anschlusserfolge nutzen zu können, musste er die Zeit im Krankenhaus verbringen. Elvis Presley nahm eine eigene erfolgreiche Version von Blue Suede Shoes auf. Man kann sagen, dass der sagenhafte Aufstieg Presleys dazu beitrug, dass Carl Perkins nie der Sprung nach ganz oben gelang. Perkins meinte später in einem Interview dazu: „I was bucking a good-looking cat called Elvis who had beautiful hair, wasn’t married, and had all kinds of great moves.“

Datei:Dixiefried.ogg
Dixiefried, 1956

Nachdem Perkins sich von seinem Unfall wieder erholt hatte, gelangen ihm unter anderem mit Boppin’ The Blues und Dixie Fried weitere Chartplatzierungen, jedoch konnte der Erfolg von Blue Suede Shoes nicht wiederholt werden. Neben Perkins’ Veröffentlichungen bei Sun nahm er in den Studios in Memphis zusammen mit seiner Band zahlreiche weitere Songs auf, darunter Coverversionen von Everybody’s Tryin' To Be My Baby und Only You. Alternativ zu seinen erschienenen Titeln existieren von vielen seiner Hits “Alternate Takes”, die während des „Rockabilly-Revivals“ Ende der 1970er-Jahre veröffentlicht wurden. Auch sein bekannter Titel Matchbox ist ein Cover. Das Stück wurde bereits Ende der 1920er-Jahre von bekannten Blues-Musikern eingespielt und 1937 nahm Roy Newman erstmals eine Country-Version auf, an der Perkins sich später orientierte.

Im Frühjahr 1958 wechselte Perkins zu Columbia Records, wo ihm jedoch nur eine einzige Chartplatzierung vergönnt war. Pink Pedal Pushers, das er schon bei Sun aufnahm, erreichte Platz 17 der Country-Charts und Platz 91 der Pop-Charts. Perkins begann, aufgrund des anhaltenden Misserfolges übermäßig Alkohol zu trinken; nach eigenen Aussagen kämpfte er bis 1967 mit seiner Alkoholsucht.

Während seiner Aufnahmen vom 4. Dezember 1956 fanden sich die anderen Sun-Größen Elvis Presley, Johnny Cash und Jerry Lee Lewis im Studio ein und spielten mit ihm eine Jamsession, die als Million Dollar Quartet in die Geschichte des Rock ’n’ Roll eingehen sollte.

Carl Perkins gehörte bis in die 1970er Jahre zur festen Formation der Johnny-Cash-Show. Dort trat er nicht nur als Sideman von Cash auf, sondern war mit eigenen Songs ein selbständiger Music-Act. Perkins spielte auch bei Cashs Konzerten At Folsom Prison 1968 und At San Quentin 1969 als weiterer Rhythmusgitarrist neben Luther Perkins bzw. Bob Wootton und trat 1969 im Madison Square Garden zusätzlich auch noch als Einzelkünstler auf.

Comeback (1980er) und Tod (1990er)

Die Beatles waren große Bewunderer von Perkins. Das zeigte sich in den Coverversionen, die sie von seinen Stücken aufnahmen (Matchbox, Honey Don’t und Everybody’s Trying to Be My Baby). Dass der Respekt durchaus gegenseitig war, zeigt diese Aussage, die Carl Perkins zu den Coverversionen der Beatles machte: „They put a nice suit on rockabilly. They never really strayed from the simplicity of it. They just beautified it.“ Die Wertschätzung schlug sich auch später in Perkins Zusammenarbeit mit Paul McCartney nieder. Auf dessen 1982er Album Tug of War gibt es das Duett Get It mit Perkins, der auch Gitarre spielte.

1985 kam es in London zu einem besonderen Konzert: Für ein Fernseh-Special trat Carl Perkins mit illustren Kollegen in einer Rockabilly Session auf. Dabei waren unter anderen George Harrison, Eric Clapton, Ringo Starr, Dave Edmunds und Rosanne Cash sowie Slim Jim Phantom und Lee Rocker von den Stray Cats.

Ein Jahr später nahm Perkins in den Sun Studios in Memphis mit den alten Weggefährten Johnny Cash, Jerry Lee Lewis und Roy Orbison das Album Class of ’55 auf. Die Platte war ein Tribut an ihre frühen Jahre beim Sun-Label und zum Teil die Wiederholung einer informellen Jam-Session, die mit Presley, Lewis und Cash am 4. Dezember 1956 stattgefunden hatte.

1987 ehrte man Perkins’ Verdienste um die Rockmusik mit der Aufnahme in die Rock and Roll Hall of Fame in Cleveland (Ohio). Eine weitere späte Ehrung erfuhr Perkins 1996, als er nach langer Zeit ein weiteres Studioalbum Go Cat Go! mit vielen namhaften Gaststars wie Paul McCartney, Johnny Cash, Willie Nelson, Tom Petty, Paul Simon, Bono und Ringo Starr aufnehmen konnte.

Carl Perkins starb 1998 im Alter von 65 Jahren an den Folgen mehrerer Schlaganfälle. Sein Grab befindet sich auf dem Ridgecrest Friedhof in Jackson (Tennessee).

Diskographie

Singles

Jahr Titel Chart-Positionen
Billboard Hot Country Songs Billboard Pop Charts
Sun Records
1954 Movie Magg / Turn Around
1955 Let the Jukebox Keep on Playing / Gone Gone Gone
1956 Blue Suede Shoes / Honey Don’t 1 2
1956 Sure to Fall / Tennessee
1956 Boppin’ the Blues / All Mama’s Children 7 70
1956 Dixiefried / I’m Sorry, I’m Not Sorry 10
1957 Your True Love / Matchbox 13 67
1957 Forever Yours / That’s Right
1957 Glad All Over / Lend Me Your Comb
Columbia Records
1958 Pink Pedal Pushers / Jive After Five 17 91
1958 Levi Jacket / Pop Let Me Have a Car
1958 Y-O-U / This Life I Live
1959 Highway of Love / Pointed Toe Shoes
1959 I Don’t See Me in Your Arms Anymore / One Ticket to Loneliness
1960 Too Much For a Man to Understand / L-o-v-e-v-i-l-l-e
1960 Just for You / Honey (Cause I Love You)
1961 Anyway the Wind Blows / Unhappy Girls
1961 Hollywood City / Forget Me
1962 Hollywood City / Fool I Used to Be
1962 Sister Twister / Hambone
1963 Forget Me (Next Time Around) / I’ve Just Got Back From There
Decca Records
1963 For a Little While / Help Me Find My Baby
1964 After Sundown / It Wouldn’t Have You
1964 Big Bad Blues / Lonely Heart (UK-Veröffentlichung, Brunswick Records)
1964 Monkeyshine / Let My Baby Be
1965 One of These Days / Mama of My Song
Dollie Records
1966 Country Boy’s Dream / I Could Come Back 22
1967 Shine Shine Shine / Almost Love 40
1967 Without You / You Can’t Take the Boy out of the Country 65
1968 My Old Home Town / Back to Tennessee
1968 Lake County Cotton Country / It’s You
Columbia Records
1968 Restless / 1-1-4-3 20
1969 For Your Love / Four Letter Words
1969 CC Rider / Soul Beat
1970 All Mama’s Children / Step Aside
1970 My Son My Son / State of Confusion
1970 What Every Little Boy Ought to Know / Just as Long
1971 Me Without You / Red Headed Woman 65
1971 Cotton Top / About All I Can Give Is My Love 53
1972 Take Me Back to Memphis / High on Love
1972 Someday / Trip
Mercury Records
1973 Help Me Dream / You Tore My Heaven All to Hell
1973 (Let’s Get) Dixiefried / One More Loser Goin’ Home 61
1974 Ruby, Don’t Take Your Love to Town / Sing My Song
1975 Low Class / You’ll Always Be a Lady to Me
1975 EP Express / Big Bad Blues
1977 EP Express / Big Bad Blues (Wiederveröffentlichung)
Suede Records
1976 Green Green Grass of Home / A Little Teardrop
Music Mill Records
1976 Born to Boogie / Take Me Back
1977 We Did in ’54 / Don’t Get Off Gettin’ in Out
1977 Standing in the Need of Love / Georgia Courtroom
Jet Records
1978 Blue Suede Shoes / Rock on Around
1977 Mustang Wine / Whole World Misses You
Suede Records
1981 We Did in ’54 / I Don’t Want to Fall in Love Again
1981 Rock-a-Billy Fever / Till You Get Through With Me
Smash America Records
1986 Birth Of Rock ’n’ Roll / Rock ’n’ Roll (Fais Do-Do) (Class of ’55) 31
1986 Class of ’55 / We Remember the King
Universal Records|- class="hintergrundfarbe5"
1989 Charlene / Love Makes Dream Come True
1989 Hambone / Love Makes Dream Come True
Unveröffentlichte Titel
  • Honky Tonk Gal
  • What You Doin’ When You’re Cryin'
  • You Can’t Make to Love Somebody
  • Perkins Wiggle
  • Somebody Tell Me
  • Sweetheart’s a Stranger
  • That Don’t Move Me
  • Caldonia
  • Her Love Rubbed Off
  • Look at That Moon
  • Put Your Cat Clothes On
  • Roll Over Beethoven
  • You Can Do No Wrong
  • Keeper of the Keys
  • Say When
  • Beacause You’re Mine
  • Big Taxes
  • Drink Up and Go Home
  • I Care
  • Lonely Street
  • Right String Baby
  • Rockin’ Record Hop

Alben

  • 1958: The Dance Album of Carl Perkins
  • 1958: Whole Lotta Shakin’
  • 1964: Brown-Eyed Handsome Man
  • 1965: Dance Album of Carl Perkins (UK)
  • 1966: Collection Chouette
  • 1967: Country Boy’s Dream
  • 1968: King of Rock
  • 1968: Sunstroke (mit Jerry Lee Lewis)
  • 1969: Carl Perkins’ Greatest Hits
  • 1969: Carl Perkins on Top
  • 1970: Boppin’ the Blues (mit NRBQ)
  • 1970: Original Golden Hits
  • 1972: Brown-Eyed Handsome Man
  • 1972: The Man Behind Johnny Cash
  • 1973: My Kind of Country
  • 1976: The Carl Perkins Show
  • 1977: The Sun Story Vol. 3
  • 1977: From Jackson, Tennessee
  • 1977: Long Tall Sally
  • 1978: Ol’ Blue Suede’s Back
  • 1979: Rock ’n’ Gospel
  • 1979: Sing a Song With Me
  • 1980: The Rockin’ Guitar Man (Frankreich)
  • 1980: British Tour 1964
  • 1981: Carl Perkins live at Austin City Limits
  • 1981: That Rockin’ Guitar Man Today
  • 1981: Carl Perkins
  • 1981: Hep Cats (mit Sonny Burgess)
  • 1982: The Sun Years
  • 1982: The Survivors (mit J. Cash und J. L. Lewis)
  • 1984: Gospel
  • 1984: Disciple in Blue Suede Shoes
  • 1984: Sweeter Than Candies
  • 1985: Carl Perkins
  • 1989: Born to Rock (MCA)
  • 1990: The Classic Carl Perkins (Bear Family Werkausgabe)
  • 1992: The Columbia Records
  • 1996: Go Cat Go!

Literatur

  • Colin Escott, Martin Hawkins: Good Rockin’ Tonight. Sun Records and the Birth of Rock ’n’ Roll. St. Martin’s Press, New York City 1991, S. 125–144
  •  Carl Perkins, David McGee: Go, Cat, Go! The Life and Times of Carl Perkins, the King of Rockabilly. 1. Auflage. Hyperion, New York 1996.

Weblinks

Einzelnachweise

<references />