Coatlicue
Coatlicue (Nahuatl zu deutsch: "Die mit dem Schlangenrock“) ist eine aztekische Götterstatue aus schwarzem Basalt, die im Nationalmuseum für Anthropologie im Chapultepec-Park von Mexiko-Stadt steht und symbolisch die Ambivalenz der primären Bindung (im Kindesalter) zwischen Intimität und Autonomie verkörpert.<ref>Bischof, Norbert(1985): Das Rätsel Ödipus. München: Piper, S.480</ref> (Die Statue trägt einen Rock aus Schlangenleibern, daher leitet sich der Name ab.)
Die Ambivalenz zwischen Intimität und Autonomie wird insbesondere durch die Kette symbolisiert, welche die Göttin trägt. Diese besteht aus gebenden Händen und herausgerissenen Herzen (das Herausreißen der Herzen von Menschenopfern und das Entgegenstrecken der Herzens zur Sonne als Spenderin allen Lebens war ein Brauch der Azteken<ref>Hager, Andrea (1992): In: Perner, Rotraud A. (Hg.): Menschenjagd. Vom Recht auf Strafverfolgung. Wien: Donau Verlag, S. 39-84, hier: S. 77</ref>) und wird als Ambivalenz von einerseits gebender Mutterliebe als auch andererseits zehrender Zerstörung dieser verstanden.<ref>Bischof, Norbert(1985): Das Rätsel Ödipus. München: Piper, S.480</ref>
Die Ambivalenz von Geben und Nehmen, Erschaffung und Zerstörung usw. wird durchgehend durch Symbolisierungen der Statue ausgedrückt: So hat die Statue z.B. einen abgeschlagenen Kopf, der ihren Tod symbolisiert, und gleichzeitig treten aber aus den beiden seitlichen Schlagadern zwei Schlangen hervor, die als nie versiegende Blutströme verstanden werden und auf ihre Weise das verlorene Haupt regenerieren.<ref>Bischof, Norbert(1985): Das Rätsel Ödipus. München: Piper, S.480</ref>
Gleichzeitig werden mit der verkörperten Göttin die positiven und negativen Aspekte von Mütterlichkeit nicht nur als ein Drittes aufgehoben, indem diese in einer numinosen göttlichen Gestalt dargestellt werden. Sondern die Schlangenköpfe sind so zueinander gewandt, dass zwischen ihnen kein Drittes Platz hat und trotzdem erfolgt eine frontale Fixierung, die einen dritten - den Betrachter - anspricht. Auch mythologisch repräsentiert die Göttin eine triadische Vereinigung: Sie wird als Mutter, Schwester als auch Gemahlin des Sonnengottes gesehen<ref>Bischof, Norbert(2004): Das Kraftfeld der Mythen. München: Piper, S.207</ref>
In der Astronomie wurde vorgeschlagen, einen angenommenen bestimmten massereichen Stern, der mit der Sonne in einem offenen Sternhaufen entstand, und dessen bei seiner baldigen Supernova ausgestoßenes Material das entstehende Sonnensystem mit schwereren chemischen Elementen zusätzlich anreicherte, Coatlicue zu benennen.<ref>Matthieu Gounelle & Georges Meynet. The Solar System Genealogy revealed by Meteorites. doi:10.1051/0004-6361/201219031</ref>
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
<references />