Eigentliche Kuhantilopen
Eigentliche Kuhantilopen | ||||||||||||
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Kongoni-Kuhantilope (Alcelaphus cokii) im Ngorongoro-Krater
Kongoni-Kuhantilope (Alcelaphus cokii) im Ngorongoro-Krater | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Alcelaphus | ||||||||||||
(de Blainville, 1816) |
Die Eigentlichen Kuhantilopen (Alcelaphus) sind eine Gattung afrikanischer Antilopen aus der Tribus der Kuhantilopen (Alcelphini). Der gelegentlich auch im Deutschen verwendete Name Hartebeest kommt aus dem Afrikaans.
Inhaltsverzeichnis
Merkmale
Mit einer Kopf-Rumpf-Länge von 160 bis 250 cm, einer Schulterhöhe von 108 bis 150 cm und einem Gewicht von fast 120 bis 185 kg sind diese Antilopen relativ groß. Das Fell ist je nach Art hellgrau bis rotbraun. Markant sind die schwarze Zeichnung in der Mitte des langen Gesichts und der Beine sowie ein deutlich hellgelber oder gebrochen weißer Spiegel. Ebenso eindeutig und unverwechselbar ist die Form der Hörner, die aus einem gemeinsamen Stamm wachsen und sich dann in der Form einer Leier nach außen und oben biegen. Sie werden 70 cm lang und werden von beiden Geschlechtern getragen, sodass diese sich nur schwer unterscheiden lassen. Auffällig ist auch der besonders hohe Widerrist.<ref name="Groves et al. 2011"/><ref name="Gosling et al. 2013"/>
Verbreitung
Die Eigentlichen Kuhantilopen waren einst weit über die trockenen Savannen Afrikas verbreitet, von der Mittelmeerküste bis zum Kap. Angeblich sollen Vertreter auch in Palästina vorgekommen sein, doch Beweise dafür sind dürftig. Im südlichen Ostafrika wird die Gattung von der Lichtenstein-Antilope vertreten. Heute sind die Eigentlichen Kuhantilopen in weiten Teilen ihres ehemaligen Verbreitungsgebiets ausgerottet.
Lebensweise
Die Eigentlichen Kuhantilopen sind tagaktive, in Herden lebende Antilopen. Obwohl ihr Gang durch die unterschiedliche Länge von Vorder- und Hinterbeinen etwas unbeholfen scheint, können sie auf der Flucht fast 80 km/h erreichen. Wie viele andere Antilopen auch sind die Herden nach Geschlechtern getrennt. Weibchen und Jungtiere sammeln sich zu Gruppen von durchschnittlich 300 Tieren; diese Herden können auch bedeutend größer werden, vor allem im Serengeti-Nationalpark, in dem es insgesamt 18.000 Kuhantilopen gibt. Jungen Männchen bilden häufig Junggesellengruppen, die überwiegend klein, in Einzelfällen bis zu 35 Individuen zählen. Im Alter von etwa vier Jahren werden die Männchen zu territorialen Einzelgängern. Sie verteidigen einen Eigenbezirk gegen Geschlechtsgenossen und erheben Anspruch auf alle darin lebenden Weibchen. Im Alter von acht Jahren sind die Männchen zu schwach für diese Kämpfe und verlieren ihre Territorien; sie wandern dann allein umher und versuchen, anderen Männchen aus dem Weg zu gehen. Die Lebensdauer kann zwanzig Jahre betragen; allerdings werden wenige älter als zehn Jahre. Eigentliche Kuhantilopen sind typische Grasfresser, die allerdings gelegentlich auch Kräuter und Laub von Büschen fressen. Sie trinken wenn möglich regelmäßig, können aber auch lange ohne Wasser auskommen.<ref name="Groves et al. 2011"/><ref name="Gosling et al. 2013"/>
Arten
Innere Systematik der Eigentlichen Kuhantilopen nach Flagstad et al. 2001<ref name="Flagstad et al. 2001"/>
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- Nordafrikanische Kuhantilope (Alcelaphus buselaphus Pallas, 1766); diese Art ist in den 1920ern infolge intensiver Bejagung ausgestorben; sie war nördlich der Sahara von Marokko bis Ägypten verbreitet
- Südliche Kuhantilope oder Kaama-Kuhantilope (Alcelaphus caama Geoffroy Saint-Hilaire, 1803); im südlichen Afrika
- Kongoni-Kuhantilope oder Cokes Kuhantilope (Alcelaphus cokii Günther, 1884); das Kongoni lebt in den Savannen Kenias und Tansanias und ist die mit Abstand häufigste Unterart
- Lelwel-Kuhantilope (Alcelaphus lelwel Heuglin, 1877); im Tschad, in Kongo und in Uganda
- Lichtenstein-Antilope (Alcelaphus lichtensteinii Peters, 1852)
- Westafrika-Kuhantilope (Alcelaphus major Blyth, 1869); in Savannen Westafrikas
- Somalia-Kuhantilope (Alcelaphus swaynei Sclater, 1892); ebenfalls bedroht; einst in Somalia beheimatet, heute nur noch vereinzelte Populationen im äthiopisch-somalischen Grenzgebiet
- Tora-Kuhantilope (Alcelaphus tora Gray, 1873); das Tora ist in Äthiopien und Eritrea verbreitet und wird von der IUCN als stark gefährdet eingestuft.
Die Lichtenstein-Antilope wurde teilweise in die eigene Gattung Sigmoceros eingegeordnet, genetischen Analysen zufolge ist sie aber sehr nah mit der Südlichen Kuhantilope verwandt.<ref name="Flagstad et al. 2001"/> Die Südafrikanische Kuhantilope, die durch ein auffallend rotbraunes Fell und harakteristisch schwarze Fellzeichnungen im Gesicht und an den Beinen gekennzeichnet ist, war fast ausgerottet, konnte aber in einigen Nationalparks überleben und wird inzwischen wieder häufiger.
Gefährdung
Trockenheit und Krankheiten können die Populationen schnell verkleinern. Besonders stark verringern sich Kuhantilopenbestände bei Konkurrenz durch Viehherden. Auch Bejagung stellt mancherorts eine Bedrohung dar.
Literatur
- Jean Dorst und Pierre Dandelot: Säugetiere Afrikas, Paul Parey Verlag, 1970. ISBN 3-490-01018-3
- Colin P. Groves und David M. Leslie Jr.: Family Bovidae (Hollwow-horned Ruminants). In: Don E. Wilson, Russell A. Mittermeier (Hrsg.): Handbook of the Mammals of the World. Volume 2: Hooved Mammals. Lynx Edicions, Barcelona 2011, ISBN 978-84-96553-77-4, S. 444–779
- L. Morris Gosling und Isabella Capellini: Genus Alcelaphus Hartebeest. In: Jonathan Kingdon, David Happold, Michael Hoffmann, Thomas Butynski, Meredith Happold und Jan Kalina (Hrsg.): Mammals of Africa Volume VI. Pigs, Hippopotamuses, Chevrotain, Giraffes, Deer and Bovids. Bloomsbury, London, 2013, S. 510–526
- Chris Stuart und Tilde Stuart: Field Guide to the Larger Mammals of Afrika. Struik, 2000, ISBN 1-86872-534-0
- Don E. Wilson, DeeAnn M. Reeder (Hrsg.): Mammal Species of the World. 3. Ausgabe. The Johns Hopkins University Press, Baltimore 2005, ISBN 0-8018-8221-4.
Einzelnachweise
<references> <ref name="Groves et al. 2011">Colin P. Groves und David M. Leslie Jr.: Family Bovidae (Hollwow-horned Ruminants). In: Don E. Wilson, Russell A. Mittermeier (Hrsg.): Handbook of the Mammals of the World. Volume 2: Hooved Mammals. Lynx Edicions, Barcelona 2011, ISBN 978-84-96553-77-4, S. 694–698</ref> <ref name="Gosling et al. 2013">L. Morris Gosling und Isabella Capellini: Genus Alcelaphus Hartebeest. In: Jonathan Kingdon, David Happold, Michael Hoffmann, Thomas Butynski, Meredith Happold und Jan Kalina (Hrsg.): Mammals of Africa Volume VI. Pigs, Hippopotamuses, Chevrotain, Giraffes, Deer and Bovids. Bloomsbury, London, 2013, S. 510–526</ref> <ref name="Flagstad et al. 2001">Øystein Flagstad, Per Ole Syvertsen, Nils Chr. Stenseth und Kjetill S. Jascobsen: Environmental change and rates of evolution: the phylogeographic pattern within the hartebeest complex as related to climatic variation. Proceedings of the Royal Society of London B 268, 2001, S. 667–677</ref> </references>
Weblinks
- Alcelaphus buselaphus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2006. Eingestellt von: Antelope Specialist Group, 1996. Abgerufen am 11. Mai 2006
- Britta Meyer: Wildlife of special interest (PDF-Datei, 87 kB; englisch)