Emanuel Schikaneder
Emanuel Schikaneder, auch Emanuel Schickaneder, (eigentlich Johann Joseph Schickeneder; * 1. September 1751 in Straubing;<ref>Regensburg, Bischöfliches Zentralarchiv, Matrikel Straubing, Bd. 7, S. 426 Nr. 183</ref> † 21. September 1812 in Wien) war Schauspieler, Sänger, Regisseur, Dichter und Theaterdirektor.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Schikaneder wuchs als Halbwaise in Regensburg auf, wo seine Mutter Juliana Schiessl im Dom Devotionalien verkaufte. Er besuchte das Jesuitengymnasium St. Paul, erhielt musikalischen Unterricht vom Domkapellmeister Johann Josef Michl und war vermutlich Mitglied der Regensburger Domspatzen.<ref>Anke Sonnek: Emanuel Schikaneder. Theaterprinzipal, Schauspieler und Stückeschreiber, Schriftenreihe der Intern. Stiftung Mozarteum, Bd 11, Kassel 1999, ISBN 3-7618-1461-5 (Rezension).</ref> Seit 1773 war er Mitglied, später Regisseur einer theatralischen Wandertruppe, der Moserschen Schauspielgesellschaft, der er sich in Augsburg anschloss. Ein Gastspiel seiner Truppe führte ihn 1780 nach Salzburg, wo er sich mit Leopold Mozart anfreundete und so auch mit dessen Sohn Wolfgang eine erste Bekanntschaft schloss.
Schikaneder war zudem mehrmals Direktor des Theaters Augsburg.<ref>Vom Komödienstadel am Lauterlech zum wiederaufgebauten Stadttheater In: Adressbuch der Stadt Augsburg 1971, 86. Ausgabe, Augsburger Adreßbuchverlag Konrad Arnold, S. 23</ref>
Am 9. Februar 1777 ehelichte er Eleonore Schikaneder (geborene Maria Magdalena Arth) im Augsburger Dom.<ref>Eleonore Arth in der Google-Buchsuche</ref>
In Wien spielte er ab 1785 im Kärntnertortheater und gleichzeitig am damaligen Burgtheater. Kaiser Joseph II. untersagte ihm die Errichtung eines Theaters auf den Glacis vor dem Kärntnertor, weshalb er 1787 mit seiner Theatertruppe nach Regensburg ging. 1789 kehrte er wieder nach Wien zurück, wo 1787 auf Antrag des Theaterdirektors Christian Roßbach das Freihaustheater, ein Theater im damals größten Wohnblock Wiens, dem Freihaus auf der Wieden, errichtet worden war. Dieses Theater wurde am 12. Juli 1789 mit dem von Schikaneder verfassten Stück Der dumme Anton im Gebirge eröffnet. Am 30. September 1791 fand dort die Premiere seines größten Erfolges, der Oper (das Singspiel) Die Zauberflöte mit der Musik von Wolfgang Amadeus Mozart statt. Schikaneder selbst spielte den Vogelfänger Papageno, eine Figur in der Tradition des Alt-Wiener Volkstheaters. Die Erfolge brachten so große Einnahmen, dass Schikaneder mit Hilfe des Kaufmanns Bartholomäus Zitterbarth ein neues Theater auf der anderen Seite des Wienflusses, das Theater an der Wien, erbauen konnte. Das alte Theater auf der Wieden wurde daher 1801 geschlossen und in Mietwohnungen umgebaut.
Das Theater an der Wien wurde am 13. Juni 1801 ebenfalls mit einer Schikaneder-Oper eröffnet, nämlich Alexander (Musik von Franz Teyber). Schikaneder setzte bei seinen Aufführungen auf aufwendige Dekorationen, Effekte und viel Pomp. Etwa im Januar 1803 holte er Ludwig van Beethoven in sein Theater, der dort zusammen mit seinem Bruder Kaspar Karl auch eine Dienstwohnung bezog. Beethoven sollte ursprünglich Schikaneders Libretto Vestas Feuer vertonen, entschied sich aber schließlich für ein anderes Libretto, aus dem die Oper Fidelio wurde.
Schikaneder leitete das Theater bis 1804. Von 1802 bis 1812 gehörte Schikaneder das heute als Lehár-Schikaneder-Schlössl bekannte Barockpalais in Nußdorf. Nach 1804 ging er nach Brünn und Steyr. Infolge der kriegsbedingten Geldabwertung von 1811 verlor er sein letztes Vermögen und starb geistig verwirrt in Wien-Alsergrund.
Im Jahr 1861 wurde in Wien Wieden (4. Bezirk) die Schikanedergasse nach ihm benannt.
Wie Wolfgang Amadeus Mozart, Leopold Mozart und Karl Giesecke war Schikaneder Freimaurer. Aufgenommen wurde er in der Regensburger Freimaurerloge Carl zu den drei Schlüsseln.<ref name="Denslow">William R. Denslow, Harry S. Truman: 10,000 Famous Freemasons from K to Z, Part Two. Kessinger Publishing, ISBN 1-4179-7579-2.</ref> Sein Aufnahmegesuch vom 14. Juli 1788 ist erhalten und befindet sich im Deutschen Freimaurer-Museum in Bayreuth.<ref name="IFL">Eugen Lennhoff, Oskar Posner, Dieter A. Binder: Internationales Freimaurer Lexikon. Herbig Verlag, 5. Auflage, ISBN 978-3-7766-2478-6</ref>
Werke
Er schrieb 55 Theaterstücke und 44 Bücher für Opern und Singspiele, darunter Der Stein der Weisen (1790) und Der Zauberflöte zweyter Theil (1798).
Neuere Editionen
- Der Zauberfloete zweyter Theil unter dem Titel: Das Labyrinth oder der Kampf mit den Elementen. (Textbuch der Oper von Peter von Winter) hrsg. von Manuela Jahrmärker und Till Gerrit Waidelich, Tutzing 1992, ISBN 3-7952-0694-4
- Schikaneders heroisch-komische Oper Der Stein der Weisen - Modell für Mozarts Zauberflöte. Kritische Ausgabe des Textbuches, hrsg. […] von David Buch und Manuela Jahrmärker (Hainholz Musikwissenschaft, Bd. 5), Göttingen 2002. 119 S.
Filmische Rezeption
In Miloš Formans Film Amadeus aus dem Jahr 1984 ist Schikaneder, dargestellt durch Simon Callow, eine der Nebenfiguren. Ein Jahr später verkörperte Uwe Ochsenknecht Schikaneder in Vergeßt Mozart.
Der 2011 produzierte Film Sommer der Gaukler des bayrischen Regisseurs Marcus H. Rosenmüller dreht sich dagegen ganz um Schikaneder, insbesondere um seine Reise nach Salzburg im Jahre 1780 und um seine Begegnung mit Wolfgang Amadeus Mozart. Gespielt wird Schikaneder hier von Max von Thun.
Literatur
- Ludwig Eisenberg: Großes biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Verlag von Paul List, Leipzig 1903, S. 881 f., (Digitalisat).
- August Sauer: Schikaneder, Emanuel. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 31, Duncker & Humblot, Leipzig 1890, S. 196–200.
- Egon von Komorzynski: Emanuel Schikaneder. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Theaters. Wien 1951.
- Kurt Honolka: Papageno. Emanuel Schikaneder. Der große Theatermann der Mozart-Zeit. Salzburg und Wien 1984, ISBN 3-7017-0373-6
- Anke Sonnek: Emanuel Schikaneder. Theaterprinzipal, Schauspieler und Stückeschreiber, Schriftenreihe der Intern. Stiftung Mozarteum, Bd 11, Kassel 1999, ISBN 3-7618-1461-5
- Anke Sonnek: Schikaneder, Emanuel. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 753 f. (Digitalisat).
- Franz Krojer: Straubing, Schikaneder-Stadt, in: Aufschluss des Gäubodens, München 2006 (Differenz-Verlag), (PDF)
- Michael Lorenz: Neue Forschungsergebnisse zum Theater auf der Wieden und Emanuel Schikaneder (PDF; 828 kB), in: Wiener Geschichtsblätter 4/2008. Verein für Geschichte der Stadt Wien, Wien 2008, S. 15-36.
- Tadeusz Krzeszowiak: Freihaustheater in Wien 1787–1801. Wirkungsstätte von W. A. Mozart und E. Schikaneder. Sammlung der Dokumente. Böhlau, Wien u. a. 2009, ISBN 978-3-205-77748-9.
- Eva Gesine Baur: Emanuel Schikaneder. Der Mann für Mozart, München 2012, C. H. Beck, ISBN 978-3-406-63086-6
- Till Gerrit Waidelich: „Schikaneder schien es eigends darauf angelegt zu haben, dem Geschmacke des Publikums zu schmeicheln“ Papagenos Selbstvermarktung in Peter von Winters „Labyrinth (Der Zauberflöte zweyter Theil)“ sowie unbekannte Dokumente zu dessen Entstehung, Überlieferung und Rezeption in Wien und Berlin 1803, in: Acta Mozartiana, 59 (2012), S. 139-177.
Dokumentationen
Radiobeiträge und Podcast
Mozart & Schikaneder Ein siegreiches Doppel . Ein Podcastbeitrag des Radiosender Bayern 2 aus der Reihe Bayerisches Feuilleton: vom 15. September 2012 auf der Homepage des Senders Bayern 2
Weblinks
- Literatur von und über Emanuel Schikaneder im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Emanuel Schikaneder in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Werke von Emanuel Schikaneder. Bei: Zeno.org.
- Eintrag zu Emanuel Schikaneder in: Austria-Forum, dem österreichischen Wissensnetz – online (in AEIOU Österreich-Lexikon)
- Verfilmte Werke von Emanuel Schikaneder in der Internet Movie Database (englisch)
- Eintrag in der Datenbank „Die Oper in Italien und Deutschland zwischen 1770 und 1830“
Einzelnachweise
<references />
Personendaten | |
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NAME | Schikaneder, Emanuel |
ALTERNATIVNAMEN | Schickeneder, Johann Joseph (wirklicher Name) |
KURZBESCHREIBUNG | Schauspieler, Sänger, Regisseur, Dichter und Theaterdirektor |
GEBURTSDATUM | 1. September 1751 |
GEBURTSORT | Straubing |
STERBEDATUM | 21. September 1812 |
STERBEORT | Wien |