Ernst Ginsberg
Ernst Ginsberg (* 7. Februar 1904 in Berlin; † 3. Dezember 1964 in Zollikon) war ein deutscher Schauspieler, Hörspielsprecher, Rezitator, Regisseur und Theaterleiter.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Ginsberg war Sohn eines Augenarztes und kam über München und Düsseldorf 1928 nach Berlin und 1932 nach Darmstadt. Dort als Jude entlassen emigrierte er 1933 in die Schweiz und kam an das Zürcher Schauspielhaus. Außer von Molière spielte er folgende Rollen: Mephisto, Tasso, Franz Moor, Don Carlos, Hamlet. Er war jüdischer Herkunft, ließ sich jedoch 1935 katholisch taufen.
1946 bis 1950 war er Regisseur in Basel, 1944 Herausgeber von Lyrik des 17. Jhdts., 1946 des 18. Jhdts., 1951 Herausgeber von Else Lasker-Schüler und 1956 von Berthold Viertel.
Nach seiner Emigration wirkte er bis 1962 als Mitglied des Zürcher Schauspielhauses und arbeitete von 1952 bis 1961 gleichzeitig als Schauspieler und Regisseur am Residenztheater (München). Von 1955 bis 1960 war er Leiter der Literaturproduktion der Deutschen Grammophon, als der er 1957 zur Verwirklichung seiner Vision einer „akustischen Handbibliothek der Weltliteratur“ das Plattenlabel Literarisches Archiv ins Leben rief.
Dort wurden und werden bis heute – inzwischen auf CDs – literarische Schallplatten (vornehmlich Sprechplatten) herausgegeben. Sprecher der ersten Stunde des literarischen Archivs waren u. a. berühmte Autoren wie Thomas Mann oder Gottfried Benn. Auch Ginsberg selbst sprach für die Reihe.
Er war auch sehr häufig als Hörspielsprecher im Einsatz. So konnte man ihn beispielsweise auch in zwei Paul-Temple-Hörspielen erleben, so 1957 in dem vom WDR produzierten Mehrteiler Paul Temple und der Fall Gilbert (Regie: Eduard Hermann, mit René Deltgen, Annemarie Cordes und Kurt Lieck), sowie zwei Jahre später in der BR-Produktion Paul Temple und der Conrad-Fall (Regie: Willy Purucker, mit Karl John und Rosemarie Fendel).
Ernst Ginsberg starb an Amyotrophe Lateralsklerose (ALS). Als er sich schon nicht mehr bewegen und nicht mehr sprechen konnte, diktierte er seiner Pflegerin noch, mit Hilfe des Morsealphabets, mit den Augenlidern Gedichte.
Filme
- Ich weiß, wofür ich lebe. 1955.
- Hoheit lassen bitten. 1954, Regie Paul Verhoeven.
Auszeichnungen
- Hans Reinhart-Ring (1963)
Bücher
- Ernst Ginsberg Abschied - Erinnerungen, Theateraufsätze, Gedichte Verlag die Arche, Zürich 1965
Literatur
- Anna Beck: Ernst Ginsberg. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 1, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 715 f.
- Elisabeth Brock-Sulzer: Ernst Ginsberg. Friedrich, Velber bei Hannover 1963, DNB 450631621.
- Joseph Walk: Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918-1945. Saur, München/ New York/ London/ Paris 1988, ISBN 3-598-10477-4.
- Hannes Heer, Sven Fritz, Heike Brummer, Jutta Zwilling: Verstummte Stimmen: die Vertreibung der "Juden" und "politisch Untragbaren" aus den hessischen Theatern 1933 bis 1945. Metropol, Berlin 2011, ISBN 978-3-86331-013-4, S. 238–240.
Weblinks
- Literatur von und über Ernst Ginsberg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Ernst Ginsberg in der Internet Movie Database (englisch)
- Ilse Pohl liest über Ernst Ginsberg, Lesung im Deutschen Literaturfernsehen
Personendaten | |
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NAME | Ginsberg, Ernst |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schauspieler, Regisseur und Theaterleiter |
GEBURTSDATUM | 7. Februar 1904 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 3. Dezember 1964 |
STERBEORT | Zollikon |