Europäische Südsternwarte
Europäische Südsternwarte ESO | |
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Mitglieder | 16 Länder Österreich Österreich |
Gründung | 1962 |
Hauptsitz | Garching, Deutschland |
Observatorien | Paranal |
Budget | 143 Mio. € <ref name="ESO Fakten">Über die ESO Die ESO: Fakten und Zahlen</ref> |
Generaldirektor | Tim de Zeeuw |
Mitarbeiter | 730<ref name="ESO Fakten" /> |
Webpräsenz | www.eso.org |
Die Europäische Organisation für astronomische Forschung in der südlichen Hemisphäre (englisch European Organisation for Astronomical Research in the Southern Hemisphere) oder in der Kurzform Europäische Südsternwarte (englisch European Southern Observatory, ESO) ist ein europäisches Forschungsinstitut, das Teleskope in Chile betreibt.
Inhaltsverzeichnis
Entdeckungen
Die vielen Beobachtungseinrichtungen der ESO verhalfen der Astronomie zu zahlreichen Entdeckungen und produzierten einige astronomische Kataloge.
Unter anderen wurden an ESO-Observatorien der bis heute am weitesten entfernte Gammablitz beobachtet sowie Beweise für die Existenz eines Schwarzen Lochs im Zentrum unserer Milchstraße gefunden.
Die Zunahme der Expansionsgeschwindigkeit des Universums konnte basierend auf Beobachtungen weit entfernter Supernovae mit den Teleskopen auf La Silla gezeigt werden.<ref>Distant Supernovae Indicate Ever-Expanding Universe, ESO. 15. Dezember 1998. Abgerufen am 5. April 2011. </ref>
Das VLT konnte zum ersten Mal Kohlenmonoxid-Moleküle in einer Galaxie in einer Entfernung von etwa elf Milliarden Lichtjahren analysieren. Dies ermöglichte die Erlangung der präzisesten Messergebnisse der Temperatur für eine derart entfernte Epoche.<ref>A Molecular Thermometer for the Distant Universe, ESO. 13. Mai 2008. Abgerufen am 5. April 2011. </ref>
Ebenso mit dem VLT konnten Astronomen das größte gemessene Alter eines Sterns in unserer Milchstraße bestimmen. Mit seinen 13,2 Milliarden Jahren wurde der Stern in einer der frühesten Phasen der Sternentstehung im Universum geboren.<ref>How Old is the Milky Way?, ESO. 17. August 2004. Abgerufen am 5. April 2011. </ref>
2004 konnte mit Hilfe des Very Large Telescope (VLT, engl. sehr großes Teleskop) das erste Bild eines extrasolaren Planeten (2M1207 b) aufgenommen werden. Seither konnten mit dem Spektrografen HARPS viele weitere extrasolare Planeten aufgespürt werden.
Nach in Summe über 1000 Beobachtungsnächten auf La Silla, die sich über 15 Jahre hin erstreckten, konnten die Bewegungsmuster von mehr als 14.000 sonnenähnlichen Sternen in Nachbarschaft der Sonne bestimmt werden. Es konnte somit gezeigt werden, dass unsere Heimatgalaxie ein turbulenteres und chaotischeres Leben durchmachte als zuvor angenommen wurde.<ref>Milky Way Past Was More Turbulent Than Previously Known, ESO. 6. April 2004. Abgerufen am 5. April 2011. </ref>
Standorte
In der chilenischen Atacamawüste herrschen ausgezeichnete klimatische Bedingungen für astronomische Beobachtungen, im Besonderen eine trockene Atmosphäre und geringe Luftströmungen. Aus diesem Grund wählte die ESO die Standorte ihrer Einrichtungen hier:
- Das La-Silla-Observatorium auf dem 2400 m hohen Berg La Silla,
- das Paranal-Observatorium auf dem 2635 m hohen Cerro Paranal,
- sowie das Atacama Pathfinder Experiment (APEX) und das Atacama Large Millimeter Array (ALMA) auf der Hochebene des Llano de Chajnantor (~5000 m)
- und auf dem 3060 m hohen Cerro Armazones wird das zukünftige E-ELT entstehen.
Die Zentrale der ESO mit Verwaltung und Entwicklung befindet sich in Garching bei München.
Installierte Teleskope und Instrumente
Das wohl derzeit bekannteste Teleskop der ESO bildet das Very Large Telescope (VLT) am Paranal-Observatorium, das aus vier „Unit Telescopes“ mit Hauptspiegeldurchmessern von 8,2 m besteht. Vier weitere Hilfsteleskope mit einem Spiegeldurchmesser von 1,8 m wurden speziell für Interferometrie entwickelt. Sie bilden damit einen wichtigen Bestandteil des VLTI (VLT Interferometer), mit dem sich mehrere Teleskope zusammenschalten lassen, um noch genauere Beobachtungsresultate zu erzielen.
Daneben gibt es am La-Silla-Observatorium noch drei Teleskope mit Hauptspiegeldurchmessern vom 1 m bis 3,6 m. Hier steht zum Beispiel auch das Schweizer Geneva-1,2-m-Teleskop, das rein zur Suche nach Exoplaneten verwendet wird.
Auf der über 5000 m hohen Ebene des Llano de Chajnantor ist derzeit das Atacama Pathfinder Experiment (APEX) installiert.
Name | Größe | Typ | Standort |
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Very Large Telescope (VLT) | 4 × 8,2 m + 4 × 1,8 m | zusammenschaltbare Optische, Nahinfrarot- und Mittleres Infrarot Teleskope | Paranal |
New Technology Telescope (NTT) | 3,58 m | optisches und Infrarotteleskop | La Silla |
ESO 3,6 m Teleskop | 3,57 m | optisches und Infrarotteleskop | La Silla |
MPG/ESO 2,2 m Telescope | 2,20 m | optisches und Infrarotteleskop | La Silla |
Atacama Pathfinder Experiment (APEX) | 12 m | Millimeter-/Submillimeter-Wellenlängen-Teleskop | Chajnantor |
Atacama Large Millimeter Array (ALMA) | 50 × 12 m und 12 × 7 m + 4 × 12 m (ACA)<ref>Satoru Iguchi et al.: The Atacama Compact Array (ACA). In: Publ. Astron. Soc. Japan. 61, 2009, S. 1–12. Bibcode: 2009PASJ...61....1I. Abgerufen am 29. April 2011.</ref> | Zusammenschaltbare Millimeter-/Submillimeter-Wellenlängen-Teleskope | Chajnantor |
Visible and Infrared Survey Telescope for Astronomy (VISTA) | 4,1 m | Nahinfrarot-Durchmusterungsteleskop | Paranal |
VLT Survey Telescope (VST) | 2,6 m | optisches Durchmusterungsteleskop | Paranal |
European Extremely Large Telescope (E-ELT) | 39,3 m | optisches, Nah- und Mittel-Infrarotteleskop | Armazones<ref>The E-ELT project. Abgerufen am 29. April 2011.</ref> |
Zukünftige Teleskope und Instrumente
Für die Zukunft plant die ESO bereits an einem 30-m- bis 60-m-Spiegelteleskop mit dem Arbeitstitel European Extremely Large Telescope (E-ELT). Die favorisierte Planungsvariante basiert auf einem 39-m-Spiegel mit adaptiver Optik, der gegenüber den Teleskopen des VLT die hundertfache Empfindlichkeit bieten soll. Am 26. April 2010 wurde der Cerro Armazones, ein Berg mit 3060 m Höhe, als Standort für das E-ELT fixiert.<ref>http://www.eso.org/public/news/eso1018/</ref> Cerro Armazones liegt in der chilenischen Atacamawüste, ca. 130 km südlich der Stadt Antofagasta und nur 20 km entfernt von Cerro Paranal, dem Standort des Very Large Telescope (VLT). Am 9. Dezember 2011 fiel der Startschuss zum Bau des Teleskopes in der chilenischen Atacamawüste, obwohl nicht alle 15 Mitgliedsstaaten der Europäischen Südsternwarte den zusätzlichen Finanzierungsbedarf des Gerätes sichergestellt hatten. Die Kosten werden Ende 2011 auf 1,1 Milliarden Euro beziffert.<ref>http://news.sciencemag.org/scienceinsider/2011/12/europes-extremely-large-telescop.html</ref>
Zuvor war ein noch größeres Teleskopprojekt mit dem Namen Overwhelmingly Large Telescope (OWL) untersucht worden. Die Pläne für das OWL waren jedoch auf Grund der Komplexität und der hohen Kosten zu Gunsten des E-ELT vorläufig zurückgestellt worden.
Geschichte
Datei:ESO Headquarters.jpg | Datei:A Bird’s-eye View of ESO.jpg | |
Das ESO Hauptquartier in Garching 1997
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Hauptquartier mit neuer Erweiterung 2014
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Die Organisation wurde 1962 gegründet<ref>Übereinkommen zur Gründung einer Europäischen Organisation für Astronomische Forschung in der Südlichen Hemisphäre</ref>, um europäischen Astronomen Beobachtungsmöglichkeiten am Südsternhimmel zu verschaffen. 1980 zog die ESO von ihrem damaligen Sitz in Genf nach Garching bei München. Das heutige Gebäude ist ein Geschenk der Bundesrepublik Deutschland. Wie etwa das CERN ist die ESO als internationales Institut nicht Subjekt nationaler Rechtsprechung, sondern besitzt einen quasi-diplomatischen Status. Zudem gibt es Stationen in Chile, einen Bürokomplex in Santiago, der in Größe und Aufbau einem astronomischen Institut entspricht, und zwei kleine regionale Büros in Antofagasta und La Serena. Dazu kommen die oben beschriebenen Observatorien. 2010 wurde durch das EVALSO-Projekt die Anbindung über Glasfaserkabel realisiert.
Mitgliedstaaten
Mitgliedsstaaten | Beitritt | |
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Belgien Belgien | 1962 | |
Deutschland Deutschland | 1962 | |
Frankreich Frankreich | 1962 | |
Niederlande Niederlande | 1962 | |
Schweden Schweden | 1962 | |
Dänemark Dänemark | 1967 | |
Italien Italien | 1982 | |
Schweiz Schweiz | 1982 | |
Portugal Portugal | 2001 | |
Vereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich | 2002 | |
Finnland Finnland | 2004 | |
Spanien Spanien | 2006 | |
Tschechien Tschechien | 2007 | |
Österreich Österreich | 2008<ref name=apj429>http://www.astronews.com/news/artikel/2008/07/0807-002.shtml</ref> | |
Brasilien Brasilien | 2010<ref name=eso1050>http://www.eso.org/public/germany/news/eso1050/</ref> | |
Polen Polen | 2014<ref name=eso1433>http://www.eso.org/public/news/eso1433/</ref> |
Die ESO hat 15 Mitgliedstaaten. Die Gastnation der Observatorien, Chile, ist nicht Mitglied, dortige Astronomen haben aber ebenfalls bevorrechtigten Zugriff auf die Beobachtungszeit. Astronomen anderer Nationen wird Beobachtungszeit nur gewährt, wenn sie nachweisen, über keine andere adäquate Beobachtungsmöglichkeit zu verfügen.
Am 29. Dezember 2010 wurde die formelle Beitrittserklärung Brasiliens zur ESO unterzeichnet. Brasilien wird somit 15. und das erste nichteuropäische ESO-Mitglied werden. Die formelle Ratifizierung des Beitritts ist jedoch noch ausstehend.
Am 28. Oktober 2014 unterzeichneten Professor Lena Kolarska-Bobińska, polnische Ministerin für Wissenschaft und Hochschulwesen, und Tim de Zeeuw, Generaldirektor der ESO, im Beisein ranghoher Vertreter der ESO und der Republik Polen in Warschau eine Vereinbarung, nach der die Republik Polen der Staatengemeinschaft beizutreten beabsichtigt. Eine Ratifizierung durch das polnische Parlament steht noch aus.
Technische Organisation
Beobachtungszeit kann zweimal im Jahr für das übernächste Beobachtungssemester beantragt werden. Je nach Teleskop wird zwei- bis fünfmal soviel Zeit beantragt, wie tatsächlich vergeben werden kann. Die Vorschläge werden durch ein beratendes Gremium nach wissenschaftlicher Qualität gewichtet. Die Daten, die für ein bestimmtes Beobachtungsprojekt beobachtet wurden, sind während der ersten zwölf Monate nach dem Beobachtungstermin nur dem Leiter des Projekts zugänglich (proprietary period). Nach dieser Frist sind sämtliche Rohdaten, die mit ESO-Teleskopen gewonnen wurden, über das wissenschaftliche Archiv für jedermann frei zugänglich.<ref name=ESO-archive>ESO Science Archive </ref>
Die internen Mitarbeiter der ESO erhalten ein steuerbefreites Einkommen, das insbesondere qualifiziertem Personal aus den Mitgliedsstaaten eine längerfristige Tätigkeit im Ausland erleichtern soll. Die Mitarbeiter erhalten in der Regel einen auf drei Jahre befristeten Vertrag, der bei entsprechenden Leistungen verlängert werden kann. Über die Umwandlung in einen unbefristeten Vertrag entscheidet das Direktorium. Für Wissenschaftler bietet die ESO spezielle Jahresverträge an, die nur auf eine vorübergehende Mitarbeit ausgelegt sind.
Darüber hinaus beschäftigt die ESO auch externe Mitarbeiter, die der regulären Besteuerung des Gastlandes Deutschland unterliegen.
Name | Zeitraum |
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Otto Heckmann | 1962–1969 |
Adriaan Blaauw | 1970–1974 |
Lodewijk Woltjer | 1975–1987 |
Harry van der Laan | 1988–1992 |
Riccardo Giacconi (Nobelpreisträger) | 1993–1999 |
Catherine Cesarsky | 1999–2007 |
Tim de Zeeuw | ab 2007 |
Weiteres
Weblinks
- ESO
- ESO Santiago
- Paranal – Very Large Telescope
- Brasilien wird Mitglied der Europäischen Südsternwarte
- La Silla Observatory
Einzelnachweise
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