Friedrich Wolff (Rechtsanwalt)
Friedrich Wolff (* 30. Juli 1922 in Berlin-Neukölln) ist ein deutscher Rechtsanwalt und war über 20 Jahre Vorsitzender des Berliner Anwaltskollegiums in der DDR.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Der Sohn eines jüdischen Arztes wollte ursprünglich Medizin studieren. Das blieb ihm aber unter den Nazis verwehrt. Er wurde 1941–1943 zum Kaufmann ausgebildet und schlug sich dann bis 1945 als Munitionsarbeiter durch. 1945 trat er der KPD bei und wurde damit nach der Zwangsvereinigung von KPD und SPD Mitglied der SED und später der PDS. Er studierte von 1946 bis 1949 Rechtswissenschaften an der Humboldt-Universität Berlin.
Beim Magistrat von Groß-Berlin hatte Wolff die Gründung von Rechtsanwaltskollegien mit vorbereitet, nun gehörte er zu den Mitbegründern des Berliner Kollegiums und wurde 1954 sein Vorsitzender, was er bis 1970 blieb. In den Jahren 1984–1988 und 1990 erhielt er diese Position erneut.
1983 wurde Friedrich Wolff an der Humboldt-Universität mit einer Dissertation zur Stellung des Rechtsanwalts promoviert.
Wolff wurde vor allem durch seine Sendereihe Alles was Recht ist in den 1980er Jahren im Fernsehen der DDR prominent.
Er war Strafverteidiger in großen DDR-Strafprozessen, wie den Prozessen gegen Beteiligte des Aufstandes vom 17. Juni 1953, gegen den Kulturfunktionär Walter Janka und gegen westdeutsche Politiker wie Hans Globke oder Theodor Oberländer wegen angeblicher Kriegsverbrechen (Ostberliner Schauprozesse in Abwesenheit). Er war an der Verteidigung Günter Guillaumes beteiligt.
Im vereinigten Deutschland verteidigte er viele ehemalige SED-Größen wie Hermann Axen, Hans Modrow und Erich Honecker.
Wolff ist Mitglied der Vereinigung demokratischer Juristen.
In der DDR wurde er 1982 mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Silber ausgezeichnet.<ref>Berliner Zeitung, 5. Oktober 1982, S. 4</ref> 2002 erhielt er den Menschenrechtspreis der geschichtsrevisionistischen Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde, die sich für die Interessen von Stasi- und SED-Kadern einsetzt.
Wolff war Inoffizieller Mitarbeiter (geheimer Informant) des Ministeriums für Staatssicherheit im Bereich Hauptverwaltung Aufklärung unter dem Decknamen „Jura“ und gewährte bei einem Treffen Einblick in Unterlagen seiner Mandanten.<ref>STASI: Honecker-Anwalt war IM. Focus, 30. Januar 1995</ref>
Schriften (Auswahl)
- 2000: Woher kommen wir, wo sind wir angekommen, wohin gelangen wir? In: Nachdenken über Sozialismus. Herausgegeben von Klaus Höpcke, Hans-Joachim Krusch, Hans Modrow, Harald Neubert, Wolfgang Richter und Robert Steigerwald; GNN Verlag Schkeuditz.
- 2005: Einigkeit und Recht - Die DDR und die deutsche Justiz in der 2. Auflage im Verlag edition ost, Berlin, ISBN 978-3-360-01062-9.
- 2009: Verlorene Prozesse. Meine Verteidigungen in politischen Verfahren, edition ost, Berlin, ISBN 978-3-360-01800-7.
- 2013: Ein Leben – vier Mal Deutschland, Autobiografie, PapyRossa-Verlag, Köln, ISBN 978-3-89438-520-0.
Literatur
- Helmut Müller-Enbergs: Wolff, Friedrich. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 2, Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
Weblinks
Einzelnachweise
<references />
Personendaten | |
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NAME | Wolff, Friedrich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Rechtsanwalt, Vorsitzender des Berliner Anwaltskollegiums in der DDR |
GEBURTSDATUM | 30. Juli 1922 |
GEBURTSORT | Berlin-Neukölln |