Gattschina
Stadt
Gattschina
Гатчина
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Liste der Städte in Russland |
Gattschina (russisch Га́тчина) ist eine Stadt in der russischen Oblast Leningrad und befindet sich 45 Kilometer südlich von Sankt Petersburg an der Autobahn und der Bahnlinie nach Pskow. Die Einwohnerzahl beträgt 92.937 (Stand 14. Oktober 2010).<ref name="einwohner_aktuell" /> Die Stadt hat vor allem durch ihr Schloss, das zeitweise Zarenresidenz war, Berühmtheit erlangt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Gattschina wurde erstmals 1499 erwähnt; ursprünglich gehörte der Ort zu Nowgorod, mit dessen Unterwerfung 1478 kam auch Gattschina ans Großfürstentum Moskau. Wie das gesamte Ingermanland gehörte Gattschina von 1583 bis 1595 sowie von 1617 bis 1721 (Frieden von Nystad) zu Schweden. Peter der Große, Kaiser des neuen Russischen Reiches, schenkte Gattschina seiner Schwester Natalja. 1765 gab Kaiserin Katharina die Große Gattschina an ihren Favoriten, Graf Grigori Grigorjewitsch Orlow, der hier ein Schloss mit 600 Zimmern errichten ließ. Erstmals in Russland war dies von einem Englischen Garten umgeben. Der Architekt Antonio Rinaldi ließ in den Jahren 1777 bis 1782 am Eingang des Parks einen großen Triumphbogen errichten. Das Schlossinnere ist im klassizistischen Stil gehalten und wurde von Antonio Rinaldi und Vincenzo Brenna entworfen. Italienische Stuckateure und russische Handwerker schufen die entsprechende Inneneinrichtung mit Deckengemälden, Parkettfußböden und italienischer Möblierung.
Als Graf Orlow 1783 starb, erwarb die Kaiserin das Schloss von dessen Erben und gab es an ihren Sohn, den späteren Kaiser Paul I. weiter. Dieser nahm in den 1790er Jahren Veränderungen im neoklassizistischen Stil vor und ließ im Park mehrere Brücken und Pavillons erbauen. Nach Pauls Tod blieb das Schloss zunächst weitgehend ungenutzt. Erst Alexander III. machte es dann erneut zu einer Kaiserresidenz. Der letzte russische Kaiser, Nikolaus II., verbrachte seine Jugend hier; nach seiner Abdankung 1917 wurde er in Gattschina zeitweise unter Hausarrest gestellt.
Über die Petersburg–Warschauer Eisenbahn erhielt Gattschina 1858 eine Verbindung mit der Hauptstadt. Die Eröffnung der gesamten Strecke bis Warschau erfolgte 1862.
1923 wurde die Stadt nach dem Revolutionär Leo Trotzki in Trozk (Троцк) umbenannt.<ref>Gerd Koenen: Die großen Gesänge: Lenin – Stalin – Mao Tsetung. Führerkulte und Heldenmythen des 20. Jahrhunderts. Eichborn, Frankfurt am Main, 2. Aufl. 1991. ISBN 3-8218-1143-9. S. 64.</ref> Nachdem Trotzki in Ungnade gefallen war, erfolgte 1929 eine weitere Umbenennung in Krasnogwardeisk (Красногвардейск), ehe die Stadt 1944 wieder ihren alten Namen Gattschina erhielt.
Kurze Zeit nach Beginn des deutsch-sowjetischen Kriegs am 22. Juni 1941 wurde Gattschina von Truppen der Wehrmacht besetzt und nach dem deutschen Generaloberst Georg Lindemann in Lindemannstadt umbenannt. Im Zuge ihrer Leningrad-Nowgoroder Operation eroberte die Rote Armee Anfang 1944 den Ort und beim Rückzug der deutschen Truppen wurde das Schloss verwüstet und angezündet; seine Rekonstruktion ist bis heute nur zum Teil vollendet.
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | Einwohner |
---|---|
1897 | 14.824 |
1939 | 38.201 |
1959 | 36.725 |
1970 | 63.292 |
1979 | 75.153 |
1989 | 79.714 |
2002 | 88.420 |
2010 | 92.937 |
Anmerkung: Volkszählungsdaten
Söhne und Töchter der Stadt
- Paul Friedrich von Benckendorff (1748–1841), Gouverneur
- Michail von Doliwo-Dobrowolski (1862–1919), Ingenieur
- Michail Ippolitow-Iwanow (1859–1935), Komponist und Dirigent
- Modest Iwanow (1875–1942), erster sowjetischer Admiral
- Daniil Lintschewski (* 1990), Schachspieler
- Pjotr Tschichatschow (1812–1890), Forschungsreisender
- Michail Tschigorin (1850–1908), Schachspieler
- Fjodor Wassiljew (1850–1873), Maler
- Jan Zachwatowicz (1900–1983), polnischer Architekt
Städtepartnerschaften
Gattschina ist Partnerstadt von
Einzelnachweise
<references />
Weblinks
- Gattschina Gestern und Heute (russisch)
- Gattschina auf mojgorod.ru (russisch)
- Palast der Stadt Gattschina (Gatschina)
Verwaltungszentrum: Sankt Petersburg*
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Anmerkungen: S – Sitz eines Stadtkreises, R – Verwaltungszentrum eines Rajons, * – gehört nicht zur Oblast