Glockengießerei Bachert
Die Glockengießerei Bachert ist eine traditionsreiche südwestdeutsche Glockengießerei, die zahlreiche Kirchenglocken für bedeutende Kirchen gegossen hat. Das Familienunternehmen wurde um 1770 in Dallau gegründet, Nachkommen des Gründers errichteten später weitere Standorte in Kochendorf, Heilbronn und Karlsruhe, zu denen außer Glockengießereien auch eine Feuerwehr-Gerätefabrik zählte. Seit 2003 befindet sich die Firma als Glockengießerei Bachert Karlsruhe GmbH wieder in einer Hand in Familienbesitz und hat ihren Sitz seitdem in Karlsruhe.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Friedensglocke
Der Betrieb wurde um 1770 in Dallau von dem aus Siegen stammenden Kaspar Bachert († 1776) als Messinggießerei gegründet. Zu den ersten Produkten der Gießerei zählten Messingknöpfe für die Uniformproduktion, für die die 1767 im Trienztal gegründete Leinenfabrik den Stoff lieferte. Die Dallauer Werkstatt führte der Sohn Johannes Bachert mit seinem Schwager Johann Peter Schwarz fort. In diesem Betrieb war wohl auch Jakob Bachert († 1834), ein weiterer Sohn Kaspar Bacherts, tätig. Als das Unternehmen 1797 verkauft wurde, erwarb Jakob Bachert ein Haus in Dallau und eröffnete dort eine neue Gießerei. Seine hauptsächlichen Produkte waren Schnallen für Uniformgürtel, später kamen aber auch Glocken, Feuerwehrspritzen u.ä. hinzu. Jakob Bachert hatte drei Söhne: Johann Adam, Johann Peter und Martin. Johann Peter wird 1822 als Glockengießer in Dallau genannt, später erscheint der Vater als Glockengießer und Johann Peter als Schnallengießer, zuletzt wird Johann Peter nur noch als Krämer bezeichnet und war möglicherweise nur noch für den Absatz der Produkte zuständig oder überhaupt nicht mehr im Familienbetrieb tätig.
Der Betrieb in Dallau wurde ab 1837 von Martin Bachert († 1875) fortgeführt, der nun auch insbesondere Feuerwehrspritzen goss und das Wohnhaus der Familie 1863 erneuern ließ. Sein Sohn Christian Bachert (1839–1900) ließ das Gießhaus massiv in Stein ausführen und hat das Wohnhaus verschiedentlich erweitert. Nach seinem Tod kam das Dallauer Anwesen in den Besitz seiner Frau aus zweiter Ehe, Louise Bachert, geb. Bender, aus Auerbach.
Johann Adam Bachert (1799–1871), ein Sohn Jakob Bacherts und ein Enkel des Gründers Kaspar Bachert, war 1813 nach Kochendorf gezogen. Dort erwarb er 1829 das St. Andrésche Schlösschen und nahm dort 1830 ebenfalls die Gießerei auf. Nach dem Tod Christian Bacherts im Jahr 1900 übernahm die Kochendorfer Fabrik auch das Werk in Dallau, das man 1914 aufgab. Die Kochendorfer Gießerei wechselte vom St. André’schen Schlösschen in das ehemalige Gaswerk des Ortes, wo ein moderner Betrieb entstand. Der Kochendorfer Fabrikant Louis (Ludwig Friedrich) Bachert (1830–1913) wurde 1910 Ehrenbürger des Ortes. In Kochendorf entstand später auch die Feuerwehrgerätefabrik Bachert, und das Unternehmen hat auch Leitern produziert.
Die wirtschaftliche Blüte des Unternehmens in der Mitte des 20. Jahrhunderts wird insbesondere dem großen Bedarf an Kirchenglocken als Ersatz für die im Ersten und Zweiten Weltkrieg durch Ablieferung und Einschmelzen beziehungsweise durch Kriegseinwirkung zerstörten Glocken zugeschrieben. Gleichwohl wurde die Gießerei in Kochendorf, das seit 1933 ein Stadtteil von Bad Friedrichshall war, im April 1945 selbst durch Jagdbomber-Angriffe zerstört, nach dem Krieg jedoch rasch wiederaufgebaut.
Die Brüder Alfred und Karl Bachert gründeten 1904 eine Glockengießerei in Karlsruhe. Albert Bachert (1871–1949) gründete 1947 mit seinem Sohn Alfred ein weiteres Werk in Heilbronn. Das Werk in Karlsruhe gelangte nach dem Tod der kinderlosen Besitzer in den 1960er-Jahren vorübergehend an andere Besitzer. Die Feuerwehrgerätefabrik in Kochendorf gelangte 1983 an die Kienbaum-Gruppe.
Im Jahr 1982 fusionierten die Karlsruher Gießerei und die Heidelberger Gießerei des 1971 verstorbenen Glockengießers Friedrich Wilhelm Schilling zur Karlsruher Glocken- und Kunstgießerei. Die Gießereien Gebrüder Bachert in Bad Friedrichshall-Kochendorf und Alfred Bachert in Heilbronn wurden ab 1988 vereinigt. Im Januar 2003 schloss sich die Vereinigung mit der Gießerei Gebrüder Bachert, Karlsruhe zur Glockengießerei Bachert Karlsruhe GmbH mit Sitz in Karlsruhe an.
Zur heutigen Produktpalette zählen neben Kirchenglocken auch Schiffsglocken, Glockenspiele, Carillons, Glockenarmaturen und geeignetes Zubehör. Das Unternehmen restauriert außerdem historische Glocken. Bachert-Glocken befinden sich in zahlreichen historisch bedeutenden Kirchen.
Große Glocken und Geläute
Auswahl:
- Breisach, Stephansmünster: zwei Glocken von 2011 (b0–es1)<ref>Unser Münster Nr.46-2011 S.6ff Martin Hau, Emil Göggel, Hermann Metz - http://gebt-christus-eine-stimme.de</ref> und eine Glocke von 2012 (ges1) zu fünf vorhandenen <ref>Unser Münster Nr.48-2012 S.14ff - Informationen zum Münsterbauverein</ref>
- Burgdorf, St. Pankratius: drei Glocken von 2009 (a0–d1–fis1) zu einer vorhandenen
- Celle, Stadtkirche St. Marien: Friedensglocke von 2008 (Schlagton: ges0, Gewicht: 8.202 kg) zu drei vorhandenen
- Duderstadt, St. Cyriakus: zwei Glocken von 2011 (as0–c1) zu fünf vorhandenen
- Dresden, Frauenkirche: sieben Glocken von 2002/3 (d1–e1–g1–a1–c2–d2–f2) zu einer vorhandenen
- Hamburg, Hauptkirche St. Michaelis: Jahrtausendglocke von 2008<ref>Der ursprüngliche Guss von 2000 sprang im Jahre 2008 und wurde von der Glockengießerei Bachert neugegossen.</ref> (Schlagton: f0, Gewicht: 7.549 kg) zu fünf vorhandenen Glocken
- Höchst (A), Pfarrkirche St. Johann: sieben Glocken von 2005 (as0–c1–es1–f1–as1–b1–c2; Schlagtonlinie verzogen)
- Karlsruhe, Christuskirche: Friedensglocke von 2004 (Schlagton: f0, Gewicht: 9.160 kg) zu fünf vorhandenen
- Karlsruhe-Durlach, St. Peter und Paul: sieben Glocken von 2000 (gis0–h0–cis1–dis1–e1–gis1–h1) zu einer vorhandenen
- Lübeck, St. Marien: drei Glocken von 1985 (as0–b0–es1) zu vier vorhandenen
- Mannheim, Christuskirche: 1909 das größte Geläut in Baden, 1956 Neuguss der fünf Glocken (as0–b0–c1–es1–f1)<ref>Friedrich Burrer: Christuskirche Mannheim-Oststadt. Regensburg 2005, ISBN 3-7954-6533-8, S. 13/14.</ref>
- München-Giesing, Templerordenkirche: 20 Glocken auf gis0
- Neubrandenburg, St. Marien: fünf Glocken von 2006 (h0–e1–gis1–a1–h1)
- Pforzheim, ev. Stadtkirche: sechs Glocken von 1964/65 (gis0–h0–cis1–dis1–fis1–gis1)
- St. Ingbert, Pfarrkirche St. Josef: sieben Glocken von 2011 (a0–cis1–e1–fis1–a1–h1–d2; Schlagtonlinie leicht verzogen)
- Straßburg, Thomaskirche: vier Glocken von 2009 (cis1–e1–fis1–a1) zu zwei vorhandenen
Literatur
- Bruno König: Die Glockengießerei Bachert. In: 1200 Jahre Dallau im Elztal, Elztal-Dallau 1974, S. 228–230 (über die frühen Jahre in Dallau).
Weblinks
Einzelnachweise
<references />
Chronologische Abfolge:
Daniel Eger |
Jos Glockengießer |
Bernhart Lachaman der Ältere |
Heinrich Winter, genannt Meng |
Bernhart Lachaman der Jüngere |
Jerg Bernhart Lachaman |
Lenhart Seyfer |
Jörg Mayer |
Heinrich Rotenberger |
Johann Bechtolt Meslang |
Hans Eltrich |
Paulus Arnolt |
Johann Georg Rohr |
Daniel Rohr |
Veit Conrad Thor |
Johann Caspar Neihäußer |
Georg Friedrich Trau |
Samuel Mezger |
Karl Hofer |
Georg Adam Kiesel |
Karl Kiesel |
Glockengießerei Bachert
Zwischen 1996 und 2009 wurden in der Archäologie-AG des Robert-Mayer-Gymnasiums Heilbronn und der Glockengießer-AG der Helene-Lange-Realschule Heilbronn mindestens 10 Glocken mit Gewichten bis zu 40 kg gegossen.