Grabungsbericht


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Der Grabungsbericht, auch Abschlussbericht genannt, ist Teil des Dokumentationsystems für archäologische Ausgrabungen.

Er stellt eine der wichtigsten Tätigkeiten nach Abschluss einer Ausgrabung dar und enthält Angaben zum Ablauf und Ergebnis der Grabungen, die für eine spätere Auswertung unerlässlich sind. Grabungsberichte sind von der Auswertung und der wissenschaftlichen Publikation zu unterscheiden, welche aber auf die vorwiegend technischen und organisatorischen Angaben des Grabungsberichtes zurückgreifen müssen. Der Bericht wird üblicherweise vom örtlichen Grabungsleiter erstellt. Aufbewahrt wird der Grabungsbericht von den zuständigen Behörden der Bodendenkmalpflege als Teil der Dokumentation zum Fundplatz. Bei verursacherfinanzierten Ausgrabungen erhält der jeweilige Auftraggeber ebenfalls ein Exemplar als Rechnungsgrundlage und als Beleg für die vorgenommenen Untersuchungen.

Abgrenzung des Begriffs

Als Grabungsbericht wird oft auch ein wissenschaftlicher Vorbericht über laufende oder kürzlich abgeschlossene Grabungen in archäologischen Fachzeitschriften bezeichnet. Im engeren Sinne versteht man unter dem Begriff aber einen vorwiegend technischen Abschlussbericht zum Ablauf der Ausgrabung.

Inhalt

Ein Grabungsbericht enthält in der Regel Angaben zu folgenden Punkten:

Angaben zur Ausgrabungsstätte

Beispielsweise Dauer der Grabung, Größe der Grabungsfläche und Überblick der freigelegten Befunde, Art der Befunde.

Vorbereitende Informationen und Maßnahmen

Enthalten sind ferner Anlass der Grabung (zum Beispiel Notgrabung, Forschungsgrabung), Hinweis auf vorangegangene Grabungen, Topografie und Bodenverhältnisse, eine Auflistung des vorhandenen Archivmaterials, beteiligte Institutionen und Partner, Grabungsmannschaft, vorbereitende Prospektionen, Suchschnitte und Vorbereitung der Grabungsfläche (Bewuchs, Rodung, Kanäle und Leitungen).

Vermessung

Ein Kapitel befasst sich mit Lage der Grabungsfläche in Flurkarten und Messtischblättern. Es beschreibt das aufgebaute Vermessungssystem und dessen Einbindung. Auch Angaben über die Einmessung der Höhen (absolut üNHN) und der zur Einmessung verwendeten trigonometrischen Punkte oder Polygonpunkte sowie weiteren Vermessungen sind enthalten. In dieses Kapitel gehören auch Angaben über das verwendete Vermessungsgerät, wie die Typenangabe des Tachymeters.

Grabungsmethodik

Dieses Kapitel enthält Erläuterungen zur angewandten Grabungsmethode, beispielsweise ob die Grabung nach natürlichen oder künstlichen Schichten erfolgte oder ob erschwerende Bedingungen vorlagen. Auch Sicherungsmaßnahmen finden hier Erwähnung.

Grabungsdokumentation

Datei:Grabungsdoku Stellenkarten.jpg
Grabungsdokumentation auf Stellenkarten.

Unerlässlich für eine – oft erst Jahre später erfolgende – wissenschaftliche Auswertung sind Angaben zum Umfang der schriftlichen und digitalen Grabungsdokumentation, die aus dem Grabungstagebuch, Befund- und Flächenbeschreibungen, event. Stellenkarten sowie gezeichneten Flächen-, Übersichts-, Planums- und Profilzeichnungen besteht. Auch werden Angaben zur fotografischen Dokumentation gemacht. Beispielsweise zur verwendeten Fotoausrüstung, zu Filmmaterial und den Fotolisten. Hier können auch spezielle Formen der Dokumentation, zum Beispiel Anlage von Lackprofilen, tachymetrische Einzelfundeinmessungen, photogrametische Aufnahmen, 3D Scans, benutzte Software etc. angeführt werden.

Probenentnahme

Wenn auf der Grabung Proben für weiterführende naturwissenschaftliche Untersuchungen oder für Begleitprojekte, zum Beispiel Holzproben für dendrochronologische Untersuchungen, archäobotanische Proben oder Proben zur Phosphatanalyse entnommen, sind diese separat mit Angaben zur Verpackung, Zusätzen oder Behandlung aufzuführen. Gegebenenfalls ist die Probenentnahme in die bestehende Dokumentation einzufügen. Zum Beispiel wird die Entnahmestelle in den Befundzeichnungen und in die Fotodokumentation aufgenommen und in den Grabungsbericht eingebracht.

Funde

Separat vermerkt werden sollten auch spezielle Bergungsmethoden von Funden (zum Beispiel Blockbergung) sowie deren Verbleib, Aufbewahrung, Fundlisten, Auswertung und Inventarisierung.

Abschluss der Ausgrabung

Ein Grabungsbericht sollte unbedingt vermerken, in welchem Zustand die Grabungsfläche hinterlassen wurde, um den Ausgräber vor späteren Regressforderungen zu schützen. Hierzu zählen Angaben zur Verfüllung oder Absicherung der Grabungsschnitte, Verdichtung der Schnitte bei späterer Bebauung oder Rekultivierung.

Literatur

Weblinks