Grammatik
Die Grammatik (Sprachlehre, griechisch und Aristoteles lebten vor der Eroberung Griechenlands durch die Römer. Sie waren vielleicht keine Grammatiker, aber denkbar wäre, daß es Grammatiker schon vor der Eroberung Griechenlands gab, sodaß „Latein“ fragwürdig wirkt.
Die präskriptive Einstellung dominierte zunächst unter Grammatikern, allein schon deshalb, weil das Latein als Schriftsprache schulmäßig zu erlernen war. So wurde die Grammatik, die über das Erlernen der Regeln der Sprache hinaus auch den Erwerb textpragmatischer Kenntnisse umfasste, in der Spätantike die erste der sieben Artes liberales. Zusammen mit Rhetorik und Dialektik, d. h. Logik, bildete sie hier das Trivium. Viele der Regeln und Termini wurden von römischen Gelehrten und Grammatikern übernommen und auf das Latein übertragen und hielten so Einzug in das europäische, kirchlich geprägte Mittelalter. Dabei blieben auch die logischen und philosophischen Überlegungen erhalten und schlugen sich im Universalienstreit nieder. Die Beschäftigung mit Grammatik beschränkte sich daher lange Zeit auf die Sprachen der Bibel, das Latein und, in geringerem Umfang, auch auf das Hebräische und das Griechische (Eco 1997). Ein großer Teil der Diskussionen bezog sich allerdings hauptsächlich auf semantische Aspekte und ihre theologischen Implikationen. Denn die Grammatik wurde wie die übrigen Artes liberales zuallererst als eine Propädeutik der Bibelhermeneutik betrachtet. Erst mit Luthers Bibelübersetzung und dem Zeitalter der Reformation löste man sich von der Fixierung auf das Lateinische.<ref>Zu diesem Wandel: Ursula Stangel: Grammatikschreibung im Wandel. Von der Grammatiktradition des Mittelalters bis zur Beschreibung von Sprachen der Neuen Welt. In: Helikon. A Multidisciplinary Online Journal, 1, S. 78-88. 2010, abgerufen am 12. März 2015 ((PDF; 623 kB)). </ref>
Lag der Schwerpunkt des Interesses im Mittelalter noch bevorzugt in semantischen Fragen, so setzten sich mit der Erforschung des Sanskrit durch Friedrich Schlegel und Franz Bopp und mit der Entdeckung der indogermanischen Sprachen wieder grammatische Interessen und konventionalistische und relativistische Positionen durch.
Aus der Vergleichenden Sprachwissenschaft entwickelte Anfang des 20. Jahrhunderts Ferdinand de Saussure die Theorie von der Sprache als synchronem System, die die Grundlage der strukturalistischen Linguistik des 20. Jahrhunderts darstellt. Ohne Einflüsse aus der Philologie entstanden durch die Arbeiten von George Boole und Gottlob Frege zur selben Zeit die ersten formalen Systeme, die sich von den Vorlagen einer bestimmten Sprache zu lösen versuchten.
Eine Einteilung solcher formalen Sprachen und der ihnen zugrunde liegenden Grammatiken entwickelte Noam Chomsky. Dabei erzeugen Grammatiken eines bestimmten Typs innerhalb der Chomsky-Hierarchie genau die Sätze und Ausdrücke einer Sprache, die von einem bestimmten Interpreten erkannt werden, und sie erzeugen alle Sätze und Ausdrücke, die erkannt werden können. Interpreten sind in solchen Fällen einer formalen Grammatik abstrakte Rechenmaschinen aus der Automatentheorie. Solche formalen Grammatiken, besonders die kontextfreie Grammatik, finden Verwendung in der Informatik in Untersuchungen über Compiler und Interpreter. Aber auch in der Philosophie und Wissenschaftstheorie finden solche Sprachen Verwendung, genauso wie in Forschungsrichtungen der deskriptiven Grammatik.
Deskriptive Grammatiken unterscheiden sich von formalen Grammatiken insofern, als sie sich aus einem empirischen Forschungsansatz ergeben. Sie beschäftigen sich mit den natürlichen Sprachen, denen im Allgemeinen eine größere Ausdrucksstärke zugesprochen wird. Der Linguist sichtet erst eine bestimmte Menge an Ausdrücken und Sätzen, die zu einer Sprache gehören. Kriterium dafür, dass bestimmte Ausdrücke und Sätze zu einer Sprache gehören, kann vor allem ihr Vorkommen in der geschriebenen Sprache und Literatur sein, aber auch die Akzeptanz der Ausdrücke in einer Sprachgemeinschaft. Dann versucht er, diese Ausdrücke durch Regeln zu erzeugen. Dabei steht die Vollständigkeit der erklärten Phänomene im Gegensatz zu einem ökonomischen Prinzip der Einfachheit.
Eher regelgeleitete, auf der Syntax basierende Grammatiken, die mit möglichst wenig Annahmen und Regeln auskommen, sind vor allem die aus Chomskys Generativer Grammatik entstandene Rektions- und Bindungstheorie und das Minimalistische Programm. Erweiterungen rein syntaktischer Regeln durch semantische findet man in der Generalised Phrase Structure Grammar sowie in den Unifikationsgrammatiken, zum Beispiel der Head-driven Phrase Structure Grammar oder der lexikalisch-funktionalen Grammatik. Semantische Ansätze, die vor allem mit Strukturen von Lexikoneinträgen arbeiten, sind die Dependenzgrammatiken und die Grammatik Richard Montagues.
<references />
Grammatiken in der Neuzeit
Siehe auch
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise