Hans Baluschek
Hans Baluschek (* 9. Mai 1870 in Breslau; † 28. September 1935 in Berlin) war ein deutscher Maler, Grafiker und Schriftsteller. Er gehörte zur Berliner Secession und war nach 1920 aktives Mitglied der SPD.
Baluschek war ein Hauptvertreter des deutschen kritischen Realismus, wobei Baluschek selbst jede Form des „-ismus“ für seine Kunst ablehnte,<ref name="Baluschek-1920">Hans Baluschek: Im Kampf um meine Kunst, in: Die Gartenlaube Nr. 27, 1920; Seiten 447–450.</ref> und stellte anklagend das Leben des Proletariats dar.<ref>Klassifizierung des Bundesarchivs, siehe Porträtaufnahme 1912.</ref> Seine Bilder beschäftigten sich entsprechend vor allem mit den Menschen des Arbeiterstandes in Berlin.
Bekannt wurde er vor allem durch seine Gemälde und Illustrationen von Büchern wie Peterchens Mondfahrt und verschiedenen Zeitschriften.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Kindheit und Jugend (1870–1889)
Hans Baluschek war der Sohn von Franz Baluschek, Regierungslandmesser und Eisenbahningenieur.<ref name="Bröhan 14-24">Ein echter Berliner aus Breslau 1870–1893. In: Bröhan 2002, S. 14–24.</ref> Er hatte drei Schwestern, von denen allerdings zwei bereits im Kindesalter an Tuberkulose verstarben. Durch die Euphorie in Breslau als preußischer Residenzstadt nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 versuchte sich Franz Baluschek als selbstständiger Unternehmer im Eisenbahnbereich und wirkte vor allem in Haynau (heute: Chojnów), das entsprechend für seinen Sohn neben Breslau zu dessen Hauptwohnorten wurde. Durch den Vater wurde zudem die Faszination für die Eisenbahn bereits in der frühen Kindheit erstmals manifestiert.<ref name="Bröhan 14-24" />
Im Jahr 1876 zog die Familie mit dem erst sechsjährigen Hans Baluschek nach Berlin und bis 1886 wechselte sie insgesamt fünfmal die Wohnung, wobei sie immer in den sich ausbreitenden Neubaugebieten für Arbeiter vor dem Halleschen und dem Kottbusser Tor, dem heutigen Berlin-Kreuzberg blieb. Berlin befand sich zu dieser Zeit in einer durch die Weltwirtschaftskrise 1873 ausgelösten Depression und insbesondere die private Eisenbahnindustrie befand sich nach dem Zusammenbruch der Unternehmen von Bethel Henry Strousberg in einer sehr schwierigen Lage.<ref name="Bröhan 14-24" /> Franz Baluschek arbeitete als königlicher Eisenbahningenieur bei der staatlichen Eisenbahn, in die die privaten Unternehmen überführt wurden, und konnte so die Familie finanzieren, die in bürgerlichem bis kleinbürgerlich-proletarischem Milieu inmitten von anderen Arbeiterfamilien lebte. Nach dem Besuch der Gemeindeschule wurde Hans Baluschek mit neun Jahren in das Ascanische Gymnasium aufgenommen, das als eine der wenigen höheren Schulen in Berlin 1875 gegründet wurde und die Schüler auf der Basis eines humanistischen und naturwissenschaftlich betonten Lehrplan ausbildete.<ref name="Bröhan 14-24" />
In den Jahren 1882 bis 1886 stellte der russische Künstler Wassili Wereschtschagin in mehrere Bildzyklen seine Gemälde vom Russisch-Osmanischen Krieg 1877–1878 und andere Kriegsdarstellungen aus, die in Berlin viel diskutiert wurden und den Künstler aufgrund seiner Inhalte und des ungewohnten Realismusses populär werden ließen. Für Baluschek stellte der Besuch der Ausstellungen ein entscheidendes und prägendes Erlebnis dar. Er begann damit, Bilder zu kopieren und selbst zu malen und versuchte sich in seinen frühen Bildern unter anderem an Kriegsdarstellungen, die Wereschtschagin nachempfunden waren; auch in späteren Kriegsbildern zeigt sich der deutliche Einfluss dieses Vorbilds.<ref name="Bröhan 14-24" />
Sein Vater wurde 1887 für den Eisenbahnbau auf der Insel Rügen nach Stralsund versetzt, wo Baluschek die beiden letzten Jahre seiner Schulzeit bis zum Abitur verbrachte. Hier traf er auf den Lehrer Max Schütte, der seine Schüler mit den Ideen und Zielen des Sozialismus vertraut machte und über Klassenstrukturen der Gesellschaft und ökonomische Zusammenhänge aufklärte; aufgrund des noch gültigen Sozialistengesetzes wurde er jedoch aus dem Lehrdienst entlassen. Baluschek und seine Mitschüler begannen mit dem Studium sozialistischer Schriften und den in Deutschland populär werdenden Schriften Leo Tolstois und Emile Zolas. 1889 beendete Baluschek seine Schullaufbahn mit dem Abitur und dem Wunsch, Maler zu werden.<ref name="Bröhan 14-24" />
Frühe Künstlerjahre (1890–1894)
Nach seinem Abitur erhielt Hans Baluschek noch im selben Jahr die Zulassung für das Studium an der Königlichen Akademie der bildenden Künste in Berlin und lernte hier Martin Brandenburg kennen, mit dem ihm lebenslang eine enge Freundschaft verband. Die Hochschule wurde von Anton von Werner geleitet, der sie trotz vieler Neuerungen sehr konservativ führte. Er lehnte vor allem die durch den deutschen Impressionismus geprägten Strömungen um die gerade populär werdenden Maler Max Liebermann, Lesser Ury und Franz Skarbina ab und war bemüht, keinerlei Einfluss dieser künstlerischen Ausprägungen in den Unterricht der Akademie einfließen zu lassen.<ref name="Bröhan 14-24" /> Stattdessen legte er Wert auf bewährte Themen der akademischen Malerei und stellte vor allem die Historienmalerei, die in der offiziellen Kunstwahrnehmung die höchste Wertschätzung hatte, in den Fokus der Ausbildung. Baluschek wohnte in Berlin-Schöneberg, sein ältestes bekanntes Skizzenbuch stammt aus dem Jahr 1889 und zeigt ihn in einem Selbstbildnis als Student mit Mütze und Band in der Couleur eines Corpsstudenten. Ob er Teil einer Studentenverbindung war, ist allerdings nicht bekannt; spätere Bilder zeigen Kenntnisse der Organisation und auch in seinen Novellen wird das Thema aufgegriffen. In den frühen Arbeiten finden sich zudem auffällig häufig Kriegsszenen und militärische Kampfszenen neben Darstellungen des Stralsunder und des Berliner Straßenlebens. in den 1890er Jahren nimmt die Anzahl der Darstellungen der sozialen Klassenunterschiede und des Arbeiterlebens in Berlin deutlich zu, wodurch er sich von der akademischen Malerei zunehmend löste.<ref name="Bröhan 14-24" />
Im Sommer 1893 beendete Baluschek sein Studium an der Akademie, um als freier Künstler zu arbeiten. Anders als die meisten akademisch ausgebildeten Maler fokussierte er sich weiter auf die Klassenunterschiede und wurde so sehr schnell zu einem Außenseiter des wilhelministischen Kunstbetriebs. Er ließ sich vor allem durch die Schriften von Gerhart Hauptmann, Leo Tolstoi, Henrik Ibsen, Johannes Schlaf und Arno Holz beeinflussen, die den Mittelpunkt der naturalistischen Literaturbewegung in Berlin darstellten und verband sie mit seinen Studien theoretischer Schriften der sozialistischen Literatur sowie weiterer Studien der Medizin, Philosophie und Volkswirtschaft.<ref name="Bröhan 14-24" />
Künstlerische Findung (1894–1914)
Die Hauptzeit der künstlerischen Findung Baluscheks begann 1894 und reichte bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914. In dieser Zeit entwickelte er seine individuelle Position in der Kunstszene Berlins, in der er die Opposition zur traditionellen akademischen Malerei zunehmend verstärkte und Freundschaften mit Gleichgesinnten aufbaute. Diese fand er vor allem in Künstlern des Umfelds Liebermanns. Seine Motive stellten vor allem die Randbereiche Berlins dar, in denen durch die Baustellen für den Wohnungsbau und die Eisenbahn ein enormes Wachstum stattfand. Den Fabrikanlagen, Friedhöfen und vor allem den Menschen, die er als Protagonisten seiner Werke nutzte, begegnete er hier. Der literarische Naturalismus wurde für ihn zur entscheidenden künstlerischen Prägung, die seinen Kampf gegen die Konventionen und die Autorität der Inhalte und der Formalia begleitete und seinen sehr eigenständigen Stil bis in das 20. Jahrhundert definierte. In seinem 1894 entstandenen Bild Mittag, in dem er einen Ausschnitt aus einem Zug von Frauen und Kindern darstellte, die in Körben ihren Männern in den Fabriken das Mittagessen bringen, zeigt sich diese Prägung sehr deutlich. Die Protagonistinnen sind „durch die gleiche endlose Schufterei und die kaum unterschiedlichen dürftigen Wohnbedingungen der Vernichtung des Feindes“ gezeigt werden.<ref name="Bröhan 69-79" /> Abgebildet sind Kriegszerstörungen, Verwundete und Leichen in verschiedenen Kriegsszenen, wobei die Tafelserie in dem Bild Die Hilfe endet, auf dem ein Rot-Kreuz-Zelt mit Verwundeten dargestellt ist.<ref>Hans Baluschek, Prof. Dr. Graf du Moulin-Eckart: Der Krieg 1914–1916. Hugo Bermühler Verlag, Berlin-Lichterfelde 1915. (Digitalisat)</ref>
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Geschützzeichnung aus Der Krieg 1914–1916
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Die Straße (Franktireurs)
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Eingeschneit
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Das Kirchenfenster
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Die Hilfe
Baluschek meldete sich wie andere Kollegen ebenfalls wahrscheinlich freiwillig zum Kriegsdienst und wurde als Landsturmmann 1916 an der Westfrond und später im Osten eingesetzt. Während dieser Zeit illustrierte er weiterhin Kriegsszenen, u. a. im Wachtfeuer, die jedoch nüchterner wurden und die die von den Frauen übernommenen Dienste ihrer Männer zeigen. Baluscheks enger Freund Martin Brandenburg wurde bereits 1915 durch einen Kopfschuss schwer verwundet und verlor ein Auge, 1919 starb er an den Folgen dieser Kriegsverletzung. In seinem Bild Zur Heimat, bei dem ein Sarg unter soldatischer Ehrbezeigung verladen wird, verarbeitete Baluschek 1917 den Kontrast zwischen der väterländischen Hingabe des Soldaten und der Opferung seines Lebens. Das Ende des Krieges und vor allem der für Deutschland katastrophale Ausgang erschütterten Baluschek und viele andere und die Novemberrevolution 1918 nahm er nur mit Distanz wahr. Baluschek malte 1918 nur wenig, sein Oeuvre beschränkt sich in dieser Zeit auf wenige Zeichnungen der Berliner Straßenkämpfe und ein Selbstporträt, das Baluschek in ruhiger Konzentration zeigt.<ref name="Bröhan 69-79" />
Wirken in der Weimarer Republik (1918–1935)
In den Folgejahren traten vor allem Illustration von Märchen in den Vordergrund. Einem breiten Publikum sind bis heute seine Illustrationen zu Peterchens Mondfahrt aus dem Jahr 1919 vertraut, die er im Auftrag des Klemm-Verlangs für das von Gerdt von Bassewitz geschriebene Märchen schuf. Für diesen Auftrag malte und zeichnete Baluschek 16 ganzseitige Farbtuschzeitungen und 37 Federzeichnungen. Bereits in früheren Jahren hatte er sich gelegentlich mit Fantasiedarstellungen befasst und sich als Buchillustrator einen entsprechenden Ruf erarbeitet – die Bilder zu Peterchens Mondfahrt wurden jedoch zu seinen bekanntesten Märchenillustrationen. Anders als etwa Max Slevogt, der im Auftrag von Bruno Cassirer in den 1920er Jahren Märchen illustrierte, konnte sich Baluschek in die Gedankenwelt der Kinder eindenken und schuf entsprechende fantasievolle Bilder.<ref name="Bröhan 80-85">In einer besseren Welt. Phantasie und Märchen. In: Bröhan 2002, S. 80–85</ref>
Hans Baluschek illustrierte weitere Kinder- und Märchenbücher für den Klemm-Verlag, darunter Was der Kalender erzählt (1919), Pips, der Pilz (1920), In’s Märchenland (1922), Prinzessin Huschewind (1922) und Von Menschlein, Tierlein, Dinglein (1924). Zudem illustrierte er für den Comenius Verlag eine Ausgabe von Grimms Märchen (1925).<ref name="Bröhan 80-85" /> Neben diesen Arbeiten gestaltete er Kostümzeichnungen, Plakate und Bühnenbildentwürfe für das Theater und teilweise auch für den Film, außerdem gestaltete er 1927 die Kellerräume der Weinstube Lutter & Wegner mit phantasievollen und zugleich humoristischen Szenen aus Berlin.<ref name="Bröhan 80-85" />
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Sternwiese aus Peterchens Mondfahrt, 1919
- Peterchens Mondfahrt - Seite 93 -, Die Mondkanone, engl. The Moon Cannon, Illustration von Hans Bartuschek, Verlagsanstalt Hermann Klemm K.G., Leipzig.JPG
Die Mondkanone aus Peterchens Mondfahrt, 1919
- Peterchens Mondfahrt - Gemälde S. 108 -, Der Kampf mit dem Mondmann, engl. The Battle with the Man-on-the-Moon, Illustration von Hans Bartuschek, Verlag Hermann Klemm.JPG
Der Kampf mit dem Mondmann aus Peterchens Mondfahrt, 1919
- Hans Baluschek, Illustration - Little Peter's trip to the Moon, Wieder Daheim.JPG
Wieder daheim aus Peterchens Mondfahrt, 1919
Baluschek war, wie viele andere Künstler, durch den Ausgang des Krieges in eine Krise geraten, zugleich nutzte er jedoch die sich bietenden Möglichkeiten zur Neugestaltung aktiv. Er entschloss sich, die am 11. August 1919 in Weimar ausgerufene Weimarer Republik aktiv zu unterstützen und vor allem im Bereich der Kultur und Bildung zu gestalten. So gehörte er 1920 zu den ersten Organisatoren und Dozenten der neu gegründeten Volkshochschule Groß-Berlin und lehrte seine Schüler die Malerei.<ref name="Bröhan 86-109">Für die Republik. 1920–1935. In: Bröhan 2002, S. 86–109</ref> Bereits 1919 gehörte er zudem zum amtlichen Filmprüfungsauschuss, wo er versuchte, den oberflächlichen Unterhaltungsfilmen mit der Förderung politischer Filme entgegenzuwirken. Der 1929 von Piel Jutzi gedrehte Film Mutter Krausens Fahrt ins Glück, der als erster echter Zille-Film gefeiert wurde, stand unter dem Protektorat von Baluschek, Otto Nagel und Käthe Kollwitz.<ref name="Bröhan 86-109" /> Ebenfalls 1919 gehörte er zu den Gründern des Bundes für proletarische Literatur und 1924 wurde er neben Arno Holz, Martin Andersen Nexø, Karl Henckell, Paul Kampfmeyer und Friedrich Wendel in den literarischen Beirat des sozialdemokratischen Bücherkreises berufen.<ref name="Bröhan 86-109" />
Im Jahr 1920 trat er in die SPD ein und wurde Vorsitzender der Kunstdeputation in Schöneberg. Ebenfalls 1920 erschien sein Novellenband Enthüllte Seelen. Gemeinsam mit den Schauspielern Erwin Piscator und Leopold Jessner wurde er unter dem Vorsitz von Berlins Oberbürgermeister Gustav Böß Bürgerdeputierter in der Deputation für Kunst- und Bildungswesen und damit zuständig für Wirtschaftsfragen im Bereich der Kunst und Künstler. Er bekam dadurch eine führende Rolle bei der Gründung der Unterstützungskasse Berliner Künstler und im Reichsverband bildender Künstler Deutschlands wurde er zeitweise Vorsitzender.<ref name="Bröhan 86-109" />
Baluschek zeichnete für die Zeitschriften Der wahre Jakob, Lachen links, Frauenwelt, Kulturwille, Der Bücherkreis, Proletarier und die Illustrierte Reichsbannerzeitung sowie für Schulbücher und Romane, wobei er seine Begeisterung von technischem Fortschritt, insbesondere dem Schienenverkehr jener Zeit, in seinen Darstellungen oftmals zeigte. Innerhalb der SPD gehörte Baluschek dem linken Flügel an und er hatte keine Berührungsängste mit kommunistischen Aktivitäten. Sein Gemälde Zukunft von 1920 erschien als Titelblatt der kommunistischen Zeitschrift Sichel und Hammer<ref name="Bröhan 86-109" /> und zu den Amsterdamer Internationalen Antikriegstagen 1924 brachte Otto Nagel die Broschüre 8 Stunden der Künstlerhilfe heraus, eine Reaktion auf den Aufruf der KPD zum „Aufruf zur Erhaltung des 8-Stunden-Tags“, der unter anderem von Baluschek, Zille, Dix, Grosz, Sella, Hasse, E. Johansson, Völker, Schlichter und E. Hoffmann unterzeichnet wurde.<ref>Friedegund Weidemann: Die Sammlung proletarisch-revolutionärer und antifaschistischer Kunst im Otto-Nagel-Haus als dritte Abteilung der Nationalgalerie. Forschungen und Berichte, Bd. 25, Kunsthistorische, numismatische und restauratorische Beiträge, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz 1985; S. 92–95.</ref>
Baluschek eröffnete 1923 gemeinsam mit dem Reichspräsidenten Friedrich Ebert die Große Berliner Kunstausstellung und 1929 bis 1933 wurde er Leiter derselben. Zugleich war er Vorsitzender der Kunstdeputation seines Wohnbezirks Schöneberg und bemühte sich um die Wahrung der geschichtlichen Überlieferung des Bezirk. So verfasste er für eine Ausstellung die Schrift Das alte Schöneberg im Bilde. Er erhielt eine Ehrenwohnung im Atelierturm in den damals gerade neu erbauten Ceciliengärten im Ortsteil Schöneberg, in der er lebte und arbeitete.<ref name="Bröhan 86-109" />
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Porträt einer Säuferin, 1923
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Städtischer Arbeitsnachweis für Angestellte, 1931
Die Nationalsozialisten setzten Baluschek 1933 als „marxistischen Künstler“ von seinen Ämtern ab und schlossen ihn später von allen Arbeits- und Ausstellungsmöglichkeiten aus. Seine Werke brandmarkten sie dann als „Entartete Kunst“. 1933 und 1934 waren seine Arbeiten aber noch auf der Großen Berliner Kunstausstellung zu sehen.
Am 28. September 1935 starb Hans Baluschek im Berliner Franziskus-Krankenhaus und wurde auf dem Wilmersdorfer Waldfriedhof in Stahnsdorf beigesetzt (Grabstelle: Abt. L I–S III–334).
Ehrungen und Nachleben
Hans Baluschek gehörte nicht zu den bekanntesten Künstlern der Berliner Secession, entsprechend ist seine Rezeption vor allem in der Bundesrepublik Deutschland verhältnismäßig gering, während sie in der DDR vor allem durch Aktivitäten des Märkischen Museums durchaus vorhanden war. Hier gab es regelmäßig zu runden Todestagen kurze Gedenkmeldungen über Baluschek, so etwa zu seinem 30. Todestag in der Zeitung Neue Zeit am 28. September 1965. Zudem wurden seine Bilder der arbeitenden Bevölkerung regelmäßig zur Illustration verwendet.
Ausstellungen gab es vor allem zu runden Todestagen des Künstlers, eine Besonderheit stellte die Sonderausstellung zum 100-jährigen Bestehen des Märkischen Museums im Jahr 1974 dar. 1975 zeigte die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe Gemälde, Zeichnungen und Grafiken anlässlich des 40. Todestags Baluscheks und 1985 fand eine Sonderausstellung zu seinem 50. Todestag statt, erneut im Märkischen Museum.<ref>Märkisches Museum zeigt Bilder Hans Baluscheks. In: Neues Deutschland, 27. September 1985.</ref> Die letzte größere Ausstellung wurde 1991 in der Kunsthalle Berlin gezeigt, organisiert durch den Berliner Kunstsammler Karl H. Bröhan.
In der Semperstraße wurde am Haus Ceciliengärten 27 in Berlin-Schöneberg, in dem Hans Baluschek eine Ehrenwohnung hatte, am 28. September 1981 eine Gedenktafel für Baluschek angebracht und vom damaligen Volksbildungsstadtrat Ottokar Luban übergeben.<ref>Gedenktafel für Hans Baluschek. In: Der Tagesspiegel, 27. September 1981.</ref> Die Tafel zeigt neben dem Text „Hier lebte, malte, zeichnete und schrieb Hans Baluschek, 1929–1933“ eine Straßenszene in der für Baluschek typischen Art.
Seit 2004 trägt auch eine Grünverbindung in Berlin seinen Namen: Der Hans-Baluschek-Park ist eine schmale Grünanlage zwischen den S-Bahnhöfen Priesterweg und Südkreuz mit einer Länge von 1,5 Kilometer und einer Größe von sieben Hektar.
Eine seiner Schülerinnen war Anna Dräger-Mühlenpfordt.
Veröffentlichungen als Schriftsteller
- Spreeluft. Berliner Geschichten, 1913
- Enthüllte Seelen, 1920
- Großstadtgeschichten, 1924
- Ausgewählte Werke
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Großstadtwinkel, 1929
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Bahnhofshalle, 1929
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Arbeitsnachweis, 1931
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Arbeiterstadt,1920
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Großstadtbahnhof, 1904
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Sommerfest, 1909
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Brunnen, 1935
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Anfahrender Schnellzug, 1909
Literatur
- Margit Bröhan: Hans Baluschek. 1870–1935. Maler, Zeichner, Illustrator. 2. erweiterte Auflage. Bröhan-Museum, Berlin 2002, ISBN 3-9807894-0-3 .
- Hermann Esswein: Hans Baluschek. Piper, München und Leipzig 1910.
- Hans Mackowski: Hans Baluschek. In: Kunst und Künstler. Illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe. Verlag von Bruno Cassirer, Berlin 1903 (Jg. 1), S. 331-338.
- Günter Meißner: Hans Baluschek. Verlag der Kunst, Dresden 1985.
- Friedrich Wendel: Hans Baluschek – Eine Monographie. Dietz Nachf., Berlin 1924.
Weblinks
- Literatur von und über Hans Baluschek im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Janca Imwolde, Lutz Walther: Hans Baluschek. Tabellarischer Lebenslauf im LeMO (DHM und HdG)
- Werke von Hans Baluschek. In: Zeno.org.
- Hans Baluschek in der Internet Movie Database (englisch)
- Thomas Noßke: Hans Baluschek. In: www.epoche2.de, 2007
Einzelnachweise
<references />
Personendaten | |
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NAME | Baluschek, Hans |
ALTERNATIVNAMEN | Baluscheck, Hans |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Maler, Grafiker und Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 9. Mai 1870 |
GEBURTSORT | Breslau |
STERBEDATUM | 28. September 1935 |
STERBEORT | Berlin |