Hattenheimer Mannberg
Der Hattenheimer Mannberg (ursprünglich Mannwerk) ist eine südlich ausgerichtete Weinlage am östlichen Ortsausgang von Hattenheim im Rheingau, direkt an der alten Hauptstraße gelegen. Seine Größe umfasst 6,1 ha, die Neigung beträgt 8-12 Grad.<ref name="Weinatlas">Dieter Braatz, Ulrich Sauter, Ingo Swoboda, Hendrik Holler: Weinatlas Deutschland. 1. Auflage. Hallwag, München, 2007, ISBN 978-3-8338-0638-4</ref> Der Mannberg grenzt im Norden an die Hattenheimer Lagen Nussbrunnen und Wisselbrunnen und im Osten an den Erbacher Marcobrunn an.
Inhaltsverzeichnis
Namensursprung
Unter der alten Bezeichnung Mannwerk versteht man zum einen ein Flächenmaß unterschiedlicher Größe, das sich nach der Arbeitsleistung eines Mannes (unter Umständen unter Zuhilfenahme von Zugtieren) an einem Tag je nach Bodenbeschaffenheit und Art der Arbeit (Pflügen, Umgraben, Mähen) bemisst.<ref>Deutsches Rechtswörterbuch Heidelberger Akademie der Wissenschaften</ref> Das Hattenheimer Mannwerk mit seiner Fläche von 32 ½ Morgen ist jedoch viel zu groß, um dieser Definition zu entsprechen. Nach anderer Auffassung sind Mannwerke Genossenschaften grundherrlicher Zinsbauern im Weinbau. Der Name Mannwerk ist dann auch auf die von solchen Genossenschaften bewirtschafteten Weinberge übergegangen.<ref name="Kratz">Hattenheim - Baudenkmale und Geschichte - Die Langerth von Simmern Dr. Werner Kratz auf Hattenheim.de</ref> Im 19. Jahrhundert tauchte für die Hattenheimer Weinlage allmählich der Name Mannberg auf.<ref>Hattenheim - Baudenkmale und Geschichte - Der Weinbau Dr. Werner Kratz auf Hattenheim.de</ref> Die Inschrift auf einem Gedenkstein aus dem Jahr 1911 anlässlich der goldenen Hochzeit des Freiherrn Heinrich Langwerth von Simmern lässt die Vermutung zu, dass das Hattenheimer Mannwerk nicht nur die Lage Mannberg, sondern ebenso die Lagen Nussbrunn(en) und Marcobrunn bewirtschaftet hat.
Geschichte
Zunächst war der Weinberg, der im Süden ursprünglich bis an den Rhein grenzte, an die Cämmerer zu Worms verliehen. Im Jahr 1393 verpachtete Diether, Cämmerer zu Worms, sämtliche Güter, darunter den Weinberg Mannwerk an den Frühmesser zu Hattenheim, Johannes von Speyer auf fünf Jahre. Der Ertrag des Weinberges wurde auf 7 Fuder Wein jährlich geschätzt.<ref name="Statzner">Hattenheim - Geschichte eines Weindorfes von 954 - 2000 (PDF; 9,3 MB) Valentin Statzner</ref> Als Letzter aus der Reihe der Cämmerer verstarb Adam Cämmerer am 18. Dezember 1463 kinderlos.
Die Cämmerer zu Worms bewirtschafteten den Weinberg nicht in Eigenbewirtschaftung, sondern als sogenannten Drittelweinberg: Ein Drittel des Bruttoertrages musste in Form von Naturalabgaben als Erbpachtzins gezahlt werden Die getretenen Trauben wurden in drei Bütten verteilt, von denen der Lehnsherr eine für sich auswählte.
Am 22.<ref name="Kratz" /> oder 27.<ref name="Statzner" /> Januar 1464 belehnte Herzog Ludwig I. von Pfalz-Zweibrücken seinen Kanzler Johann Langwerth von Simmern, seine männliche Erben und für den Fall, dass er keine männliche Erben bekommen sollte, seine Tochter mit dem Mannwerk als Mannlehen. Der Weinberg galt ab da als der wertvollste Besitz der Familie Langwerth von Simmern.
Bis 1636 wurden von den 32 ½ Morgen des Mannwerks nur 6 ½ Morgen von der Familie Langwerth von Simmern bewirtschaftet. Die übrigen 25 Morgen waren in 50 Stücken als Drittelweinberge in fremdem Besitz. Durch geschicktes Agieren der Familie konnte bis 1653 die Zahl der Drittelweinberge von 50 auf 39 reduziert werden, die Anzahl der selbst bewirtschafteten Weinberge stieg in der Folge von 7 ½ auf 14.<ref name="Kratz" />
Für den Bau der Trasse der Nassauischen Rheinbahn, die 1856 eröffnet wurde, wurden 3 ½ Morgen des Mannberges von der Nassauischen Rhein Eisenbahn-Gesellschaft enteignet, der Weinberg durch die Bahn durchschnitten. Durch Zukäufe durch Heinrich Langwerth von Simmern konnten der Verlust wieder ausgeglichen werden.<ref>Heinrich Langwerth von Simmern Familiengeschichte der Freiherrn Langwert von Simmern, C. Küster, Hannover 1909</ref>
Noch bis ins Jahr 1868 waren Teile des Mannbergs als Lehen an das Weingut vergeben.<ref>Langwerth von Simmern Archiv der Schlösser und Rittergüter im Heiligen Römischen Reich</ref>
Weinlage
Auf tiefgründigem kalkhaltigem Lössboden wachsen im Mannberg Rieslinge allerhöchster Qualität. Die Weine sind körperreich und würzig mit einer vielschichtigen Fruchtkomponente, die häufig an Quitte erinnert.<ref name="Weinatlas" />
Eigentümer
Der Mannberg befindet sich heute im Eigentum von zwei Weingütern: Das Weingut Langwerth von Simmern aus Eltville ist mit 4,8 ha<ref>Produktseite des Weingutes</ref> im Besitz des größten Teils des Mannberges, der auch als “Langwerther Urlage“ bezeichnet wird. Hier wird Rieslingwein u.a. als Erstes Gewächs, der beste trockene Rieslingwein des Weingutes, ausgebaut. Der verbleibende Teil gehört den Hessischen Staatsweingütern.
Einzelnachweise
<references />
Weblinks
- Genaue Lage des Hattenheimer Mannbergs auf weinlagen.info
- Weingut Freiherrlich Langwerth von Simmern’sches Rentamt Offizielle Internetpräsenz
- Weingut Kloster Eberbach Offizielle Internetpräsenz
Koordinaten: 50° 1′ 4″ N, 8° 4′ 14″ O{{#coordinates:50,017736|8,070552|primary
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