Helgoland-Klasse (1909)
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Die Helgoland-Klasse, verbreitet auch Ostfriesland-Klasse genannt,<ref>Süssenguth: Deutscher Schiffbau 1913</ref> war eine Klasse von vier Großlinienschiffen (Schlachtschiffen) der deutschen Kaiserlichen Marine. Die Schiffe dieser Klasse nahmen im Ersten Weltkrieg unter anderem an der Skagerrakschlacht teil. Alle überstanden den Krieg und wurden als Reparation an die Siegermächte übergeben.
Inhaltsverzeichnis
Entwurf
Die Helgoland-Klasse wurde in den Jahren 1907 und 1908 als Ersatz für veraltete Panzerschiffe entworfen. Die Oldenburg von 1884 wurde durch die namensgleiche Nachfolgerin ersetzt, während die drei anderen Einheiten Schiffe der Siegfried-Klasse (Siegfried, Beowulf und Frithjof) ablösten. Wie bei fast allen Neubauten der Kaiserlichen Marine zu dieser Zeit orientierte sich der Entwurf an Schiffsklassen der britischen Royal Navy, hatte dabei aber eine stärkere Panzerung. Bei der Hauptbewaffnung zog man mit den gleichaltrigen britischen Schiffen gleich. Dabei reduzierte die deutsche Marine aber nicht die Mittelartillerie.
Die Helgoland-Klasse war nach der Nassau-Klasse die zweite Klasse von Großlinienschiffen der Kaiserlichen Marine. Sie wurde zeitgleich mit der britischen St. Vincent-Klasse und der Neptune konzipiert und gebaut.
Das Bauprogramm kostete etwa 182 Millionen Mark.
Bewaffnung
Die Schiffe der Helgoland-Klasse wurden mit einer gegenüber der Vorgängerklasse auf 30,5 cm verstärkten Hauptartillerie versehen. Damit zog die deutsche Marine mit der Bewaffnung der zeitgenössischen britischen Schiffe gleich, auch wenn bereits die 1910 vom Stapel gelaufene Orion über 34,3 cm-Geschütze verfügte. Allerdings hatten die deutschen Mantelrohrkanonen im Vergleich zu den britischen Drahtrohrgeschützen eine höhere Mündungsgeschwindigkeit und bessere ballistische Eigenschaften, was die Unterlegenheit im Geschossgewicht zum Teil ausglich.
Die überfeuernde Aufstellung von Geschütztürmen (einer erhöht hinter dem anderen) wurde noch für nachteilig für die Stabilität der Schiffe angesehen, außerdem nahm die Maschinenanlage aufgrund ihrer großen Bauhöhe viel Raum mittschiffs ein. Darum trug die Helgoland-Klasse ihre Geschütze in sechs Doppeltürmen in sogenannter hexagonaler Aufstellung. In der Draufsicht bildeten die Geschütztürme also ein lang gezogenes Sechseck auf dem Deck. Je zwei Türme standen an Backbord und Steuerbord und die Bug- und Hecktürme auf der Mittschiffslinie. Dadurch konnten im Breitseitengefecht acht und nach vorn oder achtern sechs Geschütze gleichzeitig eingesetzt werden.
Die Mittelartillerie bestand aus 15-cm-Geschützen in 14 gepanzerten Einzelkasematten unterhalb des Hauptdecks. Durch die tiefe Aufstellung war die Mittelartillerie bei Seegang nur bedingt einsetzbar.
Außerdem gab es 14 leichte Geschütze mit dem Kaliber 8,8 cm, sechs davon ebenfalls in (offenen) Kasematten an Bug (vier) und Heck (zwei) und acht in offenen Ständen auf den Aufbauten. Diese wurden während des Krieges durch Flakgeschütze des gleichen Kalibers ersetzt.
Die sechs Torpedorohre waren unter der Wasserlinie fest in den Rumpf eingebaut, je eines in Bug und Heck, sowie je zwei auf jeder Seite.
Wie zu dieser Zeit üblich, hatten die Schiffe noch einen verstärkten vorgewölbten Rammbug, der aber weitaus weniger ausgeprägt war als der älterer Linienschiffe, etwa der Deutschland- oder der Kaiser Friedrich-Klasse.
Panzerung
Der im Vergleich zu britischen Schiffen bessere Panzerschutz und die sorgfältige Unterteilung entsprachen der Philosophie der kaiserlichen Marine, die bei allen Großkampfschiffen den konstruktiven Schwerpunkt auf Panzerschutz und strukturelle Stabilität setzte und dafür auch eine relativ schwächere Hauptbewaffnung in Kauf nahm. Wie bei allen Linienschiffen entsprach die Dicke des Hauptpanzergürtels etwa dem Kaliber der Hauptartillerie. Der innere Aufbau war stark untergliedert und wichtige Bereiche voneinander getrennt, um die Auswirkungen von Schäden begrenzen zu können. Die Aufstellung der seitlichen Türme gab den Munitionsräumen dabei einen zusätzlichen Schutz.
Antrieb
Die Maschinenanlage bestand aus drei Vierzylinder-Verbunddampfmaschinen, die auf jeweils einen vierflügeligen Propeller mit 5,1 m Durchmesser wirkten.
Eine Besonderheit waren die zwei hintereinander angeordneten Steuerruder, die den Schiffen einen bemerkenswert kleinen Kurvenradius gaben.
Trotz der für die Barbetten der Hauptartillerie in seitlicher Aufstellung erforderlichen Verbreiterung des Rumpfes konnte durch eine Verlängerung und die verstärkte Maschinenanlage mit 28.000 PS eine Geschwindigkeit von über 20 kn erreicht werden. Tatsächlich zeigten die einzelnen Schiffe unterschiedliche Fahrleistung. Bei den Erprobungen wurden Geschwindigkeiten zwischen 20,8 (Helgoland) bis 21,3 kn (Oldenburg) gefahren.
Die Aufstellung der Panzertürme beschränkte den Raum für die Maschinenanlage und bescherte der Klasse charakteristische dicht beieinander stehende Schornsteine.
Während des Krieges erhielten die Schiffe eine Öl-Zusatzfeuerung. Dadurch konnte kurzfristig die Geschwindigkeit um etwa 0,5 kn gesteigert werden, allerdings sank auch die Reichweite.
Einsatz
Die Schiffe bildeten mit denen der vorhergehenden Nassau-Klasse das I. Geschwader der Hochseeflotte und nahmen an verschiedenen Einsätzen teil. Alle vier waren an der Skagerrakschlacht beteiligt. Dabei wurde die Helgoland von einer 15-Zoll-Granate (38,1 cm) getroffen, die geringe Schäden verursachte. Die Oldenburg erhielt einen Treffer der Mittelartillerie, der acht Tote und 14 Verletzte verursachte, aber auch nur geringe strukturelle Schäden hinterließ. Die Thüringen versenkte den britischen Panzerkreuzer Black Prince, blieb aber selbst unbeschädigt. Auch die Ostfriesland wurde während der Schlacht nicht getroffen, lief allerdings bei der Rückfahrt auf eine Seemine und bedurfte darum eines längeren Werftaufenthaltes in Wilhelmshaven.
Verbleib
- Helgoland an Großbritannien, 1924 (nach anderen Quellen 1921) abgewrackt
- Oldenburg an Japan, 1921 zum Verschrotten nach England verkauft
- Ostfriesland an die USA, Zielschiff für Luftangriffe, 1921 gesunken
- Thüringen als Zielschiff an Frankreich, 1922 verschrottet (großer Teil des Mittelschiffs vor Lorient versenkt)
Literatur
- Breyer, Siegfried: Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905–1970. J. F. Lehmanns Verlag, München 1970, ISBN 3-88199-474-2, S. 287 f.
- Gröner, Erich / Dieter Jung / Martin Maass: Die deutschen Kriegsschiffe 1815–1945. Band 1: Panzerschiffe, Linienschiffe, Schlachtschiffe, Flugzeugträger, Kreuzer, Kanonenboote, Bernard & Graefe Verlag, München 1982, ISBN 3-7637-4800-8, S. 48.
- Ulrich Israel, Jürgen Gebauer: Panzerschiffe um 1900. 2. Aufl. Brandenburger Verlagshaus, Berlin 1998, ISBN 3-327-01073-0.
- Jane's Kriegsschiffe des 20. Jahrhunderts. Bechtermünz, Augsburg 1997, ISBN 3-86047-592-4.
Weblinks
- www.worldwar1.co.uk (engl.)
Fußnoten
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