Heyerode


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25px Dieser Artikel beschreibt einen Ortsteil von Südeichsfeld in Thüringen. Zum Ortsteil von Sontra in Hessen, siehe Heyerode (Sontra).
51.16388888888910.32344Koordinaten: 51° 9′ 50″ N, 10° 19′ 12″ O{{#coordinates:51,163888888889|10,32|primary
Heyerode
Landgemeinde Südeichsfeld
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Höhe: 344 m ü. NN
Fläche: 5,68 km²
Einwohner: 2426 (23. Okt. 2012)
Bevölkerungsdichte: 427 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Dezember 2011
Postleitzahl: 99988
Vorwahl: 036024

Lage von Heyerode in Südeichsfeld

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Heyerode ist ein Dorf im Unstrut-Hainich-Kreis in Thüringen. Seit dem 1. Dezember 2011 ist die vormals selbständige Gemeinde Ortsteil der Landgemeinde Südeichsfeld.

Geografie

Im Westen von Heyerode liegt Katharinenberg, im Norden der Mühlhäuser Stadtwald, im Osten Oberdorla und im Süden Hallungen. Gemeinsam mit Wendehausen ist Heyerode der südlichste Ort des Eichsfeldes.

Nordwestlich von Heyerode befindet sich der Sengelsberg.

Geschichte

Heyerode wurde vermutlich um 1250 gegründet. Die erste urkundliche Erwähnung als Hoiginrade war schließlich im Jahr 1356. Es folgte im Jahr 1363 die zweite urkundliche Erwähnung als Heigenrade und eine dritte wenige Jahre später 1367 als Heygenrode. Um das Jahr 1400 wurde das Grenzhaus erbaut. Die Obermühle wurde 1546 erstmals erwähnt. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Grenzhaus zerstört und 1630 wieder aufgebaut. 1681 wurde in Heyerode das Pestkreuz aufgestellt und geweiht. Im Jahr 1800 wurde die Pfarrei Heyerode errichtet. Die erste Zigarettenfabrik nahm 1892 ihren Betrieb auf, 1906 die erste Strickfabrik.

Das Dorf zählte nach einer statistischen Untersuchung (um 1840) 950 katholische und 10 evangelische Einwohner. Es wurden 137 Wohnhäuser, 99 Stallungen und Scheunen, vier Gemeindehäuser, eine Schule, vier Dorfkrüge (Schankwirtschaften), zwei Mühlen mit je zwei Mahlgängen und drei Bierbrauereien genannt. Die Bevölkerung betrieb zu dieser Zeit überwiegend Textilfertigung: es wurden 25 Webstühle für Wollen- und Halbwollengewebe gezählt, weitere sieben Webstühle zählten als Nebenerwerb. Zwei Schneider, vier Schuhmacher, ein Grobschmied, zwei Hausschlächter, zwei Viehhändler, ein Großhändler sowie fünf Lebensmittelhändler (Victualienhändler) wurden ebenfalls notiert. Der Viehbestand umfasste 32 Pferde, 137 Rinder, 71 Schafe, 44 Ziegen und 50 Schweine. Die Dorfflur umfasste 2107 Morgen Fläche, die landwirtschaftliche Nutzfläche umfasste davon 1400 Morgen Ackerland, 35 Morgen Gartenland, 57 Morgen Wiesen und 4 Morgen Weiden. Ferner wurden 462 Morgen Gemeindewald und 149 Morgen Brachland genannt. Der Ertrag der Felder wurde als schlecht bis mittelmäßig eingeschätzt. Der Obstbau lieferte überwiegend Kirschen und Zwetschen die als Dörrobst haltbar gemacht wurden.<ref name="Rademacher"> Edgar Rademacher: Die Orte Arenshausen, Geismar, Katharinenberg, Diedorf und Heyerode im Spiegel der Statistik um 1840. In: Kulturbund der DDR, Kreiskabinett Worbis (Hrsg.): Eichsfelder Heimathefte. Heft 2, Heiligenstadt 1988, S. 175.</ref>

Am 1. Dezember 2011 schloss sich die Gemeinde Heyerode mit den drei anderen Gemeinden zur neuen Landgemeinde Südeichsfeld zusammen.

Bürgermeister

  • 1791–1823: Schulze Huhnstock
  • 1823–1852: Schulze Hahn
  • 1852–1864: Wilhelm Gutmann
  • 1864–1892: Wilhelm Henning
  • 1892–1900: Alois Gutmann
  • 1900–1906: Johann-Michael Hentrich
  • 1906–1912: Johann-Michael Henning
  • 1912–1913: Louis Zengerling
  • 1913–1914: Karl Hentrich
  • 1914–1915: Louis Zengerling
  • 1915–1915: Alois Uthe
  • 1915–1918: Wilhelm Ochsenfahrt
  • 1918–1923: August Laufer
  • 1923–1945: Franz Huhnstock
  • 1945–1945: Anton Henning
  • 1945–1945: Karl Hentrich
  • 1945–1946: Paul Hohlbein
  • 1946–1958: Josef Böhm
  • 1958–1959: Wilhelm Henning
  • 1959–1960: war die Stelle von einem ehrenamtlichen Bürgermeister besetzt
  • 1960–1961: Heinrich Vondran
  • 1961–1983: Erhard Vogt
  • 1983–2002: Wendelin Henning
  • seit 2002: Andreas Henning

Gemeindepartnerschaften

Die Gemeinde Neuenkirchen im nördlichen Münsterland ist die Partnergemeinde Heyerodes.

Wappen

Blasonierung: „Von Rot und Silber gespalten und rechtsgeteilt, vorne oben ein silbernes Mühleisen, unten ein sechsspeichiges silbernes Rad, hinten eine aus Blättern stilisierte schwarzbewurzelte grüne Eiche mit umlaufender Sitzbank (in natürlichen Farben).“ - Die Flagge der Gemeinde ist grün-weiß-gespalten, belegt mit dem Gemeindewappen.

Wappenerklärung: Das Mühleisen steht für die jahrhundertelange Mühlentradition (Unter- und Obermühle), das silberne Rad für die lange Zugehörigkeit zu Kurmainz und die stilisierte Eiche für die hochragende Eiche auf dem Anger.

Wirtschaft

Straßenverkehr

Die Verkehrsanbindung erfolgt in Richtung Mühlhausen und Wanfried über die B 249 welche man in Katharinenberg über die Landstraße L 2104 erreicht. In südlicher Richtung führt die L 2107 (Heyerode – Hallungen – Nazza) und die L 1016 zwischen Mühlhausen und Eisenach. In östliche Richtung gelangt man nach Oberdorla über die Landstraße L 2104.

Schienenverkehr

Datei:Heyerode2.jpg
„Bahnbrücke“, Teil der ehemaligen Bahnstrecke Mühlhausen–Treffurt

Von 1911 bis 1969 hatte Heyerode eine Anbindung an die noch als Vogteier Bimmel bekannte Bahnstrecke Mühlhausen–Treffurt, welche über den Hainich hinweg das Mühlhäuser Becken mit dem Werratal verband. Heute erfolgt die Anbindung über die Bahnhöfe in Eisenach und Mühlhausen.

Öffentlicher Personennahverkehr

Nach Heyerode verkehrt die Buslinie L-28 der Verkehrsgesellschaft Wartburgkreis mbH auf der Strecke EisenachMihla -– NazzaHallungen – Heyerode.

Neben seiner Bedeutung für die Beförderung von Schülern ist der Busverkehr auch wichtig als Zubringer zum Bahnhof und für die auf Wandertourismus orientierten Umlandgemeinden.<ref name="Fahrplan">Verkehrsgesellschaft Wartburgkreis mbH - Fahrplan</ref>

Radwege

Der im Aufbau befindliche Haineck-Radweg verbindet die Ortschaften um Heyerode mit den Radwegenetzen des Werratales, der Stadt Mühlhausen und des südlichen Eichsfeldes.<ref name="Rad"> ARTIFEX-KARTEN (Hrsg.): RadTouren im Hainich. ARTIFEX Kartenverlag, Bad Langensalza 2003, ISBN 3-932071-12-3.</ref>

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Einige Sehenswürdigkeiten
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Katholische Kirche
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Blick zur Bergkirche
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Das Grenzhaus Heyerode
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Ehem. Gemeindeverwaltung und Anger
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Fachwerkbauten in der Ortslage
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Grenzstein an der Untermühle mit Mainzer Rad

Der Ort verfügt über ein relativ geschlossenes Ensemble an Fachwerkhäusern und -hofanlagen. In der Flur, am Weg zum Breitloh befinden sich an markanten Punkten Feldkreuze. An der ehemaligen Landesgrenze, beispielsweise an der Ortsverbindungsstraße nach Hallungen, findet man noch markante Grenz- und Wappensteine mit dem Mainzer Rad.

Bauwerke

Am östlichen Ortsrand befindet sich das historische Grenzhaus, es ist der südliche Endpunkt des Mühlhäuser Landgrabens und war im Mittelalter zunächst eine Zollstelle an der Altstraße von der Reichsstadt Mühlhausen und von Oberdorla zum Werratal bei Wanfried und Treffurt. Später diente es als Forsthaus. Das Grenzhaus ist heute im Privatbesitz und dient einem Landschaftsmaler als Atelier. Die Besonderheit des Gebäudes ist, dass die Straße durch das Erdgeschoss des Hauses verläuft, ursprünglich war dieser Gebäudeteil wohl ein Torturm.

In der Ortslage befinden sich zwei Kirchen. Die am Lempertsbach an der Gemarkungsgrenze zu Hallungen gelegenen Mühlen Obermühle (bis 1960er Jahre in Betrieb) und die seit 1548 nachweisbare Untermühle (bis 1938 in Betrieb) sind repräsentative Fachwerkgebäude. Bei der Obermühle kann man noch das oberschlächtige Mühlrad vorfinden. Die Wasserzufuhr erfolgt über ein auf Stelzen gesetztes hölzernes Gerinne. Die noch funktionstüchtige Mühle ist als Technisches Denkmal ausgewiesen.<ref name="Mühle"> Volker Große, Klaus Herzberg: Obermühle / Untermühle Heyerode. In: Maik Pinkert (Hrsg.): Mühlen im Obereichsfeld. Ein Kompendium. Eichsfeld-Verlag, Heiligenstadt 2008, S. 180–182.</ref> Oberhalb der Mühle befindet sich auf einem nach Westen abfallenden Bergsporn die Reste der Wallburg Sommerstein.<ref name="Köhler92"> Michael Köhler: Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze. Jenzig-Verlag, Jena 2001, S. 233–234.</ref>

Auch der ehemalige Bahnhof von Heyerode ist noch erhalten und erinnert an die Vogteier Bimmel. Von 1911 bis 1969 hatte Heyerode einen Bahnhof, es lag an der als Vogteier Bimmel bekannten Bahnstrecke Mühlhausen–Treffurt, die über den Hainich hinweg das Mühlhäuser Becken mit dem Werratal verband.

Regelmäßige Veranstaltungen

Seit 1996 findet einmal jährlich „Rock am Bahnhof“ statt, ein Open-Air-Festival, bei dem auch schon berühmte Bands wie Revolverheld aufgetreten sind. Bei der jährlich stattfindenden Heyeröder Kirmes traten bereits bekannte Sänger wie Stefan Mross oder Oliver Thomas auf.

Persönlichkeiten

Heyerode gedenkt des Wirkens des Pfarrers Theodor Helbig, der trotz Verbot Gottesdienste für polnische Zwangsarbeiter hielt und dafür 1940 Gestapohaft auf dem Erfurter Petersberg erdulden musste.<ref>Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933-1945 (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, S. 306, ISBN 3-88864-343-0</ref>

Söhne und Töchter der Stadt

  • Alf Zengerling (1884–1961), deutscher Filmregisseur und Drehbuchautor

Sonstiges

Als Zeugnisse eines derben Volkshumors bildeten sich oft bereits vor Jahrhunderten Besonderheiten des jeweiligen Dorfes charakterisierende Neck- und Spitznamen heraus. Demnach lebten hier im Ort die Heyröder Huppenmannerchen - von Huppe = Nuckel, Baby-Schnuller - In Heyerode wurden Zigarren gefertigt, daher traf man vor Zeiten im Ort viele Männer mit Zigarrenstummeln im Mund auf der Straße an.<ref>Rolf Aulepp Spitznamen der Orte und ihrer Bewohner im Kreise Mühlhausen In: Eichsfelder Heimathefte, Heft 1, Heiligenstadt 1987, S. 78-83.</ref>

Als Folge der Eisenbahntrassierung wurde bei Heyerode ein 500 m langer Einschnitt in das anstehende Muschelkalkgestein erforderlich. Für Geologen bietet dies eine wertvolle Studiengrundlage zum Gebirgsaufbau des Hainich.<ref> Geyer, Patzelt, Schäfer, Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal (Hrsg.): Geologie erleben. Geologische Route durch den Naturpark. F.W. Cordier, Heiligenstadt 2003, ISBN 3-929413-63-9, S. 8.</ref>

Literatur

  •  Raymund Falk: Die Wüstung Reichensachsen bei Heyerode und die Besiedlung der Hainich-Mittelgebirgslandschaft. In: Verein für Eichsfeldische Heimatkunde (Hrsg.): Eichsfeld-Jahrbuch. Heft 1, Mecke Druck und Verlag, Duderstadt 1993, S. 127–160.

Weblinks

Commons Commons: Heyerode – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

<references />