Hotel Stadt Hamburg


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Datei:HL Damals - Stadt Hamburg alt.jpg
Am Ende des 18. Jahrhunderts

Das Hotel Stadt Hamburg war ein über die Grenzen Lübecks hinaus bekanntes Hotel. Es wird u. a. in Thomas Manns Werken Buddenbrooks oder Tonio Kröger erwähnt.<ref>Literarische Spaziergänge in Lübeck</ref>

Geschichte

Der Hamburger Rat erwarb 1444 das Grundstück Klingberg 1, das den Hamburger Ratsherrn als Absteige in Lübeck diente.<ref>Vgl. hierzu die Analogien in Lübeck wie die Bischofsherberge des Ratzeburger Domkapitels.</ref> Im damaligen Sprachgebrauch war es die Hamburger Herberge. 1480 überließ Hinrich Castorp dem Rat der Stadt Hamburg ein Haus auf dem Klingenberg in Lübeck. Daraus wurde später das Hotel Stadt Hamburg.<ref>Gerhard Neumann: Hinrich Castorp; ein Lübecker Bürgermeister aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Verlag des Stadtarchivs, 1932, S. 87.</ref>

Um 1850 verfügte das damals von G. T. Pflüg geführte Hotel über 71 Gästezimmer und warb mit seinen Bade- und Duschgelegenheiten, einem Stall, der verschließbaren Remise und dem Garten hinter dem Haus.<ref>Geschäftskarte aus der Zeit um 1850</ref> Im Jahre 1901 wurde in einem Bericht zur 40-jährigen Wiederkehr des Überganges des Hotels in den Besitz der Familie Toepfer<ref>Nachdem die Stadt die Miete von 650 auf 1200 erhöhte trennte sich der Rat von dieser Anlage. Er verkaufte es zu 25.000 . Am 18. Mai 1861 ging das Haus an Carl Toepfer, der das Haus- mit dem Nachbargrundstück vereinigte, über. Nach dessen Tode bewirtschaftete es seine Witwe und zum 1. August 1900 sein Sohn Adolf Toepfer. Am 18. Mai 1861 ging das Haus an Carl Toepfer über. Nach dessen Tode bewirtschaftete es seine Witwe und zum 1. August 1900 sein Sohn Adolf Toepfer.</ref> in den Vaterstädtischen Blättern, der illustrierten Beilage der Lübeckischen Anzeigen, die Geschichte des Hauses unter der Nutzung interner und externer Quellen<ref>Firmen- und Stadtarchiv</ref> beleuchtet. Die einstige Hamburger Herberge war zu jenem Zeitpunkt der älteste Gasthof Lübecks.<ref>andere, die ihm in den 1850er Jahren noch als Konkurrenten entgegentraten, wie die Gasthöfe Fünf Thürme, Stadt London, Drei Kronen oder Zum Engel, existierten 1901 nicht mehr.</ref>

Um 1930 nannte sich das Hotel auch „Hamburger Hof“. Es warb zu dieser Zeit damit, das erste und modernste Haus am Platz zu sein. In der Nacht vom 28. auf den 29. März 1942 wurde das Hotel durch einen Bombenangriff zerstört. Erhalten blieben zwei Löwenfiguren, die wahrscheinlich von Christian Daniel Rauch stammen. Sie zierten einst den Hoteleingang und befinden sich heute vor dem Holstentor. Diese Löwen fanden in Thomas Manns Erzählung Tonio Kröger Erwähnung.<ref>Briefumschlag aus der Zeit um 1930</ref> Die aus Eisen gegossenen Löwen wurden wahrscheinlich im Jahr 1823 geschaffen. Eines der Tiere ist schlafend, das andere wachend dargestellt. Der Lübecker Konsul Johann Daniel Jakobi (1798–1847) kaufte sie an und ließ sie vor seinem Haus in der Großen Petersgrube 19 aufstellen. 1873 wurden sie von dort zum Hotel Stadt Hamburg geschafft. Nach dem Bombardement wurden sie von der Bauverwaltung in Verwahrung genommen, um dann nach der Neugestaltung der Grünanlage vor dem Holstentor dort platziert zu werden.<ref>Die Löwen vom Holstentorplatz.</ref>

Am 18. Mai 1861 ging das Haus an Carl Toepfer über. Nach dessen Tode bewirtschaftete es seine Witwe und zum 1. August 1900 sein Sohn Adolf Toepfer. Adolf Toepfer wurde am 26. Dezember 1904 vom Großherzog von Oldenburg und am 22. August 1906 vom Großherzog von Mecklenburg-Strelitz zu deren Hoftraitor ernannt.<ref>Vaterstädtische Blätter. erste Ausgabe des Jg. 1905 und Ausgabe vom 29. August 1906.</ref> Beide waren bei der königlichen Mittagstafel während des Kaisermanövers 1904 im Hotel Stadt Hamburg anwesend. Nach dem Ersten Weltkrieg starb Toepfer am 17. Juni 1919 nach kurzem Leiden. Der Direktor führte das Hotel bis 1926 weiter. Hugo Fleischer übernahm das Hotel, bis es der Ritter Egon von Szadkowski 1938 übernahm. v. Szadkowski starb beim Luftangriff auf Lübeck und liegt auf dem Ehrenfriedhof der Stadt auf dem Feld der Opfer des Luftangriffs.<ref>u. a. aus den Lübecker Adressbüchern und einem Besuch des Ehrenfriedhofs recherchiert</ref> Das Hotel wurde nicht wieder aufgebaut.

Gäste (reale und fiktive) des Hauses

  • Wenn Gäste vom Militär in der Stadt weilten, wohnten sie, wie die Vaterstädtischen Blätter stets zu berichten wussten, im Hotel Stadt Hamburg. In diesem Falle stand, wie vor dem Eingang des Rathauses, wenn der Senat tagte, eine Ehrenwache vor dem Hotel.<ref>Otto Dziobek: Geschichte des Infanterie-Regiments Lübeck (3. Hanseatisches) Nr. 162. Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i. D. 1922. (erste Auflage. Offizier-Verein ehem. 162er zu dessen 25. Stiftungstag)</ref>
  • Als Lübeck am 1. April 1897 sein Regiment erhielt und Sitz der 81. Infanterie-Brigade wurde, mussten der Generalmajor Günther von Bünau und Oberst v. Kettler in Ermangelung eines geeigneten Unterkunft vorerst in dem Hotel wohnen.<ref>Einzug der 162er. In: Lübeckische Anzeigen. Nr. 167, 1. April 1897, Rubrik: Tagesbericht.</ref>
  • Auf einem anderen Stockwerk des Hauses gab es die Tafel für fremdherrliche Offiziere:<ref>Manöver-Erinnerungen. In: Vaterstädtische Blätter. 25. September 1904.</ref> Auf dem Foto (rechts) sind zu sehen:
Datei:HL Damals - fr Militair-Attaches.jpg
Die fremdherrlichen Militär-Attachés mit ihren deutschen Führern beim Kaisermanöver
  1. Colonel Nazif Bey, Attaché Militaire de Turquie,
  2. Le Marquis de Laquniche, Commandant de l'artillerie attaché de militaire à L'Ambassade de France à Berlin,
  3. Oberst J. French-Commandant d'Artillerie à Gibraltar,
  4. Oberstleutnant Frhr. v. Salza, Kgl. Sächsischer Militärbevollmächtigter,
  5. W. P. Biddle - Captain Americain Mitair-Attaché,
  6. Oberstleutnant v. Dorrer - Kgl. Württ. Militärbevollmächtigter,
  7. Oberstleutnant Kikutaro Oi. K. - japanischer Militärattaché,
  8. S. E. Smiley-Captain U. S. Army,
  9. Colonel v. Schebeko - Aide-de-Camp de S. M. l'Empereur de Russie, Agent Militaire,
  10. Gleichen, Colonel British Militairy Attaché,
  11. Le Compte del Peñon de la Vega - Colonel Attaché militaire à l'Ambassade de l'Espagne,
  12. Oberleutnant v. Müller b. Garde-Regiment zu Fuss Berlin,
  13. Frhr. v. Loen, Rittmeister im 18. Dragoner-Regiment, Parchim,
  14. Le Comte de Gastadello, Militaire-Attache d'Italie,
  15. Major Quentin Agnew, Militaire-Attaché d'Angleterre,
  16. Alois Klepsch Kloth v. Roden, K. u. K. Oesterr. Ung. Militair-Attaché,
  17. Le Captain Lie, Militairattaché de Suède & Norge.
  • Anna Barnekow, die Verfasserin eines Norddeutschen Kochbuchs, war mehrere Jahre lang Oberköchin im Hotel Stadt Hamburg.<ref>Anna Barnekow: Norddeutsches Kochbuch. Eine Zusammenstellung selbst erprobter und in eigener Erfahrung bewährter Rezepte. Salzwasser-Verlag, 2010, ISBN 978-3-86195-318-0. Im Original lautet der Titel: „... nur selbst erprobter ... und bestbewährter Rezepte“.</ref>

Quelle

Weblinks

Commons Commons: Hotel Stadt Hamburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

<references />

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