Hyposphen-Hypantrum-Gelenk


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Das Hyposphen-Hypantrum-Gelenk ist ein zusätzliches Gelenk zwischen den Wirbeln, dass bei einigen fossilen Reptilien aus der Gruppe der Archosauromorpha auftritt. Es besteht aus einem Fortsatz an der Rückseite der Wirbel, dem Hyposphen, das in eine Kerbe auf der Vorderseite des nachfolgenden Wirbels passt, dem Hypantrum. Hyposphen-Hypantrum-Gelenke kommen in den Rückenwirbeln und gelegentlich zusätzlich in den hinteren (posterioren) Halswirbeln und den vorderen (anterioren) Schwanzwirbeln vor.

Dieses Verbindungselement existierte zusätzlich zu den gewöhnlichen Verbindungselementen der Wirbel, den Post- und Präzygapophysen. Zusätzliche Verbindungselemente in den Rückenwirbeln traten innerhalb der Reptilien mehrfach auf; ein Beispiel sind die Zygosphen-Zygantrum-Gelenke bei Schlangen. Hyposphen-Hypantrum-Gelenke kommen in verschiedenen, nicht näher miteinander verwandten Gruppen der Archosauromorphen insbesondere bei großen Formen vor, beispielsweise bei den Rauisuchiden, den Silesauriden<ref name="piechowskia2010"/> und – innerhalb der Dinosaurier – bei den Saurischia. Sie versteiften und stabilisierten die Wirbelsäule und unterstützten somit beispielsweise wahrscheinlich den Riesenwuchs der sauropoden Dinosaurier.<ref name="hyposphene"/><ref name="rauhut"/>

Bei frühen Dinosauromorphen (den Vorläuferformen der Dinosaurier) wie beispielsweise Marasuchus, Lagosuchus und Euparkeria als auch in Ornithischiern fehlen Hyposphen-Hypantrum-Gelenke.<ref name="gauthier1986"/> Daraus folgt, dass sich dieses Merkmal erst bei den Saurischia neu herausbildete – es gilt daher als gemeinsam abgeleitetes Merkmal (Synapomorphie) dieser Gruppe.<ref name="gauthier1986"/> Innerhalb der Saurischia tritt dieses Merkmal in sämtlichen basalen Formen auf.<ref name="td"/> Innerhalb der Theropoden findet es sich bei zahlreichen Gattungen, einschließlich des sehr vogelähnlichen, abgeleiteten Dromaeosauriden Rahonavis. Bei modernen Vögeln fehlt dieses Merkmal. Innerhalb der Sauropodomorpha war das Merkmal bei Prosauropoden sowie bei Sauropoden vorhanden, ging jedoch bei zwei hauptsächlich in der Kreide auftretenden Gruppen, den Titanosauria und den Rebbachisauridae, unabhängig voneinander verloren.<ref name="rauhut" /><ref name="hyposphene" />

Das Hyposphen besteht für gewöhnlich aus einem vertikalen Kamm und befindet sich unterhalb der Postzygapophysen, während das Hypantrum zwischen den Präzygapophysen sitzt. Bei vielen Gattungen ist das untere (ventrale) Ende des Hyposphens leicht transvers expandiert.<ref name="rauhut" /> Innerhalb der Sauropoden ist die Form dieser Verbindung extrem variabel.<ref name="hyposphene" />

Belege

<references> <ref name="piechowskia2010">Rafalstrok Piechowskia, Jerzy Dzik: The axial skeleton of Silesaurus opolensis. In: Journal of Vertebrate Paleontology 30(4): S. 1127–1141, Juli 2010</ref> <ref name="hyposphene">Sebastián Apesteguía: Evolution of the Hyposphene-Hypantrum Complex within Sauropoda. In: Thunder-Lizards: The Sauropodomorph Dinosaurs, herausgegeben von Virginia Tidwell und Kenneth Carpenter, 2005, Indiana University Press, ISBN 0-253-34542-1</ref> <ref name="rauhut">Oliver Rauhut: The Interrelationships and Evolution of Basal Theropod Dinosaurs (Special Papers in Palaeontology), Blackwell Publ, 2003</ref> <ref name="td">Max C. Langer: Basal Saurischia. In: The Dinosauria (sec. edition), herausgegeben von Weishampel, Dodson und Osmólska. University of California Press, 2004, S. 32, ISBN 0-520-24209-2</ref> <ref name="gauthier1986"> Jacques Gauthier: Saurischian monophyly and the origin of birds. In: Memoirs of the California Academy of Sciences. 8, Nr. 1, 1986, S. 16–17.</ref> </references>