Ibn al-Athīr


aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wechseln zu: Navigation, Suche

Ibn al-Athīr (* 12. Mai 1160 in Dschazīrat Ibn ʿUmar (heute Cizre Provinz Şırnak, Türkei); † 1233 in Mosul), mit vollem Namen ʿAlī ibn Muhammad ibn ʿAbd al-Karīm ibn ʿAbd al-Wāhid, Abū l-Hasan al-Dschazarī asch-Schaibānī, mit dem Ehrentitel ʿIzz ad-Dīn, arabisch ‏علي بن محمد بن عبد الكريم بن عبد الواحد، أبو الحسن الجزري الشيباني، عز الدين‎, DMG ʿAlī b. Muḥammad b. ʿAbd al-Karīm b. ʿAbd al-Wāḥid, Abū ʾl-Ḥasan al-Ǧazarī aš-Šaibānī, ʿIzz ad-Dīn, war der bedeutendste muslimische Historiker des Hochmittelalters.

Die Familie führte seine Abstammung auf den arabischen Stamm der Banū Schaibān zurück. „al-Dschazarī“ steht für seinen Geburtsort, Dschazīrat Ibn ʿUmar, heute Cizre, wo die Banū al-Athīr zu den bekanntesten Großfamilien zählten.<ref>Yāqūt: K. Muʿǧam al-buldān. (Geographisches Wörterbuch) Hrsg. Ferdinand Wüstenfeld. Leipzig 1866–1870. s.n. Ǧazīrat Ibn ʿUmar</ref>

Werke

  • al-Kāmil fī ʾt-tarīch / ‏الكامل في التأريخ ‎ / al-kāmil fī ʾt-taʾrīḫ / „Die vollständige Geschichte“. Der Verfasser nennt den Titel in der Einleitung: „ich habe (dieses Buch) so betitelt, wie es seinem Sinn entspricht: al-Kāmil fī ʾt-taʾrīḫ.“<ref>Siehe die Einleitung des Verfassers in der Ausgabe al-Munīrīya, Kairo 1929, S. 7</ref>

In seinem Hauptwerk, das in Mosul entstand, beschrieb er die Geschichte der islamischen Welt von der Schöpfung bis ins Jahr 1230–1231. Bis zum Jahr 922 ist das annalistisch angeordnete Werk ein zusammenfassender Auszug aus der Weltgeschichte von at-Tabarī,<ref>Carl Brockelmann:Das Verhältnis von Ibn al-Aṯīrs Kāmil fit-taʾrīḫ zu Ṭabarīs Aḫbār er-rusul wal-mulūk. Strassburg 1890</ref> dessen Überliefererketten der Verfasser weglässt und den Text mit anderen Quellen harmonisiert. Somit stellt Ibn al-Athīr „eine Synthese alles dessen dar, was von der Historiographie zusammengetragen worden war.“<ref>Heribert Busse:Arabische Historiographie und Geographie. In: Helmut Gätje (Hrsg.): Grundriß der Arabischen Philologie. Band II:Literaturwissenschaft. Wiesbaden 1987. S. 272</ref>

Zuweilen legte er seine Quellen zum Vorteile der Dynastie der Zengiden aus, denen er diente. Dieses Werk enthält auch Angaben zur Belagerung Jerusalems im Jahre 1099 durch die Kreuzfahrer und deren Sturm auf die Al-Aqsa-Moschee auf dem Tempelberg in Jerusalem, bei dem Zehntausende getötet wurden.

Zahlreiche Historiker haben das Werk in der Folgezeit als Quelle benutzt.<ref>Heribert Busse (1987), S. 272</ref>

Erstmals ist das Werk 1851–1876 in Leiden vom schwedischen Orientalisten C.J. Tornberg unter dem Titel Ibn al-Athiri Chronicon quod perfectissium inscribitur in 14 Bänden herausgegeben und seitdem mehrfach nachgedruckt worden.

  • Usd al-ghāba fī maʿrifat as-sahāba / ‏أسد الغابة في معرفة الصحابة‎ / Usd al-ġāba fī maʿrifati ʾṣ-ṣaḥāba / „Die Löwen des Dickichts zur Kenntnis der Prophetengefährten“. Dieses Werk ist eine umfassende Biographie über das Leben und Wirken der Prophetengefährten, in der er das Leben rund 7.500 männlicher Gefährten von Mohammed, oft mit Hinweis auf die Prophetensprüche, die sie nach Mohammed überliefert haben, in alphabetischer Reihenfolge beschrieb. Den letzten Band widmete er, gemäß den Gepflogenheiten islamischer Biographen, den weiblichen Gefährten.

Mit den zengidischen Atabegs von Mosul befasste er sich in einem lobenden Werk.

Quellennachweise

<references/>

Literatur

  • Carl Brockelmann: Geschichte der arabischen Litteratur. Zweite den Supplementbänden angepasste Auflage. Bd. 1. S. 422–423. Brill, Leiden 1943.
  • Heribert Busse: Arabische Historiographie und Geographie. In: Helmut Gätje (Hrsg.): Grundriß der Arabischen Philologie, Band II: Literaturwissenschaft. Wiesbaden 1987. S. 272
  • The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Bd. 3, S. 723. Brill, Leiden

Weblinks