Interkultur
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Der Begriff Interkultur beschreibt nach Mark Terkessidis, der ihn in Deutschland am prägnantesten beschreibt und vertritt, jene Politik, die – im Gegensatz zu den normativen Vorstellungen des für ihn „abgedankten“ Begriffes Integration – kulturelle Barrierefreiheit für die Individuen einer Gesellschaft der Vielheit schaffen und „institutionelle Diskriminierung“ vermeiden will.
Inhaltsverzeichnis
Parapolis als Grundlage
Terkessidis postuliert, dass der Ansatz, Einwanderung als "Störfall im Normablauf" zu betrachten, angesichts der sich entwickelnden, vielgliedrigen „Parapolis“ (einem urbanen Nebeneinander von mobilen, unterschiedlichen und schnelllebigen Lebensentwürfen, in dem es „keine gemeinsame Vergangenheit mehr gibt“) überholt ist. Diesem Wandel gelte es durch Maßnahmen zu begegnen, wobei sich viele Aufgaben nicht "lösen", aber sehr wohl „gestalten“ und „managen“ lassen.
Gestaltung von Vielheit durch Umgestaltung von Institutionen
Institutionen geben Antworten auf Fragen und Aufgabenstellungen. Ziel ist es, zu hinterfragen, auf welche Weise sie das tun und ob die Antworten eventuell schon überholt sind. Terkessidis stellt fest: Institutionen „nehmen zu wenig Rücksicht auf kulturelle Besonderheiten“. Interkulturstiftende Maßnahmen setzen dazu beim tatsächlichen Verhalten an, sie sind pragmatische „Handlungsregeln“ und beziehen sich nicht auf den Einzelnen, sondern auf eben jene Institutionen. Sie überprüfen Regeln, Routinen, Führungsstile, Ressourcen und die Art der Kommunikation darauf, ob sie der Vielheit („deren kleinste Einheit das Individuum als unangepasstes Wesen [...], als Bündel von Unterschieden“ ist<ref>M. Terkessidis: Interkultur, S. 126</ref>) gerecht werden.
Das Ziel ist die Veränderung von charakteristischen Mustern, die mit (migrantischer) Vielheit nicht übereinstimmen: „Hierzulande geht es um die Anpassung der „Hinzugekommenen“, wie es bei Integration durch Sport heißt, an die „Gesellschafts- und Sportstrukturen in Deutschland“, und nicht um den Versuch der Veränderung der jeweiligen Institutionen im Hinblick auf individuelle Voraussetzungen und Unterschiede“<ref>M. Terkessidis: Interkultur, S. 126</ref>. Interkultur ist damit die Herstellung allenfalls eines Rahmens, in dem sich Individuen entfalten können – „Einheit, Einigkeit sind Fiktionen. Und sie sind auch nicht erstrebenswert“. Dabei bedeutet das nicht Beliebigkeit, sondern braucht überprüfbare Ziele, Zeit sowie Flexibilität, beschrittene Pfade auch wieder verlassen zu können.
Literatur
- M. Terkessidis: Interkultur. Suhrkamp Verlag, Berlin 2010.
Einzelnachweise
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