Jaroslawski Awtomobilny Sawod
Koordinaten: 57° 38′ 51″ N, 39° 50′ 13″ O{{#coordinates:57,64748|39,83703|primary
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Das Jaroslawler Automobilwerk (JaAZ) (russisch Ярославский автомобильный завод) war ein Fahrzeughersteller, der in Russland und der späteren Sowjetunion zunächst Personenwagen und schließlich Lastkraftwagen produzierte. Nach der Abgabe der Fahrzeugherstellung an KrAZ Ende der 1950er-Jahre wurde die Produktion auf Motoren beschränkt. Heute gehört die in JaMZ (Jaroslawler Motorenwerk, russisch Ярославский моторный завод) umbenannte Marke zur GAZ-Gruppe.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der Pilot Wladimir Alexandrowitsch Lebedew gründete 1916 das Unternehmen als Aktiengesellschaft. Es stellte in Lizenz Automobile des englischen Herstellers Crossley Motors her. Der Markenname lautete Lebed. Abnehmer war überwiegend der russische Generalstab. 1917 endete die Pkw-Produktion nach etwa 200 hergestellten Exemplaren.<ref name="Russian Motor Vehicles" /> Danach spezialisierte sich der Betrieb auf die Produktion von Lastkraftwagen, deren Nutzlasten im Bereich zwischen drei und sieben Tonnen lagen, eines der ersten Serienfahrzeuge war der Ja-3. Auf diesem Gebiet blieb das Unternehmen bis 1942 aktiv und baute unter anderem den schweren Prototyp JaG-12. Zwischenzeitlich – etwa von 1926 bis in die 1940er-Jahre – firmierte das Werk als Jaroslawski Gosudarstwnenny Awtomobilny Sawod (Kürzel JaGAZ, russisch Ярославский государственный автомобильный завод), bevor der Name in Jaroslawski Awtomobilny Sawod geändert wurde. Ab 1943 wurde kriegsbedingt auf die Fertigung von Artilleriegerät umgestellt, die aber bereits 1947 beendet wurde. Anschließend wurde der LKW JaAZ-200 entwickelt, der ab 1951 als MAZ-200 im Minski Awtomobilny Sawod produziert wurde. Ab 1948 folgte die Entwicklung und Fertigung des LKW JaAZ-210, bis dessen Produktion 1959 zu KrAZ verlegt wurde.
Im Jahr 1947 begann die Produktion von Dieselmotoren. Von Bedeutung waren die Modelle JaAZ-204 (Vierzylindermotor) sowie JaAZ-206 (Sechszylindermotor), die in diversen sowjetischen Lastwagen über längere Zeit verbaut wurden. 1961 wurde die Produktion von Zweitaktmotoren auf Viertaktmotoren umgestellt. Seitdem werden die Motoren JaMZ-236 (V6), 238 (V8) und 240 (V12) produziert.
1971 wurde das Unternehmen mit mindestens vier weiteren Unternehmen zusammengeschlossen und trat ab diesem Zeitpunkt unter dem Namen „Awtodiesel“ auf. Dieser Verband wurde zum Marktführer für Dieselmotoren innerhalb der Sowjetunion. Nach dem Zerfall der Sowjetunion arbeitete das Werk ab 1993 selbstständig unter der Bezeichnung „ОАО Awtodiesel“ (JaAZ) weiter. Dieser Name wurde bis zur Übernahme durch die GAZ-Gruppe im Jahre 2001 beibehalten. Seitdem werden die Produkte unter dem Markennamen Jaroslawski Motorny Sawod (JaMZ) und dem Beinamen Awtodiesel vermarktet.
Ausgewählte Fahrzeuge
Personenwagen
Für den Antrieb der Fahrzeuge sorgte ein Vierzylindermotor mit 4490 cm³ Hubraum und 30 PS Leistung. Der Radstand betrug 342,9 cm. Die Höchstgeschwindigkeit war mit 70 km/h angegeben. Die Fahrzeuge boten in ihren offenen Tourenwagenkarosserien Platz für sechs Personen.
Nutzfahrzeuge
Die ersten Nutzfahrzeuge basierten auf einem Entwurf von Fiat.<ref name="Russian Motor Vehicles" /> Dabei handelte es sich möglicherweise um das 5-Tonnen-Modell, dessen Motor über 7400 cm³ Hubraum verfügte.<ref name="Russian Motor Vehicles" /> Außerdem entstand das Modell A als Lizenzversion des Crossley RFC.<ref name="Russian Motor Vehicles" />
JaAZ-210
Der von 1951 bis 1959 in einer Auflage von 10.852 Exemplaren hergestellte JaAZ-210 verfügte über den Sechszylinder-Zweitakt-Dieselmotor JaAZ-206.
JaAZ-214
Ab 1951 wurde der Allrad-LKW Typ JaAZ-214 gefertigt. Er zeichnete sich gegenüber dem JaAZ-210 vor allem durch eine erhöhte Geländegängigkeit aus. 1959 kam die Fertigung endgültig nach Krementschuk, wo der Typ wurde als KrAZ-214 weitergebaut wurde.
JaAZ-218
Ein Prototyp eines Dreiseitenkippers mit gesteigerter Nutzlast von 10 Tonnen, der auch mit Kippanhängern betrieben werden konnte. Je nach Quelle wurde er 1954 oder 1957 vorgestellt. Er kam jedoch nie in ein Serienstadium.<ref>Seite zum JaAZ-218 mit historischer Fotografie (russisch)</ref>
JaAZ-219, -221 und -222
Ursprünglich auf dem Fahrgestell des JaAZ-210 aufgebaut, besitzt der JaAZ-219 dennoch Motor und Fahrerhaus des JaAZ-214. Entwickelt bei JaAZ, wurde er jedoch ausschließlich bei KrAZ unter der Bezeichnung KrAZ-219 gefertigt.<ref>Website zum JaAZ-219 (russisch)</ref> Unter der Nummer -221 wurde eine Zugmaschine für schwere Auflieger entwickelt,<ref>Website zum JaAZ-221 (russisch)</ref> als JaAZ-222 die Ausführung als Muldenkipper bezeichnet.<ref>Website zum JaAZ-222 (russisch)</ref> Auch diese LKW gingen nicht mehr bei JaAZ in Serie, sondern wurden bei KrAZ gefertigt. Sie wurden aber weiterhin mit Motoren von JaAZ bzw. JaMZ bestückt.
Aktuelle Produktpalette
(Stand 2014)
- Dieselmotoren mit Leistungen zwischen 120 und 800 PS
- Getriebe mit fünf, acht oder neun Vorwärtsgängen
- Dieselgeneratoren mit Leistungen von 60 bis 315 kW
- Kupplungen
- eine vierstellige Anzahl Ersatzteile für Produkte aus der Unternehmensgeschichte
Literatur
- Maurice A. Kelly: Russian Motor Vehicles. The Czarist Period 1784 to 1917. Veloce Publishing, Dorchester 2009, ISBN 978-1-84584-213-0. (englisch)
- Kai L. Bremer, J. L. Melzian: Von AMO bis ZIS. Sowjetische Personenwagen und ihre Geschichte. In: Automobil- und Motorrad-Chronik, Ausgabe 2/1981, S. 9–14.
Weblinks
- Ausführliche Historie des Unternehmens (russisch)
- Herstellerwebsite (englisch)
- Allcarindex (englisch, abgerufen am 29. März 2015)
Einzelnachweise
<references> <ref name="Russian Motor Vehicles">Maurice A. Kelly: Russian Motor Vehicles. The Czarist Period 1784 to 1917. Veloce Publishing, Dorchester 2009, ISBN 978-1-84584-213-0. (englisch)</ref> </references>
Vorkriegslastwagen: Ja-3 | Ja-4 | Ja-5 | Ja-5 „Kodschu“ | JaG-3 | JaG-4 | JaG-5 | JaG-6 | JaG-7 | JaG-10 | JaG-12 | JaS-1 | JaS-3 | JaS-4
Lastwagen nach 1945: JaAZ-200 | JaAZ-205 | JaAZ-210 | JaAZ-214 | JaAZ-218 | JaAZ-219 | JaAZ-221 | JaAZ-222 | JaAZ-226
Raupenschlepper und Halbkettenfahrzeuge: JaSP | Ja-11 | Ja-12 | Ja-13
Aktuelle Marken: Derways | Kombat | Lada | UAS
Ehemalige Marken: Aksai | Doninwest | Dux | Frese | Iljin | Isch | Jakowlew & Frese | Korvensuu | Lebed | Lessner | Leutner | Lidtke | Marussia | Moskwitsch | Oka | Prombron | Pusyrew | Romanow | Russo-Balt | Schiguli | SeAS | SIL | TagAS | Vortex | Wolga
Russische SFSR | AvtoVAZ • AZLK • BAZ • GAZ • IzhAvto • JaAZ • KamAZ • KAwZ • KZKT • LiAZ • NAMI • NATI • NefAZ • PAZ • Russo-Balt • SeAZ • SMZ • TagAZ • UAZ • UralAZ • WAS • ZIL • ZIM • ZIS |
Ukrainische SSR | KrAZ • LAZ • LuAZ • SAS (ZAZ) |
Weißrussische SSR | BelAZ • MAZ • MMVZ • MoAZ • MTZ • MZKT (Minski sawod kolawych zjahatschou) |
Lettische SSR | RAF (Rigaer Autobusfabrik) • Russo-Balt |
Litauische SSR | KAG |
Armenische SSR | JerAZ |
Georgische SSR | KAZ |