JazzBaltica
JazzBaltica ist ein Jazz-Festival in Schleswig-Holstein, das seit 1991 stattfindet. Bis 2011 war der zentrale Veranstaltungsort Gut Salzau im Kreis Plön. Seit 2012 gastiert das Festival auf dem Gelände der Evers-Werft in Timmendorfer Strand-Niendorf.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
1991 veranstaltete der Landesmusikrat Schleswig-Holstein in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur des Landes Schleswig-Holstein das erste JazzBaltica unter der Überschrift „Ars Baltica Prolog 1991“. Die Initiative zu JazzBaltica ging vom damaligen schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Björn Engholm aus, der als begeisterter Jazzliebhaber in diesem Projekt eine Möglichkeit der Kooperation sah für das von ihm ins Leben gerufene Projekt Ars Baltica und die Vision von der Wiederbelebung der Hanse-Tradition in einer Zusammenarbeit der Ostseeanrainerstaaten. Veranstaltungsort in den ersten beiden Jahren war Kiel, wo das Festival seinen Anfang mit einem „Paukenschlag“ nahm - einem Konzert für Lyrik, Prosa und Schlagzeug mit Günter Grass und Günter „Baby“ Sommer. Danach entschloss man sich, die zentralen Veranstaltungen in das Landeskulturzentrum Salzau zu legen, wo das Festival bis 2011 jedes Jahr im Sommer stattfand. Wie in einigen anderen Festivals ist auch in JazzBaltica Platz für Projekte, in denen Musiker in Formationen spielen, die es so anderswo nicht gibt oder gegeben hat. Eine Besonderheit des Festivals ist das JazzBaltica-Ensemble, das unter wechselnder musikalischer Leitung mit wechselnden Musikern aus dem deutschen, skandinavischen und baltischen Raum jedes Jahr auftritt. Zu den Leitern gehörten Jazzmusiker und Komponisten wie David Murray, Vince Mendoza, Django Bates, Maria Schneider, Bengt-Arne Wallin, Niels-Henning Ørsted Pedersen & Ole Kock Hansen, Tim Hagans, Conrad Herwig, Lars Danielsson, Wolfgang Haffner, Steven Bernstein und Johannes Enders.<ref>Das JazzBaltica Festival unterstreicht jedes Jahr eindrucksvoll, warum es in der europäischen Festivallandschaft einmalig ist: 100 % Jazz, baltischer Background, viele Premieren und Eigenproduktionen - und vor allem ein großes Fest. In: Jazzpodium</ref><ref>„das Kleinod unter den Jazzfestivals“ Jazz thing 1997</ref><ref>Werner Burkhardt: eine unverwechselbare Identität und ein großes Publikum. In: Süddeutsche Zeitung</ref>
Neben regelmäßig beim Festival gastierenden Musikern finden hier auch weniger bekannte Künstler eine Plattform. Kontinuierlich fördert JazzBaltica Nachwuchsmusiker. Das reicht von Künstlern der schleswig-holsteinischen Szene bis zu talentierten jungen Musikern aus Skandinavien, und den baltischen Staaten.
Von 2005 bis 2012 wurde JazzBaltica jeweils unter ein besonderes Motto gestellt:
- 2005: „on drums“
- 2006: „on piano“
- 2007: „on trumpet“
- 2008: „on sax“
- 2009: „bigband battle“
- 2010: „twenty years with friends“
- 2011: „piano, piano“ remembering esbjörn
- 2012: „new places, familiar faces“
Die Ankündigung der schleswig-holsteinischen Landesregierung, sowohl die Zuschüsse zum Festival ab 2011 zu streichen, als auch die Absichtserklärung, das Herrenhaus Salzau verkaufen zu wollen, welches dann als Veranstaltungsort nicht mehr zur Verfügung stünde, sorgten für Aufregung und Sorge um den Weiterbestand des Festivals. Dem künstlerischen Leiter, Rainer Haarmann, der mit der 2011er JazzBaltica aus dem Amt schied, gelang es, die JazzBaltica 2011 mit einem gekürzten Programm am Standort Salzau letztmals zu realisieren.<ref>Webpräsenz (abgerufen am 1. Dezember 2011)</ref>
Am 1. Dezember 2011 wurde bekannt, dass die JazzBaltica ab 2012 auf das Gelände der Evers-Werft in Timmendorfer Strand/Niendorf umzieht. Mit Nils Landgren, der seine internationale Karriere der JazzBaltica verdankt, hat 2012 ein Urgestein dieses Festivals dessen künstlerische Leitung am neuen Spielort übernommen. <ref>Nils Landgren wird Leiter von Jazz Baltica. In: Die Welt. 1. Dezember 2011.</ref>
Das ZDF/3sat wird seine Fernsehaufzeichnungen der Konzerte der JazzBaltica am neuen Spielort nicht fortführen. Medienpartner sind nun der NDR, der DLF und arte, auf dessen Webkanal arte Live Web auch ausgewählte Konzerte zu sehen sind.
Strukturen
Die künstlerische und organisatorische Leitung von JazzBaltica lag bis 1999 in Händen von Rainer Haarmann (Kulturministerium SH), Nis-Edwin List-Petersen, Arvid Maltzahn (Landesmusikrat SH) und Christian Stöhrmann (TSBW Husum). Seit 2002 ist das Festival Teil des Schleswig-Holstein Musik Festivals. Künstlerischer Leiter des Festivals war bis 2011 Rainer Haarmann. Ab 2012 übernahm Nils Landgren dieses Amt.
IB.SH-JazzAward
Seit 2008 wird jährlich an herausragende Nachwuchs-Jazz-Musiker – vornehmlich aus dem norddeutschen Raum – der IB.SH-JazzAward (vormals „Förderpreis JazzBaltica“) vergeben. Er ist mit 3000 Euro dotiert. Das Preisgeld wird von der Investitionsbank Schleswig-Holstein gestiftet.<ref>Gesellschaftliches Engagement – Investitionsbank Schleswig-Holstein</ref>
- Preisträger
- 2015 Katharina „Tini“ Thomsen, Hamburger Saxophonistin
- 2014 Me and My BoomBox, siebenköpfige Band aus Hamburg
- 2013 Frashback, Jazz-Piano-Trio aus Lübeck um dem Pianisten Eric Staiger<ref>Jazz Baltica Förderpreis 2013</ref>
- 2012 Flickstick, die Band der Berliner Saxophonistin Birgitta Flick und der Hamburger Posaunistin Lisa Stick<ref>Herzlichen Glückwunsch »Flickstick«! (Memento vom 6. September 2012 im Internet Archive)</ref>
- 2011 Clara Haberkamp,<ref>Dagmar Leischow: Clara Haberkamp Trio: Förderpreis finanziert Studioaufnahmen. In: Schleswig-Holsteinische Zeitung. 29. Juni 2011.</ref><ref>JazzBaltica Förderpreis geht an das Clara Haberkamp Trio. In: neue musikzeitung.</ref> Jazz-Pianistin mit eigener Trio Formation
- 2010 hälftig aufgeteilt, an Moritz Baumgärtner Trio<ref>Auftaktsession Moritz Baumgärtner Trio (Memento vom 6. Juni 2011 im Internet Archive)</ref> sowie Charlotte Greve<ref>JazzBaltica Förderpreis geht an Charlotte Greve</ref>, Altsaxophon und das von ihr geführte Lisbeth Quartett
- 2009 LandesJugendJazzOrchester Schleswig-Holstein
- 2008 Firomanum (Quartett ohne Bandleader)<ref>Jazzzeitung 3/2008: kurz, aber wichtig: JazzBaltica Förderpreis geht an Firomanum</ref>
Literatur
- Rainer Haarmann: JazzBaltica. Murmann, Hamburg 2006, ISBN 3-938017-55-4.
Weblinks
- Werke von und über JazzBaltica im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Webpräsenz des JazzBaltica
Einzelnachweise, Anmerkungen
<references />