Katholikat von Kilikien


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Das Katholikat von Kilikien (alias von Sis) ist eine eigenständige Teilkirche der Armenischen Apostolischen Kirche. Nach Darstellung des Katholikats von Kilikien<ref>Geschichtsseite im englischsprachigen Portal des Katholikats von Kilikien</ref> sind die Katholokoi von Etschmiadsin und Sis gleichberechtigt, aber der Katholikos von Sis erkennt die höhere Ehre dessen von Etschmiadsin an. Nach dem englischsprachigen Porträt der Armenischen Kirche auf der Seite der Katholikos von Etschmiadsin<ref>englischsprachiges Porträt der Armenischen Kirche auf der Seite der Katholikats von Etschmiadsin</ref> ist das Katholikat von Kilikien nur eine Unterabteilung des Katholikats von Etschmiadsin.

Geschichte

Es entstand aus der Niederlassung des Katholikos der Armenier im Königreich Kleinarmenien. Nach Abschluss einer Union mit der römisch-katholischen Kirche 1439 auf dem Konzil von Florenz bildete sich 1441 in Etschmiadsin (Großarmenien) ein weiteres Katholikat, das im Verlauf der folgenden Jahrhunderte allmählich einen Ehrenvorrang erlangte. Das „Katholikat des Großen Hauses von Kilikien“ blieb jedoch bis in die Gegenwart unabhängig und beansprucht gleiche Rechte und Privilegien.

Im Katholikat von Kilikien erlangte der Armenische Ritus seine heutige Ausprägung. Da die christliche Bevölkerung Kilikiens zu einem Teil das Türkische annahm, wurde es im 19. Jh. gestattet, im Gottesdienst auch in dieser Sprache, neben dem Armenischen, das Evangelium zu verlesen und Predigt zu halten.

Der Sitz des Katholikos von Kilikien war von 1293 bis zum 20. Jh. in Sis (heute Kozan,Türkei, Provinz Adana), das 1915 von den Armeniern geräumt werden musste. Der Kirchenschatz, vor allem liturgische Bücher, Gewänder und Geräte, konnte unter Mühen gerettet werden. Die Kathedrale, Kirchen und Klostergebäude in Sis (Kozan) wurden in der Folgezeit zerstört.

Im 19. Jh. erstreckte sich die Jurisdiktion des Katholikos von Sis über die osmanischen Paschaliks Adana, Maraş, Aleppo und Zypern. 1915 zählte das Katholikat 15 Diözesen mit 284.000 Gläubigen.

Wie alle armenischen Katholikate und Patriarchate im Osmanischen Reich wurde das kilikische von Sis 1916/17 durch staatliches Gesetz aufgelöst zugunsten eines neugeschaffenen Katholikats aller Osmanischen Armenier mit Sitz in Jerusalem. Katholikos Sahag II. Khabayan von Kilikien wurde 1916 zum ersten „Katholikos-Patriarchen“ ernannt, 1917 allerdings von Jerusalem nach Damaskus verbannt. 1918 kehrte er nach Kilikien zurück und versuchte eine Neuansiedlung seines historischen Katholikats in der kilikischen Stadt Adana.

Nach dem Rückzug Frankreichs aus Kilikien und dessen Angliederung an die kemalistische Türkei 1921 wurde der Sitz des Katholikos aus Sicherheitsgründen nach Syrien (Aleppo) und dann in den Libanon verlegt. 1929 übernahm das kilikische Katholikat vom Jerusalemer Patriarchat der Armenier die Verwaltung der Diözesen Beirut, Damaskus und Latakia. Seit 1930 befindet sich der Sitz des Katholikats in Antelias bei Beirut (Libanon), wo ein Priesterseminar, eine Verlagsdruckerei, eine neue Patriarchalkathedrale („Gregor der Wundertäter“) und ein Martyrion für die Opfer des Völkermords an den Armeniern errichtet wurden. 1998 wurde ein „Cilicia Museum“ eröffnet.

Seit 1962 ist das Katholikat von Kilikien Vollmitglied des Weltrats der Kirchen. Beim 2. Vatikanischen Konzil der katholischen Kirche war es mit eigenen Beobachtern vertreten.

Derzeitiges Oberhaupt der Kirche ist Katholikos Aram I.

Gliederung

Die heutigen Diözesen des Katholikats sind:

Das armenisch-orthodoxe Katholikat von Kilikien besitzt einen armenisch-katholischen Zweig in dem mit dem Papst in Rom unierten Patriarchat von Kilikien der Armenier.

Siehe auch

Literatur

  • Peter Halfter: Das Papsttum und die Armenier im frühen und hohen Mittelalter. Von den ersten Kontakten bis zur Fixierung der Kirchenunion iJ. 1198. Böhlau, Köln 1996. ISBN 3-412-15395-8
  • Hermann Goltz: Der gerettete Schatz der Armenier aus Kilikien. Sakrale Kunst aus dem Kilikia-Museum Antelias. Reichert, Wiesbaden 2000. ISBN 3-89500-194-5
  • Vahé Tachjian: La France en Cilicie et en Haute-Mésopotamie : aux confins de la Turquie, de la Syrie et de l'Irak (1919-1933). L'Harmattan, Paris 2004, ISBN 2-84586-441-8

Weblinks

Einzelnachweise

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