Kernbuche


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Datei:KernbucheMoebel.jpg
Schrankschublade aus Kernbuche
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Rotbuche mit ausgeprägtem Rotkern

Kernbuche (und vor allem das Synonym Wildbuche) ist weniger ein wissenschaftlicher Name als eine (Marketing-) Bezeichnung der Möbelindustrie für ein besonderes Holz der (Rot-) Buche (Fagus sylvatica) mit kernholzähnlichen, wolkigen Verfärbungen. Es handelt sich nicht um Kernholz im eigentlichen Sinn wie z.B. bei Eichen oder Lärchen (echte Kernholzbäume). Das als Kernbuche bezeichnete Holz hat eine auffälligere, lebendigere Maserung als übliches Buchenholz. Letzteres zeichnet sich im Gegenteil gerade durch eine farblich gleichmäßige, unauffällige Maserung aus, die für Möbel lange Zeit als zu langweilig empfunden wurde.

DIe Rotbuche hat ihren Namen von ihrem häufig rötlichem Holz. Die Weißbuche oder Hainbuche (Carpinus betulus) ist botanisch keine Buche, sondern näher mit Birken und dem Hasel verwandt. Ihrem Holz fehlt jeder rötliche Ton und sie bildet weder einen echten noch einen fakultativen (falschen) Kern aus.

Im Alter zwischen 100 und 140 Jahren beginnen die Zellen im Stamminnern einiger Rotbuchen zu sterben, das Wasserleitsystem stockt und der Kern wird trocken. Nur noch die jüngeren Zellen unterhalb der Rinde (Splintholz) werden ausreichend versorgt. Im Innern sterben die Zellen ab, Es kommt zu braunen bis rötlichen, unregelmäßigen Verfärbungen, die nicht wie beim echten Kernholz konzentrisch sind und also nicht von einem Jahresring begrenzt werden. Festigkeitseinbußen sind nicht bekannt, obwohl die Verfärbung früher als Holzfehler galt (s.u.).

Dieser natürliche Veränderungsprozess bildet eine besondere Zeichnung des Holzes. Die teilweise wild wuchernd anmutende Struktur wirkt auf den Oberflächen von Möbeln dekorativ.

Da nur alte Buchen und von diesen nur der Kern (ca. 10 – 30 % des Stammes) verwertbar sind, ist das Angebot begrenzt. Eine wachsende Nachfrage (Trendholz) macht sich beim Preis bemerkbar.

Bisher wurde ein Rotkern an Buchen allerdings immer noch als Qualitätsnachteil betrachtet. Noch 2001 fiel der Preis in Baden-Württemberg insbesondere bei starken Buchen auf weit unter 50 %, wenn an einem der beiden Stammquerschnitte eines gefällten Baumes der Rotkernanteil 30 % überschritt. <ref>Der Rotkern bei großkronigen Buchen (auf waldwissen.net)</ref> Für Bahnschwellen wird Buchenholz mit Farbkern abgelehnt, da dieser nur schwer zu tränken ist.<ref>Buche auf proholz.at (aufgerufen am 21. August 2011)</ref> Für die Möbelproduktion ist es aber hervorragend geeignet, galt nur sehr lange als unschön. Wenige Holzproduzenten wagten und wagen es, Buchenholz mit Farbkern zu produzieren, aus Angst, für ihre Ware niedrigere Preise zu erzielen.

Verschiedene Theorien zur Entstehung des Farbkerns

Die o.a. Theorie zur Entstehung des Falschkerns stammt von Hans Heinrich Bosshard und ist in seinem Werk Baumkunde ausführlich dargelegt. In diesem Buch versucht Bosshard, die Terminologie wissenschaftlicher zu fassen und führt den Begriff „fakultatives Kernholz“ ein. Damit drückt er die Beobachtung aus, dass Baumarten, die unter guten Wuchsbedingungen keinen Farbkern aufweisen, manchmal doch einen gefärbten Kern im Stamminneren aufweise können. Er nimmt an, dass diese Kernbildung bei solchen Holzarten erheblich länger dauert als bei sogenannten Kernhölzern und gar nicht immer verwirklicht wird. Neuere Untersuchungen von Alex L. Shigo legen jedoch nahe, die Entstehung dieses Falschkerns auf andere Ursachen zurückzuführen: Durch Verletzungen der Rinde und anderen Schwächungen der Widerstandskraft des Baumes dringen Parasiten wie Pilze und Viren in das Gewebe ein. Die Farbänderung des Holzes wird durch die Verteidigungsmechanismen des Baumes hervorgerufen.

Einzelnachweise

<references/>

Literatur

  •  Hans Heinrich Bosshard: Baumkunde. Bd. I–III, Birkhäuser Verlag, Basel 1970.