Kloster Zinna
Zisterzienserabtei Zinna | ||||||
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Kloster Zinna im 19. Jahrhundert Kloster Zinna im 19. Jahrhundert | ||||||
Lage | Deutschland Deutschland Brandenburg Landkreis Teltow-Fläming | |||||
Koordinaten: | 13,103888888889|primary | dim= | globe= | name= | region=DE-BB | type=landmark
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Ordnungsnummer nach Janauschek |
418 | |||||
Gründungsjahr | 1170 | |||||
Jahr der Auflösung/ Aufhebung |
1553 | |||||
Mutterkloster | Kloster Altenberg | |||||
Primarabtei | Kloster Morimond |
Kloster Zinna (Lateinisch Coena S. Mariae) ist ein früheres Kloster der Zisterzienser, das 1170 durch den Erzbischof von Magdeburg Wichmann gegründet wurde.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Die Klosteranlage befindet sich im Ortsteil Kloster Zinna der Stadt Jüterbog (Landkreis Teltow-Fläming in Brandenburg), rund 60 km südlich von Berlin an der Bundesstraße 101.
Geschichte
Zisterzienser
Das Kloster wurde 1170 gegründet und damit im Todesjahr des Askaniers Albrecht der Bär, des Gründers der Mark Brandenburg. Politischer Hintergrund der Klostergründung war wahrscheinlich die Absicht des Magdeburger Erzbischofs, der Südausdehnung der benachbarten askanischen Luckenwalder Herrschaft einen Riegel vorzuschieben. Erbaut wurde das Kloster in den Sümpfen der Nuthe von Mönchen, die aus der Altenberg bei Köln kamen.
Die Mönche legten das Gebiet trocken und verwandelten es in fruchtbares Land. Das Kloster gewann wirtschaftliche Bedeutung für die Region. Im Jahr 1285 wurden vom Kloster die Stadt Luckenwalde und elf umliegende Dörfer gekauft. Auf dem Höhepunkt seiner wirtschaftlichen Blüte im Jahr 1307 betrug die Ausdehnung des Klosterbesitzes nahezu 300 km². Am Ende des 15. Jahrhunderts besaß das Kloster 39 Dörfer, 14 Mühlen, einen Salzbrunnen mit vier Salzpfannen, eine Pechhütte und eine Ziegelei.<ref>Roland Fröhlich: Die Zisterzienser und ihre Weinberge in Brandenburg (= Studien zur Geschichte, Kunst und Kultur der Zisterzienser, Bd. 30). Lukas Verlag, Berlin 2010. ISBN 978-3-86732-070-2. S. 186.</ref> Für die ausgedehnte Handelstätigkeit wurden Stadthöfe u. a. in Berlin, Wittenberg und Jüterbog unterhalten.
Selbst im südöstlichen Barnim besaß das Kloster ausgedehnte Ländereien. Der Barnim stand ansonsten unter dem Einfluss der Askanier und ihres Hausklosters Lehnin. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass der Lehniner Abt Siger 1247 in Spandau als Zeuge auftrat, als die gemeinsam regierenden askanischen Markgrafen Johann I. und Otto III. die Besitzungen um das Städtchen Liebenberg dem Kloster Zinna übertragen haben.<ref>Stephan Warnatsch: Geschichte des Klosters Lehnin 1180–1542. Studien zur Geschichte, Kunst und Kultur der Zisterzienser. Bd. 12.1. Freie Universität Berlin, Diss. 1999. Lukas, Berlin 2000, S. 337, 399 ISBN 3-931836-45-2</ref><ref>Stephan Warnatsch: Geschichte des Klosters Lehnin 1180–1542. Regestenverzeichnis. Bd 12.2., Eintrag Nr. 91 ISBN 3-931836-46-0</ref> Rüdersdorf bei Berlin war bereits um 1235 von Zinna gegründet worden und für die Zisterzienser besonders interessant wegen des Kalksteinbruchs Rüdersdorf, in dem die Mönche den Abbau von Kalksteinen vorantrieben. Der Barnimer Besitz reichte im Osten bis zum Stobber-Löcknitz-Lauf, der die Grenze zum Einflussbereich des Bistums Lebus bildete.<ref>Eva Driescher: Siedlungsgeschichte und anthropogene Veränderungen an den Gewässern im Einzugsgebiet der Löcknitz. (PDF; 4,5 MB) In: Gewässerökologie Norddeutschlands. Heft 3, 1996.</ref> Zum Besitz gehörte nahezu das gesamte Land der heutigen Gemeinde Grünheide bis nach Kienbaum mit den umliegenden fischreichen Gewässern Werlsee, Peetzsee, Möllensee, Elsensee, Baberowsee, Bauernsee und Liebenberger See. Kagel machten die Mönche zu einer Art Stützpunkt und bauten am Ufer des Baberowsees ein sogenanntes Feldkloster.<ref>Gemeinde Grünheide: Kagel</ref><ref>Günter Nicke: Die Geschichte von Grünheide. Kapitel aus: Was für Zeiten! Kindheit im Dritten Reich und Jugend im Arbeiter- und Bauernstaat DDR. BoD-Verlag, 2009 ISBN 978-3-8370-1112-8</ref> Mit ihren großräumigen wasserwirtschaftlichen und wasserbaulichen Maßnahmen, die den Bau zahlreicher Wassermühlen an den Fließen und Seeabläufen einschlossen, trugen die Zisterziensermönche erheblich zur Entwicklung und Aufsiedlung der Mark bei.<ref name="Mitteilungen">Deutsche Wasserhistorische Gesellschaft e. V., Mitteilungen Nr. 15, September 2010, S. 38f (PDF; 9,9 MB)</ref> Von besonderer Wichtigkeit waren ihre Handelstätigkeit, die über zahlreiche Stadthöfe abgewickelt wurde. Das Kloster Zinna war derart wohlhabend, dass es zum größten Kreditgeber der Markgrafen wurde. Die Barnimer Besitzungen blieben bis zur Säkularisation bei Zinna.
Nach einem längeren Zerfallsprozess endete das mönchische Leben im Kloster 1553. Infolge der Reformation konnten sich die katholischen Mönche nicht behaupten.
Der Marienpsalter Nouum beate marie vigi[ni]s psalterium aus der Klosterdruckerei Zinna gilt als der älteste Buchdruck in Brandenburg. Der Wiegendruck des Buchdruckers Hermannus Nitzschewitz aus der Zeit um 1493 ist das bedeutendste Stück unter den historischen Buchbeständen der Sammlung Brandenburgica in der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam.
Friedrich der Große, Weber und Sommermusiken
1764 gründete Friedrich der Große auf dem Klostergebiet eine Stadt, die seit 1902 den Namen Kloster Zinna trug und ihn als Ortsteil von Jüterbog weiterhin trägt. Friedrich der Große siedelte Handweber aus der Oberlausitz an, um die Region wirtschaftlich neu zu beleben. Diese Belebung gelang zwar nicht in gewünschtem Umfang, dennoch errichtete die Stadt Friedrich zum Dank ein Denkmal auf dem Marktplatz. Laut Inschrift auf der Rückseite des Denkmals wurde dieses 1949 zerstört, aber am 8. April 1994 durch Spenden von Bürgern und Gästen des Ortes erneuert und die Figur von M. Starke und F. Woike gestiftet. Die Vorderseite trägt die Inschrift:
Friedrich dem Großen, dem Begründer der Stadt im Jahre 1764, das dankbare Kloster Zinna 1864 |
Neben der Klosteranlage und der landschaftlichen Umgebung laden die Kloster Zinna Sommermusiken zum Besuch ein, die jährlich zwischen Juni und Anfang September stattfinden. Sonderkonzerte gibt es bereits im April und zu Neujahr, wie z. B. ein schon traditionelles Konzert bei Kerzenschein in der „naturtemperierten“ Kirche. Gemeinsam mit dem Kloster Lehnin wird ferner die Mittelalterreihe Musica Mediaevalis angeboten. Auch die Brandenburgischen Sommerkonzerte machen regelmäßig in der Marienkirche Station.
Erhaltene Teile
Neben Klosterkirche, Neuer Abtei, Siechenhaus und Zollhaus sind von der ursprünglich ausgedehnten Klosteranlage einige Teile der Klausur aus dem 13. Jahrhundert und das Gästehaus erhalten. An die ehemalige Wallfahrtsstätte des Klosters auf dem nahegelegenen Golmberg erinnert heute nur noch ein Wallfahrtskreuz auf dem Gipfel des Berges.
Klosterkirche
Die aus Feldsteinen erbaute, schlichte Klosterkirche ist eine spätromanische Pfeilerbasilika mit kreuzförmigem Grundriss. Am Ostchor setzt eine polygonale Hauptapsis an, am Querhaus vier polygonale Nebenapsiden. Während der Spätgotik wurden Wölbungen in den Seitenschiffen, Nebenchören und im Querschiff eingezogen.
Das lateinische Schriftfeld im Chorfußboden stammt aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Die Buchstaben des in gotischen Majuskeln abgefassten Ave Maria erscheinen als Hochreliefeindruck auf unglasierten, rot-braunen Tonfliesen.<ref>Klamt (2004), S. 195–210.</ref> Derartige Einbuchstabenziegel können als eine Frühform des Drucks mit beweglichen Lettern angesehen werden.<ref>Brekle, Herbert E. (1997): „Das typographische Prinzip. Versuch einer Begriffsklärung“, in: Gutenberg-Jahrbuch, Bd. 72, S. 58–63 (61f.) (PDF)</ref>
Ein musikalischer Glücksfall ist die erhaltene frühromantische Orgel von Wilhelm Baer aus den Jahren 1850/1851; bei Besichtigungen gibt es den Gang durch die Orgel.
Neue Abtei, Siechenhaus, Zollhaus
In der Neuen Abtei, einem Backsteinbau, befindet sich das Heimatmuseum mit mittelalterlichen Fresken und einem sehenswerten Modell der Klosteranlage im Jahr 1170. Ferner wird die Klostergeschichte bis ca. 1550 und die Entwicklung der Weberkolonie dargestellt. Im ehemaligen Siechenhaus wird der Kräuterlikör Zinnaer Klosterbruder heute noch nach alten Rezepten hergestellt. In der alten Manufaktur der Weberkolonie am Ortsausgang Richtung Jüterbog kann man die traditionelle Weber-Technik besichtigen und Handwebern bei der Arbeit über die Schulter schauen.
Literatur
- Brandenburgisches Klosterbuch. Handbuch der Klöster, Stifte und Kommenden bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts, hrsg. von Heinz-Dieter Heimann/Klaus Neitmann/Winfried Schich, Be.bra-Wissenschafts-Verlag, Berlin 2007, Bd. 2, S. 1359–1384.
- Ernst Badstübner: Klosterbaukunst und Landesherrschaft. Zur Interpretation der Baugestalt märkischer Klosterkirchen. In: Friedrich Möbius, Ernst Schubert (Hg.): Architektur des Mittelalters. Funktion und Gestalt. Böhlau, Weimar 1983, S. 184–239.
- Christian Klamt: Letters van baksteen in een cistercienzerklooster. Het Ave Maria te Zinna. In: René Ernst Victor Stuip (Hg.): Meer dan muziek alleen. In memoriam Kees Vellekoop (= Utrechtse bijdragen tot de mediëvistiek, Bd. 20). Uitgeverij Verloren, Hilversum 2004. ISBN 90-6550-776-0, S. 195–210.
- Wolfgang Ribbe: Zur Ordenspolitik der Askanier. Zisterzienser und Landesherrschaft im Elbe-Oder-Raum. In: Zisterzienser-Studien I (= Studien zur Europäischen Geschichte 11). Colloquium-Verlag, Berlin 1975. ISBN 3-7678-0379-8. S. 77–96.
- Winfried Schich: Klöster und Städte als neuartige zentrale Orte des hohen Mittelalters im Raum östlich der mittleren Elbe. In: Karl-Heinz Spieß (Hg.): Landschaften im Mittelalter. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2006. ISBN 978-3-515-08579-3. S. 113–134.
- Oliver H. Schmidt: Kloster Zinna und der Orden der Zisterzienser. Lukas Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-931836-10-X.
Einzelnachweise
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