KZ Dachau
Koordinaten: 48° 16′ 13″ N, 11° 28′ 5″ O{{#coordinates:48,270277777778|11,468055555556|primary
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Das Konzentrationslager Dachau, kurz KZ Dachau, bestand vom 22. März 1933 bis zu seiner Befreiung durch Truppen der US Army am 29. April 1945. Das NS-Regime errichtete es bereits wenige Wochen nach der Machtübernahme. Es war das erste durchgehend betriebene KZ und wurde dadurch eines der bekanntesten Konzentrationslager. Es war zwölf Jahre durchgehend in Betrieb, d. h. mehr als doppelt so lange wie die meisten späteren Konzentrationslager.
Das Gelände lag ungefähr 20 Kilometer nordwestlich von München. Zunächst diente es der Inhaftierung von politischen Gegnern des NS-Regimes. Heinrich Himmler, 1933 Reichsführer SS und Münchener Polizeipräsident, ließ es östlich der Stadt Dachau auf dem Gelände einer ehemaligen Munitionsfabrik errichten. Es diente – v. a. in seinen Anfangsjahren, als die NSDAP ihre Macht festigen wollte – zur Inhaftierung und zur Abschreckung politisch Andersdenkender.
Nach der erfolgreichen Zerschlagung der SA im Jahr 1934, vor welcher die „Röhm-Putsch“-Lüge verbreitet worden war, begann Himmler die Vergrößerung des KZ zu planen. 1937 begannen die Bauarbeiten für den neuen Häftlingsbereich, der an die ehemalige Munitionsfabrik anschloss. Organisation und räumlicher Aufbau waren später eine Vorlage für neue KZ im Reichsgebiet. Das NS-Regime präsentierte es propagandistisch als „Vorzeigelager“. Dachau war Ausbildungsort für SS-Wachmannschaften und SS-Führungspersonal, die nach Beginn des Zweiten Weltkriegs unter anderem in Vernichtungslagern eingesetzt wurden. Das KZ Dachau war kein Vernichtungslager; jedoch wurden in keinem anderen KZ so viele politische Morde verübt.
Nach der Reichspogromnacht inhaftierte die SS verstärkt auch Juden und andere Verfolgte. Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden auch Menschen aus besetzten Gebieten Europas im KZ Dachau inhaftiert. Es entwickelte sich zur Keimzelle für neue KZ und nahm mehrere Sonderstellungen ein: Das Lager war der erste Ort im Deutschen Reich, an dem einem SS-Lagerkommandanten die alleinige Gerichtsbarkeit zugeteilt wurde und geltendes Recht erfolgreich außer Kraft gesetzt wurde. Die SS schuf einen „Staat im Staat“, in dem sie politische Gegner gefangen hielt, unterdrückte und ermordete.
Von den insgesamt mindestens 200.000 Dachauer Haftinsassen starben etwa 41.500.<ref name="ZahlGedenkstätte">Zahlenangabe der Gedenkstätte</ref> Zusätzlich deportierte die SS häufig Häftlinge in Vernichtungslager.
Heute befindet sich auf dem Gelände die KZ-Gedenkstätte Dachau, die von rund 800.000 Personen jährlich besucht wird.<ref>merkur.de: Besucherzentrum an KZ-Gedenkstätte kurz vor der Fertigstellung, 9. Februar 2009.</ref>
Inhaltsverzeichnis
- 1 Entstehung
- 2 Geschichte
- 3 Räumliche Struktur
- 4 Organisatorische Struktur
- 5 Die Opfer
- 6 Wachmannschaften und Kommandantur
- 7 Gedenkstätten und Gedenkstättenarbeit
- 8 Medien
- 9 Einzelnachweise
Entstehung
Noch in der Nacht des Reichstagsbrandes vom 27. Februar 1933 begannen die Nationalsozialisten mit der Inhaftierung ihrer politischen Widersacher.<ref name="Zamecnik">Quelle: Stanislav Zámečník: (Hrsg. Comité International de Dachau): Das war Dachau. Luxemburg 2002.</ref> Viele Reichstagsabgeordnete, Landtagsabgeordnete, Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter, Konservative, Liberale und Monarchisten wurden verhaftet. Auch persönliche Feinde Adolf Hitlers kamen in Haft, zum Beispiel der Jurist Hans Litten (er wurde im Oktober 1937 nach Dachau gebracht, erlitt dort eine Stress-Psychose und wurde am 5. Februar 1938 erhängt in einer Toilette gefunden).
Die Häftlinge wurden an verschiedenen Orten mit unterschiedlicher Zuständigkeit – Sturmabteilung (SA), SS, Innenministerien etc. – untergebracht. Die Orte werden heute als „wilde“ oder frühe Konzentrationslager bezeichnet; es waren meist improvisierte Haftstätten. Dachau war das einzige der frühen KZ, das nicht bis zum Zweiten Weltkrieg aufgelöst wurde: Himmler ließ es systematisch ausbauen und nahm es als Vorbild für spätere, systematisch errichtete KZ.
Geschichte
Politischer Terror 1933–1934
Drei Wochen nach dem Reichstagsbrand entstand das Lager Dachau. Am 21. März 1933 gab Himmler, seit zwei Wochen als kommissarischer Polizeipräsident von München im Amt, in einer Pressekonferenz die Errichtung eines politischen Konzentrationslagers bei Dachau bekannt.<ref>Abbildung: Münchner Neueste Nachrichten, März 1933</ref> Schon am 22. März wurden etwa 150 Häftlinge von den Gefängnissen Landsberg am Lech, Neudeck und Stadelheim auf das Gelände der stillgelegten Königlichen Pulver- und Munitionsfabrik Dachau gebracht. Die Haftnummer eins erhielt der Kommunist Claus Bastian.<ref>Anna Andlauer: Claus Bastian – Der Häftling mit der Nummer 1, in: Hans-Günter Richardi (Hrsg.): Lebensläufe – Schicksale von Menschen, die im KZ Dachau waren, BoD – Books on Demand 2001, Dachauer Dokumente Bd. 2, ISBN 978-3-8311-2190-8, S. 27f</ref> Bewacht wurden sie in den ersten Tagen von der Bayerischen Landespolizei.<ref name="BPOL_Übersicht">Das Konzentrationslager Dachau 1933 bis 1945, Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, letzte Änderung am 17. April 2006</ref> Ab 11. April teilten sich Polizei und SS die Bewachung des Lagers, die SS war als Hilfspolizei eingesetzt. Am nächsten Tag wurden die ersten Morde begangen, an den Häftlingen Rudolf Benario, Ernst Goldmann und Arthur Kahn.<ref name="BPOL_Chronik">Chronik des Konzentrationslagers Dachau, Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, letzte Änderung am 17. April 2006</ref> Zahlreiche weitere Todesfälle folgten, beispielsweise Fritz Dressel, Wilhelm Aron, Sebastian Nefzger.
Im Mai gelang Hans Beimler (KPD) die Flucht; bis zu seiner Inhaftierung war er Mitglied im Deutschen Reichstag. Im Ausland veröffentlichte er kurz darauf die Broschüre Im Mörderlager Dachau.<ref>Hans Beimler: Im Mörderlager Dachau. Vier Wochen in den Händen der braunen Banditen. Moskau 1933 mit zahlreichen Nachdrucken und Übersetzungen unter anderem in englischer, französischer, jiddischer, polnischer und dänischer Sprache. Eine 1980 im Militärverlag der DDR erschienene kommentierte Neuausgabe enthält auch eine Biografie Beimlers mit Beiträgen von Karl Horn, Karl Pioch und Arthur Dorf.</ref> Der erste Kommandant war Hilmar Wäckerle, er verfasste im Mai auf Anweisung Himmlers die erste vorläufige Lagerordnung. In ihr war festgehalten, dass die Gerichtsbarkeit des Lagers allein beim Kommandanten lag. Er konnte sogar Häftlinge zum Tode verurteilen, sofern zwei von ihm ernannte SS-Wachen zustimmten.<ref>Gründe für Todesstrafe waren z. B. „tätlich werden gegen Lagerpersonal“ oder „gemeinsame Gehorsamsverweigerung“ oder Anstiftung dazu.</ref> Anfang Juni übernahm die SS die alleinige Bewachung. Ende Juni wurde Theodor Eicke Lagerkommandant. Eicke zielte darauf ab, das Lager von Außenstehenden völlig abzuschotten. Selbst die Feuerwehr durfte das Gelände nicht betreten, um die Einhaltung der feuerpolizeilichen Vorschriften zu prüfen.<ref name="BPOL_Zofka">Zdenek Zofka: Die Entstehung des NS-Repressionssystems</ref> Karl Wintersberger von der Münchner Staatsanwaltschaft ermittelte während dieser Zeit wegen der ersten drei Häftlingserschießungen in Dachau.<ref>Staatsanwalt Karl Wintersberger – pdf die Befürchtungen, es würde zu Massentötungen kommen, nicht bewahrheiteten, , [3], [4], [5], [6], [7], [8]
- Fotos: Prozess gegen SS-Wachmannschaft, Dezember 1945.
Weblinks
- KZ-Gedenkstätte Dachau
- KZ Dachau – das erste NS-Konzentrationslager – Dossier auf BR.de
- Linkkatalog zum Thema KZ Dachau bei DMOZ
- (Bildungs-)Material zum KZ Dachau (Lernen aus der Geschichte)
Einzelnachweise
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