Krähenfuß


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25px Dieser Artikel beschreibt die Waffe Krähenfuß. Zur umgangssprachlichen Bezeichnung der Alterserscheinung (Fältchen) siehe Artikel Krähenfüße, zur Krähenfuß-Notation siehe Martin-Notation.
Ein Krähenfuß der US-Armee, durch die hohlen Röhren verlieren auch selbstversiegelnde Reifen Luft
Antike römische Krähenfüße

Ein Krähenfuß, auch Wurfeisen oder Fußangel genannt, ist eine Defensivwaffe, die meist aus vier spitzen, eisernen Stiften besteht, die tetraedrisch miteinander verbunden sind. Aufgrund dieser Anordnung zeigt bei ebenem Untergrund immer eine der Spitzen senkrecht nach oben, wobei der Krähenfuß sicher auf den übrigen drei Spitzen zu liegen kommt. Verbindet man die einzelnen Spitzen jeweils mit einer Linie, erhält man einen Tetraeder. Die Waffe hat ihren Namen vermutlich aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit Vogel- oder eben Krähenfüßen erhalten.

Wirkungsweise

Krähenfüße dienten dazu, gegnerische Infanteristen an den Füßen und Pferde der Kavallerie an den Hufen zu verletzen, um sie somit in ihrem Vormarsch aufzuhalten und zumindest zeitweilig kampfunfähig zu machen. Dazu wurden sie vor oder bei einer Schlacht großflächig auf dem erwarteten Aufmarschgebiet des Feindes ausgebracht. Auf den meisten Böden wie im Gras, Sand, auf Äcker und Feldern sind Krähenfüße in der Hektik einer Schlacht nur schwer erkennbar. Sie haben in der Regel einen Durchmesser von 3 cm bis 20 cm. Ihre Spitzen sind je nach Ausführung mit Widerhaken besetzt, welche ihre Verletzungswirkung vergrößern und das Entfernen eingetretener Krähenfüße im Feld erschweren oder gar unmöglich machen.<ref name="Flügel"> Christof Flügel: Tribuli - Römische Krähenfüße. In: Bayerische Vorgeschichtsblätter. Nr. 75, 2010, ISSN 0341-3918, S. 143–146.</ref>

Geschichte

Der früheste Hinweis auf die Verwendung von Krähenfüßen wurde von Quintus Curtius<ref>Quintus Curtius: IV.13.36</ref> in der Schlacht von Gaugamela am 1. Oktober 331 vor Chr. überliefert. In der antiken Römischen Legion verwendete Krähenfüße waren mit Widerhaken bewehrt und wurden Tribulus (Plural Tribuli) genannt. Dieser Name leitet sich vom lateinischen Synonym calcitrapa (Fußfalle) ab, von dem auch der englische Begriff Caltrop ableitet wurde. Der römische Historiker Flavius Vegetius Renatus beschrieb Krähenfüße und deren Verwendung detailliert in seinem Werk Epitoma rei militaris im späten 4. Jahrhundert.<ref>Flavius Vegetius Renatus : Epitoma rei militaris III24,3–4.</ref> Krähenfüße konnten einfach per Hand über einem erwarteten Aufmarschfeld ausgestreut werden.<ref name="Flügel"/> Einfachere Fußangeln bestanden aus drahtförmigen, teilweise mit Widerhaken bewehrten Spitzen, die auf Holzstöcke montiert im Erdboden verankert wurden.<ref>Verwundete durch Krähenfüße in der mittelalterlichen Handschrift Kriegsbuch aus dem 15. Jahrhundert, Zentralbibliothek, Zürich, Ms. Rh. hist. 33b</ref> Diese waren zwar von einfacherer Konstruktion als die tetraederförmigen Krähenfüße, mussten aber in aufwändiger Arbeit auf dem Schlachtfeld montiert werden und konnten nicht einfach ausgestreut werden. An den Hufen verletzte und gestürzte Pferde führten dazu, dass die Reiter absteigen und zu Fuß weiter kämpfen mussten.<ref>Fußangeln gegen Pferde Kriegsbuch 15. Jahrhundert, Zentralbibliothek, Zürich, Ms. Rh. hist. 33b, S. 115v</ref> Besonders gepanzerte Reiter (Ritter) des Mittelalters waren im Fußkampf stark eingeschränkt, deren schwere Rüstungen zwar für einen Kampf zu Pferde optimiert, jedoch nicht für den Fußkampf ausgelegt waren. Krähenfüße wurden ebenfalls von Verteidigern in mit ungelöschtem Kalk gefüllten Keramikgefäßen auf Angreifer geschleudert. Strategisch entscheidende Bedeutung sollen Krähenfüße unter anderen 1314 in der Schlacht von Bannockburn und 1444 in der Schlacht von Schönenbuchen zwischen Schwarzwälder Bauern und Truppen des Herzogs von Armagnac gespielt haben. Letztere wurde 1771 von Joseph Zimmermann auf einem Schlachtgemälde in der Kapelle Schönau-Schönenbuchen gewürdigt, wo Bauern Krähenfüße aus Körben über die herzöglichen Truppen ausstreuen.<ref name="Flügel"/>

In Japan gab es eine Waffe mit gleicher Funktion, die den Namen Tetsubishi (鉄菱, deutsch Eisenrhombus) trug. Anstatt metallener Tetsubishi wurden auch hart-getrocknete Bucheckern oder Wassernüsse verwendet, die sehr leicht durch die üblichen Strohsandalen drangen und ebenfalls Verletzungen verursachten.

Im Ersten Weltkrieg wurden häufig Krähenfüße im Stellungskrieg verwendet und vor dem eigenen Schützengraben verlegt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden diese häufig von Schmugglern gegen die Zollfahndung eingesetzt. Gegenwärtig sind Krähenfüße bei Polizei und Militär zum Aufhalten von Autos im Einsatz, die die Luft aus deren Reifen entweichen lassen.

Heraldik

Der Krähenfuß ist eine gemeine Figur in der Heraldik und Paraheraldik.

Literatur

  •  Christof Flügel: Tribuli - Römische Krähenfüße. In: Bayerische Vorgeschichtsblätter. Nr. 75, 2010, ISSN 0341-3918, S. 143–146.

Siehe auch

Einzelnachweise

<references />

Weblinks

Commons Commons: Krähenfuß – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien