LANSA-Flug 508
LANSA-Flug 508 | |
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Eine baugleiche Electra der US-amerikanischen PSA | |
Unfall-Zusammenfassung | |
Unfallart | Strukturelles Auseinanderbrechen infolge schwerer Turbulenzen und Blitzschlags |
Ort | In der Nähe von Puerto Inca, Huánuco, Peru |
Datum | 24. Dezember 1971, ca. 12:40 Uhr OZ<ref name="Gero"/> |
Todesopfer | 91 |
Überlebende | 1 |
Schwerverletzte | 1 |
Luftfahrzeug | |
Luftfahrzeugtyp | Lockheed L-188 Electra |
Betreiber | Líneas Aéreas Nacionales S. A. (LANSA) |
Kennzeichen | OB-R-941 |
Abflughafen | Lima, Peru |
Zwischenlandung | Pucallpa, Peru |
Zielflughafen | Iquitos, Peru |
Passagiere | 86 |
Besatzung | 6 |
Listen von Flugunfällen |
LANSA-Flug 508 war ein Linienflug der peruanischen Fluggesellschaft Líneas Aéreas Nacionales S. A. (LANSA), der am 24. Dezember 1971 stattfand. Die eingesetzte Maschine von Typ Lockheed L-188 Electra (Luftfahrzeugkennzeichen: OB-R-941) brach während eines Gewitters mit schweren Turbulenzen und Blitzschlag auf der Strecke von Lima nach Pucallpa in der Luft auseinander, wobei 91 der 92 Insassen ums Leben kamen. Bis heute handelt es sich um das viertschwerste Unglück in der peruanischen Luftfahrtgeschichte.
Einzige Überlebende des Flugzeugabsturzes war die siebzehnjährige deutsche Passagierin Juliane Koepcke, die sich gut zehn Tage lang durch den peruanischen Regenwald schlug, bis sie schließlich auf ein Lager von Waldarbeitern stieß. Trotz Verlust ihrer Brille und eines Schuhs sowie einigen erlittenen Verletzungen hatte sie sich zum Teil zu Fuß, zum größeren Teil aber durch Treibenlassen in Flüssen durchgekämpft. Außer von Bonbons während der ersten vier bis fünf Tage ernährte sie sich ausschließlich durch Trinken von Wasser an Blättern, vor allem aber aus Rinnsalen und Flüssen. Von nennenswerter Bedeutung für ihr Überleben im Urwald waren ihre Kenntnisse, die sie von ihrem Vater erhalten hatte.<ref name="Planet_Wissen">Interview in der TV-Sendung „Der Regenwald rettete Juliane Diller das Leben“, aus der Reihe Planet Wissen, SWR 2014; (vgl. www.planet-wissen.de/sendungen/2014/09/10_regenwald.jsp).</ref> Koepckes Schicksal war Gegenstand mehrerer Bücher und Filme.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Hintergrund
- 2 Flugverlauf
- 3 Erfolglose Suchaktion
- 4 Juliane Koepckes Überleben und ihr Weg durch den peruanischen Urwald
- 5 Unmittelbare Folgen des Absturzes von LANSA-Flug 508
- 5.1 Lizenzentzug für LANSA und Zorn von Angehörigen
- 5.2 Wiederaufnahme der Suche und Entdecken der Absturzstelle
- 5.3 Eintreffen der Bergungsmannschaften
- 5.4 Identifizierung der Opfer, Differenzen um Identität von Maria Koepcke
- 5.5 Absturzursache und mögliche weitere Überlebende
- 5.6 Verbleibende Unklarheiten über die Absturzstelle
- 5.7 Vergleich zu anderen peruanischen Flugzeugunglücken
- 6 Medienresonanz
- 7 Filme
- 8 Literatur
- 9 Weblinks
- 10 Einzelnachweise
Hintergrund
Die 1963 gegründete peruanische Fluggesellschaft LANSA war in der Vergangenheit in zwei schwere Flugunfälle verwickelt gewesen, bei denen insgesamt 150 Menschen ums Leben gekommen waren.<ref>Daten über die Fluggesellschaft LANSA-Flug 508 im Aviation Safety Network, (abgerufen am 21. Januar 2012)</ref> Der letzte zurückliegende Absturz Anfang August 1970 in Cusco, ebenfalls mit einer L-188 Electra (Kennzeichen: OB-R-939), war mit 101 Toten das schwerste Unglück in der peruanischen Luftfahrtgeschichte gewesen.<ref>Flugunfalldaten und -bericht des Unglückes vom August 1970 im Aviation Safety Network (abgerufen am 21. Januar 2012).</ref> Unter den Toten waren die Tochter des Bürgermeisters von Lima und eine Gruppe von 48 US-amerikanischen Studenten, die an einem Austauschprogramm in Peru teilgenommen hatten.<ref>Maidenberg, H. J.: 99 on Airliner die in Crash in Peru. In: New York Times, 10. August 1970, S. 1.</ref><ref name="Transport Notes"/> Kurz nach dem Start war es zu einem Triebwerksausfall gekommen.<ref>Gero, David: Luftfahrtkatastrophen : Unfälle mit Passagierflugzeugen seit 1950. Stuttgart : Motorbuch-Verl., 1994. – ISBN 3-613-01580-3. S. 94.</ref> Daraufhin war LANSA von der peruanischen Regierung mit einem Flugverbot von 90 Tagen belegt worden. Der Motor hätte dem peruanischen Transport- und Verkehrsminister zufolge die reguläre Zahl an Flugstunden gemäß den Vorschriften überschritten. Überprüfungen sollten ergeben, ob die Flotte von LANSA den behördlichen Betriebsverordnungen entsprach und die Besatzungen über genügend Ausbildung verfügten.<ref name="Transport Notes">Transport Notes: T.W.U. Seeks Role. In: The New York Times, 4. September 1970, S. 32.</ref> Der Flugbetrieb wurde später wieder aufgenommen.
Flugverlauf
Flugzeug und Route
Flug 508 war ein am Freitag, den 24. Dezember 1971, stattfindender Inlandsflug von Lima nach Iquitos mit einer geplanten Zwischenlandung in Pucallpa. Die Strecke in das nordöstliche Regenwaldgebiet Perus wurde regelmäßig von der Líneas Aéreas Nacionales S. A. (LANSA) bedient, die nur noch über ein einziges flugtüchtiges Gerät verfügte – eine viermotorige Turboprop-Maschine vom Typ Lockheed L-188 Electra (Kennzeichen: OB-R-941). Das Flugzeug hatte vom US-amerikanischen Hersteller Lockheed die Konstruktionsnummer 1106 erhalten und seinen Erstflug im Jahr 1959 absolviert.<ref name="ASN_Lansa502">Flugunfalldaten und -bericht des Unglückes vom 24. Dezember 1971 im Aviation Safety Network (abgerufen am 19. März 2014)</ref> In den Diensten von LANSA trug die Maschine den Beinamen „Mateo Pumacahua“, benannt nach dem gleichnamigen peruanischen Revolutionär (1740–1815).<ref name="Mondout">Mondout, Patrick: The Survivor. In: Newsweek. 17. Januar 1972, S. 39 (abgerufen am 21. Januar 2012 via super70s.com).</ref>
Routinemäßig hätte die Maschine an diesem Tag zuerst von Lima nach Cusco fliegen sollen. Aufgrund schlechten Wetters im Andenhochland fielen aber alle Flüge zu diesem Ziel aus. Nachdem das Wetter nicht aufgeklart hatte, stornierte LANSA den Flug und wich mit Flugnummer 508 auf die Route Lima–Pucallpa–Iquitos mit anschließendem Rückflug aus.<ref name="Andean Air Mail"/>
Wetterberichte im Anden- und Regenwaldraum von Peru wurden zu dieser Zeit – wie in ganz Südamerika – nicht regelmäßig herausgegeben und waren auch nicht sehr detailliert. Die peruanische Flughafenbehörde CORPAC (Corporación Peruana de Aeropuertos y Aviación Comercial) verließ sich auf Berichte von Landeplätzen und Piloten.<ref name="Andean Air Mail"/>
Insassen
Auf ihrem letzten Flug beförderte die OB-R-941 sechs Besatzungsmitglieder und 86 Passagiere. Unter den Passagieren, die die Maschine auf dem Flughafen Lima in Lima bestiegen, befanden sich auch drei deutsche Staatsangehörige, die ihren Wohnsitz in Peru hatten. Dies waren neben einem 33-jährigen Zahnarzt aus Berlin die bekannte Ornithologin Maria Koepcke, die am Naturhistorischen Museum der Universität San Marcos arbeitete, und ihre Tochter Juliane (gelegentlich auch „Köpcke“ geschrieben<ref name="FAZ"/><ref name="Tittelbach"/>).<ref name="FAZ">Siebzehnjährige im Urwald zweimal dem Tod entronnen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6. Januar 1972, S. 7.</ref> Die Koepckes hatten ursprünglich geplant, einen Tag früher nach Pucallpa zu fliegen, um dort den Vater Hans-Wilhelm Koepcke zum gemeinsamen Weihnachtsfest zu treffen. Die 17-Jährige hatte aber kurz zuvor ihr Abitur am Humboldt-Gymnasium in Lima gemacht und nicht auf den Abschlussball ihrer Schule verzichten wollen. Daraufhin buchten Mutter und Tochter auf den letztmöglichen Flug 508 der LANSA um, obwohl beiden der schlechte Ruf der Gesellschaft bekannt war.<ref name="Weneit">Weneit, Saskia: Absturz im Urwald. In: Der Tagesspiegel, 5. Juli 2009, Nr. 20310, S. 32.</ref> Ebenfalls auf dem Weg nach Pucallpa waren fünf Kinder von christlichen Missionaren aus den Vereinigten Staaten, die auch die Schule in Lima besuchten und die Weihnachtsferien bei ihren Eltern verbringen sollten.<ref>Missionaries in Peru Seek Giants. In: The Washington Post, 5. Februar 1972, S. B11.</ref>
Start und Absturz
Die Lockheed L-188 Electra startete um 11:38 Uhr Ortszeit vom Flughafen in Lima<ref name="Andean Air Mail"/> (anderen Angaben zufolge kurz nach 12:00 Uhr<ref name="Mondout"/>). Für die Strecke nach Pucallpa waren etwas mehr als eine Stunde Flugzeit vorgesehen. 31 Minuten nach dem Start gab die Besatzung eine letzte Routinemeldung über Oyón, in den Zentral-Anden, ab. Das Flugzeug befand sich zu diesem Zeitpunkt 30 Meilen (ca. 48 km) westlich von Cerro de Pasco.<ref name="Andean Air Mail">Lansa’s Three Big Crashes in Five Years. In: Andean Air Mail & Peruvian Times, 31. Dezember 1971, S. 2.</ref> Etwa zur gleichen Zeit<ref name="Pleitgen">Pleitgen, Frederik: Survivor still haunted by 1971 air crash bei cnn.com, 2. Juli 2009 (abgerufen am 21. Januar 2012).</ref> flog die OB-R-941 in ein Gewitter ein. In den Cumulonimbus-Anhäufungen traf die Besatzung auf schwere Turbulenzen und Blitze. Die Flughöhe der Electra betrug nur 22.000 Fuß (ca. 6705 Meter), während einige Minuten zuvor eine strahlgetriebene BAC 1-11 der peruanischen Fluggesellschaft Faucett das Gewitter in 31.000 Fuß Höhe (ca. 9449 Meter) überflogen hatte.<ref name="Andean Air Mail"/>
Juliane Koepcke, die über einen Fensterplatz im hinteren rechten Teil der Maschine (Reihe 19, Platz F) verfügte, gab später an, dass ein Blitzschlag die rechte Tragfläche getroffen hätte, woraufhin ein Motor in Brand geraten sein soll.<ref name="Weneit"/> Auch sei die Maschine laut Koepcke in einen Sturzflug übergegangen.<ref name="Rienhardt">Rienhardt, Joachim: Was macht eigentlich Juliane Köpcke?. In: Stern, 7. April 2011, S. 162.</ref> In einer Flughöhe von ca. 6400 Metern über dem Meeresspiegel und 3000 Metern über dem Grund trat plötzlich ein katastrophaler struktureller Schaden bei der Electra ein. Die gesamte rechte und ein Teil der linken Tragfläche rissen ab, der Rumpf brach in mehrere Teile auseinander. Brennende Trümmerstücke wurden auf einer Strecke von 15 Kilometern über die gebirgige Regenwaldlandschaft verstreut.<ref name="Gero"> David Gero: Luftfahrtkatastrophen : Unfälle mit Passagierflugzeugen seit 1950. Motorbuch-Verl., Stuttgart 1994, ISBN 3-613-01580-3. S. 101–102.</ref>
Erfolglose Suchaktion
Die geschätzte Ankunftszeit für Flug 508 in Pucallpa war 12:47 Uhr. Als das Flugzeug den Zwischenlandeplatz aber nicht erreichte und die Besatzung der OB-R-941 auf keine Funksprüche der Flughafenkontrollzentren von Pucallpa, Iquitos oder Lima reagierte, wurde die Verkehrsmaschine als vermisst gemeldet. Daraufhin begann die peruanische Luftwaffe mit einer offiziellen Suchaktion, an der sich auch zivile Verkehrsflugzeuge von Faucett, Leichtflugzeuge des Linguistischen Sommerinstituts (Instituto Lingüístico de Verano ILV bzw. Summer Institute of Linguistics SIL) und der OFASA-Mission in der Pucallpa-Region beteiligten. Mit Maschinen vom Typ Lockheed C-130 flog die Luftwaffe zwei Helikopter in das Suchgebiet. Dieses umfasste mehrere tausend Quadratkilometer zwischen den Zentral-Anden und einem nordöstlichen Gürtel nahe der brasilianischen Grenze. Über Pucallpa hinaus wurde das Suchgebiet über den Río Ucayali nach Osten ausgeweitet, falls die Maschine durch starke Winde vom Kurs abgekommen war. Viele Piloten nahmen allerdings an, dass die Electra noch im Unwetter über den Zentral-Anden abgestürzt war, bevor sie die Regenwaldausläufer westlich von Pucallpa erreicht hatte.<ref name="Andean Air Mail"/> Die Suche wurde nach zehn Tagen eingestellt, ohne dass das Flugzeug im peruanischen Regenwald gefunden werden konnte.<ref name="Wigg"> Richard Wigg: Girl's ordeal starts a jungle search. In: The Times, 6. Januar 1972, Nr. 58368, S. 5.</ref>
Juliane Koepckes Überleben und ihr Weg durch den peruanischen Urwald
Absturz und Bewusstlosigkeit
Beim Auseinanderbrechen der Maschine war Koepcke von der neben ihr sitzenden Mutter getrennt worden. Angeschnallt wurde das Mädchen allein mit ihrer Dreiersitzreihe aus dem Flugzeug geschleudert und stürzte kopfüber – eigenen Angaben zufolge mit der Sitzbank wie eine Art Hubschrauber<ref name="Pleitgen" /> oder Fallschirm<ref name="Rienhardt" /> – dem Boden entgegen. Der Aufprall sei vom dichten Blattwerk des Regenwalds und Lianen gedämpft worden;<ref name="Pleitgen" /><ref>Juliane Koepcke: Als ich vom Himmel fiel : wie mir der Dschungel mein Leben zurückgab. Malik, München 2011, ISBN 978-3-89029-389-9. S. 95.</ref> danach verlor sie das Bewusstsein.
Erwachen und erste Orientierung
Juliane Koepcke erlangte erst am nächsten Morgen, 25. Dezember 1971, nach 9 Uhr – also mehr als 20 Stunden nach dem Absturz – das Bewusstsein wieder. Sie erinnert sich bis heute gut an diese Zeit, weil sie nach dem Blick auf das grüne Blätterdach des Urwalds schließlich auch auf ihre unbeschädigte Armbanduhr sah. Während mehrerer Stunden suchte sie vergeblich nach dem Flugzeugwrack und weiteren Überlebenden, insbesondere ihrer Mutter; sie fand jedoch niemanden. Knapp zwei Wochen später zeigte sich den Bergungsmannschaften bei ihrer Suche, dass sich die meisten Absturzopfer noch in Bäumen befanden.<ref name="Planet_Wissen" /> Auch hatte Koepcke im dichten Regenwald die Suchflugzeuge nicht auf sich aufmerksam machen können.<ref name="Gropp">Gropp, Martin: Abgestürzt in den Sinn des Lebens. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28. März 2011, Nr. 73, S. 11.</ref>
Verletzungen und Aufbruch von der Absturzstelle
Durch den Aufschlag hatte Koepcke neben zwei offenen Wunden am rechten Oberarm und am Bein auch eine Gehirnerschütterung erlitten sowie einen Bruch des Schlüsselbeins und einen Kreuzbandriss des linken Kniegelenks.<ref name="Weneit" /><ref>Juliane Koepcke: Als ich vom Himmel fiel : wie mir der Dschungel mein Leben zurückgab. Malik, München 2011, ISBN 978-3-89029-389-9. S. 159.</ref> Der erlittene Schock führte dazu, dass die Wunden kaum bluteten und sie auch die Verletzung am Kreuzband gar nicht bemerkte. Das kurzsichtige Mädchen, das nur mit einem kurzen Sommerkleid und einer einzelnen Sandale am Fuß bekleidet war, hatte beim Absturz auch seine Brille verloren. Obwohl sie nur noch eine Sandale hatte, behielt sie diese an, was in Presseberichten lächerlich gemacht wurde, da es doch leichter gewesen sei, barfuß zu gehen. Für Koepcke selber war dieser verbliebene Schuh aber wichtig, da er ihr ein gewisses Gefühl von Sicherheit gab – insbesondere wenn sie Gewässer zu durchwaten hatte, in denen sie damit rechnen musste, möglicherweise auf einen Stechrochen zu treten.<ref name="Planet_Wissen" />
Wissen zum Überleben im Urwald
Koepcke hatte ihre Mutter und ihren Vater, der an ganzheitlicher Ökologie interessiert war,<ref name="Gropp"/> bereits als Kind bei der Arbeit im peruanischen Regenwald begleitet. Auch hatte sie in der Forschungsstation der Eltern in der Nähe von Pucallpa („Panguana“ genannt) gelebt; daher war sie mit Gefahren des Dschungels etwas vertraut. Tatsächlich lag der Absturzort nur 50 Kilometer von der Forschungsstation „Panguana“ entfernt.<ref>Pia Terheyden: Zweimal dem Tod entronnen. In: Rheinische Post, 9. April 2011 (abgerufen via LexisNexis Wirtschaft).</ref> Koepcke entdeckte in der Nähe eine Wasserquelle und folgte dem Wasserlauf – ihr Vater hatte ihr beigebracht, dass auf diesem Weg die Wahrscheinlichkeit größer wäre, auf menschliche Siedlungen zu treffen, sollte sie sich einmal im Dschungel verlaufen.<ref name="Gropp"/>
Koepckes 10-tägiger Weg durch den Urwald
Das Flugzeug war nahe dem Río Shebonya, einem Zufluss des Río Pachitea, abgestürzt. Koepcke ernährte sich in den ersten vier bis fünf Tagen lediglich von Bonbons, die sie an der Absturzstelle gefunden hatte. Danach hungerte sie, da zur Zeit des Absturzes Regenzeit herrschte und es keinerlei Früchte in dem Gebiet gab.<ref name="SZ"/><ref>Girl Tells Of Ordeal in Peru Crash. In: Washington Post, 5. Januar 1972, S. A3.</ref><ref name="Jungle Trek">Jungle Trek : Survivor of Crash Tells of Struggle. In: Los Angeles Times, 6. Januar 1972, S. A11.</ref> In den restlichen Tagen war Wasser das einzige, was sie zu sich nahm. In einer Art Dämmerzustand war sie aber einmal kurz davor, einen giftigen Pfeilgiftfrosch zu essen.<ref name="Planet_Wissen" />
Koepcke durchquerte mehrfach Sümpfe und schwamm,<ref name="Weddeling"/> traf auf Spinnen, Ameisen und andere Insekten, aber keine Schlangen.<ref name="Asheshov"/> Sie folgte dem Ruf des an Flüssen beheimateten Hoatzins,<ref name="Weddeling">Weddeling, Britta: Schicksal: Das Zigeunerhuhn weist den Weg bei focus.de, 4. Juni 2008 (abgerufen am 23. Januar 2012).</ref> ehe sie den Río Pachitea erreichte. In diesem ließ sie sich flussabwärts treiben (Berichte, Koepcke hätte ein Floß gebaut, entsprechen nicht der Wahrheit). Am Abend des 2. Januar 1972, zehn Tage nach dem Flugzeugabsturz, entdeckte sie an einem Flussufer ein Boot und einen kleinen Unterstand,<ref name="diepresse">Vom Himmel gefallen. In: Die Presse, 10. Juli 2011 (abgerufen via LexisNexis Wirtschaft).</ref> wo sie die Nacht verbrachte. Nachdem sie aber am Folgetag zunächst stundenlang allein geblieben war, wollte sie eigentlich von dort aufbrechen und weitergehen;<ref name="Planet_Wissen" /> dafür war sie jedoch bereits zu sehr geschwächt.
Auffinden durch Waldarbeiter und Erstversorgung
Da Koepcke zu ihrem Glück an jenem Lager geblieben war, das Waldarbeitern gehörte, wurde sie von diesen schließlich bei deren Rückkehr aufgefunden; ihnen berichtete sie auf Spanisch von ihrem Schicksal.<ref name="NBC">Juliane Koepcke discusses her new book, „When I Fell From the Sky“, detailing being the only survivor of a plane crash. In: NBC News Transcripts, 28. Oktober 2011, Today Show, 7:00 AM EST NBC, Reporter: Tamron Hall (abgerufen via LexisNexis Wirtschaft).</ref><ref name="Weneit"/> Die Männer versorgten Koepckes Wunde weiter und entfernten insbesondere die darin befindlichen Maden; die ersten 20 Tiere hatte die 17-Jährige noch selber entfernt, indem sie Benzin darüber goss – diese Vorgehensweise kannte sie von einer entsprechenden Behandlung einer mit Maden besiedelten Wunde des Hundes der Familie. Das Benzin hatte sie jedoch nur mühsam aus dem Tank vom Aussenbordmotor des Bootes der Waldarbeiter holen können. Mit Hilfe der Männer erhöhte sich die Zahl der entfernten rund 1 cm langen Tiere auf ca. 50.<ref name="Planet_Wissen" />
Weitertransport und Krankenstation
Die Männer benachrichtigten ein nahe gelegenes Forstarbeiterlager des Landwirtschaftsministeriums; daraufhin wurde das Mädchen mit dem Boot zu einer Krankenstation nach Tournavista gebracht. Von dort aus transportierte die bekannte US-amerikanische Pilotin Jerrie Cobb die Patientin mit ihrem Sportflugzeug weiter,<ref name="FAZ"/> mit dem sie sich zuvor bereits an der erfolglosen Suche nach dem Wrack der Unglücksmaschine beteiligt hatte. Für Koepcke jedoch bedeutete dieser etwa viertelstündige Flug erhebliche Ängste und kostete sie viel Kraft<ref name="Planet_Wissen" /> – schließlich lag die Erfahrung des Absturzes noch nicht einmal zwei Wochen zurück; sie wurde nach Yarinacocha in der Nähe von Pucallpa gebracht. Dort wurde sie in einer Krankenstation des Linguistischen Sommerinstituts aufgenommen,<ref>Juliane Koepcke: Als ich vom Himmel fiel : wie mir der Dschungel mein Leben zurückgab.. Malik, München 2011, ISBN 978-3-8902-9389-9. S. 157 ff.</ref> ein Sprachinstitut, das von US-amerikanischen Missionaren geführt wurde. Dort traf Koepcke auch ihren Vater wieder.<ref name="Jungle Trek"/>
Koepckes Aufenthalt in der Missionsstation von Yarinacocha dauerte vier Wochen an. Ende Januar 1972 konnte sie mit ihrem Vater in die elterliche Forschungsstation „Panguana“ reisen.<ref>Koepcke, Juliane: Als ich vom Himmel fiel : wie mir der Dschungel mein Leben zurückgab. München : Malik, 2011. – ISBN 978-3-89029-389-9. S. 192 ff.</ref> Koepckes Gesundheit war im März 1972 vollständig wiederhergestellt und sie kehrte mit ihrem Vater nach Lima zurück, um ihre Schulausbildung fortzusetzen.<ref>Parrott, Jennings: The Newsmakers. In: Los Angeles Times, 20. März 1972, S. A2.</ref>
Unmittelbare Folgen des Absturzes von LANSA-Flug 508
Lizenzentzug für LANSA und Zorn von Angehörigen
Die Nachricht, dass eine Passagierin den Absturz von Flug 508 überlebt hatte, wurde in der Nacht zum 5. Januar 1972 öffentlich gemacht. Am 4. Januar hatte man bereits der Fluggesellschaft LANSA die Lizenz entzogen, handelte es sich nun schon um den dritten Absturz in fünf Jahren. Angehörige der Flugzeuginsassen, die sich zu einem Krankenhaus begaben, um Auskünfte zu weiteren Überlebenden zu erhalten, mussten von der Polizei an der Stürmung des Gebäudes gehindert werden.<ref name="FAZ"/> Für Journalisten hatte man zuvor als Ablenkungsadresse das nahe Pucallpa gelegene Hospital Amazonico Albert Schweitzer genannt.<ref>Juliane Koepcke: Als ich vom Himmel fiel : wie mir der Dschungel mein Leben zurückgab. Malik, München 2011, ISBN 978-3-8902-9389-9. S. 160.</ref> Hans-Wilhelm Koepcke, Julianes Vater, hatte Frau und Tochter – aufgrund der bekannten Vorgeschichte um die Gefahren bei der Fluggesellschaft LANSA – sogar ausdrücklich davor gewarnt, mit einer Maschine dieses Unternehmens zu fliegen; sie taten es dennoch, weil alle anderen Flüge an jenem Heiligabend 1971 bereits ausgebucht waren.<ref name="Planet_Wissen" />
Wiederaufnahme der Suche und Entdecken der Absturzstelle
Am 5. Januar begann eine erneute Suchaktion, die bis dahin größte in der Geschichte Perus. Es wurden Flugzeuge der peruanischen Luftwaffe, von Fluggesellschaften und Privatleuten eingesetzt. Auch beteiligte sich eine Maschine der United States Air Force vom Typ Lockheed C-130, die mit Foto- und Metallsuchgeräten ausgerüstet war.<ref name="FAZ"/> Mit Hilfe der Angaben von Juliane Koepcke<ref>Airliner Wreckage Is Sighted in Peru. In: New York Times, 6. Januar 1972, S. 14.</ref> wurde noch am selben Tag das Flugzeugwrack von einer Douglas DC-3 der peruanischen Luftwaffe und einem Kleinflugzeug der römisch-katholischen Mission entdeckt. Ein US-amerikanischer Pilot der Mission sprang mit dem Fallschirm an der Unglücksstelle ab, konnte aber keine Überlebenden vermelden<ref name="Jungle Trek"/> und galt selbst zwei Tage lang als verschollen.<ref>Graves, Ralph: A jungle search that ends in mystery. In: Life 72 (28. Januar 1972), Nr. 3, S. 1.</ref>
Eintreffen der Bergungsmannschaften
Am 6. Januar 1972 landete eine fünfköpfige Helikopterbesatzung der peruanischen Luftwaffe an der Absturzstelle, die den Fund von zwei großen Rumpfteilen, aber keine Überlebenden vermelden konnte. Ebenfalls wurde von der Besatzung ein provisorischer Hubschrauberlandeplatz eingerichtet. Zur gleichen Zeit arbeitete sich eine Mannschaft von zwölf Soldaten aufgrund starker Regenfälle nur langsam an das Wrack heran und musste dabei teilweise von einer Hubschrauberbesatzung geführt werden.<ref>Searchers reach Peru Crash Site. In: New York Times, 7. Januar 1972, S. 4.</ref> Neben den Suchmannschaften machten sich auch Angehörige von Passagieren auf den Weg zum Wrack, vor allem arme Bauern und Holzfäller, die nach der Meldung über Juliane Koepcke auf weitere Überlebende hofften.<ref>Kein Lebenszeichen zu entdecken. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7. Januar 1972, S. 8.</ref>
Identifizierung der Opfer, Differenzen um Identität von Maria Koepcke
Am 13. Januar 1972 gab die peruanische Luftwaffe bekannt, die Leichen von allen 91 Vermissten gefunden zu haben. Zu diesem Zeitpunkt waren 56 davon identifiziert worden, darunter auch Juliane Koepckes Mutter Maria.<ref>All 91 Bodies Recovered in Peru Air Crash. In: Los Angeles Times, 14. Januar 1972, S. A24.</ref> In einem später erschienenen Buch gab Juliane Koepcke an, dass ihr Vater Zweifel am von den peruanischen Behörden identifizierten Leichnam seiner Frau hegte, den er nur anhand eines Fußes sowie ihres gefundenen Eherings und eines Schuhs identifiziert hatte. Er ließ den Leichnam später für weitere pathologische Untersuchungen nach Deutschland überführen, wo dieser aber nur unvollständig angekommen sei. Maria Koepckes mutmaßlicher Leichnam wurde daraufhin in Deutschland beigesetzt, ohne dass die vom Witwer gewünschten Untersuchungen in vollem Umfang durchgeführt werden konnten. Eine von Hans-Wilhelm Koepcke geforderte Exhumierung fand nie statt.<ref>Juliane Koepcke: Als ich vom Himmel fiel: Wie mir der Dschungel mein Leben zurückgab. Piper, München 2011, ISBN 978-3-492-27493-7, S. 177 ff.</ref>
Absturzursache und mögliche weitere Überlebende
Als Grund für den Verlust der rechten Tragfläche wurde die aerodynamische Belastung durch die Turbulenzen und Kräfte angeführt, die die Piloten bei dem Versuch freigesetzt hatten, den Horizontalflug zu halten oder wiederherzustellen. Der überlebte Sturz von Juliane Koepcke aus ca. 3000 Metern Höhe wurde dadurch erklärt, dass ihr Fall durch einen gewaltigen Aufwind gedämpft worden war. Anzeichen sprachen dafür, dass bis zu 14 weitere Insassen das Auseinanderbrechen in der Luft und den Aufschlag auf den Regenwaldboden überlebt hatten. Im Gegensatz zu Koepcke waren diese aber nicht in der Lage, sich um Hilfe zu bemühen. Sie starben, während sie auf Rettung warteten.<ref>David Gero: Luftfahrtkatastrophen : Unfälle mit Passagierflugzeugen seit 1950. Motorbuch-Verl., Stuttgart 1994, ISBN 3-613-01580-3. S. 102.</ref><ref name="Mondout"/>
Verbleibende Unklarheiten über die Absturzstelle
Obwohl es Juliane Koepcke Jahrzehnte später mit Hilfe des Filmemachers Werner Herzog möglich war, die Absturzstelle wieder aufzusuchen, gibt es zu deren genauer Position keine gesicherten Angaben. Der Unfallbericht in der Datenbank Aviation Safety Network enthält lediglich eine grobe Angabe zum Absturzort.<ref name="ASN_Lansa502" /> In der Los Angeles Times wurden zum Absturzort seinerzeit die Angaben gemacht, er befinde sich 10 Meilen (16 km) vom östlichen Flussufer des Río Pachitea und 5 Meilen (8 km) vom Forstarbeiterlager von Puerto Inca entfernt, sowie 20 Meilen (32 km) südlich der Farmsiedlung von Tournavista.<ref>Survivor of Air Crash, 10-Day Trek Rests in Jungle Hospital. In: Los Angeles Times, 5. Januar 1972, S. 2A.</ref><ref name="Jungle Trek"/> Diese Angaben widersprechen sich jedoch zum Teil. Einen Hinweis liefert Juliane Koepcke in ihrem Buch Als ich vom Himmel fiel mit der Angabe, dem Bach Quebrada Raya bis zu dessen Mündung in den Río Shebonya gefolgt zu sein.
Vergleich zu anderen peruanischen Flugzeugunglücken
Aviation Safety Network weist den Absturz im Jahr 1971 als seinerzeit drittschwersten Flugunfall in Peru aus, nach dem vorherigen LANSA-Absturz 1970 und dem Verlust einer Boeing 707 der brasilianischen Fluggesellschaft VARIG 1962 in der Nähe von Lima (97 Tote).<ref>Profil von Peru im Aviation Safety Network, englisch (abgerufen am 25. Januar 2012)</ref> LANSA-Flug 508 ist bis heute das viertschwerste Unglück in der peruanischen Luftfahrtgeschichte. Das bislang schwerste auf peruanischen Territorium ereignete sich am 29. Februar 1996, als eine Boeing 737 der Fluggesellschaft Faucett Perú beim Landeanflug auf Arequipa abstürze. Keiner der 123 Insassen überlebte das Unglück.<ref>Flugunfalldaten und -bericht des Unglückes vom 29. Februar 1996 im Aviation Safety Network (abgerufen am 25. Januar 2012).</ref>
Medienresonanz
Presseechos
Der Flugzeugabsturz erfuhr aufgrund von Juliane Koepckes ungewöhnlichem Überleben – den Sturz aus ca. 3000 Metern Höhe und den gut 10 Tage dauernden Weg durch den Regenwald – weltweit mediale Beachtung. Neben peruanischen und deutschen Zeitungen berichteten auch viele englischsprachige Medien vom Flugzeugabsturz und Koepcke, darunter die New York Times, Los Angeles Times, Washington Post, die britische The Times oder das US-amerikanische Magazin Life.<ref>Robert G. Hummerstone: She lived and 91 others died. In: Life 72 (28. Januar 1972), Nr. 3, S. 38–40.</ref>
Die Exklusivrechte an der Geschichte seiner Tochter vergab Hans-Wilhelm Koepcke an das deutsche Magazin Stern sowie den ihm bekannten Journalisten Nicholas Asheshov der Andean Air Mail & Peruvian Times<ref name="Asheshov"> Nicholas Asheshov: Juliana Koepcke – My Nine Days Alone in the Jungle. In: Andean Air Mail & Peruvian Times, 14. Januar 1972, S. 5–6.</ref>, damit „wieder Ruhe einkehrte“, so Juliane Koepcke.<ref name="SZ">„Das wird man nie los”. In: Süddeutsche Zeitung, 2. Juli 2009, S. 10.</ref> Laut eigenen Angaben kam sie zu dieser Zeit kaum mit dem plötzlichen Rummel um ihre Person zurecht: Aus einem behüteten Mädchen sei auf einmal eine Person des öffentlichen Interesses geworden; schon seit längerer Zeit könne sie jedoch gut über ihre Erfahrungen reden, auch wenn sie sich an viele Details noch so genau erinnern könne, als seien sie gestern geschehen.<ref name="Planet_Wissen" /> Nicht zuletzt hätten Medien mehrfach falsch oder tendenziös über sie berichtet.<ref name="NBC" /><ref name="Gropp" />
Sonstige literarische Verarbeitungen und Verfilmungen
Juliane Koepckes Schicksal war in den folgenden Jahrzehnten Gegenstand mehrerer Bücher, Comics und auch Filme. 1973 ließ sich Heinz Günther Konsalik von den Geschehnissen zu seinem Roman Eine Urwaldgöttin darf nicht weinen inspirieren. Monica C. Vincent veröffentlichte 1978 mit Girl Against the Jungle ein Schulbuch für den Englischunterricht, <ref name="diepresse"/> die US-Amerikaner Jenny Tripp und John Burgoyne 1980 mit One was left alive ein Jugendbuch.
1974 entstand unter dem Titel Ein Mädchen kämpft sich durch die grüne Hölle unter der Regie von Giuseppe Maria Scotese ein US-amerikanisch-italienischer Spielfilm. An den Originalschauplätzen abgedreht, schlüpfte die britische Schauspielerin Susan Penhaligon in die Rolle von Juliane Koepcke, während ihre Eltern von Graziella Galvani und Paul Müller dargestellt wurden. Die zeitgenössische Kritik des bundesdeutschen film-diensts lobte Ein Mädchen kämpft sich durch die grüne Hölle für seine einfache, fast dokumentarisch wirkende Form und den Verzicht auf „reißerisch-sensationelle als auch sentimentale oder heroische Effekte“.<ref>Ein Mädchen kämpft sich durch die grüne Hölle. In: film-dienst 17/1974 (abgerufen via Munzinger Online).</ref> Juliane Koepcke selbst nannte den Film, hinter dem die Zeitschrift Stern stand, „einen kitschigen Film“, der „ziemlich weit von der Realität entfernt“ gewesen sei.<ref name="SZ"/>
Dokumentarfilm
Im Frühjahr 2000 wurde der Dokumentarfilm Julianes Sturz in den Dschungel von Werner Herzog im deutschen Fernsehen veröffentlicht. Herzog hatte sich am 24. Dezember 1971 wie die Koepckes auf dem Flughafen von Lima befunden und es trotz großer Mühen nicht geschafft, für sich und sein Drehteam ebenfalls Plätze auf diesem Flug zu bekommen. Er bereitete in Peru seinen Abenteuerfilm Aguirre, der Zorn Gottes (1972) mit Klaus Kinski vor und der ursprünglich auf den Vortag gebuchte Flug war wetterbedingt gestrichen worden.<ref> Juliane Koepcke: Als ich vom Himmel fiel: Wie mir der Dschungel mein Leben zurückgab. Piper, München 2011, ISBN 978-3-492-27493-7, S. 83.</ref> Für Julianes Sturz in den Dschungel kehrte Koepcke das erste Mal an den Absturzort zurück, wo das Filmteam noch auf verstreut liegende Wrackteile der Lockheed L-188 Electra traf. Laut der Kritik des Hamburger Abendblattes suche Herzog „nicht das Dramatische in Köpckes Schilderungen, er wollte ein bewegendes Psychogramm schaffen, einen Menschen beim Prozess des Erinnerns und bei der Rückkehr in den Vorhof des Todes beobachten“.<ref name="Tittelbach">Tittelbach, Rainer: Rückkehr in den Vorhof des Todes. In: Hamburger Abendblatt, 1. Februar 2000 (abgerufen via LexisNexis Wirtschaft).</ref> Die Frankfurter Allgemeine Zeitung kritisierte, dass Herzogs Film nicht von der Erfahrung des Absturzes handle, sondern Koepckes „Kampf durch und gegen den Dschungel“ in den Vordergrund trete. „Es gibt nicht viele Menschen, die zehn Tage auf sich allein gestellt im Urwald überlebt haben. Doch es gibt noch viel weniger Menschen, die einen Sturz aus mehreren tausend Meter Höhe überlebt haben.“, so die Frankfurter Allgemeine.<ref>Lars-Olav Beier: Tagebuch : Mein grünster Feind. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3. Februar 2000, Nr. 28, S. 58.</ref>
Autobiographisches
2011 veröffentlichte Juliane Koepcke fast 40 Jahre nach dem Flugzeugabsturz mit Als ich vom Himmel fiel. Wie mir der Dschungel mein Leben zurückgab eine Autobiografie, die auch ins Englische übersetzt wurde. Koepckes Buch wurde im selben Jahr bei der Verleihung des deutschen Literaturpreises Corine mit dem Publikumspreis ausgezeichnet.
Filme
- Ein Mädchen kämpft sich durch die grüne Hölle (Originaltitel: The Story of Juliane Koepcke – Miracles Still Happen bzw. I miracoli accadono ancora), US-amerikanisch-italienischer Spielfilm von Giuseppe Maria Scotese, 1974.
- Julianes Sturz in den Dschungel (Wings of Hope), deutsch-britische Fernsehdokumentation von Werner Herzog, 2000.
- Der Regenwald rettete Juliane Diller das Leben, aus der Reihe Planet Wissen, SWR 2014; Interview und dokumentarische Filmausschnitte; (vgl. www.planet-wissen.de/sendungen/2014/09/10_regenwald.jsp)
Literatur
- Autobiografie
- Juliane Koepcke: Als ich vom Himmel fiel : wie mir der Dschungel mein Leben zurückgab. Mlik, München 2011, ISBN 978-3-89029-389-9.
- Weitere Bücher
- Robert G. Hummerstone: The ordeal of Juliane Koepcke. In: Discoveries. Scott Foresman, Glenview, Ill. 1972, ISBN 978-0-673-04511-9.
- Heinz G. Konsalik: Eine Urwaldgöttin darf nicht weinen. Heyne, München 1973, ISBN 3-453-00407-8.
- Monica C. Vincent: Girl Against the Jungle. Longman, London 1978, ISBN 978-0-582-53729-3.
- Jenny Tripp, John Burgoyne: One was left alive. Raintree Publishers, Milwaukee 1980, ISBN 978-0-8172-1555-2.
Weblinks
- Martin Gropp: Abgestürzt in den Sinn des Lebens. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28. März 2011, Nr. 73, S. 11.
- „Das wird man nie los” – Interview mit Juliane Koepcke, in Süddeutsche Zeitung, 2. Juli 2009, S. 10.
- Flugunfalldaten und -bericht im Aviation Safety Network
Einzelnachweise
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