Lyndon LaRouche


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Lyndon LaRouche (2006)

Lyndon Hermyle LaRouche, Jr. (* 8. September 1922 in Rochester, New Hampshire) ist ein US-amerikanischer Politaktivist, auf den die Gründung der international vertretenen LaRouche-Bewegung zurückgeht. Seit 1976 bewarb er sich mehrfach erfolglos für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten. Zunächst kandidierte er für die von ihm geleitete „U.S. Labour Party“, später bemühte er sich erfolglos bei den Vorwahlen um die Kandidatur für die Demokraten. LaRouche war bis 1994 inhaftiert, nachdem er in mehreren Strafverfahren zu fünfzehn Jahren Haft verurteilt worden war.

Positionen

LaRouche ist ein scharfer Kritiker des gegenwärtigen Weltwirtschaftssystems, dem er einen baldigen Zusammenbruch voraussagt. Als Alternative propagiert er ein „neues Bretton-Woods-System“ mit festen Wechselkursen, eine protektionistische Wirtschaftspolitik und eine Reihe von Technologieprojekten. Er hält unter anderem massive Investitionen beispielsweise zur Erweiterung der Neuen eurasischen Kontinentalbrücke für notwendig.<ref>http://www.schiller-institut.de/seiten/wirtschaft/loesung.htm</ref> LaRouche ist ein Verschwörungstheoretiker, der die Gegner seiner Bewegung etwa in der Bank of England, dem Club of Rome und vielen Einzelpersönlichkeiten sieht, und die Teil einer weltweiten Verschwörung sein sollen, deren Aktivitäten gegen das Leben, gegen Wachstum und gegen Wissenschaft und Fortschritt gerichtet sind. Für Terrorismus, Kriege, Aids und andere Übel macht LaRouche jeweils aktuelle weltverschwörerische Zentren verantwortlich, die er beliebig variiert.<ref>Hubert Michael Mader: Studien und Berichte. Politische Esoterik – eine rechtsextreme Herausforderung. Landesverteidigungsakademie, Wien 1999. S. 41-42.</ref>

LaRouche ist politisch nach herkömmlichen Maßstäben schwer einzuordnen, da er seine politische Ausrichtung mitunter schlagartig um 180 Grad ändert. Während sein Vorschlag zur Errichtung eines neuen Bretton Woods einige Parallelen zur globalisierungskritischen Linken aufweist, stößt seine Bewegung dort auf Ablehnung, unter anderem aufgrund seiner Begeisterung für die zivile Nutzung der Kern- und Fusionsenergie, insbesondere für den Typus des Kugelhaufenreaktors (Pebble Bed Modular Reactor, PBMR), welcher mit der Möglichkeit der Herstellung von relativ reinem Uran-233 ein Proliferationsrisiko darstellt.<ref>Friedwardt Winterberg: The physical principles of thermonuclear explosive devices. Fusion Energy Foundation, New York 1981. Die „Fusion Energy Foundation“ gehört zu den Organisationen von Lyndon LaRouche.</ref>

Kritiker werfen LaRouche antisemitische Äußerungen vor.<ref>Chip Berlet, Political Research Associates: Protocols to the Left, Protocols to the Right: Conspiracism in American Political Discourse at the Turn of the Second Millennium – Reconsidering The Protocols of the Elders of Zion: 100 Years After the Forgery, 30./31. Oktober 2005, The Elie Wiesel Center for Judaic Studies, Boston University. (Übersicht mit Link zur „Slide Show“)</ref><ref>Helen Gilbert: Lyndon LaRouche: Fascism Restyled for the New Millennium, Ed. Red Letter: Seattle 2003, ISBN 0-932323-21-9 (Red Banner Reader, No. 8).</ref><ref>Clara Fraser: Revolution, she wrote, Ed. Red Letter: Seattle 1998, Kapitel: LaRouche: Sex Maniac and Demagogue (S. 231–236).</ref><ref>Dennis King: Lyndon LaRouche and the New American Fascism (s. Literatur).</ref><ref>Patrick Reardon and Kurt Greenbaum (20. März 1986). LaRouche Element Is an Extreme Case. Chicago Tribune S. 1. ISSN 10856706: “The LaRouche organization, often described as anti-Semitic.”</ref>

Haftstrafe

In mehreren Strafverfahren wurde Lyndon LaRouche u. a. wegen „conspiracy and mail fraud“ (Verschwörung und Postbetrug) zu einer fünfzehnjährigen Haftstrafe verurteilt. Einige seiner Mitarbeiter erhielten unterschiedliche, mitunter lebenslange Haftstrafen. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass LaRouche und sechs seiner Anhänger mit Hilfe falscher Angaben über vorliegende Sicherheiten Kredite erschlichen hätten, ohne die Spender über die erheblichen finanziellen Schwierigkeiten seiner Organisation aufzuklären.<ref>Hubert Michael Mader: Studien und Berichte. Politische Esoterik – eine rechtsextreme Herausforderung. Wien: Landesverteidigungsakademie 1999. S. 40–41.Washington Post vom 17. Dezember 1988</ref>

LaRouche selbst sieht in der Verurteilung einen Versuch, ihn als Politiker zu „eliminieren“. Die Verurteilung sei das Ergebnis einer Verschwörung unter der Leitung Henry Kissingers, in die neben dem FBI auch das Wall Street Journal, der Fernsehsender NBC, die Zeitschrift Reader’s Digest und die Anti-Defamation League verwickelt seien.<ref>Biographie auf larouchepub.com</ref>

LaRouche-Bewegung

LaRouches Theorien werden nahezu ausschließlich von Organisationen vertreten, die der nach ihm benannten „LaRouche-Bewegung“ nahestehen. In Deutschland sind dies vor allem die von LaRouches Ehefrau Helga Zepp-LaRouche geführte Bürgerrechtsbewegung Solidarität und das ebenfalls von ihr geführte Schiller-Institut. 1996 bezeichnete die damalige Bundesregierung die der LaRouche-Bewegung nahestehende, 1974 ebenfalls von Helga Zepp-LaRouche gegründete Europäische Arbeiter-Partei (EAP) in einer Antwort auf eine kleine Anfrage von Abgeordneten von CDU/CSU und FDP als Politsekte.<ref>Bundestags-Drucksache 13/4132 vom 15. März 1996</ref> Diese Einschätzung wird auch von Aussteigern vertreten. Im Hintergrund der Europäischen Arbeiter-Partei arbeitet die von Lyndon LaRouche Anfang der 1970er Jahre ins Leben gerufene U.S. Labour Party (USLP). „LaRouche-Gruppe“ besteht aus vielen Einzelorganisationen, Parteien, nicht-kommerziellen Organisationen und Firmen.<ref>Hubert Michael Mader: Studien und Berichte. Politische Esoterik – eine rechtsextreme Herausforderung. Landesverteidigungsakademie, Wien 1999, S. 44.</ref>
Die Mitglieder agieren extrem sendungsbewusst (mit moralischem Alleinvertretungsanspruch) und Betreiben einen Personenkult um das Gründerehepaar LaRouche. Das Spektrum im Umgang mit weltanschaulichen und politischen Gegnern reicht von provokanter Propaganda über grobe Verbalinjurien bis hin zu potentiellen Gewalttätigkeiten.<ref>Hubert Michael Mader: Studien und Berichte. Politische Esoterik – eine rechtsextreme Herausforderung. Landesverteidigungsakademie, Wien 1999, S. 43.</ref>

Die „LaRouche-Bewegung“ gilt mindestens bis 1994 auf dem Sektor der weltverschwörungstheoretischen Feindbildpflege in der rechten Szene als tonangebend. Dabei wurden die Feindbilder häufig gewechselt. Anfang bis Mitte der 1970er Jahre waren es noch die CIA und Rockefeller. Ende der 1970er Jahre waren es die Briten, Freimaurer, Zionisten, ein schwarzer internationaler Adel. Und während man mit der Reagan-Administration sympathisierte, wurden der KGB und ein russisches „Drittes Rom“ zum Feindbild ausgerufen. Schließlich verwarf man den US-Kurs wieder und erklärte die CIA und eine geheime Nebenregierung der USA zum Feind. Die „LaRouche-Organisation“ ist streng hierarchisch organisiert, und alle Lebensbereiche der Anhänger des harten Kerns werden kontrolliert. Berufliche Fortbildung und Betätigung außerhalb der Bewegung und Urlaube sind verpönt. Seit den Gründungstagen herrscht in der Gruppe eine ausgeprägte Sicherheits-Paranoia. Anfang der 1980er Jahre sorgte LaRouche dafür, dass sich in seinem Begleitkonvoi immer mindestens acht bewaffnete Bodyguards befanden, die angewiesen wurden, sofort das Feuer zu eröffnen, sobald ein Fremdfahrzeug versuchte in den Konvoi einzudringen.<ref>Hubert Michael Mader: Studien und Berichte. Politische Esoterik – eine rechtsextreme Herausforderung. Landesverteidigungsakademie, Wien 1999, S. 41–43.</ref>

Mit Beginn der 1990er Jahre solidarisierte man sich mit radikalen Islamisten. Man sympathisierte mit dem irakischen Präsidenten Saddam Hussein. Zum Regime des Irak bestanden bereits Mitte der 1970er Jahre Kontakte. Weiterhin gibt es Verbindungslinien von der „LaRouche-Gruppe“ zum sudanesischen Islamisten-Regime und zur militant antisemitischen Gruppierung Nation of Islam (NOI) von Louis Farrakhan. Während des zweiten Golfkrieges kooperierte man erneut mit dem Irak, und LaRouche-Vertraute besuchten regelmäßig den Irak.<ref>Hubert Michael Mader: Studien und Berichte. Politische Esoterik – eine rechtsextreme Herausforderung. Landesverteidigungsakademie, Wien 1999, S. 42–43.</ref>

In der Gegenwart versuchte die US-amerikanische LaRouche-Bewegung, in der Occupy-Bewegung Fuß zu fassen. Sie beteiligte sich an deren Beginn an Occupy Wall Street, wobei ihre Vertreter in Planungstreffen den Akzent darauf legten, den Glass-Steagall Act wieder in Kraft zu setzen – ein Anliegen, das seinerzeit partiell auch im US-Kongress in einem Komitee diskutiert wurde. Für dieses Anliegen hatten sich auch linke Occupy-Teilnehmer eingesetzt, es gelang hier also eine Querfront.<ref>Spencer Sunshine: Die rechte Hand von Occupy Wall Street. Fakten und Fiktionen über die Beteiligung rechter Gruppen an der Protestbewegung. In Dschungel. Beilage zu jungle world, 50, 11. Dezember 2014, S. 18–23, hier S. 21.</ref>

Zeitschrift „Code“

Unter Zusammenarbeit mit Lyndon LaRouche<ref name="idgr">„CODE“ Zeitschrift, Untertitel: Exclusives aus Politik und Wirtschaft. In: Lexikon des Rechtsextremismus. Informationsdienst gegen Rechtsextremismus IDGR, abgerufen am 9. August 2011. zitiert auf larouche-danger.com.</ref> erschien bis November 1995 das Monatsmagazin „Code“ des Herausgebers Ekkehard Franke-Gricksch, publiziert im Diagnosen-Verlag.<ref name="dnb-code">Code : Exclusives aus Politik und Wirtschaft. Herausgeber: Ekkehard Franke-Gricksch. Leonberg: Verlag Diagnosen. DNB 010625526, abgerufen am 9. August 2011.</ref> Die Publikation verbreitete gemäß Verfassungsschutzbericht 1992 schwerpunktmässig revisionistischen, die Kriegsschuld und NS-Verbrechen leugnenden Inhalt.<ref name="bmi-1992">"Die Schrift (CODE - H.L.) vermischt politische und andere Themen und veröffentlicht schwerpunktmäßig revisionistische, die Kriegsschuld und NS-Verbrechen leugnende Beiträge." - Rechtsextremistische Bestrebungen: IX. Organisationsungebundene Verlage und Vertriebsdienste. Verfassungsschutzbericht 1992, S.125</ref> Lizenznehmerin der deutschsprachigen Ausgaben war 1980 die C.O.D.E. Verlagsanstalt in Vaduz.<ref name="idgr" /> Das Magazin ist 1996 aufgegangen in der Zeitschrift Memopress.<ref name="facts">Tamedia AG: Facts, Ausgabe 1/1996</ref>

Literatur

Über LaRouche:

  • Dennis King: Lyndon LaRouche and the New American fascism. New York u. a.: Doubleday, 1989. XV, 415 S. ISBN 0-385-23880-0.

Von LaRouche:

  • Lyndon LaRouche: Die kommenden 50 Jahre: Dialog der Kulturen Eurasiens. E.I.R.; 2006, 200 S. ISBN 978-3925725
  • Lyndon LaRouche: Children of Satan. Lyndon LaRouche PAC, 2005,
  • Lyndon LaRouche et al: Is the Devil in Your Laptop?: The Noosphere vs. The Blogosphere. Leesburg, VA: La Rouche PAC, 2007

Weblinks

Commons Commons: Lyndon LaRouche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

<references />