Lolita-Mode


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Lolita-Mode (jap. ロリータ・ファッション, Rorīta Fasshon, von engl. Lolita fashion) ist ein aus Japan stammender Modestil, der auf dem viktorianischen Stil sowie Kleidung aus dem Rokoko basiert, sich aber weit über diese zwei weiterentwickelt hat.<ref name="NYT">Jimenez, Dabrali: A New Generation of Lolitas Makes a Fashion Statement, The New York Times. 26. September 2008. Abgerufen am 13. Februar 2010. </ref>

Die Bezeichnung

Vertreter des Modestils sind meist der Auffassung, dass die Bezeichnung nichts mit Kindfrauen, dem Lolitakomplex oder gar mit Sex zu tun habe. Es wird viel eher vermutet, dass sie teilweise als Reaktion gegen zunehmend freizügigere Kleidung, speziell bei jungen Frauen, entstand. Lolita-Anhänger präsentieren sich selbst als niedlich oder elegant und nicht als sexy.<ref>What is Lolita?</ref> Die Verwendung des Wortes wird auch als wasei-eigo bezeichnet.

Fälschlicherweise wird der gesamte Modestil auch als Gothic Lolita (in Wahrheit nur ein Substil derselben) bezeichnet. Dies ist jedoch ebenso falsch wie die Annahme, Gothic Lolita stelle ein Crossover mit der Gothic-Kultur dar. Diese falsche Assoziation ist darauf zurückzuführen, dass Gothic häufig fälschlicherweise als Synonym für die gesamte Schwarze Szene verwendet wird, in der es tatsächlich nur eine von vielen Strömungen ist. Da häufig angenommen wird, dass schwarze Kleidung das verbindende Element der Schwarzen Szene (fälschlicherweise Gothic) sei, wurde dieser Begriff auch auf (überwiegend) schwarze Lolita-Kleidung angewandt, was letztendlich übernommen wurde.<ref>Lolita-Mode bei Killaschaaf</ref>

Als besondere Erscheinung gibt es inzwischen auch sogenannte Brolitas (aus engl. „brother“ und „Lolita“), also Jungen oder Männer, die in die sehr feminin erscheinenden Kleider schlüpfen.

Geschichte

Der Lolita-Look begann bescheiden: besonderes Augenmerk galt der Qualität von Material und Verarbeitung. Die ursprüngliche Silhouette bestand aus einem knielangen Rock oder Kleid mit einer Glockenform, die von Petticoats unterstützt wird, hat sich aber um verschiedene Arten von Kleidungsstücken einschließlich Korsetts und bodenlangen Röcken erweitert. Blusen, Kniestrümpfe oder Strumpfhosen und Kopfbedeckungen werden auch getragen.<ref>Ishikawa, Katsuhiko, Gothic & Lolita, Phaidon, 2007, pp 13, 89, 93 et al.</ref> Es haben sich verschiedene Stilrichtungen von Designs sowie eine Subkultur, die in vielen Teilen der Welt verbreitet ist, entwickelt.

Obwohl die genaue Herkunft der Lolita-Mode unklar ist, ist es wahrscheinlich, dass die Bewegung in den späten 1970er Jahren entstand, als berühmte Labels wie Pink House, Milk and Pretty (später als Angelic Pretty bekannt) damit begannen, Kleidung im Lolita-Stil zu verkaufen. Kurz darauf kamen Labels wie Baby, The Stars Shine Bright und Metamorphose temps de fille dazu.

In den 1990er Jahren wurde Lolita-Mode durch die steigende Popularität von Bands wie Malice Mizer und anderen Visual Kei-Künstlern populärer. Diese Bands trugen Kostüme, welche ihre Fans übernahmen.<ref>Ishikawa, Katsuhiko, Gothic & Lolita, Phaidon, 2007, p 1</ref> Der Stil breitete sich bald von seinen Ursprung in der Kansai-Region her aus und erreichte schließlich Tokio. Heute ist Lolita-Mode überall in Japan so populär, dass sie selbst in Kaufhäusern erhältlich ist.

Aussehen

Die Lolita-Mode zeichnet sich durch bauschige, durch Petticoats unterstützte Röcke oder Kleider aus, die oft mit Rüschen und Spitze verziert sind. Die Kleidung reicht gewöhnlich bis zu den Knien und erinnert an Kinder- oder Trauerkleidung des Rokoko sowie des 19. Jahrhunderts. Teilweise lassen sich Ähnlichkeiten zum Barock wie auch zur Mode der Fünfziger Jahre erkennen. Dazu werden romantische, oft mit Rüschen oder Spitze besetzte Blusen und Strümpfe getragen. Typisches Lolita-Schuhwerk besteht aus „Mary Janes“ (Spangenschuhe), sogenannten „Rocking Horse“ oder Plateauschuhen. Die Haare werden meist mit Ponyschnitt getragen, als Kopfschmuck dienen sogenannte Headpieces (spitzenbesetzte Bänder), Bonnets (Häubchen), Schleifen, Blumen oder absichtlich schief sitzende Mini-Zylinder. Beliebte Accessoires sind mit Spitze oder Rüschen besetzte Regen- oder Sonnenschirme, kleine Handtaschen, Puppen, seltener Fächer oder Plüschtiere.

Kleidungsstile

Datei:Wikipe-tan GothLoli.png
Wikipe-tan im Gothic-Lolita-Stil

Es gibt unterschiedliche Lolita-Kleidungsstile.

Die populärsten Stile sind:

  • Gothic Lolita: Dunkle Farbgebung durch Schwarz, oft in Kombination mit einzelnen weißen Elementen wie etwa Spitzenborten. Komplett schwarze Outfits werden auch Kuro Lolita (von jap. kuroi, dt. schwarz) oder Black Lolita genannt.
  • Sweet Lolita: Kleidung in hellen oder knalligen Farben wie Rosa, Hellblau oder Rot, üppige Verwendung von Rüschen und Accessoires. Komplett weiße Outfits werden auch Shiro Lolita (von jap. shiroi, dt. weiß) oder White Lolita genannt.
  • Classic Lolita: Schlichte, erwachsen wirkende Kleidung u. a. in Bordeauxrot, Beige/Antikweiß oder dunklem Grün.

Weiterhin sind folgende Stile gängig:

  • Country Lolita: Kleidung bestehend aus Blumenmotiven; Accessoires wie Blumenkörbe, Strohhüte, die mit Blumen bestickt sind, Stoffe mit Blumen- oder Obstmustern.
  • Sailor Lolita: Auf Seefahrt bezogene Kleidung, ausschließliche Farbgebung durch Marineblau, Schwarz und Weiß.
  • Pirate Lolita: Entstand durch das „Baby-The-Stars-Shine-Bright“-Sublabel Alice And The Pirates. Mischung aus Punk- und Sailor Lolita, Kombination mit Piratensymbolen wie z. B. Augenklappen oder Totenköpfen.
  • Punk Lolita: Kombiniert typische Elemente der Punk-Mode wie Schottenmuster, Nieten, Sicherheitsnadeln usw.
  • Steampunk Lolita: Kombination aus Lolita- und Steampunk-Mode; typische Elemente sind u.a. Fliegerbrillen, Werkzeuge, Waffen, etc.<ref>Dunkelsüß-Lexikon: Steampunk-Lolita</ref> <ref>Steampunk Wiki: Steampunkmode, Lolita (englisch)</ref>
  • Wa-, Qi Lolita: (Jap. wa und chin. qi dt. Harmonie) Verbindung aus dem Lolita-Stil und traditioneller japanischer bzw. chinesischer Tracht.
  • Casual Lolita: (engl. casual, dt. lässig) ein Stil für den Alltag.

Seltener sind folgende Stile anzutreffen: <ref>Dunkelsüß-Lexikon, Sonstige Lolita-Stile</ref>

Es gibt Stile, die nicht die typischen Merkmale der Lolita-Mode aufweisen, aber dennoch zur Moderichtung gezählt werden.

  • Ero Lolita: Bloomers (Pluderhose), Reifröcke, Corsagen und Korsetts werden offen getragen. Das heißt die Kleidungsstücke, welche sonst als Unterwäsche dienen, werden als Oberwäsche getragen. Anders als man vermuten könnte, stellt der Stil nicht die erotische oder gar pornographische Form der Lolita-Mode dar.<ref>Dunkelsüß-Lexikon, Erololi</ref>
  • Aristocrat: Lange Kleider in dunklen Farben.
  • Dandy und Kodona: Ist dem englischen Dandyismus nachempfunden: Zylinder, Gehstock und Hose mit hohem Bund.

Neben der regulären Lolita-Mode gibt es noch das sogenannte Cosplay Lolita. Der Hauptunterschied besteht darin, dass hier Kostüme getragen werden. Man schlüpft also in die Rolle eines Charakters. Dazu gehören u.a.: <ref>Dunkelsüß-Lexikon: Cosplay Lolita</ref>

  • Guro Lolita: (Guro, abgeleitet von gore, engl. für Blut) oder Grotesque Lolita, ist ein eher seltener Lolita-Stil, der jedoch immer beliebter wird. Auffällig sind die weißen Kleider mit aufgemaltem Blut und blutige Accessoires. Grundlage kann jeder beliebige Lolita-Stil sein.
  • Maid Lolita: Man schlüpft in die Rolle eines Hausmädchens. Die bestimmenden Farben sind Schwarz und Weiß. Accesseoires sind u.a. Häubchen, Schürze und evtl. Strapse o. Ä.
  • Nun Lolita: (von engl. nun für Nonne) ist den Habiten der Nonnenorden nachempfunden. Die vorherrschenden Farben sind auch hier Schwarz und Weiß. Die Kleider sind hochgeschlossen, bodenlang und oft auch mit Schleier.

Bekannte Labels

Gothic & Lolita Bible

Aufgrund des zunehmenden Interesses an Lolita erscheint vierteljährlich die Zeitschrift Gothic & Lolita Bible, welche die neusten Lolita-Kollektionen vorstellt, Schnittmuster zum Nähen liefert und mit Make-up-Ratschlägen dient. Neben Modetipps und Neuvorstellungen von Shops und Kleidung finden sich auch Kochrezepte sowie Interviews in dem Magazin. Prominente wie Mana, der für sein eigenes Modelabel Moi-même-Moitié modelt, sowie die Sängerin Kana, der Musiker Miyavi oder Aya (Gitarrist der Band Psycho le cému) sind in vielen Ausgaben zu sehen. Zudem sind oft kurze Manga-Geschichten im Magazin enthalten, beispielsweise von Mitsukazu Mihara. In den Jahren 2008 und 2009 veröffentlichte der Verlag Tokyopop insgesamt fünf englische Ausgaben der Gothic & Lolita Bible.

In Deutschland findet die Lolita-Mode hauptsächlich durch das Internet und durch die zunehmende Berichterstattung von Zeitschriften wie Astan, Daisuki und Koneko Verbreitung.

Bildergalerie

Einzelnachweise

<references />

Weblinks

Commons Commons: Lolita-Mode – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien