Mützenlanguren


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Mützenlanguren
Thomas-Langur (P. thomasi)

Thomas-Langur (P. thomasi)

Systematik
Altweltaffen (Catarrhini)
Überfamilie: Geschwänzte Altweltaffen (Cercopithecoidea)
Familie: Meerkatzenverwandte (Cercopithecidae)
Unterfamilie: Schlank- und Stummelaffen (Colobinae)
Tribus: Schlankaffen (Presbytini)
Gattung: Mützenlanguren
Wissenschaftlicher Name
Presbytis
Eschscholtz, 1821

Die Mützenlanguren oder Surilis (Presbytis) sind eine Primatengattung aus der Gruppe der Schlankaffen innerhalb der Familie der Meerkatzenverwandten. Die Gattung umfasst 17 bis 18 Arten, die alle im westlichen Indonesien und auf der Malaiischen Halbinsel leben.

Beschreibung

Mützenlanguren sind eher kleine, schlank gebaute Primaten. Ihr Fell ist an der Oberseite braun, grau oder schwarz und an der Unterseite weißlich, manchmal auch orangerot, bei manchen Arten gibt es Fellzeichnungen am Kopf oder an den Hüften. Namensgebend sind die Haare auf dem Kopf, die einen Schopf bilden. Von den anderen Languren unterscheiden sie sich durch Merkmale im Schädelbau (fehlende Überaugenwülste), in den Zähnen und durch die kleinen Daumen. Mützenlanguren erreichen eine Kopfrumpflänge von 42 bis 61 Zentimeter (mit 50 bis 85 Zentimeter langem Schwanz) und ein Gewicht von 5 bis 8 Kilogramm.

Verbreitung und Lebensraum

Mützenlanguren leben im Süden der Malaiischen Halbinsel, auf Sumatra, Borneo, Java und kleineren vorgelagerten Inseln. Ihr Lebensraum sind Wälder, meist tiefer gelegene Primär- oder Sekundärwälder.

Lebensweise

Mützenlanguren sind wie alle Altweltaffen tagaktiv. Sie verbringen fast ihr gesamtes Leben auf den Bäumen, sie sind gute Springer oder bewegen sich auf allen vieren fort. Diese Tiere leben überwiegend in Einmanngruppen von 4 bis 15 Tieren. Von einer Art, dem Mentawai-Langur, ist eine monogame Lebensweise bekannt, bei anderen Arten dürfte dies keine ursprüngliche Form sein, sondern eine Reaktion auf den Rückgang des Lebensraumes. Die Gruppen sind hierarchisch aufgebaut, die Kommunikation untereinander erfolgt mittels einer Reihe von Lauten und Körperhaltungen.

Nahrung

Die Nahrung der Mützenlanguren besteht aus jungen Blättern, Früchten und Samen.

Fortpflanzung

Nach fünf- bis sechsmonatiger Tragzeit kommt meist ein Jungtier zur Welt. Neugeborene Tiere sind weiß gefärbt und haben einen schwarzen Streifen am Rücken, manchmal auch ein kreuzförmiges Muster. Mit gut einem Jahr werden die Jungen entwöhnt und mit rund vier bis fünf Jahren sind sie geschlechtsreif. Ihre Lebenserwartung wird auf rund 20 Jahre geschätzt.

Bedrohung

Als Regenwaldbewohner leiden sie vorrangig an der Zerstörung ihres Lebensraums durch Rodung. Einen untergeordneten Beitrag spielt die Bejagung, weil sie teilweise Plantagen verwüsten. Fast alle Arten werden von der Weltnaturschutzunion IUCN in der Roten Liste gefährdeter Arten als gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht gelistet<ref>Presbytis in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2010. Abgerufen am 15. März 2010</ref>.

Die Arten

Die Gattung der Mützenlanguren hat – vermutlich in Zusammenhang mit Schwankungen des Meeresspiegels im Eiszeitalter – eine große Radiation erfahren. Es gibt zahlreiche unterschiedlich gefärbte Populationen mit unklarem systematischen Status. Da es kaum Unterschiede im Skelettbau gibt, werden die Arten vorrangig über Fellzeichnung und Laute definiert, dabei ist die Grenze zwischen Unterart und Art fließend. Die nachfolgende Liste folgt Mittermeier, Rylands & Wilson (2013), dabei werden 17 Arten unterschieden:<ref>Russell A. Mittermeier, Anthony B. Rylands & Don E. Wilson: Handbook of the Mammals of the World: Primates: 3. Seite 715-723, ISBN 978-8496553897</ref>

Phylogenetische Systematik der Mützenlanguren nach Meyer et al. 2011<ref name="Meyeretal"/>
Presbytis 

 Thomas-Langur (P. thomasi)


     


 Sarawak-Langur (P. chrysomelas)


     

 Weißstirnlangur (P. frontata)


     

 Hose-Langur (P. hosei)



     

 Bindenlangur (P. femoralis)


     


 Mentawai-Langur (P. potenziani)


     

 Siberut-Langur (P. siberu)



     


 Java-Langur (P. comata)


     

 Südlicher Kammlangur (P. mitrata)



     

 Schwarzer Kammlangur (P. sumatrana)


     

 Maronenlangur (P. rubicunda)


     

 Sumatra-Langur (P. melalophos)


     

 Schwarzweißer Kammlangur (P. bicolor)









Datei:Distribution of Presbytis on Malay Peninsula and Sumatra.png
Die Verbreitung der Presbytis-Arten auf der Malaiischen Halbinsel und Sumatra
braun - Bindenlangur
hellgrün - Weißschenkliger Langur
dunkelblau - Thomas-Langur
orange - Schwarzer Kammlangur
hellblau - Sumatra-Langur
dunkelgrün - Schwarzw. Kammlangur
rot - Südlicher Kammlangur
gelb - Siberut-Langur
violett - Mentawai-Langur
rosa - Natuna-Langur
  • Der Schwarzweiße Kammlangur (P. bicolor) lebt nur in einem kleinen Gebiet auf Sumatra.
  • Der Kalimantan-Langur (P. canicrus) kommt im Osten von Borneo vor.
  • Der Sarawak-Langur (P. chrysomelas) ist auf der Insel Borneo endemisch.
  • Der Java-Langur (P. comata) ist auf der Insel Java beheimatet.
  • Der Binden- oder Bänderlangur (P. femoralis) ist dunkel gefärbt, er lebt auf der Malaiischen Halbinsel und auf Sumatra.
  • Der Weißstirnlangur (P. frontata) ist nach einem hellen Fleck an der Spitze des Kopfes benannt. Er lebt auf Borneo.
  • Der Hose-Langur (P. hosei) hat ein graues Fell und auffällige Streifen auf den Wangen. Auch er ist auf Borneo endemisch.
  • Der Sumatra-Langur (P. melalophos) ist auf Sumatra beheimatet.
  • Der Südliche Kammlangur (Presbytis mitrata) lebt im Südosten von Sumatra.
  • Der Natuna-Langur (P. natunae) lebt nur auf den zwischen der Malaiischen Halbinsel und Borneo gelegenen Natuna-Inseln.
  • Der Mentawai-Langur (P. potenziani) kommt ausschließlich auf den Sumatra vorgelagerten Mentawai-Inseln vor.
  • Der Maronenlangur (P. rubicunda) ist nach seinem rötlich-braunen Fell benannt. Er ist auf Borneo endemisch.
  • Der Sabah-Langur (P. sabana) kommt nur in Sabah vor.
  • Der Weißschenklige Langur (P. siamensis) lebt auf der Malaiischen Halbinsel und Sumatra.
  • Der Siberut-Langur (P. siberu) ist auf Siberut endemisch.
  • Der Schwarze Kammlangur (P. sumatrana) lebt im Norden von Sumatra.
  • Der Thomas-Langur (P. thomasi) hat ein grauschwarzes Fell und ist in der Provinz Aceh auf Sumatra beheimatet.

Im November 2015 wurde mit Presbytis johnaspinalli eine mögliche 18te Art beschrieben. Die Art wurde durch einen italienischen, in Indonesien tätigen Naturschützer auf Fotos von einem ostjavanischen Markt als von den anderen Mützenlanguren verschiedene Art identifiziert und anschließend beschrieben. Sie ist schwärzlich, ein Haarring um das nackte Gesicht, Kehle und Bauch sind gelb-golden bis orange-golden gefärbt. Holotyp und Syntypen sind aber lediglich durch Fotos dokumentiert und eine Typuslokalität kann nicht angegeben werden, da das Verbreitungsgebiet der Art bisher unbekannt ist.<ref>Francesco Nardelli: A new Colobinae from the Sundiac region: The Golden-crowned Langur Presbytis johnaspinalli, sp. nov. International Zoo News Vol. 62. No. 5 (2015), S. 323–336</ref>

Die Haubenlanguren und Hanuman-Languren, die früher ebenfalls in die Gattung Presbytis gerechnet wurden, bilden heute eigenständige Gattungen.

Literatur

  • Thomas Geissmann: Vergleichende Primatologie. Springer-Verlag, Berlin u. a. 2003, ISBN 3-540-43645-6.
  • Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. 6th edition. Johns Hopkins University Press, Baltimore MD 1999, ISBN 0-8018-5789-9.
  • Don E. Wilson, DeeAnn M. Reeder (Hrsg.): Mammal Species of the World. A taxonomic and geographic Reference. Johns Hopkins University Press, Baltimore MD 2005, ISBN 0-8018-8221-4.

Einzelnachweise

<references> <ref name="Meyeretal">Dirk Meyer, Ir. Dones Rinaldi, Hatta Ramlee, Dyah Perwitasari-Farajallah, J. Keith Hodges, Christian Roos: Mitochondrial phylogeny of leaf monkeys (genus Presbytis, Eschscholtz, 1821) with implications for taxonomy and conservation. Molecular Phylogenetics and Evolution 59 (2011) 311–319 doi:10.1016/j.ympev.2011.02.015</ref> </references>

Weblinks

Commons Commons: Presbytis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien