Minya Diez-Dührkoop


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Minya Diez-Dührkoop (Selbstporträt, 1908)

Minya Diez-Dührkoop (* 21. Juni 1873 in Hamburg; † 17. November 1929 ebenda) war eine deutsche Berufsfotografin.

Vita

Julie Wilhelmine Dührkoop wurde 1873 als zweite Tochter des renommierten deutschen Porträtfotografen Rudolf Dührkoop in Hamburg geboren. Weder über ihre Mutter Maria Louise Caroline Dührkoop (geboren: Matzen) noch über ihre ein Jahr ältere Schwester Hanna Maria Theresia ist etwas bekannt.<ref>vgl.: Appel-Heyne, Odette M.: Rudolf Dührkoop: Commercial Pictorialist, Boston, 1972, S. 9.</ref> Ihr Vater Rudolf Dührkoop legte in den 1870er Jahren seine Arbeit bei der Eisenbahn nieder und schloss sich schon während einer kurzen kaufmännischen Berufszeit den Kreisen der Amateurphotographen an. Als Autodidakt gründete Rudolf Dührkoop 1883 sein erstes Studio für Porträtaufnahmen und wurde mit ebendiesem schnell bekannt in Deutschland. Im Jahre 1887 begann Minya, vierzehnjährig, als Assistentin in seinem Atelier, womit der Grundstock für ihre lebenslange Karriere alsHamburger Berufsphotographin gelegt war. Ihre Karriere war eng verknüpft mit der des Vaters, da seine zahlreichen Beziehungen und Mitgliedschaften in Kunstkreisen und - Vereinen auch ihr soziales Umfeld prägten. In der Ateliergemeinschaft mit ihrem Vater wurde sie zur selbstständigen Mitarbeiterin ausgebildet. Das Atelier Dührkoop widmete sich über die Jahre verschiedenen photographischen Sujets: Architektur, Paraden und Feste; aber auch Kopien von Ölgemälden wurden abgelichtet. Insbesondere jedoch sicherten Porträts von Hamburger Berühmtheiten und etablierten Bürgern das Einkommen der beiden.<ref>vgl.: Appel-Heyne, Odette M.: Rudolf Dührkoop: Commercial Pictorialist, Boston, 1972, S. 21ff</ref> Als Rudolf Dührkoop im Jahr 1900 zwei Filialen in Berlin eröffnete, entsprach die Rolle Minyas nicht mehr der einer Assistentin. Sie betrieb selbstständig das Hamburger Studio und wurde laut Handelsregistereintrag am 2. September 1906 Partnerin in der Firma ihres Vaters aufgenommen.<ref>vgl.: Appel-Heyne, Odette M.: Rudolf Dührkoop: Commercial Pictorialist, Boston, 1972, S. 98</ref> 1901, im Herbst, traten Minya und Rudolf ihre erste Reise nach England an. Es folgten 1904/05 Reisen nach Amerika.<ref>vgl.: Appel-Heyne, Odette M.: Rudolf Dührkoop: Commercial Pictorialist, Boston, 1972, S. 67</ref> Die Reisen waren zum einen Ausstellungsbesuchen und eigenen Ausstellungen gewidmet, zum anderen dienten sie der Kontaktpflege mit anderen Berufs- und Amateurphotographen. Die Dührkoops wurden allmählich auch international bekannt.<ref>vgl.: Appel-Heyne, Odette M.: Rudolf Dührkoop: Commercial Pictorialist, Boston, 1972, S. 65ff und S. 84ff</ref> Nach dem Tod des Vaters im Jahre 1918 führte Minya Diez-Dührkoop das Hamburger Geschäft bis zu ihrem eigenen Tod weiter. Mit Minyas Tod am 17. November 1929 endete die berufsmäßige Befassung der Familie Dührkoop mit der Photographie.

Im Jahr 1894 heiratete Minya den Photographen Luis Diez Vazquez aus Málaga. Über eine berufliche Zusammenarbeit der Eheleute ist nichts bekannt. Als die Ehe 1901 geschieden wurde, behielt Minya den Ehenamen bei.<ref>vgl.: Gabriele Betancourt Nuñez: Die Fotografinnen im Hamburg der zwanziger Jahre, In: Himmel auf Zeit: die Kultur der 1920er Jahre in Hamburg, Wachholtz, Neumünster 2010. S. 291</ref>

Künstlerisches Netzwerk: Reisen und Vereinsbeitritte

In einer Zeit, in der die Photographie dank des technischen Fortschritts zu dem Massenmedium avancierte<ref>vgl.: Zehnder, Franz Günter (Hrsg.): Schafgans 150 Jahre Fotografie, Rheinisches Landesmuseum Bonn, Wienand Verlag, Köln 2004. S. 35</ref> und die Amateure in der Kunstphotographie mehr und mehr Einfluss erlangten, waren nur noch wenige Berufsphotographen öffentlich präsent.<ref>vgl.: Fotomuseum im Münchner Stadtmuseum: Hof-Atelier Elvira 1887-1928 Ästheten, Emanzen, Aristokraten. Hrsgb. R. Herz, B. Bruns, Bremberger, München 1985. S. 136</ref> Minya und Rudolf Dührkoop konnten sich durch die hohe künstlerische Qualität ihrer photographischen Arbeiten durchsetzen. Zudem war die kontinuierliche Pflege und Erweiterung ihres künstlerischen Netzwerks von entscheidender Bedeutung für ihren Erfolg.

Minya, die selbst zeitgenössische Kunst sammelte - sie besaß beispielsweise ein Gemälde der Malerin Alma del Banco -, sich in Hamburger Künstlerkreisen bewegte und in deren Atelier am Jungfernstieg 34 zahlreiche Literaten und Künstler verkehrten, wurde 1910 passives Mitglied der expressionistischen Künstlergemeinschaft Brücke.<ref>vgl.: Gabriele Betancourt Nuñez: Die Fotografinnen im Hamburg der zwanziger Jahre, In: Himmel auf Zeit: die Kultur der 1920er Jahre in Hamburg, Wachholtz, Neumünster 2010. S. 292</ref> Sie pflegte Kontakte zu Literaten wie Richard und Ida Dehmel<ref>vgl.: Odette, M. Appel-Heyne: Rudolf Dührkoop: Commercial Pictorialist, Thesis, B.A. Art History, Boston University 1972, M.A. Art, University of New Mexico, 1981. S. 71</ref> und bildenden Künstlern wie Max Pechstein, Franz Radziwill und Karl Schmidt-Rottluff. <ref>vgl.: Gabriele Betancourt Nuñez: Die Fotografinnen im Hamburg der zwanziger Jahre, In: Himmel auf Zeit: die Kultur der 1920er Jahre in Hamburg, Wachholtz, Neumünster 2010. S. 291f und vgl. Gerhard Wietek: Franz Radziwill Wilhelm Niemeyer Dokumente einer Freundschaft, Isensee, Oldenburg 1990. S. 194</ref> Auch Begegnungen in Übersee prägten ihre Arbeit. Ein Höhepunkt in Minyas künstlerischen wie gesellschaftlichen Leben war die Amerika-Reise im Jahre 1911, die auf Einladung der Photographers Association of America hin stattfand. Die Dührkoops wurden gebeten, einige Lesungen und praktische Demonstrationen ihrer Arbeit in St. Paul, Minnesota zu halten, was beweist, dass ihre Porträts nun auch international hohe Anerkennung fanden.<ref>vgl.: Odette, M. Appel-Heyne: Rudolf Dührkoop: Commercial Pictorialist, Thesis, B.A. Art History, Boston University 1972, M.A. Art, University of New Mexico, 1981. S. 101</ref> In Amerika machten Minya und Rudolf Dührkoop Bekanntschaft mit berühmten Photographen wie u.a. Gertrude Käsebier. George Eastman beispielsweise ließ sich von Minya porträtieren.<ref>vgl.: Odette, M. Appel-Heyne: Rudolf Dührkoop: Commercial Pictorialist, Thesis, B.A. Art History, Boston University 1972, M.A. Art, University of New Mexico, 1981. S. 101ff</ref> Auch mit dem Schweizer Photographen Helmar Lerski fand in Amerika ein professioneller Austausch statt.<ref>vgl.: Odette, M. Appel-Heyne: Rudolf Dührkoop: Commercial Pictorialist, Thesis, B.A. Art History, Boston University 1972, M.A. Art, University of New Mexico, 1981. S. 67</ref> Abgesehen vom künstlerischen Netzwerk, das sie in dieser Zeit knüpften, war die Konferenz der Photographers Association of America selbst kein großer Erfolg für das Vater-Tochter-Gespann, weil ihre Photographien durch Zoll-Kontrollen zu spät eintrafen. Minyas und Rudolphs Dührkoops internationaler Ruhm wuchs durch verschiedene Reisen kontinuierlich.<ref>vgl.: Odette, M. Appel-Heyne: Rudolf Dührkoop: Commercial Pictorialist, Thesis, B.A. Art History, Boston University 1972, M.A. Art, University of New Mexico, 1981. S. 102, 65, 84f</ref> Rudolf und Minya waren 1901 und 1908 auch nach England gereist, um dort berühmte Photographen wie E.O. Hoppé und Alvin Langdon Coburn zu treffen. Damals wurden sie in den elitären Kreis der Brotherhood of the : Fotografin – Beruf und Berufung. In: Frauen Kunst Wissenschaft. Zeitschrift für Geschlechterforschung und visuelle Kultur, Nr. 14, 1992, S. 28-35.

  • Gerhard Wietek: Franz Radziwill Wilhelm Niemeyer Dokumente einer Freundschaft, Isensee, Oldenburg 1990. S. 28ff, S. 194.
  • Zehnder, Franz Günter (Hrsg.): Schafgans 150 Jahre Fotografie, Rheinisches Landesmuseum Bonn, Wienand Verlag, Köln 2004.
  • Fotomuseum im Münchner Stadtmuseum: Hof-Atelier Elvira 1887-1928 Ästheten, Emanzen, Aristokraten. Hrsgb. R. Herz, B. Bruns, Bremberger, München 1985. S. 136ff. S. 148ff.
  • Weblinks

    Commons Commons: Minya Diez-Dührkoop – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

    Einzelnachweise

    <references />