Miyage


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Miyage (jap. 土産, oft mit Honorativpräfix o-) sind im Japanischen Mitbringsel bzw. Souvenire von Reisen. Miyage sind dabei jedoch hauptsächlich Nahrungsmittel,<ref name=":0">Japan's 'omiyage' culture. In: Japan Today. 4. April 2013, abgerufen am 27. August 2015 (english).</ref> die regionale Spezialitäten darstellen (Meibutsu) oder ein Symbol oder ein Bild des Reisezieles aufgedruckt haben.

Miyage stellen dabei eine soziale Pflicht (giri) dar, die von Nachbarn und Arbeitskollegen nach einer Reise aus Höflichkeit erwartet werden, auch bei einem kurzen Tagesausflug,<ref name=":1"> Louise H. Kidder, Susan Muller: What Is “Fair” in Japan? In: Herman Steensma, Riël Vermunt (Hrsg.): Social Justice in Human Relations. Volume 2: Societal and Psychological Consequences of Justice and Injustice, Springer, New York 1991, ISBN 1-4899-2631-3, S. 140–141 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).</ref><ref>Myage im Ostasienlexikon des Ostasieninstituts der Hochschule Ludwigshafen am Rhein</ref> während im Gegensatz dazu Souvenire eher spontan<ref name=":1" /> für einen selbst gekauft werden.<ref name=":0" /> Aus diesem Grund werden Miyage an jedem beliebten Reiseziel, sowie Bahn- und Busbahnhöfen in vielen Variationen angeboten, und es gibt weit mehr Andenkenläden als an vergleichbaren Orten in Europa.<ref name=":1" />

Beliebte Miyage sind gefüllte Klebreisbällchen (Mochi), Reiscracker (Senbei) oder gefüllte Kekse.

Ursprünglich waren Miyage jedoch wegen ihrer Verderblichkeit keine Nahrungsmittel,<ref name=":0" /> sondern nach Franziska Ehmcke „Etwas, das man vom Schrein mitführt, d .h. ein Amulett oder etwas anderes Geweihtes, Heiliges“. Pilgerreisende der Edo-Zeit hätten von den Mitgliedern ihrer Gemeinschaft vor Antritt der Reise eine Gabe, zumeist Geld, zum Abschied, sembetsu, erhalten. Im Gegenzug dafür hätten die Pilger bei ihrer Rückkehr ihrer Gemeinschaft eine „Gabe vom Schrein“, miyage, mitgebracht, um die Daheimgebliebenen auf diese Weise symbolisch-konkret in die Reise miteinzubeziehen.<ref>Franziska Ehmcke: Reisefieber der Edo-Zeit. In: Franziska Ehmcke, Masako Shōno-Sládek (Hrsg.): Facetten der städtischen Bürgerkultur Japans vom 17.–19. Jahrhundert. Iudicium, München 1994, ISBN 3-89129-307-0, S. 65.</ref> Nach dem Eisenbahnwissenschaftler Yūichirō Suzuki<ref>鈴木 勇一郎. In: researchmap. Japan Science and Technology Agency, abgerufen am 27. August 2015 (日本語).</ref> erlaubte erst die schnellere Transportmöglichkeit der Eisenbahn weniger haltbare Güter wie Nahrungsmittel als Andenken zurückzubringen, die sich dann als Miyage durchsetzten. Gleichzeitig führte dies zur Entstehung neuer regionaler Spezialitäten wie etwa beim Abekawa mochi, das ursprünglich eine normales Mochi war, dessen Rezeptur dann durch Gyūhi ersetzt wurde, dessen höher Zuckeranteil es haltbarer für lange Bahnreisen machte.<ref name=":0" />

Etymologie

Die verwendeten Schriftzeichen haben die Bedeutung „Produkt der Erde“ und teilen diese mit dem Wort dosan bzw. tosan mit der primären Bedeutung „regionales Produkt“. Dosan/Tosan ist dabei die sinojapanische Lesung des aus China übernommenen Wortes. Die Aussprache miyage hat diesbezüglich keine Beziehung zur Schreibweise, sondern ist ein älterer Begriff, dem erst nachträglich Schriftzeichen ohne Rücksicht auf deren Aussprache zugewiesen wurden (Jukujikun). Die Bedeutung von Miyage selber ist ungeklärt, wobei zumeist miya () für Shintō-Schrein und ke () für „Essensbehälter“ angenommen wird, d.h. beim Besuch von Schreinfesten mitgebrachtes Essen, daneben aber auch miyako () für „Hauptstadt“ und ke, also von Hauptstadtbesuchen mitgebrachtes Essen; miyake (屯倉) einem weiteren Jukujikun für ein Krongut bzw. kaiserliches Nahrungsmittellager; oder miyako und kaeru für „zurückkehren“.<ref>土産. In: 日本大百科全書 und 世界大百科事典 第2版 bei kotobank.jp. Abgerufen am 24. Februar 2015 (日本語).</ref>

Einzelnachweise

<references />ja:土産