Nikolaus Kopernikus
Nikolaus Kopernikus (* 19. Februar 1473 in Thorn; † 24. Mai 1543 in Frauenburg; eigentlich Niklas Koppernigk, latinisiert Nicolaus Cop freigeworden waren“.<ref>Hans Schmauch: Der Altar des Nicolaus Copernicus in der Frauenburger Domkirche. In: Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands. Band 27, Braunsberg 1942, S. 424–430.</ref> Da nun dem Vorgänger von Kopernikus im vierzehnten Numerarkanonikat, Johannes Zanau, der vierte Säulenaltar der rechten Reihe zugeordnet wurde, schloss Schmauch daraus, dass diesen Altar nach Zanaus Tode statutengemäß sein Nachfolger Nikolaus Kopernikus übernahm. Diese Schlussfolgerung sah Schmauch dadurch gesichert, dass auch spätere Nachfolger von Kopernikus im vierzehnten Numerarkanonikat in den Jahren 1562 bis 1639 diesen Altar innehatten. Bezüglich Kopernikus selbst und seinen unmittelbaren Nachfolger Johannes Loitze wurden diesbezüglich bisher jedoch keine urkundlichen Belege gefunden.
Auf Schmauchs Schlussfolgerung erwiderte Eugen Brachvogel in einem Artikel desselben Jahres, dass bei einer Prälatenbeförderung ein Domherr stets einen Altar frei gab, um seinen Prälaturaltar zu übernehmen. Der Domherr, der den freigewordenen Altar übernahm, gab aber ebenfalls einen alten Altar frei, der wiederum von einem anderen Domherrn übernommen werden konnte, sodass ein Prälaturwechsel gleich mehrere Altarwechsel zur Folge hatte oder zumindest haben konnte. Brachvogel räumte daher die Möglichkeit ein, dass Kopernikus im Jahre seines Todes durchaus den sechsten oder siebten Säulenaltar der rechten Reihe – wie von Prowe vermutet – innegehabt haben konnte und deshalb dort auch bestattet sei.<ref>Eugen Brachvogel: Der Altar des Coppernicus. In: Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands. Band 27, Braunsberg 1942, S. 585–587.</ref>
Da zwischen 1480, als Johannes Zanau, der Vorgänger von Kopernikus, den vierten Säulenaltar der rechten Reihe zugeordnet bekam, und 1495, als Kopernikus zum Domherr ernannt wurde, keine Prälaturwechsel stattfanden, ist davon auszugehen, dass Kopernikus dessen Altar übernahm. In den folgenden 48 Jahren bis zu Kopernikus Tod fanden jedoch mindestens 16 Prälaturwechsel<ref>Castri Dominae Nostrae Litterae Annales, Vol. II, Baltic Research Center Frauenburg, 2005</ref> mit sicherlich noch mehr nachfolgenden Altarwechseln statt. Es kann deshalb nicht als gesichert angesehen werden, dass Kopernikus im Jahre seines Todes noch denselben Altar innehatte, den er bei seiner Amtsübernahme zugeordnet bekam. Andererseits kann dies aber auch nicht ausgeschlossen werden.
Die vier Grabmale im Dom zu Frauenburg
Kopernikus-Epitaph von Bischof Cromer (1581)
Die Frauenburger Domherren wurden im 16. Jahrhundert üblicherweise in der Nähe ihres Altars im Boden des Domes beigesetzt, wobei eine Grabplatte mit Inschrift aber nur in Ausnahmefällen angefertigt wurde, wenn der Verstorbene in seinem Testament die Mittel dafür hinterließ oder seine Verwandten dies besorgten. Das Grab von Kopernikus erhielt zunächst keine Grabinschrift. Sein 1543 veröffentlichtes Buch De revolutionibus veranlasste jedoch noch Jahrzehnte nach seinem Tod Gelehrte und Verehrer dazu, sein Grab im Frauenburger Dom aufzusuchen. Im Jahr 1580 schrieb daher der amtierende ermländische Bischof und Historiker Martin Cromer an sein Domkapitel:
„Da Nicolaus Copernicus zu seinen Lebzeiten eine Zierde nicht nur seiner Kirche, sondern wirklich auch ganz Preußens, seiner Heimat, gewesen ist und es auch jetzt, nach dem Tode, noch ist, erachte ich es als unangemessen, dass er nach seinem Heimgang der Ehre eines Grabsteines oder Denkmals entbehre, wonach, wie ich gehört habe, bisweilen gelehrte Gäste und auswärtige Besucher verlangen.“<ref>Brief des ermländischen Fürstbischofs Martin Cromer an sein Domkapitel am 12. November 1580, veröffentlicht von Leopold Prowe in Über den Sterbeort und die Grabstätte des Copernicus, Thorn 1870.</ref>
Cromer ließ 1581 ein Epitaph zum Gedenken an Kopernikus an der Außenwand des Domes nahe dem siebten Säulenaltar der rechten Reihe anbringen. Da sich die Besucher nicht darüber beschwerten, dass das Grab nicht mehr genau zu lokalisieren sei, sondern nur darüber, dass eine würdigende Gedenktafel fehle, war zu dieser Zeit die Lage des Grabes offensichtlich noch genauestens bekannt. Dafür spricht auch, dass Cromer keineswegs den Auftrag, erteilte, die genaue Stelle im Dom erst einmal ausfindig zu machen. Vielmehr erteilte er den klaren schriftlichen Auftrag, das Epitaph „an der Wand bei dessen Grab anzubringen“ (parieti ad sepulcrum eius affigi). Der im Jahre 1551, d. h. nur acht Jahre nach dem Tod von Kopernikus, als Domherr nach Frauenburg gekommene Cromer hatte zudem ausreichend Gelegenheit, mit noch lebenden Zeugen von Kopernikus’ Beisetzung aus dem Kreise der Domherren zu sprechen. Wie wichtig Cromer dieses Epitaph war, sieht man daran, dass er dessen Inschrift selbst verfasste und auch die gesamten Kosten für seine Herstellung und Anbringung übernahm.
Es darf deshalb als gesichert gelten, dass Kopernikus im Domboden vor der Außenwand in der Nähe des siebten Säulenaltars der rechten Reihe beigesetzt wurde. Allerdings kann daraus nicht unbedingt geschlossen werden, dass Kopernikus auch den siebten Säulenaltar innehatte. Die Bestattung beim Altar war damals zwar üblich, aber Ausnahmen kamen dabei ebenso vor wie beim Wechsel der Altäre im Falle einer Prälatenbeförderung. Cromer schreibt in seinem Brief auch nicht ad altare, sondern ad sepulcrum.
In den folgenden Jahrhunderten schwand das kirchliche Interesse an einer Würdigung von Kopernikus, nachdem im Jahre 1616 einige Stellen aus seinem Hauptwerk De revolutionibus in den Index der verbotenen Bücher aufgenommen worden waren. So musste im 18. Jahrhundert das Cromersche Epitaph weichen, als im Jahre 1746 an derselben Stelle, wenige Meter östlich des Eingangs zu einer vierzehn Jahre vorher von dem ermländischen Bischof Christoph Andreas Johann Szembek errichteten Seitenkapelle, zusätzlich ein Wanddenkmal zum Gedenken Szembeks nach dessen Tode angebracht wurde. Zwar sollte das Cromersche Kopernikus-Epitaph nach urkundlichen Belegen in unmittelbarer Nähe wieder angebracht werden. Dieses Vorhaben wurde aber letztlich nicht ausgeführt und das Epitaph ging verloren.
Kopernikus-Epitaph mit Bild (1735)
Vermutlich als Ersatz für das verloren gegangene Cromersche Epitaph ließ das Ermländische Domkapitel im Jahre 1735 an der zweiten Säule links (Michaelis-Altar) ein Epitaph zu Ehren von Kopernikus mit der in Marmor gemeißelten Inschrift anbringen:
„Nicolaus Copernicus aus Thorn, dem ehemaligen Kanonikus dieser Kathedrale des Ermlandes, dem hochberühmten Astronomen, dessen Name und Ruhm beide Kreise 2009, ISBN 978-83-87992-67-5.
Andreas Kühne: The reception of Copernicus as reflected in biographies. In: M. Kokowski (Hrsg.): The Global and the Local: The History of Science and the Cultural Integration of Europe. Proceedings of the 2nd ICESHS (Cracow, Poland, September 6–9, 2006). S. 342–349 (PDF). Thomas S. Kuhn: Die kopernikanische Revolution. Braunschweig u. a. 1981, ISBN 3-528-08433-2. Markus Piccio: Nicolaus Copernicus (1473–1543): Schulzeit und Studium. In: Concilium medii aevi. Band 2, 1999, S. 13–28 (PDF). Edward Rosen: Copernicus and the scientific revolution. Malabar 1984, ISBN 0-89874-573-X. Erich Sommerfeld (Hrsg.): Die Geldlehre des Nicolaus Copernicus. Akademie-Verlag Berlin, 1978, ISBN 3-289-00167-9. Erich Sommerfeld: Copernicus (1473–1543) und die Katoptrik. Neunplus 1, 2001, ISBN 3-936033-04-8. Robert S. Westman: The Copernican Question: Prognostication, Skepticism, and Celestial Order. Univ. of California Press, Berkeley, Los Angeles 2011, ISBN 978-0-520-25481-7. Gudrun Wolfschmidt (Hrsg.): Nicolaus Copernicus (1473–1543): Revolutionär wider Willen. Begleitbuch zur Copernicus-Ausstellung. Ausstellung vom 22. Juli bis 19. Oktober 1994 im Zeiss-Großplanetarium in Berlin anlässlich des 450. Todestages von Copernicus und seines vor 450 Jahren in Nürnberg veröffentlichten Hauptwerks De revolutionibus. Stuttgart 1994, ISBN 3-928186-16-7. Weblinks
Commons Commons: Nikolaus Kopernikus – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWikisource Wikisource: Nikolaus Kopernikus – Quellen und VolltexteWikiquote Wikiquote: Nikolaus Kopernikus – Zitate
- Literatur von und über Nikolaus Kopernikus im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Sheila Rabin: Nicolaus Copernicus. In: Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy
- Publikationen von und über Nikolaus Kopernikus bei LitDok Ostmitteleuropa / Herder-Institut (Marburg)
- Ms. BJ 10000: Nicholas Copernicus The Autograph: De revolutionibus About 1520–1541
- NICOLAUS COPERNICUS THORUNENSIS (polnisch/english)
Einzelnachweise
<references />
Personendaten NAME Kopernikus, Nikolaus ALTERNATIVNAMEN Koppernigk, Niclas (wirklicher Name); Copernicus, Nicolaus (lateinisch); Kopernik, Mikołaj (polnisch) KURZBESCHREIBUNG Astronom GEBURTSDATUM 19. Februar 1473 GEBURTSORT Thorn STERBEDATUM 24. Mai 1543 STERBEORT Frauenburg