Norbert Bischof
Norbert Bischof (* 6. März 1930 in Breslau) ist ein Psychologe und Systemtheoretiker.
Norbert Bischof begann seine wissenschaftliche Karriere bei Erich von Holst und Konrad Lorenz und wurde durch die Erforschung der Inzestbarriere bei Graugänsen bekannt. Er forschte in Seewiesen, Los Angeles, Zürich und lehrt seit 1997 als Honorarprofessor an der Ludwigs-Maximilians-Universität in München. Im Jahr 1982 wurde er zum Mitglied der Gelehrtenakademie Leopoldina gewählt.
1966 verfasste er für das Handbuch der Psychologie (Band 1/1, hrsg. von Wolfgang Metzger und H. Erke) den Beitrag „Erkenntnistheoretische Grundlagenprobleme der Wahrnehmungspsychologie“, die erste systematische Darlegung des Kritischen Realismus für die Psychologie der Wahrnehmung, ein bis heute auch für die erkenntnistheoretische Position der Gestalttheorie maßgebliche Abhandlung.<ref>Norbert Bischof 1966: Erkenntnistheoretische Grundlagenprobleme der Wahrnehmungspsychologie. (PDF; 13 MB)</ref> Auch später publizierte Bischof zu Grundlagenproblemen der Psychologie.<ref>Siehe insbesondere Bischof 1998: System und Bedeutung und Psychologie. Ein Grundkurs für Anspruchsvolle.</ref>
Zu seinen bedeutendsten Werken gehört Das Rätsel Ödipus, in dem er für eine biologische Inzestbarriere argumentiert, und dabei das Zürcher Modell sozialer Motivation herleitet. Dieses Modell gilt mittlerweile als ein wichtiges integratives Modell für menschliche Motivation.
Ein weiteres Werk ist das Buch Kraftfeld der Mythen, in dem die konkreten Implikationen des im Rätsel Ödipus gespannten Rahmenmodells erörtert werden. Das Buch geht der Frage nach, inwiefern Mythen einer Art "Darwinschen Auswahl - The Survival of the Fittest" unterliegen und unterlegen haben. Wie konnten diese mehr als 2000 Jahre überdauern? Inwiefern sind es besondere "alte Geschichten", die für Menschen existentiell (und damit "psycho-biologisch" / "psychophysisch") bedeutend sind.
Zitat (S. 55ff): "Das zentrale Problem der Mythenkunde ist nicht die Authentizität (Anmerkung: also die Existenz einer Urfassung) sondern die Stabilität der Fabel. Warum sind die echten Mythen auf ihrem langen Weg von Mund-zu-Mund vergleichsweise immun gegen individuelle Willkür, private Phantasien, zufällige Missverständnisse und gutgemeinten Umdeutungen? Wie soll man sich erklären, dass sogar in Sozietäten, die geografisch, kulturell und nicht zuletzt sprachlich weit auseinanderliegen, mythische Inhalte in oft verblüffender Detailtreue übereinstimmen?" Zitat S. 75: "Könnte es sein, dass diese Innenwelt die ökologische Nische ist, an die sich die Mythen anzupassen hatten...?"
2003 erhielten Norbert Bischof und seine Frau Doris als erstes Forscherehepaar den deutschen Psychologiepreis.
Werke
- Das Rätsel Ödipus. Die biologischen Wurzeln des Urkonfliktes von Intimität und Autonomie. München: Piper, 1985
- Gescheiter als alle die Laffen. Ein Psychogramm von Konrad Lorenz. München: Piper, 1993
- Struktur und Bedeutung. 1998, ISBN 3456830807 (Systemtheorie für Psychologen)
- Das Kraftfeld der Mythen. Signale aus der Zeit, in der wir die Welt erschaffen haben. München / Zürich 1998, ISBN 3-492-22655-8. (Empirische Analyse von Mythen.)
- Psychologie. Ein Grundkurs für Anspruchsvolle. Stuttgart: Kohlhammer, 2., durchgesehene Auflage 2009, ISBN 978-3-17-020909-1
- Moral: Ihre Natur, ihre Dynamik und ihr Schatten. Köln: Böhlau, 2012, ISBN 978-3412208936
Weblinks
- Literatur von und über Norbert Bischof im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- http://www.bischof.com
- Vortrag Der Schluß vom Tier auf den Menschen. Konrad Lorenz und die Psychologie von Norbert Bischof, WiSe 2003/2004 an der LMU München im Quicktime-Format mit Simultananzeige der Powerpoint-Präsentation
Einzelnachweise
<references />
Personendaten | |
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NAME | Bischof, Norbert |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Psychologe |
GEBURTSDATUM | 6. März 1930 |
GEBURTSORT | Breslau |