Opiat


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Datei:Papaversomniferum.jpg
Schlafmohn, Papaver somniferum, aus dessen Milch Opiate gewonnen werden

Opiate sind eine uneinheitlich definierte Stoffgruppe. Klassisch wurden als Opiate opiumhaltige Arzneimittel, wie beispielsweise Opiumtinktur, bezeichnet.<ref name="Pierer 1861" /><ref name="Meyers 1908" /> Später wurde der Begriff auch auf Arzneimittel aus Opiumalkaloiden ausgedehnt.<ref name="Dornblüth 1927" /> In der modernen Pharmakologie wird der Begriff meist für Opiumalkaloide und die von ihnen abgeleiteten halbsynthetischen und nichtpeptidischen Arzneistoffe verwendet.<ref name="Aktories 2009" /> Andere Definitionen sehen den Opiatbegriff als Synonym für Opioide, zu denen neben den Opiumalkaloiden auch andere natürlich vorkommende Opioide sowie halbsynthetische und vollsynthetische Stoffe mit morphinartigen Eigenschaften zählen.<ref name="Lüllmann 2010" /> Betäubungsmittelrechtlich wird der Begriff Opiat insbesondere im Zusammenhang mit der Opiatabhängigkeit<ref name="BtMVV" /> für Opioide mit einem Abhängigkeitspotential verwendet. Im weitesten Sinn wird der Begriff Opiat auch als umgangssprachliches Synonym für Betäubungsmittel im Allgemeinen genutzt.

Morphin ist das älteste und relevanteste Opiat und gilt in der Schmerztherapie als Referenzsubstanz, an der die schmerzstillende Wirkung der anderen Opioide gemessen wird: Eine therapeutische Potenz von 2 bedeutet beispielsweise, dass man nur die Hälfte der Dosis braucht, die bei Verwendung von Morphin erforderlich wäre. Von den Opiaten ist Morphin nach wie vor das relevanteste, jedoch haben in den letzten Jahren verstärkt andere Opioide (z.B. Oxycodon, Hydromorphon, Fentanyl) in der Schmerzmedizin an Bedeutung gewonnen. Ein weiteres Opiat, Codein, dient dagegen überwiegend der Unterdrückung des Hustenreizes (Antitussivum). Verschiedene Opiate unterliegen den rechtlichen Vorschriften für Betäubungsmittel.

Geschichte der synthetischen Opiate

Nachdem im amerikanischen Bürgerkrieg verwundeten Soldaten Morphin verabreicht worden war, wurden Toleranz und Abhängigkeit zum sozialen Problem in den USA. Unter Toleranz wird verstanden, dass die Wirkung einer bestimmten Dosis eines Opiates durch Gewöhnung immer geringer wird und eine gleichbleibende Wirkung nur durch Steigerung der Dosis erreicht werden kann. Abhängigkeit ist ein komplexeres Phänomen, dessen volle Ausprägung als Sucht bezeichnet wird. Gewöhnlich unterscheidet man grob zwischen körperlicher Abhängigkeit und psychischer Abhängigkeit, die miteinander gekoppelt auftreten. Für beide Formen gilt, dass der Zwang zur erneuten Einnahme der wichtigste Aspekt der Abhängigkeit ist. Infolgedessen wurde intensiv nach schmerzstillenden Opiaten gesucht, die nicht zur Abhängigkeit führen, viele wurden für den klinischen Gebrauch in Umlauf gebracht, und nach einiger Zeit stellte sich heraus, dass sie doch zur Sucht führten. Die Bayer AG brachte beispielsweise 1890 Heroin auf den Markt. 1937 wurde Pethidin populär, bekannt unter den Handelsnamen Dolanthin und Demerol. Etorphin ist ein weiteres synthetisches Opiat aus den 1960er Jahren.

Einzelnachweise

<references> <ref name="Aktories 2009"> Klaus Aktories, Ulrich Förstermann, Franz Bernhard Hofmann, Klaus Starke (Hrsg.): Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie: Begründet von W. Forth, D. Henschler, W. Rummel. 10. Auflage. Urban & Fischer Verlag/Elsevier, 2009, ISBN 978-3-437-42522-6, S. 230.</ref> <ref name="BtMVV">§5 BtMVV</ref> <ref name="Dornblüth 1927"> Otto Dornblüth: Klinisches Wörterbuch. 13/14. Auflage. 1927 (Eintrag Opiate, Opiumsucht).</ref> <ref name="Lüllmann 2010"> Heinz Lüllmann, Klaus Mohr, Lutz Hein: Pharmakologie und Toxikologie: Arzneimittelwirkungen verstehen - Medikamente gezielt einsetzen. 17. Auflage. Thieme, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-13-368517-7, S. 294–308.</ref> <ref name="Meyers 1908"> Meyers Großes Konversations-Lexikon. 15. Auflage. Leipzig 1908, S. 77 (Eintrag Opiate).</ref> <ref name="Pierer 1861"> Pierer's Universal-Lexikon. 12. Auflage. Altenburg 1861, S. 313–314 (Eintrag Opiate).</ref> </references>

Literatur

  • Heinz Lüllmann, Klaus Mohr: Pharmakologie und Toxikologie. 15. Auflage. Thieme, Stuttgart/ New York 2003, ISBN 3-13-368515-5.