Panzergrenadier
Ein Panzergrenadier ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz ein Soldat, der aufgesessen mittels Schützenpanzer oder abgesessen infanteristisch kämpft. Panzergrenadiere begleiten die eigenen Kampfpanzer der Panzertruppe und bekämpfen in Operationen verbundener Kräfte (ehemals: Gefecht der verbundenen Waffen) auf- und abgesessen feindliche Infanterie sowie mittels Panzerabwehrhandwaffen auch gepanzerte Fahrzeuge. Die Panzergrenadiertruppe nutzt dazu das Gelände zum eigenen Vorteil. Im deutschen und im österreichischen Heer ist die Panzergrenadiertruppe eine eigene Truppengattung, in der Schweizer Armee bilden sie einen Teil der Panzertruppen. In Deutschland bezeichnet Panzergrenadier außerdem den niedrigsten Dienstgrad in Panzergrenadiereinheiten.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte der Truppengattung
Ursprünglich beschreibt das Wort Grenadier den im Werfen von Handgranaten speziell ausgebildeten Infanteristen. Vorläufer der berittenen und damit beweglichen Infanterie waren Dragoner. Im Zweiten Weltkrieg wurden die infanteristischen Truppenteile in den Panzerdivisionen der Wehrmacht erstmals als Panzergrenadiere bezeichnet. Die Aufstellung von Panzergrenadierverbänden geht auf Heinz Guderian zurück, der maßgebend an der Gründung und operativen Nutzung von spezialisierten Panzerverbänden beteiligt war. Sein Konzept sah dabei vor, dass mit den Panzerverbänden die notwendige Unterstützung in einem Großverband zusammengefasst wurde. Dazu gehörten Pioniere, Artillerie, Instandsetzung und mechanisierte oder motorisierte Infanterie. Für die Panzergrenadiere sah sein Konzept vor, dass diese mit dem Schützenpanzerwagen, einem gepanzerten Fahrzeug ausgerüstet, den auf- und abgesessen Kampf führen sollten.
Zu Beginn des Krieges waren die Panzergrenadierverbände unter der Bezeichnung Schützen und Kavallerieschützen in Regimentern gegliedert den Panzerdivisionen und Leichten Divisionen zugeordnet und mit LKW motorisiert. Die im engen Verbund mit den Kampfpanzern operierenden Verbände waren die mit Beiwagen-Krädern beweglich gemachten Krad-Schützen, die als die eigentlichen Vorläufer der Panzergrenadiere gelten können. Nach dem Überfall auf Polen wurden die leichten Divisionen in Panzerdivisionen umgegliedert, sodass nun alle infanteristischen Verbände als Schützen bezeichnet wurden. Am 5. Juli 1942 wurden diese dann in Panzergrenadiere umbenannt, unabhängig davon ob sie über gepanzerte Fahrzeuge verfügten. Tatsächlich verfügten bedingt durch die Rüstungslage nur etwa 25 % der Panzergrenadiere im Verlauf des Krieges über Schützenpanzerwagen Sd.Kfz. 250 oder Schützenpanzerwagen Sd.Kfz. 251. Als einziger Großverband der Wehrmacht war die Panzer-Lehr-Division eine voll gepanzerte Division.
Als Waffenfarbe wurde 1943 Wiesengrün festgelegt. Einige Verbände der Wehrmacht behielten jedoch aus Traditionsgründen das Weiß der Infanterie oder das Gelb der Kavallerie.
- Sieh dazu auch
Panzergrenadiere in der Bundeswehr
Die Panzergrenadiertruppe ist eine Truppengattung im Heer der Bundeswehr. Die deutsche Panzergrenadiertruppe zählt zu den Kampftruppen des Heeres und bildet mit der Panzertruppe den Truppengattungsverbund Panzertruppen. Hauptwaffensystem der Panzergrenadiertruppe (zurzeit) ist der Schützenpanzer Marder.
Panzergrenadiere im österreichischen Bundesheer
Im österreichischen Bundesheer bilden Panzergrenadiere eine eigene Waffengattung. Hauptwaffensystem der Panzertruppe ist der Schützenpanzer Ulan. Die Waffenfarbe der Panzergrenadiere (und der Panzertruppe im Allgemeinen) im österreichischen Bundesheer ist Schwarz.
Panzergrenadiere in der Schweizer Armee
In der Schweizer Armee bilden die Panzergrenadiere (Abkürzung Pz Gren; französische Bezeichnung grenadiers de chars; gren char) einen Teil der Panzertruppen. Jedes der sechs Panzerbataillone verfügt über zwei Panzergrenadierkompanien, die mit je 14 Schützenpanzern CV 9030 ausgerüstet sind, aufgeteilt auf 3 Gefechts- und einen Kommandozug. Ihre Waffenfarbe ist Gelb, die Béretfarbe ist schwarz.
Motorisierte Schützen in der Nationalen Volksarmee
In der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR gab es die Bezeichnung Panzergrenadier nicht. Ähnlich kämpfende Soldaten wurden als Motorisierte Schützen bezeichnet. Die entsprechenden Einheiten waren u. a. mit Schützenpanzerwagen SPW-60, SPW-70, BMP-1 und lediglich ein Mot.-Schützen-Regiment mit dem BMP-2 ausgerüstet. Ihre Waffenfarbe war Weiß.
Panzergrenadiere in anderen Armeen
Die Bezeichnung Panzergrenadier oder die Panzergrenadiertruppe ist vor allem im deutschen Sprachraum üblich. In vielen anderen Armeen gehören sie als mechanisierte Infanterie zu dieser Truppengattung.
Literatur
- Klaus Christian Richter (Hrsg.): Panzergrenadiere. Eine Truppengattung im Spiegel ihrer Geschichte. 2. überarb. und erg. Aufl., Munster 2006, ISBN 3-00-014858-2.
- Horst Riemann: Deutsche Panzergrenadiere. Verlag E. S. Mittler & Sohn, Herford 1989, ISBN 3-8132-0326-3.
- F. von Senger und Etterlin: Die Panzergrenadiere. J. F. Lehmanns Verlag, München 1961.
- Karsten Jahn: Die Geschichte der Panzergrenadiere bis 1945. In: Der Panzergrenadier 0/3. Freundeskreis der PzGrenTrp e. V., Munster 1996/98.
- Chris Bishop, Jorge Rosado: Panzergrenadierdivisionen der deutschen Wehrmacht 1939–1945. deutsche Erstauflage (der englischen Originalausgabe) Verlag VDM, Zweibrücken 2008.
- Reinhard Scholzen: Die Infanterie der Bundeswehr. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-613-03293-4.
- André Deinhardt: Panzergrenadiere – eine Truppengattung im Kalten Krieg 1960 bis 1970. Sicherheitspolitik und Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland, Bd. 11, München: Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2012, ISBN 978-3-486-70464-8.