Pauline (Lippe)
Pauline Christine Wilhelmine zur Lippe (geborene Prinzessin von Anhalt-Bernburg, seit 1796 Fürstin zur Lippe; * 23. Februar 1769 in Ballenstedt; † 29. Dezember 1820 in Detmold) war von 1802 bis 1820 Regentin des deutschen Fürstentums Lippe und gilt dort als eine der bedeutendsten Herrscherinnen von Lippe. Sie hob am 1. Januar 1809 durch fürstliche Verordnung die bis dahin bestehende Leibeigenschaft der Bauern auf, bewahrte die Selbstständigkeit Lippes und bemühte sich um eine Verfassung, mit der die ständische Ordnung aufgebrochen wurde. Im kollektiven geschichtlichen Bewusstsein der lippischen Bevölkerung rangiert jedoch ihr soziales Engagement an erster Stelle.<ref name="Landeszeitung">Fürstin Pauline steht ganz oben. In: Lippische Landes-Zeitung. 304/2009, Lippischer Zeitungsverlag Giesdorf, Detmold 31. Dezember 2009, S. 9 (http://www.lz-online.de/aktionen_der_lz/lippes_nummer_eins/, abgerufen am 4. Januar 2010).</ref> Sie gründete die erste Kinderbewahranstalt in Deutschland, eine Erwerbsschule für verwahrloste Kinder, ein freiwilliges Arbeitshaus für erwachsene Almosenempfänger und eine Pflegeanstalt mit Krankenstube.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Pauline wurde als Tochter von Friedrich Fürst von Anhalt-Bernburg und seiner Frau Luise (geb. von Holstein-Plön) geboren. Wenige Tage nach der Geburt starb ihre Mutter an den Masern. Sie hatte einen ältereren Bruder: Alexius Friedrich Christian (1767–1834), der ab 1807 Herzog von Anhalt-Bernburg war. Schon früh war zu erkennen, dass Pauline einen wachen Verstand hatte.<ref name="Traute">Traute Prinzessin zur Lippe: Zur Geschichte der Paulinenanstalt in Detmold. In: Heimatland Lippe. März 1991, S. 81.</ref> Fürst Friedrich Albert, ihr Vater, übernahm persönlich die Erziehung des Thronfolgers Alexius und seiner Tochter Pauline. Sie war eine gute Schülerin, lernte neben Latein Französisch, Geschichte und allgemeine Staatswissenschaften. Bereits mit 13 Jahren unterstützte sie ihren Vater bei seinen Regierungsgeschäften. Zunächst übernahm sie die französische Korrespondenz, später den gesamten Schriftwechsel zwischen der Residenz in Schloss Ballenstedt und den Regierungsstellen in Bernburg.<ref name="Meier">Burkhard Meier: 200 Jahre Fürstin-Pauline-Stiftung. In: Heimatland Lippe. April/Mai 2002, S. H:62.</ref> Ihre Ausbildung wurde stark von christlicher Ethik und dem Gedankengut der Aufklärung beeinflusst. In späteren Jahren setzte Pauline um, was sie in der Jugend gedanklich verarbeitet hatte, so etwa die Lehren von Johann Heinrich Pestalozzi und Jean-Jacques Rousseau.<ref name="Traute" />
Am 2. Januar 1796 heiratete Pauline Prinzessin von Anhalt-Bernburg Leopold I. Fürst zur Lippe. Die Hochzeit wurde in Ballenstedt gefeiert, und am 21. Januar 1796 kehrte das Brautpaar unter großem Jubel der Bevölkerung nach Detmold zurück. Leopold zur Lippe hatte sich schon seit Jahren um ihre Hand bemüht, doch Pauline hatte sein Werben wiederholt abgelehnt. Die Ehe wurde erst nach der Verbesserung von Leopolds Gesundheitszustand geschlossen, der zuvor kurzzeitig wegen geistiger Verwirrung entmündigt worden war. In der Folgezeit äußerte sich Pauline positiv über ihre Ehe und ihren „liebevollen“<ref name="Lederle">Julia Lederle: Fürstin Pauline zur Lippe. In: Heimatland Lippe. Oktober 2002, S. H:178.</ref> Mann. Sie bekannte in einem Brief an ihren vertrauten Augustenburger Vetter Friedrich Christian:
„Nie habe ich einen Schritt mit mehrerer Überlegung gethan als diesen, nie kaltblütiger mich entschlossen, denn Liebe hielt mir wahrlich kein Vergrößerungsglas vor “<ref name="Knittel" />
Rheinbund
Datei:Rheinbund 1807.pngDer Rheinbund 1808Datei:Jacques-Louis David 017.jpgNapoleon Bonaparte 1812Neben Paulines Einsatz für soziale Zwecke im Land war die Erhaltung der Selbständigkeit Lippes ihr größter außenpolitischer Erfolg. Sie fühlte sich verpflichtet, als Vormund ihres Sohnes alles zu tun, um dessen Rechte nach Möglichkeit ungeschmälert zu erhalten. Das kleine Land befand sich zu dieser Zeit zwischen den verfeindeten Mächten Frankreich, Preußen und Hessen und drohte, im Verlauf der Konflikte von dem einen oder anderen Nachbarn okkupiert zu werden. Zu Anfang ihrer Regierungszeit lag Lippe in einer vertraglich vereinbarten neutralen Schutzzone, die alle Kriegsparteien respektierten. Zur Sicherung der Neutralität befanden sich preußische Observationstruppen in Lippe. 1806 entstand auf Initiative Napoleons der sogenannte Rheinbund. Preußen reagierte mit dem Projekt eines Norddeutschen Bundes und warb um Mitglieder.<ref name="westfälische geschichte">Internetportal Westfälische Geschichte - Pauline zu Lippe, abgerufen am 9. April 2010</ref> Pauline sah die Unabhängigkeit Lippes bedroht und strebte als Lösung eine Aufnahme in den Rheinbund an. Mit einer Urkunde bestätigte Napoleon am 18. April 1807 Lippes Zugehörigkeit zum Rheinbund, und Pauline reiste nach Paris, um die von ihr gewünschten Sonderregelungen für Lippe auszuhandeln. Sie galt als eine Bewunderin Napoleons, eine Haltung, die ihr später viel Kritik eingebracht hat. In einer Rechtfertigung ihrer Entscheidung erklärte sie, dass sie sich lieber dem entfernten Frankreich als dem benachbarten Hessen oder Preußen unterwerfen wolle.<ref name="westfälische geschichte" />
Die Aufnahme in den Rheinbund hatte zur Folge, dass Lippe Truppen für Napoleons Armee stellen musste. Die Lipper widersetzten sich und es kam zu Unruhen. Zahlreiche junge Männer entzogen sich der Rekrutierung oder desertierten im Verlauf der französischen Feldzüge. Nach Napoleons Niederlage im Oktober 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig verprügelten die Lipper die französischen Beamten zu Paulines Entsetzen. Bis zuletzt hatte sie an den Sieg Napoleons geglaubt. Lippe wurde von den Preußen als feindliches Land besetzt und Pauline galt als Kollaborateurin. In der Folge erklärte Lippe seinen Austritt aus dem Rheinbund. Legationsrat Preuß schloss am 29. November 1813 die Bündnisverträge mit Österreich und Russland ab. Es kam zur Bildung eines lippischen Freiwilligenkorps, das durch Spenden lippischer Bürger ausgestattet wurde. Hierzu erließ die Regentin einen Aufruf und ließ jede Gabe, unabhängig von der Größe, mit Namen des Spenders im Intelligenzblatt veröffentlichen.<ref name="Knittel" /><ref>Fürstlich-Lippisches Intelligenzblatt 1814 Nr. 2</ref>
Dass Lippe unangetastet aus der politischen Katastrophe von 1813 herauskam, lag an den restaurativen Tendenzen der Politik Österreichs und Russlands. Weil auch die süddeutschen Rheinbundstaaten als Bundesgenossen aufgenommen wurden, konnte das zur Umkehr bereite Lippe nicht anders behandelt werden.<ref name="Knittel" />
Die dramatischen Ereignisse führten bei Pauline zu einem nervlichen Zusammenbruch, von dem sie sich nur langsam erholte. Sie nahm deshalb nicht am Wiener Kongress 1814/15 teil, an dem Europa nach dem Sieg über Napoleon neu geordnet wurde. Viele Kleinstaaten verschwanden von der Landkarte, Lippes Souveränität wurde jedoch auf dem Wiener Kongress bestätigt. Die Präambel zur Deutschen Bundesakte vom 8. Juli 1815 weist an letzter Stelle der aufgeführten souveränen Fürsten aus:
„Ihre Durchlaucht die Fürstin von der Lippe als Regentin und Vormünderin des Fürsten Ihres Sohnes [...]“
– Deutscher Bund: Präambel der Bundesakte (zitiert nach Knittel: Heimatchronik des Kreises Lippe)<ref name="Knittel" />Aufhebung der Leibeigenschaft
Am 27. Dezember 1808 unterschrieb Pauline Fürstin zur Lippe die Verordnung zur Aufhebung der Leibeigenschaft in Lippe gegen den Willen der seit 1805 von der Mitregierung ausgeschalteten Landstände. Die Verordnung trat am 1. Januar 1809 in Kraft. Sie folgte damit dem Vorbild der meisten anderen Staaten aus dem Rheinbund. In der Ära nach der Französischen Revolution wurde die Leibeigenschaft allgemein als „Relikt des Mittelalters“ entschieden abgelehnt.<ref name="Bender">Dr. Wolfgang Bender: Fürstliche Großtat? Die Aufhebung der Leibeigenschaft in Lippe vor 200 Jahren. In: Heimatland Lippe. Januar 2009, S. 20f.</ref>
Die Fürstregentin kommentierte in der Präambel der Verordnung ihre humanistischen und vor allem wirtschaftlichen Motive. Paulines Worte wurden von den Kanzeln verlesen, durch Plakate veröffentlicht und in den Lippischen Intelligenzblättern gedruckt:
„Ueberzeugt, dass die Leibeigenschaft, wenn sie gleich so gemäßigt ist, wie sie bisher im Lande war, doch immer nachteiligen Einfluss auf die Moralität, den Erwerbsfleiß und den Kredit der Eigenhörigen hat, finden Wir Uns zur Beförderung des Wohlstandes auch dieser Klasse getreuer Untertanen Landesmütterlich bewogen, nach dem Vorgang anderer Bundesstaaten solches Verhältnis aufzugeben, [...]“
– Pauline: Lippische Intelligenzblätter (zitiert nach Bender: Fürstliche Großtat? Die Aufhebung der Leibeigenschaft in Lippe vor 200 Jahren)<ref name="Bender" />Mit der Verordnung vom 27. Dezember 1808 wurden der bis dahin geltende Weinkauf und der Sterbfall abgeschafft. Der Weinkauf bezeichnete ein Antrittsgeld, das bei Übernahme eines Kolonats an den Grundherrn zu zahlen war. Beim Sterbfall musste beim Ableben des Leibeigenen dessen bestes Kleidungsstück oder das wertvollste Stück Vieh, auch Mortuarium oder Besthaupt genannt, an den Grundherrn abgegeben werden.<ref name="Bender" />
Diese Verordnung betraf zunächst nur Paulines eigene leibeigenen Bauern, vom Vollspänner bis zum Hoppenplöcker, sowie deren Angehörige. Binnen kurzer Zeit folgten jedoch der Landadel, die Gutsbesitzer, die kirchlichen Einrichtungen und die wohlhabenden Bürger. Damit erhielten die lippischen Bauern und ihre Familienangehörigen eine deutliche Aufwertung des zuvor bescheidenen gesellschaftlichen Status. Allerdings war die lippische Variante der Leibeigenschaft keineswegs mit der preußischen Gutsherrschaft oder gar mit der russischen Leibeigenschaft zu vergleichen. Sie war lediglich eine gelinde Form der Abhängigkeit und ihre Abschaffung stellte kein besonderes Ereignis dar, das Jubelfeiern bei den Betroffenen auslöste. Viel drückender belasteten die Bauern die zahlreichen Spann- und Handdienste, sowie Geld- und Naturalabgaben, deren Ablösung erst in den 1830er Jahren in Lippe gesetzlich verankert werden sollte.<ref name="Bender" />
Verfassungsstreit
Die Landstände setzten sich aus Vertretern der Ritterschaft und der Städte zusammen und traten jährlich zu einem Landtag zusammen, um die Angelegenheiten Lippes zu verhandeln und Beschlüsse zu fassen. Mit der Aufnahme Lippes in den Rheinbund wurden diese Rechte ausgesetzt und die Fürstin zum Souverän ernannt. Pauline fasste ihre neue Machtbefugnis dahingehend auf, dass sie die Zustimmung der Stände nun nicht benötigen würde:
„Ich vermag es nicht, obgleich das vielleicht ein Fehler meines heftigen Charakters ist [...], die Anmaßungen und Silbenstechereien, den respektwidrigen Ton, das ewige Hindern jedes Guten zu ertragen, was die Stände sich Jahr für Jahr erlauben.“
– Pauline: Briefwechsel (zitiert nach Knittel: Heimatchronik des Kreises Lippe)<ref name="Knittel" />Pauline hat die Stände zwar nicht aufgelöst aber weitgehend ohne sie regiert, wie der absolutistische Friedrich Adolf ein Jahrhundert früher. Ihr Verhältnis zu den Ständen war ohnehin getrübt, seitdem diese 1805 die von ihr geforderte Branntweinsteuer zur Finanzierung der geplanten Heilanstalt für Geisteskranke abgelehnt hatten. Nach dem Austritt aus dem Rheinbund verlangten die Landstände ihre alten Rechte zurück und es kam zu einer erbitterten Auseinandersetzung mit dem Fürstenhaus.<ref name="Knittel" />
Datei:Verfassung Pauline.jpgEigenhändiger Verfassungsentwurf von Fürstin Pauline im Jahr 1819In der Wiener Schlussakte, dem Abschlussdokument des Wiener Kongresses, steht in Paragraph 13: In allen deutschen Staaten wird eine landständische Verfassung stattfinden [...]. Pauline ließ daraufhin eine lippische Verfassung nach dem Muster einiger süddeutscher Staaten entwerfen, deren endgültige Fassung sie persönlich niederschrieb. Diese wurde am 8. Juni 1819 von der Regierung verabschiedet und danach unter dem Jubel der Bevölkerung veröffentlicht.<ref>Landständische Verfassungs-Urkunde des Fürstenthums Lippe 1819</ref> Die Landstände protestierten gegen die Einschränkung ihrer traditionellen Rechte und ersuchten den Kaiser, dem umstürzlerischen und dem demokratischen Zeitgeist schmeichelnden Treiben <ref>Hans Kiewning: Hundert Jahre lippische Verfassung 1819-1919, Detmold, 1935</ref> der Fürstin entgegenzutreten. Auf Veranlassung Metternichs wurden die sogenannten Karlsbader Beschlüsse gegen demokratische Umtriebe gefasst. Sie fielen zeitlich mit der heftigen Auseinandersetzung über die lippische Verfassung zusammen. Die Bundesversammlung des Deutschen Bundes forderte Pauline umgehend auf, die lippische Verfassung wieder aufzuheben.<ref name="Knittel" />
Nach dem Tod Paulines haben Leopold II. und die lippische Regierung lange Zeit am Vermächtnis der Fürstin festgehalten und die notwendigen Änderungen in ihren Verfassungsentwurf einfügen wollen. In langen und schwierigen Verhandlungen mit den Ständen, namentlich der Ritterschaft, konnte dieser Grundsatz nicht eingehalten werden. Schließlich wurde ein Kompromiss gefunden, in dem die Ritterschaft einen Teil der alten Privilegien zurückerhielt. 1836 trat die neue lippische Verfassung in Kraft.<ref name="Knittel" />
Rücktritt
Sie war vom Thronfolger Leopold aufgrund seines Phlegmas häufig enttäuscht und der Meinung, ihm nicht mit ruhigem Gewissen die Regentschaft übertragen zu können. So verschob sie die Übergabe mehrmals, bis kritische Stimmen laut wurden. Schließlich verkündigte sie ihrem überraschten Sohn am 3. Juli 1820 ihren Rücktritt. Leopold II. brauchte zunächst ihre Hilfe bei den Regierungsgeschäften, die jedoch nach außen hin nicht sichtbar werden durfte. Pauline plante deshalb, diesen Zustand zu beenden und möglichst bald ihren Wohnsitz im Detmolder Schloss mit dem Witwensitz im Lemgoer Lippehof zu tauschen. Dazu kam es allerdings nicht mehr, denn Pauline starb am 29. Dezember 1820 an einer schmerzhaften Lungenvereiterung. Sie wurde in Detmold in der reformierten Kirche am Marktplatz, der heutigen Erlöserkirche, beerdigt.<ref name="westfälische geschichte" />
Am 5. März 1822 erschien in der Dresdner Abendzeitung ein Nachruf auf Pauline von Helmina von Chézy. Darin wurde ihre antipreußische Politik verurteilt und als Entschuldigung angeführt:
„Wer wird aber von einer Frau, und wenn sie Kaiserin wäre, eine eigene, richtige politische Ansicht und ein taktfestes Handeln in Kriegsangelegenheiten verlangen?“
– Helmina von Chézy: Nachruf in der Dresdner Abendzeitung (zitiert nach dem Internetportal Westfälische Geschichte)<ref name="westfälische geschichte" />Rezeption
Datei:Bad Meinberg Pauline zu Lippe 2.jpgDenkmal Paulines in Bad MeinbergDatei:Gedenktafel für Fürstin Pauline.jpgGedenktafel auf dem Schlossplatz in DetmoldDer Archivar Hans Kiewning schrieb 1930 die bis heute einflussreichste positive Pauline-Biografie unter dem Titel: Fürstin Pauline zur Lippe, 1769 - 1820. Kiewning drückte seine Bewunderung für Pauline mit folgenden Worten aus:<ref name="Arand" />
„Darüber hinaus besteht wohl kaum ein Zweifel, dass Pauline alle lippischen Regenten, die vor oder nach ihr waren, weit überragte und sich zu ihren Lebzeiten über die Grenzen ihres Landes einen Namen gemacht hat, wie niemand unter ihnen.“
Paulines Persönlichkeit, Politik und Reformen wurden zum Gegenstand zahlreicher Untersuchungen und Publikationen. Die lippische Bibliographie verzeichnet derzeit rund 170 Titel allein zu ihrer Person.<ref>Hermann Niebuhr: Eine Fürstin unterwegs, Reisetagebücher der Fürstin Pauline zur Lippe 1799-1818. Detmold 1990, ISBN 3-923384-10-6.</ref> Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts begann die historische Forschung, das überwiegend unkritische Geschichtsbild Paulines zu hinterfragen. Elisabeth Solle stellte in ihrem Beitrag zu den Lippischen Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde, 1969, die Frage nach der Religiosität der Fürstin zum besseren Verständnis ihres diakonischen Interesses.<ref name="Arand" />
In einer Umfrage der Lippischen Landeszeitung Ende 2009 wurde Pauline Fürstin zur Lippe als bedeutendste Persönlichkeit in Lippe mit 28 Prozent der eingesandten Stimmen gewählt. Auf Rang zwei der Liste kam der ehemalige Landespräsident Heinrich Drake mit 22 Prozent und Platz drei teilen sich Arminius, der Sieger der Varusschlacht, und Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder mit je 9 Prozent der abgegebenen Stimmen.<ref name="Landeszeitung" />
Auf dem Lindenhausgelände in Lemgo und im Kurpark von Bad Meinberg befindet sich jeweils ein Denkmal Paulines. Eine Wandtafel ist an einem Gebäude auf dem Detmolder Schlossplatz angebracht. Darüber hinaus erinnern der Verein Paulines Töchter, eine Mineralquelle ("Paulinenquelle") in Bad Salzuflen sowie eine Anzahl von Straßennamen in mehreren Orten Lippes an die Fürstin. Die heutige Fürstin-Pauline-Stiftung ist eine Stiftung des privaten Rechts mit Sitz in Detmold. Ihren Schwerpunkt bildet die Jugend- und Altenhilfe, sowie ein Angebot an Kindertagesstätten. Die Stiftung bemüht sich im Sinne ihrer Stifterin auf den verschiedenen Gebieten Menschen Hilfe zu leisten, die der Hilfe bedürfen.<ref>Fürstin-Pauline-Stiftung, abgerufen am 12. April 2010.</ref>
Das alternative Kultur- und Kommunikationszentrum Alte Pauline in Detmold wurde nach Fürstin Pauline benannt.
Einzelnachweise
<references />
Literatur
- Falkmann: Pauline. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 25, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 275–277.
- Hans Adolf Dresel: Die Fürstin Pauline zur Lippe und der General-Superintendent Weerth : Erinnerungsblätter. Meyer, Lemgo & Detmold 1859 (LLB Detmold).
- Erinnerungen aus dem Leben der Fürstin Pauline zur Lippe-Detmold: Aus den nachgelassenen Papieren eines ehemaligen Lippischen Staatsdieners. Gotha 1860 (MDZ München, Google).
- Elise Polko: Eine deutsche Fürstin, Pauline zur Lippe. Leipzig 1870 (LLB Detmold).
- Pauline zur Lippe, Friedrich Christian von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, Paul Rachel (Hrsg.): Briefe aus den Jahren 1790–1812. Leipzig 1903 (LLB Detmold).
- Hans Kiewning: Fürstin Pauline zur Lippe, 1769-1820. Detmold 1930.
- Hilde Kraemer: Die Handbibliothek der Fürstin Pauline zur Lippe. In: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde. 38, Detmold 1969.
- Burkhard Meier: Fürstin Pauline Stiftung, Von der ältesten Kinderbewahranstalt zum modernen Diakonieunternehmen. Detmold 2002, ISBN 3-9807369-3-8.
- Hermann Niebuhr: Eine Fürstin unterwegs, Reisetagebücher der Fürstin Pauline zur Lippe 1799-1818. Detmold 1990, ISBN 3-923384-10-6.
- Jutta Prieur: Frauenzimmer – Regentin – Reformerin. Fürstin Pauline zur Lippe 1802-1820. In: Sonderveröffentlichungen des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins für das Land Lippe 69, Begleitband zur Ausstellung des NW Staatsarchivs Detmold (27. Oktober 2002 bis 2. Februar 2003). Detmold 2002.
Weblinks
Commons Commons: Pauline of Lippe – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWikisource Wikisource: Pauline zur Lippe – Quellen und Volltexte
- Literatur von und über Pauline im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Fürstin-Pauline-Stiftung
- Online-Biographie zu Pauline zur Lippe
Vorgänger Amt Nachfolger Leopold I. Regentin von Lippe
1802–1820Leopold II.
Personendaten NAME Pauline ALTERNATIVNAMEN Anhalt-Bernburg, Pauline Christine Wilhelmine von (Geburtsname); Lippe, Pauline zur KURZBESCHREIBUNG Regentin des Fürstentums Lippe. Gründerin der ersten Kindertagesstätte in Deutschland GEBURTSDATUM 23. Februar 1769 GEBURTSORT Ballenstedt STERBEDATUM 29. Dezember 1820 STERBEORT Detmold