Dichogamie
Als Dichogamie bezeichnet man in der Fortpflanzungsbiologie der Zoologie und Botanik das Phänomen unterschiedlicher Reifezeitpunkte von weiblichen und männlichen Geschlechtsorganen bei zwittrigen Tieren oder Pflanzen. Dabei gibt es zwei verschiedene Formen mit tendenziell unterschiedlichen Zielen, die Proterogynie (weibliche Reife tritt früher ein) und die Proterandrie (männliche Reife tritt früher ein).
Inhaltsverzeichnis
Dichogamie in der Zoologie
Fast alle Plattwürmer sind Zwitter (Hermaphroditen). In der Regel reifen dabei die männlichen Gonaden zuerst (Proterandrie oder Vormännlichkeit). Selten kommt der umgekehrte Fall vor (Proterogynie oder Vorweiblichkeit). Dichogamie vermeidet Selbstbefruchtung und fördert damit die gegenseitige Befruchtung. Die Spermien werden in der Samentasche aufbewahrt, bis die Eizellen gereift sind. Danach erfolgt die Befruchtung im Ootyp.
Proterandrie
Unter Proterandrie versteht man die im Tierreich auch gelegentlich vorkommende Sonderform der Zwittrigkeit, bei der das Individuum im Verlauf seines Lebens zunächst männliche Geschlechtsteile entwickelt und andere, „weibliche“, also ältere Artgenossen begattet. Mit zunehmendem Alter bildet es allmählich mehr und mehr weibliche Geschlechtsteile aus und männliche Geschlechtsteile zurück. Dieser Vorgang führt schließlich zu einem vollwertigen „Weibchen“, das für die Entwicklung und das Austragen von Eiern oder Jungen sorgt. Beispiele finden sich bei den meisten Schneckenarten, bei Regenwürmern sowie einigen Meerespolypen und -muscheln oder auch der Goldbrasse.<ref>fao.org Informationen zur Aquakultur fao.org/fishery/culturedspecies/ (abgerufen am 24. September 2014).</ref>
Proterogynie
Zwittrigkeit in umgekehrter Reihenfolge, also vom Weibchen zum Männchen, wird als Proterogynie bezeichnet. Bei einigen Wirbeltieren, darunter manchen marinen Barschverwandten (Percomorphaceae), kommt es zu dieser Form der entwicklungsbedingten Geschlechtsumwandlung.
Dichogamie in der Botanik
Proterogynie
Von Proterogynie (auch Protogynie oder Vorweiblichkeit) spricht man, wenn die weiblichen Geschlechtsorgane (Fruchtblätter) vor den männlichen (den Staubbeuteln) reifen.<ref>Vorweiblichkeit, Thomas Schöpke, Pharmazie Uni-Greifswald</ref> Wenn Selbstfertilität gegeben ist, verhindert ein völlig getrennter Reifezeitpunkt der Geschlechtsorgane eine Selbstbestäubung vollständig (starke Proterogynie), ein zeitlich nur teilweise versetzter Reifezeitpunkt begünstigt zwar eine Fremdbestäubung, erlaubt aber die Selbstbestäubung der Blüte, falls diese bisher unbestäubt blieb (schwache Proterogynie).
Beispiele für Proterogynie
- Alpen-Fettkraut (schwach ausgeprägt)
- Flamingoblume
- Haselnuss
- Kerguelenkohl
- Pekannuss
Proterandrie
Im Gegensatz zur Proterogynie steht die Proterandrie (auch Protandrie, Proteroandrie, Protoandrie oder Vormännlichkeit). Hier reifen die Staubbeutel vor den Fruchtblättern, der Pollen wird also entlassen, bevor der Stempel ausgereift ist. Zwar wird dadurch ebenfalls eine Selbstbestäubung ausgeschlossen, da sich Proterandrie jedoch auch häufig bei selbststerilen Blüten findet, wird auch in Betracht gezogen, dass dadurch eine Blockierung der Narbe durch eigene Pollen ausgeschlossen wird und so die erforderliche Bestäubung durch andere Individuen verstärkt erhalten wird.
Beispiele für Proterandrie
- Salbei
- Glockenblume
- Gemeine Akelei
- Jungfer im Grünen
- Schmalblättriges Weidenröschen
- Mais
- Drüsiges Springkraut
Einzelnachweise
<references />