Qilin
Das Qilin (chinesisch 麒麟, Pinyin qílín, W.-G. ch'i-lin, jap. Kirin, kor. Girin, viet. Kỳ lân) ist ein chinesisches Fabeltier. Es wird auch als „chinesisches Einhorn“ bezeichnet. Neben dem Drachen (long), dem Phönix (feng huang) und der Schildkröte (gui) zählt das Qilin zu den „vier Wundertieren“, die auch als Zauberwesen bezeichnet werden.
Qilin | |
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Qilin aus der Qing-Dynastie im Sommerpalast in Peking | |
Chinesische Bezeichnung | |
Langzeichen | 麒麟 |
Pinyin (Mandarin) | Qí lín |
Jyutping (Kantonesisch) | Kei4 leon4 |
Japanische Bezeichnung | |
Kanji | 麒麟 |
Kana | きりん |
Rōmaji | Kirin |
Koreanische Bezeichnung | |
Hangeul | 기린 |
Hanja | 麒麟 |
McCune-Reischauer | Gilin |
Vietnamesische Bezeichnung | |
Quốc Ngữ | Kỳ lân |
Hán tự | 麒麟 |
Inhaltsverzeichnis
Aussehen und Eigenschaften
In der Ming-Dynastie wurde das Tier mit einem Drachenkopf mit Flammenornamenten und Ochsenhufen, sowie mit Fisch- beziehungsweise Drachenschuppen dargestellt. In der Qing-Dynastie kamen ein Hirschgeweih, ein Löwenschwanz und der Bart eines Karpfens hinzu.
Dem Qilin wird eine friedliche Natur nachgesagt und es verkörpert die Liebe von Frieden und Güte. Es soll ausschließlich Pflanzen fressen und niemals das Gras zertrampeln über das es läuft oder Käfer zertreten. In der Wortzusammensetzung bezeichnet Qi das männliche und Lin das weibliche Tier, wodurch der Dualismus, aber auch die Beziehung von Yin und Yang ausgedrückt werden. Dem Qilin wird nachgesagt, es könne eintausend Jahre alt werden.
Hintergründe und Geschichte
Das Erscheinen eines Qilins galt in früheren Zeiten als ein Anzeichen für die Ankunft eines weisen Herrschers. In der chinesischen Mythologie ist es außerdem Diener des gerechten Richters Gao Yao, der wiederum dem idealen Kaiser Yao dient. Sünder wurden stets durch das Horn des Qilin niedergestreckt.
Ein Buch erzählt, dass ein Qilin in der Zeit von Konfuzius gefangen wurde. Das Volk kannte dieses heilige Tier nicht und weil sie fürchteten, dass es ein schlechtes Zeichen sei, ermordeten sie es. Konfuzius war darüber sehr betrübt und sagte, er sehe keine Hoffnung mehr und ließ sein historisches Buch unvollendet.
Als der chinesische Eunuch und Admiral Zheng He in der Ming-Dynastie (1334–1644) dem Kaiser Yong Le von einer seiner berühmten Seereisen eine Giraffe mitbrachte, wurde sie aufgrund ihrer ruhigen Natur und des Fellmusters von Höflingen zu einem Qilin erklärt.
Das Qilin gilt allgemein als Symbol für Glück, Friedfertigkeit, Gerechtigkeit und Kindersegen. In der Qing-Dynastie zierte es die Roben der Offiziere der ersten Rangklasse. Nach der Lehre des Feng Shui werden Qilins gerne paarweise im Haus oder vor Toren aufgestellt.
Das Qilin ist der Herr der behaarten Tierklasse. Andere Tierklassen und ihre respektiven Oberherren sind:
- geschuppt (Long)
- gepanzert (Schildkröte)
- nackt (Mensch)
- gefiedert (Feng Huang)
Kirin
Auf Japanisch wird Qilin Kirin ausgesprochen. In der japanischen Kunst hat es mehr Ähnlichkeit mit einem Hirsch als mit dem chinesischen Original. Die beiden Schriftzeichen enthalten jeweils das Radikal für Hirsch 鹿. Im modernen Japanisch wird der Begriff Kirin auch für die Giraffe verwendet. Die japanische Kirin Brauerei ist nach dem Kirin benannt.
Literatur
- Johny Cherry: Fabeltiere. Von Drachen, Einhörnern und anderen mythischen Wesen. Reclam, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-15-020185-5, S. 101–102
- Josef Guter: Lexikon der Götter und Symbole der Alten Chinesen. Marix, Wiesbaden 2004, ISBN 3-937715-04-5, S. 266–267
- Wolfgang Münke: Mythologie der chinesischen Antike. Mit Ausblick auf spätere Entwicklungen. Peter Lang, Europäischer Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-631-32776-5, S. 55
Weblinks
- Chinesisches Qilin (Memento vom 13. Oktober 2006 im Internet Archive) – www.hayashibara.co.jp (japanisch)
- Kirin in Imari