Rückepferd


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Datei:Sg fexx 20.JPG
Rückepferdgespann im Einsatz im Siebengebirge
Datei:Bundesarchiv Bild 183-1987-0206-003, Flöha, Forstarbeit, Bergen von Holz.jpg
Rückepferd bei der Arbeit in einem Wald bei Flöha, Aufnahme von 1987

Als Rückepferd bezeichnet man ein im Wald zum Holzrücken, also zum Verbringen von gefällten und entasteten Baumstämmen zum nächsten Waldweg bzw. Polterplatz, dem sogenannten Vorliefern, eingesetztes Pferd.

Nach weitgehender Verdrängung seit den 1960er Jahren durch den Einsatz landwirtschaftlicher Schlepper bzw. spezieller Forstschlepper oder Forwarder zum Holzrücken wird der Einsatz von Rückepferden derzeit im Zuge einer naturnahen Forstwirtschaft wieder zunehmend propagiert. Günstig beim Rücken mit dem Pferd ist unter anderem, dass sie auch in unwegsamem Gelände (z. B. Gebirge) keine Rückegassen benötigen, sondern das Rückegut auch durch das stehende Holz ziehen können. Des Weiteren ist es ein erheblicher Vorteil, dass sie im Gegensatz zu schweren Forstmaschinen praktisch keine Bodenschäden verursachen.<ref>vgl. zur Situation in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und der Schweiz sowie hinsichtlich der Bodenschonung: Starke Pferde - Internationales Magazin zur Förderung der Arbeit mit Pferden und anderen Zugtieren, Starke Pferde Verlag Erhardt Schroll, Lemgo, ISSN 1439-815X, Ausgabe 1/09, S. 34 ff. Ausgabe 2/08, S. 12 ff. und Ausgabe 1/10, S. 79 ff.</ref>

Anforderungen an das Rückepferd

Wegen der hohen Anforderungen an die Körperkraft der Tiere bei der Rückearbeit in schweren Holzsortimenten werden im professionellen Einsatz überwiegend Kaltblutrassen mit einem Körpergewicht ab 700 kg eingesetzt. Gleichwohl werden nicht nur schwerste Rassen genutzt, weil zum Beispiel in Gebirgslagen ein eher gedrungenes, mittelschweres Rückepferd durch bessere Wendigkeit geeigneter ist. Das Pferd sollte in Hinblick auf die ständig wechselnde Geräuschkulisse durch beispielsweise brechendes Reisig einen möglichst ruhigen Charakter zeigen, muss aber aufgrund der ebenso ständig wechselnden Zugwiderstände bei der Rückearbeit zugleich unbedingt zugwillig und -fest sein.

Ausrüstung zum Holzrücken

Datei:DébardagehauteLoire.jpg
Rückepferd mit Stoßzügel. Man beachte den Ring zur Verbindung der beiden Zügelteile über dem Rücken.

Aufgrund der stark wechselnden, oft sich ruckartig erheblich verstärkenden Zugwiderstände beim Rücken wird in aller Regel das Tier mit einem Kumt aufgeschirrt. Als Zugstränge zum Ortscheit, an das die Last mit einer Forstkette angehängt wird, nutzt man gerne zumindest im hinteren Teil, der über den Boden oder an Hindernissen vorbei schleifen kann, anstelle von Lederriemen Ketten oder robuste Seile. Das Ortscheit sollte über einen Wirbel verfügen, damit die Zugkette sich nicht aufdrehen und das Ortscheit springen lassen kann. Auf den Einsatz von Scheuklappen bei der Zäumung wird verzichtet, damit das Pferd sich angesichts der vielen Hindernisse im Wald ständig voll orientieren kann. Die Art der Führung des Pferdes durch den Menschen ist unterschiedlich. Teilweise werden geschlossene Fahrleinen wie beim Kutsche fahren verwendet, welche aber die Nachteile haben, dass zum einen der Pferdeführer sich in ihr verheddern kann und die Leine selbst häufig im Gestrüpp hängen bleibt. Im Rheinland und in Westfalen war es in der Vergangenheit üblich, neben dem Pferd hergehend dieses mit einem kurzen, in einen Trensenring eingehängten Strick zu führen. Im süddeutschen Raum war hingegen die Verwendung der Stoßleine gebräuchlicher. Bei der Stoßleine, die auch Zopp-, Zupf- oder Hottleine genannt wird, handelt es sich um eine Kombination eines einem Reitzügel ähnlichen kurzen von Trensenring zu Trensenring laufenden Riemens oder Seils und eines an hieran mittels eines freibeweglich auf ihm laufenden Ringes befestigten einzelnen, weit hinter das Pferd reichenden Seils bzw. Riemens. Das Rückepferd muss bei Verwendung der Stoßleine darauf trainiert sein, in Verbindung mit den auch bei den übrigen Varianten wichtigen Stimmkommandos beim Annehmen der Leine links und beim Zupfen an der Leine rechts zu gehen.

Andere Tierarten

Auf dem indischen Subkontinent werden Elefanten zum Holzrücken genutzt.<ref>Starke Pferde - Internationales Magazin zur Förderung der Arbeit mit Pferden und anderen Zugtieren, Starke Pferde Verlag Erhardt Schroll, Lemgo, ISSN 1439-815X, Ausgabe 2/08, S. 30 ff.</ref>

Einzelnachweise

<references/>

Literatur

  • Michael Koch: Traditionelles Arbeiten mit Pferden. Ulmer, Stuttgart 1998, ISBN 3-8001-7383-2

Weblinks

Commons Commons: Pferde in der Forstwirtschaft – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien