Ranzin
Ranzin ist ein Dorf (Ortsteil) der Gemeinde Züssow im Landkreis Vorpommern-Greifswald. Ranzin ist über die Kreisstraße K 15 zu erreichen, welche von der B 111 (zwischen Gribow und Thurow) und der B 109 bei Klein Bünzow verläuft.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Ranzin wurde erstmals als Villa "Randensyn" im Jahre 1228 urkundlich erwähnt. Die Erwähnung erfolgte in einer Urkunde über einen Gebietstausch zwischen dem Pommernherzog Barnim I. und dem Domkapitel Lübeck. Ranzin ist aber eine slawische Gründung, der Name bedeutet soviel, wie "Wunde", weshalb ist fraglich.<ref>Manfred Niemeyer: Ostvorpommern. Quellen- und Literatursammlung zu den Ortsnamen. Bd. 2: Festland. (=Greifswalder Beiträge zur Ortsnamenkunde. Bd. 2), Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Institut für Slawistik, Greifswald 2001, ISBN 3-86006-149-6. S. 110</ref>
Der Ort ist zwar archäologisch schon vorher nachweisbar (bronzezeitliches Hügelgrab), aber die hauptsächliche Besiedlung erfolgte zur slawischen Zeit, wie nordöstlich einige archäologische Fundgebiete zeigen.
Seit dem Jahre 1249 ist die Existenz einer Kirche belegt. Nachweislich mindestens seit 1315 - Grabstein des Michel Horn aus diesem Jahr in der Kirche - ist Ranzin der Stammsitz des alten pommerschen Adelsgeschlechtes (von) Horn, welches hier in dreizehn Generationen bis 1845 ansässig war. Das Horn´sche Gut Ranzin war von Anfang an direkt mit Oldenburg verbunden. Matthias Magnus von Horn musste dann 1751 die Güter verkaufen, weil sie finanziell nicht zu halten waren. Nach kurzzeitiger Verpachtung gelang dann der Verkauf an Amtmann P. A. Heydemann aus Mecklenburg. Nach langjährigen Prozessen bis zum Tribunal in Wismar konnte ein Sohn des letzten Besitzers mit Namen Bengt Gustav von Horn 1782 eine Rückabwicklung des Verkaufs erreichen.
Christian Leopold von Horn verkaufte 1845 die Güter Ranzin und Oldenburg nach erneuter Insolvenz an den Wolgaster Reeder und Getreidegroßhändler Commerzienrat August Wilhelm Homeyer. Dieser legte 1848 ein nach ihm benanntes Vorwerk Wilhelmshöh an, ließ das Gutshaus (Schloss) Ranzin nach Entwurf des Architekten Richard Lucae, sowie viele Wirtschaftsgebäude neu errichten. Er und später sein Sohn Friedrich bauten das Gut Ranzin zu einem Musterunternehmen aus. 1864 wurden die Homeyers geadelt.
Ranzin hatte 1865 251 Einwohner, 1 Kirche, 1 Schule, 19 Wohnhäuser, 5 Fabrikgebäude (darunter 1 Mühle, 1 Brennerei) und 22 Wirtschaftsgebäude.
Das Dorf wuchs entsprechend und wurde 1874 Sitz des Amtsbezirkes, zu dem die Dörfer Oldenburg, Wilhelmshöh, Gribow, Glödenhof, Lüssow, Radlow, Züssow, Krebsow, Thurow und Nepzin gehörten. Erst 1935 musste Ranzin zugunsten von Züssow den Amtsbezirkssitz abgeben.
Die Homeyers blieben im Besitz bis 1937, dann kam das Gut durch Erbschaft an die Familie von Kameke, sie war letzte Besitzerin des Gutes. Während des Zweiten Weltkrieges mussten zahlreiche Männer aus der Sowjetunion im Ort Zwangsarbeit verrichten. Vier von ihnen starben in dieser Zeit (1941–1942).
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Gut Ranzin enteignet, aber nicht in der Bodenreform aufgesiedelt, weil Saatzuchtbetriebe von der Bodenreform ausgenommen wurden. Am 26. September 1945 wurde das Landesgut Ranzin gegründet, welches als VEG (Saatzucht) und VEG (Tierzucht) bis zur Wende existierte. Das Schloss wurde Internat der Berufsausbildung im Gut. Nach 1990 wurde das Gut in den beiden Betriebsteilen privatisiert. 1991 pachtete die Saka-Ragis Pflanzenzucht GbR Hamburg das Gut und die Saatzuchtstation.
Mit Wirkung vom 1. Januar 2005 gab die Gemeinde Ranzin ihre Eigenständigkeit auf und ist seitdem Ortsteil der Gemeinde Züssow.<ref>StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2005</ref> Im März 2005 hatte Ranzin 229 Einwohner.
2009 hatte Ranzin nur noch 200 Einwohner.
Ranzin hatte am 31. Dezember 2014 184 Einwohner mit Hauptwohnung und 20 mit Nebenwohnung.<ref name="EW">Amt Züssow, Einwohner des Amtsbereiches Züssow, Stand: 31. Dezember 2014</ref>
Sehenswürdigkeiten
→ Siehe: Liste der Baudenkmale in Züssow
- Kirche Ranzin mit
- Drei Grabplatten des alten Adelsgeschlechtes derer von Horn aus den Jahren 1315, 1357 und 1407. Sie zählen zu den ältesten erhaltenen Grabmalen in Vorpommern
- Freigelegten Resten von Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert
- Fachwerkhaus unmittelbar vor der Kirche; ältestes Haus des Dorfes (wahrscheinlich Ende des 15. Jahrhunderts)
- Küsterhaus von 1856
- Brennerei (genannt Villa Granito); hohes, vollständig aus Feldsteinen errichtetes Fabrikgebäude (vor 1890 durch den Gutsbesitzer Friedrich von Homeyer errichtet)
- Ehemaliger Schafstall; Feldsteinbau mit Backsteinelementen; mit einem Rundbogen und Stufengiebel, der über das Flachdach hinausragt. Am Giebel des jetzigen Kuhstalls sind noch die Terrakotta-Medaillons mit Widderköpfen erhalten. Von Friedrich von Homeyer 1867 nach Plänen des Berliner Architekten Eduard Knoblauch erbaut. - siehe Bild
- Herrenhaus Ranzin von 1877, Nachfolgebau des 1875 abgebrannten Herrenhauses. Der Neubau kann nicht - wie verschiedentlich angegeben - von Eduard Knoblauch entworfen worden sein, der zu diesem Zeitpunkt nicht mehr lebte; möglicherweise aber durch einen seiner Söhne, die ebenfalls als Architekten tätig waren. Das Schloss dient heute als Hotel.
- Turmhügel Ranzin
Literatur
- Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen, IV. Teils Band II, Anklam 1868 S. 504 ff. und 600 ff.
- Manfred Niemeyer: Ostvorpommern. Quellen- und Literatursammlung zu den Ortsnamen. Bd. 2: Festland. (=Greifswalder Beiträge zur Ortsnamenkunde. Bd. 2), Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Institut für Slawistik, Greifswald 2001, ISBN 3-86006-149-6.
Einzelnachweise
<references />
Koordinaten: 53° 57′ N, 13° 32′ O{{#coordinates:53,946944444444|13,529722222222|primary
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