Rippen


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25px Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Rippen (Begriffsklärung) aufgeführt.

Rippen bezeichnet im Computerjargon das Kopieren von einer Datenquelle auf ein anderes Speichermedium, meist auf eine Festplatte. Das Verb leitet sich vom englischen „to rip“ ab, das in diesem Zusammenhang so viel wie „(herunter-)reißen“ bedeutet. Der Jargon-File-Eintrag für rip gibt einen Ursprung des Terms im Amiga-Slang an, wo er verwendet wurde, um die Extraktion von Multimedia-Inhalten aus Programmen zu bezeichnen.<ref>rip. In: The Jargon File (version 4.4.3). catb.org. 1. Juli 2003. Archiviert vom Original am 24. Februar 2009. Abgerufen am 28. März 2011.</ref>

Konzept

Datenquellen können beispielsweise analoge Aufnahmen, Audio-CDs, Binärdateien, DVDs, Blu-ray Discs oder Datenströme aus dem Internet, beispielsweise von Internetradios, sein. Beim Rippen werden häufig Datenformate konvertiert und ein möglicherweise bestehender Kopierschutz entfernt. Nach dem Rippen lassen sich die Daten meist beliebig vervielfältigen. Für das Rippen von Daten von verschiedenen Medien wird ein spezialisiertes Rip-Programm benötigt.

Rippen von Audio-CDs

Das Rippen von Audio-CDs wird spezifischer auch als Digital Audio Extraction (DAE) bezeichnet, wenn die Audiodaten nicht über die analogen oder gegebenenfalls digitalen Audio-Anschlüsse des Laufwerks ausgegeben werden, sondern über die Hostschnittstelle (meist ATA/ATAPI oder SCSI) übermittelt werden.

Die Software, die hierzu verwendet wird, wird als CD-Ripper, Audiograbber oder einfach DAE-Software bezeichnet. Verbreitete Programme sind CDex, EAC (Exact Audio Copy), Audiograbber, cdda2wav sowie Sound Juicer. Auch viele Audioplayer wie Winamp, iTunes, Windows Media Player, RealPlayer, MusicMatch Jukebox, MediaMonkey oder Foobar2000 können CDs rippen.

Technik

Kennzeichnend ist, dass

  • der Host die Daten direkt von der CD liest, ohne dass diese in die analoge Domäne überführt wurden, wie dies beim Anschluss des Laufwerks über die Soundkarte und deren Benutzung der Fall wäre;
  • die Übertragung normalerweise um ein Vielfaches schneller erfolgt als das komplette Abspielen der CD;
  • dem Laufwerk, da keine Echtzeitanforderung besteht, prinzipiell mehr Möglichkeiten zum Verfahren beim Auftreten von Lesefehlern zur Verfügung stehen.

Traditionellerweise wurde die digitale Extraktion von Audiodaten von Laufwerksseite eher stiefmütterlich behandelt, so dass insbesondere bei älteren Laufwerken die Fehlerkorrektur hierbei schlechter als bei der Wiedergabe der CD ist. Die Signalverarbeitung im Laufwerk erfolgt dabei meist über andere Schaltungsteile als bei der Wiedergabe der CD. Häufig werden Lesefehler nicht an den Host gemeldet. Aufgrund der Tatsache, dass ein Datenblock mit Audiomaterial mit weniger Metadaten ausgestattet ist als ein Block mit CD-ROM-Daten, ist die Adressierbarkeit der Blöcke vielfach eingeschränkt – meist tritt ein von der Laufwerksfirmware abhängiger (in seltenen Fällen zufälliger) Versatz auf, wobei die tatsächliche von der vom Laufwerk angegebenen Leseposition um einige Samples abweicht.

Moderne Laufwerke haben vielfach eine sehr gute Fehlerkorrektur. Wegen der gegenüber CD-ROM-Daten geringeren Redundanz des Audiomaterials bei der Kodierung auf der CD ist bei praktisch allen Laufwerken – gegenüber der Geschwindigkeit bei Daten-CDs – die maximale Lesegeschwindigkeit bei der DAE eingeschränkt.

Zum Erkennen von Lesefehler kann einerseits der Vergleich mit den Prüfsummen aus den beiden Prüfsummenschichten von Audio-CDs (C1 und C2)<ref>http://www.muenster.de/~asshoff/physik/cd/cdplayer.htm</ref> genutzt werden oder das Material mehrmals gelesen und die Ergebnisse verglichen werden, was als die sicherste Methode gilt. (Bei Lesefehlern wird von zufälligen Ergebnissen an den Fehlerstellen ausgegangen.) Dadurch können Lesefehler weitgehend sicher erkannt werden, sofern nicht ein Lesepuffer des Laufwerkes im Spiel ist, da sonst nur zweimal das Ergebnis nur eines wirklichen Auslesevorganges aus dem Puffer ausgegeben wird, das sich selbst natürlich identisch ist und so ein Erkennen von fehlerhaften Stellen auf diesem Wege unmöglich wird. Daher muss für das Erreichen zuverlässiger Ergebnisse ein eventueller Lesepuffer zuverlässig umgangen werden. Weiterhin können Lesefehler durch das Vergleichen der Ausleseergebnisse mit anderen Nutzern erkannt werden, was der Dienst AccurateRip mittels einer Datenbank von Prüfsummen verwirklicht, die von Nutzern beigetragen werden.

DAE-Laufwerkseigenschaften

Die Qualität der DAE die letztendlich erreichbar ist, ist durch die Eigenschaften des spezifischen optischen Laufwerks definiert. Eigenschaften die für ein perfektes DAE hilfreich sind, sind ein geringer Versatz, kein Jitter, ein deaktivierbares Caching und die Fähigkeit den Fehlerzustand (C1 und C2) korrekt an die DAE-Software zurückzugeben. Es existieren Datenbanken über die Eigenschaften spezifischer Laufwerke, auch besitzt die DAE-Software EAC die Möglichkeit diese automatisch mit einer Test-CD zu bestimmen.<ref>DAE Drive Features Database - FAQ (englisch, 2007)</ref>

A/D-Ripping

Einen Sonderfall stellt das A/D (analog/digital)-Ripping dar. Hierzu werden keine speziellen Programme benötigt. Es wird ausschließlich für Audio-Dateien bzw. Audiospuren von Filmen eingesetzt. Das am Ausgang der Soundkarte eines Computers oder digitalen Abspielgeräts anliegende analoge Tonsignal wird über einen A/D-Wandler digitalisiert und einem Aufnahmeprogramm auf dem Abspielcomputer oder einem Fremdcomputer/Aufnahmegerät zugeführt. Die Qualität der Kopie ist vorrangig von den Eigenschaften der Soundkarte abhängig. Wie bei vielen anderen Rippingverfahren wird hier der Kopierschutz umgangen und u. U. fremde Rechte verletzt. A/D-Ripping hinterlässt auf den verwendeten Computern keine Spuren, die den Vorgang belegen.

Rippen von Audio-Streams

Der CD-Ripper No23 Recorder ermöglicht zudem das Aufnehmen von Audio-Streams. Ein entsprechendes Programm für Internet-Radio-Streams ist der Streamripper.

Rippen von Filmen

  • PDTV: Rippen von einer rein digitalen Quelle
  • BD-Rip: Kopieren von einer Blu-ray Disc
  • DVD-Rip: Kopieren einer DVD
  • VHS-Rip: Kopieren von einer VHS-Kassette (niedrigere Auflösung und Tonqualität als DVD-Rip)
  • R5-Rip (R5): Kopieren von einer Region-5-DVD (früh verfügbare DVD aus Gebiet der ehemaligen Sowjetunion) (Kinoqualität, nicht nachbearbeitet)
  • Screener (Scr): Kopieren einer Vorab-DVD (oft eingeblendete Schwarz-Weiß-Abschnitte, Hinweistexte usw.)
  • Telecine (TC): Kopieren eines Kinofilms mit Hilfe eines Abtastgerätes
  • Telesync (TS): Abfilmen eines Kinofilms mit einer Kamera mit Stativ in einem meist leeren Kino
  • Cam-Rip: Abfilmen eines Kinofilms mit einem Camcorder in einem öffentlichen Kino

Rippen von Programmdaten

Klang- und Bilddateien in ausführbaren Binärdateien wie Spielen oder Demos<ref name=MAZfilerippers>Matthias Ziegs: MAZ File Ripper's Page (englisch) soundtrackers.de. 4. Juli 2001. Abgerufen am 28. März 2011: „dumps the whole RAM into a file, useful if a demo is crypted“</ref> können mit File Rippern aus diesen extrahiert werden. Ein bekannter Ripper aus den 1990er Jahren ist der Multiripper<ref name=MAZfilerippers/>, aktuelle Varianten sind z. B. der DragonUnpacker oder MultiEx Commander.<ref>Extraction_tools xentax.com (englisch)</ref>

Rechtliche Situation

Die rechtliche Grundlage, von einer urheberrechtlich geschützten Datenquelle eine Kopie mithilfe eines Rip-Programms zu erstellen, ist weltweit uneinheitlich geregelt. Im europäischen Raum gilt vielfach, dass für rein private Zwecke Kopien in eingeschränktem Rahmen erlaubt sind.

Hauptartikel: Privatkopie

Einzelnachweise

<references />