Schifffahrt


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25px Schiffsverkehr ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Siehe auch Schiffsverkehr (Begriffsklärung).

Unter Schifffahrt versteht man die Benutzung von Wasserfahrzeugen auf Binnengewässern und Meeren zu unterschiedlichen Zwecken, vor allem zur gewerbsmäßigen Beförderung von Personen und Gütern. Der Begriff „Schifffahrt“ ist nicht mit Schiffsfahrt, also einer Fahrt mit einem Schiff, zu verwechseln.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte der Seefahrt

Die Notwendigkeit, Gewässer zu überqueren, hat schon früh in der Menschheitsgeschichte dazu geführt, dass unterschiedliche schwimmende Hilfsmittel erfunden wurden. Flöße und Einbäume waren vermutlich die ältesten Wasserfahrzeuge gewesen. Sie sorgten dafür, dass aus dem Hindernis Gewässer ein Verkehrsweg werden konnte. Die Schifffahrt erlaubte die Entdeckung fremder Länder und den Handel mit ihnen. Sie sorgte von je her für den Austausch von Gütern und Ideen, brachte aber auch Auseinandersetzungen über territoriale, wirtschaftliche und militärische Interessen mit sich. Im Laufe der Zeit spezialisierte sich die Schifffahrt in zivile und militärische Bereiche, in Handel und Fischerei und in schifffahrtsnahe Sparten wie Hafenbetrieb, Lotswesen und Schiffbau.

Bedeutung der Schifffahrt

Mit Hilfe der Schifffahrt ist es möglich, Wasser als Transportweg zu nutzen oder im und unter dem Wasser befindliche Ressourcen zu gewinnen. Um sich auch in der Auseinandersetzung zwischen verschiedenen Mächten diese Chancen zu sichern, hat sich außerdem eine militärische Komponente der Schifffahrt entwickelt. In modernen Gesellschaften gewinnt darüber hinaus die touristische Nutzung des Wassers immer größere Bedeutung.

Wasser als Transportweg

Seeschifffahrt

Hauptartikel: Seeschifffahrt und Seehandel

Wasser ist der leistungsfähigste Transportweg. Die größten beweglichen Bauwerke der Menschheit sind Schiffe. Sie können große Gütermengen mit wenig Personal und geringem Aufwand befördern. Daher wird die Schifffahrt zum Beispiel im Rahmen des „Marco-Polo-II-Programms“ der EU-Kommission gefördert, das unter anderem so genannte Meeresautobahnen vorsieht.<ref name="Marco Polo"></ref> der NATO aufgebaut. NCAGS ist auf die freiwillige Zusammenarbeit zwischen der zivilen Schifffahrt und den Seestreitkräften ausgerichtet. Im Wesentlichen geht es darum, die Schifffahrt über die Sicherheitslage zu informieren und zu beraten. Bei besonderer Gefährdung können Seestreitkräfte direkten Schutz für Handelsschiffe leisten, indem diese durch geräumte Passagen in Minenfeldern führen oder in Konvois geleiten.

Unternehmen

Wichtigste Unternehmen in der Schifffahrtsbranche sind die Reedereien. Früher häufig Symbole nationaler Wirtschaftsgeltung, sind die meisten großen Reedereien heute internationale Unternehmen, deren Schiffe aus sicherheitsrechtlichen oder steuerlichen Gründen häufig andere Flaggen führen als die des Hauptstandorts der Reederei. Viele Reedereien haben sich spezialisiert, z. B. auf Tank-, Container- oder Binnenschiffe.

Klassifikationsgesellschaften legen Sicherheitsstandards für Schiffe fest und überwachen deren Einhaltung beim Bau und während des Betriebes. Die Klassifizierung erfolgt nach Fahrtgebieten und für besondere Fahrtbedingungen, z. B. „Küstenfahrt“ für das Fahrtgebiet und „Eisklasse“ für die Eistauglichkeit eines Schiffes. Die Klassifizierung ist regelmäßig zu überprüfen, die Überprüfung wird auch „Klasse machen“ genannt. Schiffe, die ihre Klasse nicht mehr bestätigen können, verlieren ihre Betriebsgenehmigung. Klassifizierungsgesellschaften sind große, international operierende Unternehmen, das deutsche Unternehmen ist der Germanische Lloyd.

In den Häfen sorgen Stauereien für das Laden und Löschen der Schiffe, die Lagerung und den An- und Weitertransport der Waren. Agenturen nehmen die Interessen des Reeders und des Schiffes in fremden Häfen wahr.

Militärischer Schutz der Schifffahrt

Hauptartikel: Marineschifffahrtleitung

Der Schutz der Handelsschifffahrt gehört zu den wichtigsten Aufgaben der Seestreitkräfte im Krieg und in Krisenregionen. Insbesondere während der beiden Weltkriege wurde auf Seiten der westlichen Alliierten eine umfangreiche Organisation zum Schutz gegen deutsche U-Boote aufgebaut. Daran orientierte sich die Naval Control of Shipping Organisation (NCSOrg) der NATO während des Kalten Krieges. Sie wurde nach dessen Ende in die offene und auf freiwillige Teilnahme angelegte Naval Co-Operation and Guidance of Shipping Organisation umgewandelt, die unter anderem für die NATO den Schutz der Schifffahrt gegen die Piraterie vor der Küste Somalias organisiert.<ref name="AAP-8">NCAGS Organisation, Publications, and Documents AAP-8 (F)</ref>

Kommunikation

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Funkraum auf dem Forschungsschiff Polarstern

Für den Fernmeldeverkehr mit und zwischen Schiffen gibt es besondere Technologien und Verfahren, bei denen Seefunkverbindungen die wichtigste Rolle spielen. Die früher mehrheitlich staatlichen Küstenfunkstellen sind inzwischen im Zuge der Privatisierung der Post- und Telekommunikationsverwaltungen in vielen Ländern in private Hände übergegangen. Seit der Aufstellung des Inmarsat-Systems zur Satellitenkommunikation haben Küstenfunkstellen wie Norddeich Radio ihre Bedeutung verloren, und viele wurden abgeschaltet.

Das Global Maritime Distress Safety System (GMDSS) ist eine Zusammenfassung von technischen Einrichtungen, Dienststellen und Regeln zur weltweiten Hilfe bei Seenotfällen und zur Sicherung der Schifffahrt. Mit diesem System werden außer Notmeldungen auch Sicherheitsinformationen übermittelt. Das in GMDSS integrierte Digital Selective Calling (DSC) dient auch der Herstellung von UKW-Sprechfunkverbindungen zwischen Schiffen. Optische Fernmeldeverfahren wie Flaggensignalisieren, Winkern und Lichtmorsen finden kaum noch Anwendung. Lediglich in den Marinen werden sie noch in Einzelfällen gebraucht, wenn z. B. aus taktischen Gründen Funkstille befohlen ist.

Schifffahrtsberufe

Hauptartikel: Seeleute

Wie die Schifffahrt haben sich auch die mit ihr verbundenen Berufe in den vergangenen Jahrzehnten erheblich gewandelt. Das gilt für die Besatzungen der Schiffe ebenso wie für die schifffahrtsnahen Berufe an Land.

Seeschifffahrt

Auf Schiffen wird vor allem Personal der nautisch-seemännischen und der technischen Laufbahn eingesetzt. Zum nautisch-seemännischen Personal gehören die nautischen Offiziere, allen voran der Kapitän und das Deckspersonal, zu dem die Matrosen und Bootsleute gehören. Zum technischen Dienst gehören die Schiffsingenieure und -mechaniker. Insbesondere in Deutschland ist man schon 1983 dazu übergegangen, die seemännischen Besatzungsmitglieder zum Berufsbild des Schiffsmechanikers zusammenzufassen. Der wesentlich später auch auf die Schiffsoffiziere ausgedehnte Versuch der integrierten Ausbildung zum Schiffsbetriebsoffizier ist inzwischen als eigener Ausbildungsgang wieder aufgegeben worden. In vielen anderen Ländern hat man hingegen stets an der Trennung der nautischen und der technischen Laufbahnen festgehalten. Das selbständige Berufsbild des Funkoffiziers ist weitgehend verschwunden. Diese Aufgaben werden inzwischen meist von nautischen Offizieren mit Zusatzqualifikation wahrgenommen. Alle Berufe erfordern eine Ausbildung unterschiedlicher Dauer. Die höchste Qualifikation ist der Fachhochschulabschluss für nautisch-technische Offiziere, während andere Berufe meist Lehrberufe mit unterschiedlichen Zusatzqualifikationen sind.

Die unterschiedlichen Befähigungszeugnisse (Patente) der Offiziere erlauben den Einsatz in unterschiedlichen Fahrtgebieten und auf Schiffen verschiedener Größe, von der Küstenfahrt auf kleinen Fahrzeugen bis zum weltweiten Einsatz auf Schiffen jeder Größe. Wegen der Rückflaggung deutscher Seeschiffe unter die deutsche Flagge wächst der Bedarf an deutschem Schiffsführungspersonal seit einigen Jahren an. Auf Passagierschiffen kommen die Berufe des Dienstleistungsbereichs wie Bordarzt, Zahlmeister, Kreuzfahrtdirektor und weitere hinzu, die vor allem der Gastronomiebranche zuzuordnen sind. Köche und Stewards sorgen auch auf anderen Schiffen für die Verpflegung der Besatzung.

Fischerei

Die Besatzungsangehörigen in der Hochseefischerei haben eigene, von der Handelsschifffahrt abweichende Qualifikationen. Die Offiziere und Kapitäne haben eigene Fischereipatente. Kleinere Fischereifahrzeuge werden oft als Nebenerwerb betrieben.

Binnenschifffahrt

Die Binnenschifffahrt kennt eigene Qualifikationen. Dazu gehört der Lehrberuf des Binnenschiffers, der sich zum Steuermann und zum Schiffsführer weiterqualifizieren kann.

Marine

Marineschiffe haben meist erheblich größere Besatzungen als Handelsschiffe, um die teilweise sehr komplexen Waffensysteme bedienen und warten zu können. Für diese Aufgaben gibt es eigene Laufbahnen, insbesondere bei den Unteroffizieren und Mannschaften. Die Qualifikationen der Marineangehörigen reichen vom angelernten Mannschaftsdienstgrad bis zum Truppenoffizier mit Universitätsstudium.

Schifffahrtsnahe Berufe

Im Hafendienst finden viele Seeleute Verwendung, die nicht mehr auf große Fahrt gehen wollen. Dazu gehören die Festmacher und Ewerführer, aber auch Lotsen und Reedereiinspektoren. Zugleich entstehen auch neue Berufe wie der des Hafenschiffers.

Frauen an Bord

Auch wenn inzwischen die Seefahrtsberufe für Frauen offenstehen, ist deren Anteil an den Besatzungen noch immer gering. Ausnahmen gibt es beim Servicepersonal, besonders auf Passagierschiffen. In der deutschen Marine wächst der Anteil weiblicher Besatzungsangehöriger ständig, seit 2001 infolge des Urteils des Europäischen Gerichtshofes vom 22. Januar 2000 alle Laufbahnen auch für Frauen geöffnet wurden.

Sprache und Brauchtum

Die Internationalisierung der Seeschifffahrt hat dazu geführt, dass die meisten Besatzungen heute aus Angehörigen mehrerer Nationen bestehen. Auf deutschen Seeschiffen gibt es zwar stets eine deutsche Schiffsführung, die übrigen Besatzungsmitglieder sind jedoch fast ausschließlich Ausländer, von denen die Mehrheit 2004 aus Philippinen (36,6 %), China (9,3 %), Indien (8,1 %), Ukraine (5,4 %), Russland (4,9 %), Polen (4,4 %), Griechenland (3,2 %), Kroatien (2,2 %), Lettland (2,0 %), Korea (1,9 %), zweiten 10 (11 %), Rest (10,9 %).<ref>U.S. Maritime Administration</ref> Die offizielle Bordsprache ist auf vielen Schiffen Englisch, manchmal Spanisch, Russisch, Französisch oder eine national andere Sprache.

Schifffahrt und Umwelt

Schiffe haben einen geringen spezifischen Kraftstoffverbrauch. Sie gelten im Vergleich mit anderen Verkehrsträgern als relativ umweltfreundliche Transportmittel. Da der Kraftstoffpreis massiv gestiegen ist, lohnt sich für viele Schiffe das Langsamfahren ("Slow steaming").

Es gibt seit Jahrzehnten einen Trend zu größeren Schiffen (siehe z. B. Containerschiff#Entwicklung der Schiffsgröße). Diese fahren umweltfreundlicher als kleinere Schiffe, weil pro Tonnenkilometer (oder z. B. pro transportiertem Container) weniger Kraftstoff verbraucht bzw. CO2 emittiert wird. Anders gesagt: ein doppelt so großes Schiff braucht ceteris paribus bei weitem nicht die doppelte Kraftstoffmenge pro Strecke.

Heutige Schiffsdiesel verbrauchen je erzeugter Kilowattstunde (kWh) unter 180 g Kraftstoff. Problematisch ist das Verwenden von Kraftstoffen schlechter Qualität mit hohem Schwefelanteil (siehe Schweröl). Die durch die Schifffahrt erzeugten Abgase - speziell die Rußpartikel - gelten als Verursacher von Atemwegserkrankungen und Lungenkrebs bei Bewohnern des Küstenraums und auch anderswo.<ref>Schiffsverkehr fordert 60.000 Tote jährlich; sueddeutsche.de vom 8. November 2007</ref> Mit Katalysatoren für die Abgasentschwefelung in der Seeschifffahrt wurden bis 2013 nur wenige ausgestattet. In SECAs (Sulphur Emission Control Areas) gibt es gewisse Vorschriften.

Beim Ausbau von Wasserwegen stehen Schifffahrts- und Umweltbelange oft in Konkurrenz. Der Bau von Kanälen und auch die Vertiefung von Flüssen gehen mit Eingriffen in die Natur einher. Deshalb hat es in der Vergangenheit Protestbewegungen gegen Projekte wie den Main-Donau-Kanal oder Proteste gegen die Elbvertiefung gegeben.

Katastrophen der Seefahrt haben in der Vergangenheit - teils große - Umweltschäden verursacht. Insbesondere Öltankerunfälle haben zu großen Ölverschmutzungen und zum Tod vieler Meerestiere und Vögel geführt. Das Auseinanderbrechen der Amoco Cadiz im März 1978 vor der Küste der Bretagne (Nordwestfrankreich) war ein Auslöser dafür, die Einführung von Tankern mit Doppelhülle voranzutreiben. Damals flossen 223.000 Tonnen Rohöl ins Meer. Im Juli 1979 traten nach dem Zusammenstoß zweier Öltanker im Atlantik - Atlantic Empress und Aegean Captain - von 470.000 t Rohöl etwa 287.000 t aus.

Literatur (Zeitschriften)

Siehe auch

Portal Portal: Schifffahrt – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Schifffahrt
Commons Commons: Schifffahrt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource Wikisource: Schifffahrt – Quellen und Volltexte

Weblinks

Einzelnachweise

<references />